DAW KI fürs Tonstudio
Inhaltsverzeichnis
Das Thema „Künstliche Intelligenz“ macht auch vor unserer Branche nicht halt und in den letzten Jahren hat die eine oder andere Software-Schmiede Plug-ins mit dem Zusatz KI auf den Markt gebracht. Dabei ist KI nicht gleich KI und was genau ein Plug-in macht und auf welcher (Daten- und/oder Algorithmus-) Basis etwas geschieht, wird auch bei näherer Betrachtung nicht immer ganz klar. Da lassen sich die Entwickler und Hersteller oftmals nicht so recht in die Karten schauen.
Trotzdem oder gerade deswegen ist und bleibt das Thema spannend und betrifft nahezu alle Bereiche des Musikmachens und des Produzierens. Egal ob man Unterstützung bei den passenden Equalizer- oder Kompressor-Einstellungen benötigt, der Hall der heimischen Podcast-Aufnahme etwas eingedämmt werden soll oder man einen Vorschlag für den Mix und das Mastering benötigt, die aktuellen Plug-ins decken ein großes Gebiet ab.
Neben diesem Bericht haben wir bei AMAZONA.de weitere Artikel zum Thema Einsatz von künstlicher Intelligenz im Tonstudio, beispielsweise in Form von DAWs, Plug-ins, Software und Audio-Tools:
- MIDI-Generatoren mit künstlicher Intelligenz: AIVA, WAVtool und Staccato
- Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Musikproduktion
- Workshop: KI im Tonstudio, smarte EQs und intelligente Reverbs
- Künstliche Intelligenz in der Musikproduktion: Interview Daniel Knoll, Markus Wegmann
- Test: Hit’n’Mix RipX DAW Pro, Software mit künstlicher Intelligenz
- Künstliche Intelligenz in der Musikproduktion, Tools für Melodien und Kompositionen
In der folgenden Übersicht haben wir euch eine Vielzahl von Plug-ins zusammengestellt, die allesamt mit diversen „smarten“ Funktionen aufwarten, die euch hilfsbereit bei den o. g. Recording-, Mix- und Mastering-Aufgaben zur Seite stehen. Dabei soll es in diesem Artikel explizit nicht um Kompositionshilfen gehen, die euch bei einer kreativen Durststrecke mit Melodien oder Akkordfolgen weiterbringen. Denn hierzu hatten wir vor einiger Zeit bereits einen separaten Artikel:
In den Kommentaren freuen wir uns wie immer über eure Empfehlungen sowie Tipps & Tricks für die Anwendung von smarten Plug-ins.
Baby Audio
Den Anfang macht die vergleichsweise unbekannte Software-Schmiede Baby Audio. Die Firma bietet mit TAIP ein Plug-in zur Emulation einer Bandmaschine an. Klingt zunächst unspektakulär. Doch Baby Audio setzt hierbei nicht auf traditionelle DSP-Emulation, sondern setzt auf Künstliche Intelligenz und neuronale Netze, die dazu führen sollen, dass die klanglichen Eigenschaften, die eine Bandmaschine so klingen und sich verhalten lassen, wie sie es tun, besser entschlüsselt und nachgebildet werden können. Dazu wird ein Algorithmus mit verschiedenen Daten von trockenen und bearbeiteten Audiodaten gefüttert und ihm hierdurch beigebracht, die genauen Merkmale zu erkennen, die den Unterschied ausmachen. Sobald die KI diese Unterschiede „gelernt“ hat, werden sie dann auf neue Audiodaten angewendet.
Hier einige Klangbeispiele zu TAIP:
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Focusrite
Im Rahmen der Online-Plattform „The Collective“ hat Focusrite zusammen mit Sonible die fünf FAST Plug-ins Equaliser, Compressor, Reverb, Limiter und Reveal entwickelt. Alle nutzen Verfahren der Künstlichen Intelligenz, basierend auf Sonibles smart:engine. Hier das offizielle Video dazu:
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Mit Hilfe der fünf Plug-ins lässt sich Audiomaterial analysieren und passende EQ-Einstellungen finden, zwei Spuren können klanglich aufeinander abgestimmt werden, es lässt sich der passende Reverb finden und vieles mehr.
Hit’n’Mix DeepRemix und DeepAudio
Das kürzlich von uns getestete Software-Duo DeepRemix und DeepAudio nutzt diverse Technologien, um fertige Songs und Mixes zu separieren. Was früher undenkbar war, funktioniert heute in weiten Teilen bereits sehr gut, so dass sich auch aus fertig gemixten Tracks Drums, Vocals, Gitarren etc. herausfiltern lassen, beispielsweise um einen Remix zu erstellen oder den Song nachträglich zu bearbeiten.
iZotope
iZotope bietet mit diversen Software-Lösungen Hilfe für die Bereiche Mix und Mastering an und setzt dabei immer mehr auch auf Künstliche Intelligenz. So analysiert der Master Assistant in Ozone beispielsweise Tracks, um die einzelnen Plug-in Module wie Komrpessor, Transient Shaper, Equalizer etc. so zusammenzustellen, dass ein optimales Klangerlebnis entsteht.
Auch das Reverb Plug-in Neoverb analysiert auf Wunsch das Audiomaterial und kann automatisch die richtigen Settings für Reverb-Zeit oder Equalizer sowie die passenden Einstellungen bei Maskierungseffekten wählen. Nach Belieben kann man die automatisch vorgenommenen Einstellungen aber auch manuell über einen Regler anpassen.
Auch Neutron kann DAW-(Einzel-) Spuren analysieren und dabei helfen, die passenden Einstellungen für Vocals, Gitarre, Drums & Co. zu finden.
LANDR Mastering
Die Online-Plattform LANDR ist zwar kein Plug-in, aber im Hinblick auf die Aufgaben im Tonstudio interessant und vermutlich den meisten Lesern bereits bekannt. Anstatt euren fertigen Mix an einen Mastering-Engineer zu geben, könnt ihr diese auf die LANDR Plattform hochladen und nach Angabe einiger weniger Parameter und klanglicher Wünsche Songs mastern lassen.
Oeksound
Mit Soothe 2 hat die Firma Oeksound ein Plug-in im Angebot, das störende Resonanzen aus Audiodaten entfernen kann. Hierfür setzt Oeksound Hunderte von Equalizern ein, die auf Wunsch automatisch die störenden Frequenzen dämpfen. Das Plug-in analysiert und beobachtet selbstständig die Resonanzen und Aussteuerungen und stimmt diese mit dem Frequenz- und Amplitudenniveau des anliegenden Signals ab. Mit dem wie ein Sidechain-Equalizer wirkendes Filter bestimmt man dann, an welcher Stelle das Signal reduziert werden soll. Dadurch dass Soothe 2 permanent das komplette Spektrum im Blick hat, wird eine möglichst lineare und organische Reduktion der inharmonischen Frequenzen gewährleistet.
Ähnlich arbeitet das zweite Plug-in aus dem Hause Oeksound: Spiff. Hierbei handelt es sich um einen Transient-Designer, mit dem sich frequenzbezoge Transienten anheben oder absenken lassen. Spiff erkennt wieder automatisch die Frequenzbereiche, in denen Transienten vorhanden sind. Auch hier findet sich wieder der „Sidechain EQ“ zur Justierung des Wirkungsgrades pro Frequenz, genauso wie sich hier Dichte und Selektivität über Drehregler einstellen lassen.
Sonible
Die österreichische Firma Sonible hat diverse „smarte“ Plug-ins im Angebot, die euch hilfsbereit zur Seite stehen. Erst kürzlich hat die Firma die zweite Version ihres Smart:Comp(ressor) Plug-ins auf den Markt gebracht. Während die ersten smart-Plug-ins noch rein auf Machine-Learning basierten, sind die Entwickler mittlerweile auf Deep-Learning umgestiegen. Hier findet ihr ein interessantes Interview dazu mit Alexander Wankhammer, einem der Mitbegründer von Sonible.
Hier geht es zu den Tests der smarten Sonible Plug-ins:
- News: Sonible Smart Comp 2
- Test: Sonible Smart Limit
- Test: Sonible Smart EQ 3, Entropy+, Prximity+
- Test: Sonible Smart Reverb
- Test: Sonible Smart Comp 1
Soundtheory
Als unser Autor Raphael Tschernuth das Plug-in Gullfoss aus dem Hause Soundtheory im Jahr 2019 testete, war er direkt hellauf begeistert. Grundsätzlich handelt es sich hierbei um einen adaptiven Equalizer, der dynamisch auf Veränderungen eines Audiosignals reagiert. Ein intelligenter Algorithmus analysiert dabei, welche Frequenzbereiche bei der menschlichen Wahrnehmung der Musik miteinander konkurrieren und entscheidet daraufhin, wie das Audiomaterial bearbeitet werden muss, um die unterschiedlichen Elemente deutlich hörbar zu machen und sozusagen die einzelnen Teile “gerecht” zu verteilen.
Doch damit nicht genug, denn Gullfoss rühmt sich auch damit, einige Phasenprobleme beheben zu können, die bei der Verwendung mehrerer Mikrofone auftreten können. Auch als unaufdringlicher De-Esser lässt sich Gullfoss einsetzen. Hier geht’s zu unserem Test der ersten Gullfoss Version.
Mittlerweile bietet Soundtheory drei Varianten des Plug-ins an, wobei man sich mit dem Kauf alle drei Versionen in einem Rutsch auf den Computer holt. Neben der von uns getesteten Variante lässt sich Gullfoss auch für Live- und Mastering-Anwendungen einsetzen.
Zynaptiq
Auch die beiden Köpfe hinter dem in Hannover ansässigen Unternehmen Zynaptiq, Denis Goekdag und Stephan Bernsee, nutzen in vielen ihrer Plug-ins die Hilfe von Künstlicher Intelligenz. So u. a. beim Plug-in Intensity. Hier kommen Algorithmen zum Einsatz, die sonst bei der Gesichtserkennung genutzt werden, um wahrgenommene Lautstärke und Dichte einer Audiodatei zu erhöhen. Wichtige und automatisch erkannte Signalmerkmale werden hierfür beispielsweise hervorgehoben.
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XLN Audio XO
Die Software-Schmiede XLN Audio kennt man eigentlich von ihren Software-Instrumenten Addictive Keys, Addictive Drums oder den beiden Effekt Plug-ins RC-20 Retro Color und DS-10 Drum Shaper. Mit XO haben die US-Amerikaner aber auch eine Software im Repertoire, die dabei hilft, Samples zu analysieren und sie übersichtlich in einer Art Wolke darzustellen. Jeder Punkt stellt dabei ein Sample dar, Position und Farbe lassen Ähnlichkeiten oder Unterschiede erkennen.
Meiner Überzeugung nach wird Der Einzug von KI (eigentlich irreführend denn es sind Algorithmen) die Musikindustrie weiter beflügeln. Daher ist es mir ein Rätsel das Musik-Maker und Co. immer noch so erfolgreich sind, wenn es doch so einfach ist, eine Spur in’s frequenztechnische Gleichgewicht zu bringen. Diese KI-Einstellungen bieten lediglich eine Hilfestellung an, die man nach belieben abändern kann. Aber machen wir uns nichts vor: Es bleibt meiner Meinung nach ein Produkt für Hobby,-Semimusiker. Die eigentliche Zielgruppe. Aber diese können sich vollends beglücken mit KI. Etwas mehr (moralische) Probleme habe ich mit Tonkorrekturen wie Melodyne und Co. Also man würde schon gerne in einem Song wissen, ob derjenige auch Singen kann oder eher ein „digitales Milli Vanilli Konzept“ dahintersteckt! 😆 Ein Hoch auf Leute wie Whitney Houston, Jennifer Rush, M.J. Da war noch nichts mit Melodyne. Cher wird natürlich knallhart ausgeschlossen! Nicht umsonst nennt man diese Funktion „Cher-Effekt“. ;)
@Filterpad Ich sehe da sehr viele Anwendungsmöglichkeiten im professionallen Bereich! Wenn der Mix oder Master schneller fertig ist aufgrund der Hilfe von KI ist das bares Geld – oder günstiger für die Musiker:in. Auch im live Bereich ist es ohne weiteres denkbar, dass ein Autopilot die Arbeit am FOH erleichtern kann bzw. sollte man manche Techniker:innen am besten jetzt schon durch KI ersetzen. 😈
Ergänzend sei noch Sononym zu nennen.
Wie XO organisiert es vorhandene Sample Libraries übersichtlich, aber erweitert das mit m.E. noch mal deutlich mächtigeren und effizienteren Such- und Sortierfunktionen beim Indexieren der Samples. Eine enorme Hilfe, für jeden Zweck das passende Sample zu finden.
Das Tool arbeitet nicht als plugin, sondern standalone. Es spielt die Samples in Windows über den Windows Soundtreiber ab: man kann gefundene Samples dann einfach per Drag & Drop in die eigene DAW (in meinem Fall Cubase) ziehen.
Intensity von Zynaptiq ist wirklich so eine Art Zauberstab, der es fast immer schafft, Signale irgendwie mit einem Klick noch toller zu machen. Funktioniert am Besten, wenn man nur einen Sound hat, den man besonders hervorstellen möchte, auf der Summe nutze ich das eher nicht.
Seit meiner frühen Jugend 1982 bin ich auf der Suche nach dem „optimalen Mix“ aus Klang, Hamonie und Krach mit Kakophonie… Bis heute bestätigt sich:
Es kommt nix raus, was nicht in mir ist. Also ist es
vielleicht doch der Weg, der das Ziel ist?
Ich wünsche jedem, dass er weiter diesen spannenden Weg der Suche folgen kann und will.
@CDRowell Ich als Laie finde es immer beeindruckend, was mit Izotope Softwares so alles möglich ist (kenne das aber nur von Freunden, da es für meinen Hobbybereich ja doch eher teuer ist). Leider habe ich mehr und mehr das Gefühl, dass die Welt des Mixing und Mastering eher was für Profis ist. Als Anfänger fühle ich mich oft überfordert was am wichtigsten ist bzw. wo die größten Hebel sind. KI ist da vielleicht eine gute Idee zum Einstieg, oder was meint ihr? Könnt ihr mir empfehlen, wie man den Umgang mit solchen Tools strukturiert lernen kann? Ich nutze aktuell Cubase 12 Pro. Danke und liebe Grüße!