Das alte, neu aufgelegt - Wren & Cuff The Good One - Fuzz
Inhaltsverzeichnis
- UNBOXING – Wren & Cuff The Good One Fuzz, Effektgerät
- HISTORY „The Good One“ – Wren & Cuff The Good One Fuzz, Effektgerät
- SPECS & FACTS – Wren & Cuff The Good One Fuzz, Effektgerät
- PRAXISTEST 1: Sounds Amp – Wren & Cuff The Good One Fuzz, Effektgerät
- PRAXISTEST 2: Sounds Kemper – Wren & Cuff The Good One Fuzz, Effektgerät
Wer kennt sie nicht, die ewige Suche nach dem perfekten Overdrive-, Distortion-, Fuzz-Effekt oder was auch immer, der dann zur Lieblingsgitarre und dem Haupt-Amp passt und entsprechend gut damit interagiert. Tests und Vergleiche werden noch und nöcher durchgeführt… sind wir ehrlich: wir alle lieben es und hassen es gleichzeitig! Für alle Vintage-Fans gibt es ein, bisher auf nur 50 Stück limitiertes Schmankerl von Wren & Cuff. Jetzt gibts das gute Stück auch in Serienproduktion im Portfolio des amerikanischen Herstellers. Let’s check out the WREN & CUFF THE GOOD ONE FUZZ …
UNBOXING – Wren & Cuff The Good One Fuzz, Effektgerät
Das Pedal kommt recht unspektakulär, dafür spartanisch stylisch verpackt im schwarz-pinken Karton daher. Beigelegt ist dem Effektgerät ein hipper Jute-Beutel, die Garantiekarte, eine in Deutsch verfasste Bedienungsanleitung, Promo-Plektrum als „Merch“ sowie Schrauben, um im Falle einer Velco-Montage die ab Werk montierten Füßchen abzunehmen, ohne dass das Pedal auseinanderfällt.
HISTORY „The Good One“ – Wren & Cuff The Good One Fuzz, Effektgerät
Um zu verstehen, warum das Pedal „The Good One“ heißt (es ist keine Arroganz des Herstellers, sondern eher eine Hommage an einen Klassiker unter den Effektgeräten) und was es mit dem Effekt Besonderes auf sich hat, gibt es nun erst mal eine kurze Geschichtsstunde. Also Tee und Kekse raus, in den Sessel setzen und entspannt zurücklehnen.
In der „Triangle Knob“-Ära wurden, aufgrund der unbeständigen Jahre bei Electro Harmonix in New York City, bis zu 18 (!!!) verschiedene Schaltungen in ein und demselben Gehäuse verbaut. Wie man sich denken kann, waren nicht alle davon gut. Manche waren großartig, andere eher so naja (haha). Die Produktion steckte noch knietief in den Kinderschuhen. Eines dieser Pedale von 1972 wanderte zur Reparatur in die Werkstatt des US amerikanischen Hersteller Wren & Cuff. Als nach der Reparatur die ersten Töne aus dem Pedal kamen, stellte man erfreut fest: „This one’s a good one.“ Auf der deutschen Vertriebsseite des Herstellers findet man zum Original des The Good One die Worte „Mit den verbauten Ceramic Disc Kondensatoren, den ‚falschen‘ Komponenten-Werten und den alten Carbon Composition Widerständen sah das Innere des Pedals nicht schön aus – aber der Klang war großartig.“ Nun, was ist folglich der nächste Schritt bei so einem Fund? Schritt 1: Herausfinden, warum das Pedal so gut klingt, Schritt 2: die entsprechenden Teile auftreiben und das alte Pedal akkurat in „neu“ nachbauen. Und zack, Schritt 3: Da ist es, das „The Good One“
Schöne Story hinter diesem „Nachbau“. Nicht verwunderlich also, dass so ein Pedal mit nur 50 Exemplaren schnell vergriffen die Nachfrage hoch ist … demnach der finale 4. Schritt: Serienproduktion! Klingt vielversprechend – oder?
Mal sehen, was da so drinsteckt …
SPECS & FACTS – Wren & Cuff The Good One Fuzz, Effektgerät
Das 140 x 90 x 41 mm (LxBxH) messende und 624 g schwere, made in USA Pedal ist sehr unkompliziert gehalten. Es gibt auf der Oberseite einen Audio-Input und einen Output (beides als 6,3 mm Mono-Klinke ausgeführt) sowie einen Anschluss für ein 9 Volt Netzteil zur Stromversorgung (5,5 mA benötigt, Hohlsteckerbuchse 5,5 x 2,1 mm (Minuspol innen). Auf dem Panel gibt es eben einem True-Hardwire-Bypass On/Off-Fußschalter samt Status LED nur drei Potis. Diese regeln die Werte: Volume, Sustain und Tone. Das Tone-Poti regelt die Bandbreite der passiven Mittenfrequenzkerbe. Technisch gesehen ist das „The Good One“, wie bereits weiter oben erwähnt, eine akkurate Nachbildung einer ‚Triangle Knob‘ Muff-Version von 1972 und liefert laut Hersteller reiche und komplexe Sättigung voller Farbe, Charakter und Sustain, allerdings mit weniger Sättigung und weniger Mid-Scoop als viele aktuellen Muff Effekte. Verbaut wurden handselektierte NOS Ceramic Disc Kondensatoren. Das Gerät ist dank des aus gefaltetem Stahl gefertigten Heavy-Duty-Gehäuses, (mindestens gefühlt) unkaputtbar und somit wirklich für den Road-Alltag gebaut. Hören wir mal rein.
PRAXISTEST 1: Sounds Amp – Wren & Cuff The Good One Fuzz, Effektgerät
Nun aber mal per Patch-Kabel direkt vor den Amp gepackt, mit Klinkenkabel mit der Gitarre verkabelt und nach dem Anschließen ans Netzteil eingeschaltet. Was direkt auffällt, neben dem wirklich (soweit man das objektiv sagen kann) sehr sehr guten Fuzz-Sound, ist eine immer noch sehr gut gegebene Transparenz im verzerrten Sound (auch bei eher komplexen Akkorden, siehe erste Beispiele). Cool!
Der Sound hat ordentlich Low-End und der Tone-Regler arbeitet sehr sauber und vor allem in einem sehr weiten Spektrum. Da lassen sich viele Klangfacetten herauskitzeln. Je nach Frequenzspektrum der gespielten Gitarre dreht man etwas weiter „zu“, wenn der Sound zu spitz wird (zu Beispiel bei einer Strat) oder weiter „auf“ für „Biss“ im Sound.
Stummgeschaltete Achtel schmatzen schön und der Amp „drückt“ ordentlich, wie es sein muss. Dreht man den Tone weit auf, fisselt der Sound teilweise etwas und verliert dadurch manchmal ein bisschen an Volume. Dafür ist aber ja ein solches Poti da. Im richtigen Kontext werden „Telefon-artige“ Sounds auch zum Game-Changer und fügen sich optimal ein. Das Sustain des Pedals ist aber sehr schön und lange! Der Sound, der aus dem Amp zu hören ist, fängt schnell, an schön zu singen. Solo-Stunden vergehen wie im Flug. Genug Gain bietet das Fuzz auf jeden Fall. Selbst in 12 Uhr Stellung des Sustain-Potis können schon schöne lange Töne performt werden. Dreht man über die 12 hinaus und öffnet den Tone-Regler, wird’s richtig „böse“. Eben auch ein wenig „dünner“, aber Unisono-Riffs mit E-Bass kommen damit eine gute Portion „Dreck“, ohne in Bassfrequenzen im Weg zu sein. Hier kann man stundenlang experimentieren und (vor allem im Bandkontext) experimentieren, welche Mischsounds sich gut eignen. Vielleicht das Fuzz mit einem Octaver kombinieren? Oder eben nicht, um den Bassisten/die Bassistin seinen/ihren Job machen lassen. Fragt man sich doch eh öfter man, wie viel Bass eine Gitarre im Bandkontext überhaupt braucht bzw. wie viel Bass in Gitarrensounds nur den Bandsound das Frequenzspektrum „vollmatscht“.
Kleinen Punktabzug gibt es, da man das Klicken des Fußschalters (zwar sehr leise aber) im Signalweg hört. Verwendet man den „Dirty Guts Vintage Sustainer“ aber in einen Looper wie ein The Gig Rig G2 oder ähnliches, hat man auch dieses minimale Störgeräusch leicht eliminiert.
In den Klangbeispielen wurden die Einstellungen von Sustain und Tone Mangels angezeichneter Skala am Pedal selbst in „Uhrzeiten“ angeben. Sustain 7 heißt also: Regler stand auf „7 Uhr“ (links unten = Minimum); Sustain 5 heißt also Regler auf 5 Uhr (rechts unten = Maximum).
Um zu hören, was aus dem Pedal kommt bzw. welche Auswirkungen es auf das Signal hat, wurde jedes Klangbeispiel auch einmal im Bypass-Modus gespielt, bevor dann das Pedal eingeschaltet wurde.
PRAXISTEST 2: Sounds Kemper – Wren & Cuff The Good One Fuzz, Effektgerät
Um auch die digitale Welt mit einzubeziehen, folgen nun ein paar Beispiele des Pedals vor dem Kemper Stage mit einem Profil eines Brunetti Mercury EL34 50 Watt Head im Clean-Channel am Breakup-Point samt Bogner 1×12 Cab und SM57. Funktioniert einwandfrei. Das Pedal interagiert auch mit dem digitalen geprofilten Verstärker sehr gut.
Alle im Artikel zu hörenden Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette erstellt:
Analoges Setup:
Fender Perf Stratocaster -> The Good One Fuzz -> Custom Audio Amplifier OD100 Clean Channel -> Bogner 1×12 Cab -> SM57 & e906 -> UAD Apollo Twin X -> Cubase 12 PRO
Digitales Setup:
Fender Perf Stratocaster -> The Good One Fuzz -> Kemper Stage (mit Brunetti Mercury Profile) -> UAD Apollo Twin X -> Cubase 12 PRO
Es gab keine nachträgliche Bearbeitung durch Plug-ins, lediglich eine Phasenkorrektur der beiden Mikrofone im analogen Setup.