Satelliten über USB gesichtet
Bereits vor ca. 2 Jahren war das Thunderbolt UAD-2 DSP-System bei AMAZONA.de im Test. Ist Thunderbolt doch in der Praxis eine MAC-only-Sache, zieht Universal Audio nun für die Windows Nutzer in Sachen High-Speed nach: Seit Mai 2016 gibt es das Universal Audio UAD-2 Satellite USB Quad DSP-System auch für USB 3 und exklusiv für Windows (7/8.1/10 alle 64 Bit). Was sich seit dem letzten Test verändert hat, soll dieser Bericht aufdecken.
Die Software des UAD-2 Satellite
In der Basic-Version gibt es – wie vor zwei Jahren schon – ein Analog Classics Plus Bundle beim Kauf eines Satellite Systems hinzu. Dieses enthält wieder die bewährten Plug-ins:
- UA 610-B Tube Preamp and EQ,
- Fairchild 670 (Legacy),
- UA Precision Enhancer Hz,
- 1176SE/LN Classic Limiting Amplifiers (Legacy),
- Pultec Pro Equalizers (Legacy),
- Teletronix LA-2A Classic Leveling Amplifier (Legacy),
- Precision Mix Rack Collection.
Registriert man sich für den Newsletter, so gibt es noch den Helios69 EQ gratis oben drauf. Dabei fallen sofort die Legacy-Versionen auf. Inzwischen hat nämlich Universal Audio für die wichtigsten Klassiker die Mark II Versionen veröffentlicht. Im Gegensatz zu den MK I- oder Legacy-Versionen handelt es sich bei den aktuellen um modellierte analoge Schaltkreise. Da diese entsprechend rechenintensiv sind, verbrauchen diese auch mehr DSP-Power, klingen aber auch authentischer.
Um den Verbrauch an DSP-Power zu verdeutlichen, hier mal exemplarisch der Unterschied zwischen Legacy und MKII beim Fairchild 670 Kompressor:
DSP-Verbrauch für eine Instanz | Mono-DSP-Verbrauch | Stereo-DSP-Verbrauch | Anzahl Mono-Instanzen | Anzahl Stereo-Instanzen |
Fairchild 670 (MK II) | 13,1% | 18,8% | 28 | 20 |
Fairchild 670 Legacy | 4,5% | 5,1% | 88 | 76 |
Es ist also mitunter mehr als dreimal soviel DSP-Power für eine Instanz notwendig.
UAD-2 Satellite USB Quad und USB Octo
Grundsätzlich hat sich das Erscheinungsbild des UAD-2 Systems nicht geändert. Einziger Unterschied zum Thunderbolt-Modell ist der USB-3-Anschluss auf der Rückseite des kleinen Desktop-Geräts. Wie auch das Thunderbolt-Modell gibt es die Satellites in einer Quad- und einer Octo-Ausführung mit jeweils vier bzw. acht SHARK-DSP-Prozessoren. Das Modul kann, bedingt durch seine Höhe von 1 HE und seiner Breite kleiner als 9,5 Zoll, mittels einer Rackschiene ins Rack geschraubt und auf Wunsch mit einen Kompagnon verpaart werden.
So ist es möglich, bis zu zwei UAD-2 Satellite USB Prozessoren an einem Rechner zu betreiben. Darüber hinaus können dann noch insgesamt zwei weitere UAD-Systeme einer anderen Anschlussart (PCIe-Karte, Firewire oder das Apollo Twin USB) in den Verbund aufgenommen werden, so dass alle zusammen eine satte SHARK-DSP-Power entwickeln können.
Kann die Geschwindigkeit auch umgesetzt werden?
Das bringt uns auch gleich zu der grundsätzlichen Frage: Wie leistungsfähig ist das DSP-System über USB 3? Laut Universal Audio fallen durch die pufferlose Übertragung bei USB 3 die Bandbegrenzungen weg und theoretisch sind Hunderte Plug-in-Instanzen möglich, sofern man genug SHARK-Power hat. FireWire limitierte die Anzahl der möglichen Plug-ins auf 55 Stereoinstanzen (bei 44,1 kHz und min. 512 Sample großen Buffer) und das unabhängig von der Anzahl der eingesetzten DSP-Prozessoren.
Um das zu verifizieren, habe ich einen Mono-Channel-Strip zusammengestellt, bestehend aus UA-610-B PreAmp, Pultec-Pro EQ und Fairchild 670 Kompressor. Der Host-Rechner ist ein Core i7-5500U mit 2,4 GHz Taktfrequenz und 8 GB RAM. Es stellt sich heraus, dass die Anzahl der Plug-ins tatsächlich unabhängig von der eingestellten Puffergröße ist.
Bei 44,1 kHz und einen Buffer von 1024 Samples lassen sich 12 dieser Channel-Strips anlegen (also insgesamt 36 Plug-in Instanzen), die dabei dann 96% der gesamten DSP-Leistung verbrauchen. Das ändert sich auch nicht, wenn man den Buffer auf bis zu 45 Samples herunter schraubt. Da manche Plug-ins bei höheren Sampleraten einfach mehr Rechenleistung benötigen, reduziert sich die Anzahl der Channelstrips entsprechend. So lassen sich bei einem Puffer von 89 Samples bei 88,2 kHz Abtastrate 11 Instanzen erzeugen, bei 96 kHz und 96 Samples sind es dann immerhin noch 9. USB 3 stellt hier tatsächlich einen Fortschritt dar.

Bei 44,1 kHz können vom Test-Channel-Strip 7 Stereo- oder 12 Mono-Instanzen geöffnet werden – egal wie groß der Buffer ist
Klanglich dürfte über die UAD Plug-ins alles gesagt worden sein, bei AMAZONA.DE stellen wir ja regelmäßig Plug-ins von UA vor. Die mitgelieferten Analog Classics sind immer noch Oberklasse und können sinnvoll für Mixing und Mastering eingesetzt werden, die neuen MK II Versionen klingen noch authentischer, benötigen jedoch weitaus mehr Rechenleistung und sind extra zu erwerben.
Die alte Frage
Ohne ein zu großes Fass aufmachen zu wollen, sollte man bedenken, dass man für die knapp 1.000,- Euro des UAD-2 Satellite USB 3 Quad (inkl. Analog Classics) durchaus einen sehr leistungsfähigen Desktop-Rechner bekommt, den man mit dem eigenen Studiorechner über LAN verkoppeln kann. Viele DAWs bieten das Berechnen von Plug-ins auf Netzwerkrechnern bereits an (z.B. Reamote von REAPER). Von Vorteil sowie gleichzeitig von Nachteil dabei ist, dass man einen Rechner natürlich vielseitiger einsetzen kann. Die UAD-2 Satellites hingegen benötigen nur Strom und eine USB-3 Verbindung. Kein Stress mit Betriebssystemen oder mehrfacher Plug-in Registrierung, das kann sich also richtig lohnen.