Features
Das Neve 88RS Plug-in emuliert einen kompletten Kanalzug der Originalkonsole mit all seinen Bauteilen. Dabei werden auch all die Nichtlinearitäten und Interaktionen der verschiedenen Bauteile wie Eingangs- und Ausgangsübertrager, Equalizer und selbst der Ausgangsverstärker nach dem Fader emuliert. Das Plug-in arbeitet intern mit Oversampling, weshalb die Latenz etwas höher ist als bei einfacheren Plug-ins. Mit dabei ist auch ein 88RS-Kanalzug in der Legacy-Variante. Dieser gleicht funktionell der normalen Variante, besitzt jedoch kein Oversampling und bezieht auch keine Nichtlinearitäten in die Berechnung mit ein. Dafür ist aber die Latenz und die DSP-Belastung geringer. Im Unison-Slot der Console ist der Legacy 88RS nicht verfügbar.
Bedienung
Ganz oben links sitzt die Input-Sektion mit den Gain-Reglern für Mikrofon- und Line-Eingang, zwei Eingangsumschaltern sowie Schaltern für die Phasenumkehr und das 20 dB Pad. Darunter befinden sich gleich die Schalter für Low- und High Cut. Das Plug-in lässt sich in der Console eines Apollo 8 Audio Interfaces in den Unison Slot laden. Alle Regler und Knöpfe, die es im Plug-in und an der Apollo-Hardware gibt, werden dabei gespiegelt, d.h. drückt man beispielsweise den Pad-Schalter am Apollo, wird dieser auch im Plug-in aktiviert und umgekehrt. Das umfasst den Gain-Regler, den Input-Wahlschalter, den Low-Cut, das Pad und die Phasenumkehr. Die Link-Funktion zur Verkopplung zweier Kanäle kann nur am Apollo aktiviert werden, die Link-Anzeige im Plug-in leuchtet dementsprechend.
Die Kommunikation zwischen dem 88RS-Plug-in und dem Hardware-Preamp des Apollo ist immer bidirektional, was nicht nur die Aktivierung von Features betrifft, sondern auch die Einstellung der Eingangsimpedanz sowie das Gain-Staging im Preamp. Laut Universal Audio wurde die Gain-Struktur des Original-Preamps aufs Genaueste emuliert, wobei nicht klar dokumentiert ist, was dabei in der Hardware passiert und was per Software berechnet wird. Fakt ist jedenfalls, dass man den Preamp ordentlich zum Zerren bringen kann, ohne den A/D-Wandler zu übersteuern. Die Verzerrung ist dabei nicht „röhrig“, sie setzt eher Transistor-typisch recht spät und etwas härter ein, was nach meiner Erfahrung an der Original-Konsole ebenso der Fall ist.
Im Kanalzug der Neve 88RS werden Low- und High Cut durch Ziehen des Reglers aktiviert, im Plug-in klickt man einfach auf die rote Leuchte darunter. Der Regelbereich ist recht weit und reicht im Bassbereich von 31,5 Hz bis 315 Hz und im Höhenband von 18 kHz runter bis 7,5 kHz. Die Flankensteilheit beträgt jeweils 12 dB pro Oktave.