Zwei Systeme, zwei Bewertungen
Aktive Säulenlautsprechersysteme liegen stark im Trend. Mag es die Optik, das Abstrahlungsverhalten im Hochtonbereich, das Wegfallen der Hochständer oder das zumeist flexible Transportieren der Einzelkomponenten sein, die gerne auch als Compact Array bezeichneten Systeme laufen aktuell den klassischen 15/2 oder auch 12/2 Konstruktionen den Rang ab. Auch die großen Namen der Vergangenheit wollen am Erfolgskonzept teilhaben, so hat u. a. auch die Firma Turbosound, die mittlerweile zur Music Tribe Group gehört, mit ihrer Turbosound iP Serie drei verschiedenen Systeme am Start. Zwei der Systeme, die Turbosound iP500 und Turbosound iP1000 liegen uns nunmehr zum Test vor.
Die Konzepte der Turbosound iP Serie
Die Konzepte der Turbosound iP500 und der Turbosound iP1000 sind nahezu gleich, lediglich die Gehäusekonstruktion und die Leistung variiert zwischen den beiden Systemen. Bei beiden Säulen handelt es sich um aktive Säulensysteme, die über einen Subwoofer verfügen, in dem neben dem Tieftöner auch die Steuerungselektronik untergebracht ist und einem Hoch-/Mitteltonsystem, das auf den Subwoofer aufgesteckt wird. In den Säulen sind sämtliche Hoch- und Mitteltöner untergebracht, zudem sitzen in den Säulen Steckverbindungen, die das zuvor gefilterte Signal weiterleiten. Soweit, so bekannt.
Die Konstruktion der Turbosound iP500
Die Turbosound iP500 ist die kleinere Variante der beiden Systeme und verfügt über eine Leistung von 600 Watt, wobei es sich wahrscheinlich um einen Peak-Wert handelt, da andere Leistungsangaben nicht in Erfahrung zu bringen waren. Der Basslautsprecher wird mit einer Class-D, die Hochtöner mit einer Class-A/B Endstufe angetrieben. Das System ist lediglich ein 2-Wege System, wobei sich ein 8 Zoll Basslautsprecher und 6 Stück 2 Zoll Neodym-Treiber die Arbeit teilen.
Die Hochtonsäule besteht aus zwei Teilen, die zusammengesetzt und auf der Oberseite des Woofers platziert werden. Zwei seitlich abgespreizte Kunststoffflügel verhindern das Durchrutschen der Säule. Im Lieferumfang mit inbegriffen sind zwei gepolsterte Taschen, respektive Schutzhüllen für den Woofer und die beiden Säulenelemente.
Eingangsseitig stehen zwei Kombibuchsen (XLR/TRS) zur Verfügung, wobei beide Kanäle per XLR-Outputs auch im Daisy-Chain-Betrieb genutzt werden können. Das System wird über ein DSP-System verwaltet, wobei man zunächst die alten Preset-Bekannten Music (Linear), Speech (Bassabsenkung), Live (Mittenabsenkung) und DJ (Scoop Einstellung) trifft. Dazu bietet der DSP allerdings noch mehrere Presets, wie sie im Studio-Nahfeldmonitor-Betrieb des Öfteren zu finden sind, als da wären die Platzierung nahe einer Wand oder gar Ecke und die daraus resultierenden Dröhnfrequenzabsenkungen.
Zusätzlich steht eine Dreifach-Klangregelung für den persönlichen Geschmack zur Verfügung. Ebenfalls am Start befindet sich eine Bluetooth-Option zwecks Streaming der persönlichen Musikfavoriten/Intros/Outros nebst einer nur für iOS erhältlichen App zur Steuerung des Systems.
Die gesamte Konstruktion ist soweit ordentlich verarbeitet, vermittelt aber einen sehr „plastikeresken“ Einruck. Nicht wirklich verwindungssteif und vergleichsweise einfach gehalten bin ich sehr auf den Praxistest gespannt.
Die Konstruktion der Turbosound iP1000
Im Gegensatz zur iP500 bietet die Turbosound iP1000 für einen 100,- Euro höheren Ladenpreis einen in jeder Hinsicht höheren Leistungsumfang. Die Leistung liegt bei 1000 Watt Peak, der 8 Zoll Lautsprecher ist doppelt vorhanden und es gibt getrennte Mittel- und Hochtöner in Form von 8 Stück 2,75 Zoll Mitteltöner und einem 1 Zoll Kompressionstreiber. Die Säulenkonstruktion besteht bei diesem System nur aus einem Stück und wird wie auch bei der LD Systems Maui Serie mit vier kräftigen Stahlstiften im Woofer verankert. Die DSP-Schaltung nebst Bluetooth-Streaming und iOS-App sind mit der iP500 Variante identisch, hier bedarf es keiner zusätzlichen Erläuterung.
In Sachen Haptik hingegen geht es bei der Turbosound iP1000 deutlich gehobener zur Sache als bei dem kleineren Schwestermodell. Zum einen haben wir es hier mit massiver Holzbauweise im Woofer-Bereich zu tun, was allerdings auch das Gesamtgewicht auf knapp 25 Kilogramm anhebt. Allerdings hinterlässt der mit grobem Strukturlack überzogene Woofer auch einen deutlich roadtauglicheren Eindruck als die iP500. Schade dennoch, dass dem System keinerlei Tragetaschen oder Schutzhüllen beigelegt wurden, was die Langlebigkeit noch mal um ein Vielfaches erhöhen würde.
Die Turbosound iP Serie in der Praxis
Ein gerne angeführtes Argument für Säulensysteme ist neben dem Abstrahlverhalten im Hochtonbereich die Transportabilität der Systeme. Hier punktet die ip500, die mit einem recht leichten Kunststoff-Woofer auch von einer weniger starken Hand gut transportiert werden kann. Bei den beiden Säulenelementen hilft zudem die mitgelieferte Tragetasche, sodass das System mit wenigen Handgriffen auch in einem regulären PKW gut zu transportieren ist.
Hier muss man bei der iP1000 schon andere Geschütze auffahren, zumal der massive Woofer nur mit einer Hand an der Einbuchtung an der Oberseite des Woofers angehoben werden kann.
Für Gewicht und Größe der iP1000er Säulensystem, empfehle ich aber auf jeden Fall ein professionelles Case für den Transport.
Aufgebaut sind beide Systeme hingegen gleich schnell und da man um das nervige Wuchten der Komponenten auf Hochständer umhinkommt, können die Systeme auch problemlos von einer einzelnen Person aufgebaut werden. Die Steckverbindungen sind leichtgängig und die Systemhöhe noch im Rahmen, als dass man bei einer normalen Deckenhöhe die Säulen problemlos von oben stecken kann und nicht den Woofer zur Seite legen muss, um ihn dann seitlich aufzurichten.
In Sachen Klang hadern alle Säulensysteme bekanntermaßen mit dem gleichen Problem. Aufgrund der geringen Durchmesser der Mitteltöner leiden nahezu alle Systeme an einer mehr oder minder starken Senke im Tiefmittenbereich, wo insbesondere E-Bass und Keyboards ihre frequentiellen Duftmarken setzen. Ein weiterer Knackpunkt sind die Höhen oberhalb von 6 kHz, die bei einem Zweiwegesystem zumeist nur schwach abgebildet werden.
Leider sind es genau die vorab aufgeführten Punkte, mit denen das Turbosound iP500 System zu kämpfen hat. Es besteht ein sehr großes Loch im Bereich von 500 Hz – 1 kHz, was dem System jegliche Wärme im Mittenbereich nimmt. Hinzu kommt, dass das System aufgrund des fehlenden Hochtontreibers über nahezu keine Höhenwiedergabe verfügt und lediglich im Hochmittenbereich durch eine vergleichsweise harsche Wiedergabe auf sich aufmerksam macht.
Dem ist aber leider noch nicht genug. Auch der Woofer zeigt Schwächen, indem er deutlich zum Dröhnen neigt. Wahrscheinlich kommen das geringe Gewicht und die Kunststoffbauweise diesem Problem klanglich entgegen, aber einen echten Punch oder Druck konnte ich dem System nicht entlocken. Auch die auf dem Papier stehenden 600 Watt können nicht wirklich überzeugen. Das System verfügt nur über rudimentären Headroom und ist meines Erachtens in einer einzelnen Ausführung für eine Beschallung von maximal 50 Personen geeignet.
Hier ist die iP1000 Variante in allen Punkten deutlich besser aufgestellt. Zum einen liefert die massivere Bauweise deutlich mehr Druck im Tiefbassbereich und schwingt nicht auf. Das bauliche bedingte Tiefmittenloch ist zwar auch hier vorhanden, aber durch die größeren Mitteltöner bei weitem nicht so ausgeprägt wie bei der iP500 Variante. Deutlich definierter ist hier auch durch den separaten Treiber die Höhenwiedergabe, die allerdings nicht unbedingt durch eine weiche Seidigkeit glänzt, aber immerhin deutlich mehr Luftigkeit in das Signal einfließen lässt.
Auch hat das System deutlich mehr Headroom und sollte bei einem kleinen Kneipengig oder übersichtlichen DJ-Gartenfest für genügend Druck sorgen können. Ein entsprechendes Stereosystem auf jeden Fall. In Anbetracht der Tatsache, dass die Turbosound iP1000 Variante gerade einmal 100,- Euro mehr kostet, sollte man die kleine iP500 Variante nicht weiter in Betracht ziehen, es sei denn, die Transportabilität steht in der persönlichen Wertigkeit über allem.
Während ich dem Turbosound iP1000 ein überzeugendes „Sehr Gut“ attestieren muss, bleibt für die Turbosound iP500 mit viel Wohlwollen leider nur ein sehr schwaches „Befriedigend“ hängen.