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Test: sE Electronics V2 Switch Mikrofon

Bühnentauglich? Das sE Electronics V2 Switch Mikrofon - auch mit schmalem Budget erschwinglich

17. August 2023
sE Electronics V2 Switch Mikrofon

sE Electronics V2 Switch Mikrofon

Das sE Electronics V2 Switch Mikrofon will sich mit einem Preis von 64,- Euro im besonders heiß umkämpften Bereich der eher günstigen Gesangs- und Instrumentenmikrofone behaupten. Der Blick auf die auch mit namhafter Mikrofon-Konkurrenz gefüllten Internet-Angebote in dieser Liga führt unweigerlich zur Frage: Was gehört zur Visitenkarte vom sE Electronics V2 Switch Mikrofon und wie unterscheidet es sich von typischen Vertretern des vom Verdrängungswettbewerb gezeichneten Marktangebots?

sE Electronics V2 Switch Mikrofon

Auch mit schmalem Budget erschwinglich: sE Electronics V2 Switch Mikrofon mit Schalter

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sE Electronics, ein Newcomer?

sE Electronics, ein Hersteller, der mit gut 20 Jahren Marktpräsenz nicht als Newcomer zu bezeichnen ist, aber im Vergleich zu den Platzhirschen der Mikrofon-Branche wie Neumann, Sennheiser oder Shure durchaus noch eine jungen Firmenhistorie vorzuweisen hat. Im Jahr 2003 wurde von sE Electronics die erste eigene Produktionsstätte in Shanghai eröffnet. Im Gegensatz zu einigen anderen Unternehmen verfügt der Hersteller über interne Design-, Engineering- und Produktionsteams. In der Vergangenheit hatte ich bereits die sE Electronics Mikrofone V3, V7 und X1A in den Händen. Aufgefallen war dabei die gute Paargleichheit und ebenso, dass in vielen Fällen die Herstellerangaben zu den technischen Spezifikationen bestätigt oder sogar leicht übertroffen wurden. Für AMAZONA.de testete Kollege Armin Bauer die Modelle V3 und V7. Aus meiner Feder stammt der Test zum sE Electronics sE 7 Kleinmembran-Kondensator als Stereopaar. Neben zahlreichen Mikrofonen befindet sich auch Mikrofonzubehör im Produktkatalog. Dazu gehört beispielsweise auch der sE Reflexion-Filter, dessen Nutzen in Aufnahmesituationen kontrovers diskutiert wird (Stichwort: Kammfiltereffekte).

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the t.bone MB85 Beta
the t.bone MB85 Beta
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sE Electronics V2 Switch Mikrofon: Ausstattung und technische Daten

Bei diesem Modell handelt es sich um ein dynamisches Mikrofon (Tauchspulenmikrofon – Schwingspule aus Kupfer plus Neodymium-Magnet) mit einer Superniere als Richtcharakteristik. Für den Frequenzbereich wird das Spektrum zwischen 50 und 16.000 Hz angegeben, die Empfindlichkeit beträgt 2,8 mV/Pa (-51 dBV), die Impedanz 630 Ohm. Zum Vergleich: Beim Shure SM58 LC beträgt die Ausgangsimpedanz 300 Ohm (Wissenswertes zum Thema Mikrofone und deren technische Daten erklärt AMAZONA.de-Kollege Jörg Kirsch hier. Mit gut 300 g Gewicht, bei 53 mm Mikrofondurchmesser und 182 mm Mikrofonlänge, bewegt sich das sE Electronics V2 Switch Mikrofon im üblichen Bereich – dynamische Mikrofone sind meist keine Leichtgewichte. Das hier zu klanglichen Vergleichszwecken herangezogene the t.bone MB85 Beta wiegt 255 g, das Shure SM 58 LC knapp 300 g.

Beschrieben wird das sE Electronics V2 Switch Mikrofon als universell einsetzbares, handgehaltenes dynamisches Mikrofon mit integriertem Ein/Aus-Schalter, der „lautlos“ arbeitet. Über den Nutzen derartiger Schalter bei Mikrofonen wird seit Jahrzehnten munter gestritten. Für mich persönlich überwiegen die positiven Argumente. Immer vorausgesetzt, ein Sänger oder eine Sängerin, die bewusst mit dem Schalter umgehen können. Probleme mit der Bedienung und entsprechende Nervereien am FoH- oder Bühnen-Mischpult resultieren einfach daraus, dass so ein Schalter und seine Funktion nicht verinnerlicht sind. So etwas passiert beispielsweise, wenn mehrere Künstler zusammen mit (Gast-) Moderatoren (kleinere Events, Partys, Familienfeste) sich ein Mikrofon teilen und beim Wechsel das Mikrofon ausgeschaltet wird.

the t.bone MB85 Beta (links) und das sE Electronics V2 Switch (beide mit abgeschraubtem Korb)

Vergleichshören: the t.bone MB85 Beta (links) und das sE Electronics V2 Switch (beide mit abgeschraubtem Korb)

Neben Gesangsanwendungen soll auch die Mikrofonierung von Gitarren, Blechblasinstrumenten und Schlagzeug möglich sein – dazu mehr im Praxisteil. Auffällig sind das robuste Metallgehäuse, der stabil wirkende Gitterkorb aus rostfreiem Federstahl und die vergoldeten XLR-Kontakte. Interessant dabei: Der Mikrofonkorb wird von einem Ring umschlossen, der in regelmäßigen Abständen abgeflacht ist. Das hat einen praktischen Hintergrund: Wird das Mikrofon auf einer Fläche abgelegt, rollt es nicht weg. So manches Shure SM 58 oder ähnlich aufgebaute Modelle aus meinem Fundus haben auf diese Weise schon Bekanntschaft mit den Gesetzen der Schwerkraft machen müssen. Auf Anfrage bei sE Electronics wurde mir mitgeteilt, dass es den schraubbaren Korb auch als Ersatzteil geben wird – im Falle eines Falles.

Der innenliegende Windschutz ist nicht mit gleichmäßiger Wandstärke, sondern mit Verstärkungen an den Schalleintrittsöffnungen aufgebaut, um unerwünschte Wind- und Plosivgeräusche möglichst zu unterdrücken. Zudem soll der integrierte Shock Mount (eine Art „Stoßdämpfer“ durch die elastische Aufhängung der Kapsel) Bewegungsgeräusche und Trittschall abmildern. Dabei handelt es sich meist um Griffgeräusche oder Bühnenbodengeräusche, letztere per Stativ übertragen.

Die beiliegende mehrsprachige Bedienungsanleitung enthält wesentliche Informationen. Praxisbeispiele zum Umgang mit einem derartigen Mikrofon, beispielsweise zur Mikrofonierung von Instrumenten oder der Vermeidung von Feedback finden sich nicht. Das könnte besser gelöst werden, schließlich spricht ein Mikrofon-Modell in dieser Preisklasse vermehrt Musikinteressierte an, die oftmals noch keine und nur geringe Vorkenntnisse zum Thema „Mikrofone“ sammeln konnten. Sowas ließe sich auch als Streaming-Content aufbereiten oder als Basis-Wissen zum PDF-Download auf der sE Electronics Homepage.

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Frequenzgang vom sE Electronics V2 Switch Mikrofon

Wird der Mikrofonkorb abgeschraubt, was sehr leichtgängig und ohne zu haken funktioniert, kommt die Mikrofonkapsel zum Vorschein. Apropos Mikrofonkorb: Ich habe gute Erfahrungen mit Reinigungen per Ultraschallbad gemacht (lauwarmes Wasser mit Spülmittel) – später dann den innenliegenden Schaumstoff gut trocknen lassen. Zurück zu den „inneren Werten“.

Frequenzgang laut Datenblatt von sE Electronics

Frequenzgang laut Datenblatt von sE Electronics

Laut beiliegendem Datenblatt weist das Mikrofon eine deutliche Höhenanhebung, beginnend bei 1,5 kHz, mit einem Peak (+5 dB) bei 5 – 6 kHz auf. Ab 10 kHz setzt der Roll-off für diese Frequenzbetonung an. Bei geringem Abstand von Klangquelle und Mikrofonkorb (zwischen 5 cm und Lippenkontakt) macht sich der Nahbesprechungseffekt im Bereich von 80 – 120 Hz bemerkbar, ab 200 Hz normalisiert sich der Frequenzverlauf bei einer Nahbesprechung. Die Richtcharakteristik wird von sE Electronics als Superniere angegeben, dazu zeigt die Bedienungsanleitung eine entsprechende Grafik (Polardiagramm). Hier wird deutlich, dass die Optimalform der Superniere nur in bestimmten Frequenzbereichen erreicht werden kann. Das hat allerdings weniger mit dem sE Electronics V2 Switch Mikrofon zu tun, sondern mit den Gesetzen der Physik. Grundsätzlich gilt die Faustformel: Je tiefer die Frequenz, desto mehr gleicht die Richtcharakteristik der einer Kugel.

Frequenzgang laut eigener Audio-Messung: sE Electronics V2 Switch Mikrofon

Frequenzgang laut eigener Audio-Messung: sE Electronics V2 Switch Mikrofon

Eigene Messungen im Freifeld mit dem NTi Audio XL2 Audio Akustik-Analysator/Schallpegelmesser bestätigten grundsätzlich die Herstellerangaben zum Frequenzgang. Gemessen wurde in 10 cm Abstand von Kapsel und dem Neumann KH 120 Aktivlautsprecher, der zur Wiedergabe der Testsignale (Weißes Rauschen) diente, letzteres erzeugt mit dem NTi Audio MR-Pro Signalgenerator.

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Neumann KH 120 A
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Praxistest – Drumset und Vocals

Entscheidend ist … der Klang. Richtig. Als Vergleichsmikrofon griff ich, wie bereits weiter oben erwähnt, auf das the t.bone MB85 Beta zurück. Da das sE Electronics V2 Switch Mikrofon als Allround-Mikrofon beworben wird, warum nicht am Drumset vergleichen? Zum Einsatz kam eine betagte 18“ Magnum Bassdrum, eine 6,5“ x 14“ Pearl Snare mit Maple-Kessel, 14“ Zildjian Hihats, ein 8“ Splash und ein 20“ Zildjian ZBT Ride.

Das sE Electronics V2 Switch: Aufnahme der Klangbeispiele

Das sE Electronics V2 Switch: Aufnahme der Klangbeispiele

Beide Mikrofone wurden nacheinander im Winkel von etwa 60 bis 70° seitlich auf die Snare ausgerichtet, bei 10 cm Abstand zum Rand des Spannreifens. Die Signale gingen ohne weitere Hardware direkt in das Roland Super UA-S10 Audiointerface (Wandlung bei 24 Bit/44,1 kHz), aufgenommen wurde „trocken“ in Steinbergs Wavelab, bei 24 Bit und 44,1 kHz. Um die dezenten Unterschiede zwischen dem the t.bone MB85 Beta und dem sE Electronics V2 Switch Mikrofon festzustellen, hilft ein guter Kopfhörer – PC-Lautsprecher sind da „machtlos“. Insgesamt verhalten sich die Kapseln ähnlich, aber nicht gleich. Das wird beim zweiten Klangbeispiel deutlich: Das sE Electronics V2 Switch Mikrofon kann aufgrund der Kapselabstimmung etwas „den Vorhang“ über der Stimme lüften. Ich kann mir das Mikrofon gut bei Männerstimmen mit ausgeprägtem Bassanteil vorstellen, denn auch im Nahbereich wird der Anteil tiefer Frequenzen nicht zu stark hervorgehoben. Wobei so eine Empfehlung immer mit der Klangcharakteristik der jeweiligen Gesangsstimme und dem Gesamtklang der Performance zusammenhängt. Unterm Strich – ein brauchbares Mikrofonsignal mit kräftigem Signalpegel und gut kontrollierbarem Nahbesprechungseffekt.

Griffgeräusche und Feedback-Empfindlichkeit

Wie sieht es mit Griff- und Rumpelgeräuschen aus? Auch hier wurden verschiedene Audio-Files auf Basis von Hand- und Griffgeräuschen in Wavelab aufgenommen und in der Spectral-Analyse verglichen. Ein diesbezüglich deutlich besseres Verhalten kann ich dem V2 Switch nicht bescheinigen. Die Nase vorn hat es bei der Kompensation von Trittschall-Störungen. Montiert auf einem König & Meyer Stativ zeigte sich das das sE Electronics V2 Switch Mikrofon etwas weniger empfänglich gegenüber tieffrequenten Übertragungsfrequenzen als der the t.bone Mitbewerber. Auch Plosivlaute meistert das Mikrofon gut.

Feedback-Test: Als Bühnenmonitor diente eine HK Audio CA-152 Aktivbox, das Mikrofon wurde direkt zum Monitor hin ausgerichtet

Feedback-Test: Als Bühnenmonitor diente eine HK Audio CA-152 Aktivbox, das Mikrofon wurde direkt zum Monitor hin ausgerichtet

Und Feedback? Ein verlässlicher Feedback-Animateur ist meine etwa 25 Jahre alte HK Audio CA-152 Aktivbox aus der Classic Line Modellreihe (die mit der „blauen Beflockung“). Der Saurier aus der Anfangszeit aktiver Audioboxen verfügt lediglich über einen unsymmetrischen 6,3 mm Klinkeneingang, ist sackschwer, läuft aber tatsächlich seit Jahrzehnten zuverlässig. Zwischengeschaltet wird ein Mackie-Mischpult, verkabelt in Kanal 1 mit dem sE Electronics V2 Switch Mikrofon: Equalizer und Kompressor ausgeschaltet, Vorverstärkung auf Anschlag. Tatsächlich ist die Feedback-Empfindlichkeit des V2 Switch tendenziell etwas geringer als beim the t.bone MB85 Beta.

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Fazit

Schon ok, das sE Electronics V2 Switch Mikrofon. Aber – im Segment der dynamischen Mikrofone bis 100,- Euro werden mittlerweile einige gute Modelle angeboten. Nur mal zur Erinnerung – das hier verglichene the t.bone MB85 Beta kostet 39,- Euro. Hier sich eine Nische zu erobern, ist eine Herausforderung. Nicht zuletzt, weil sE Electronics mit dem V7 starke Konkurrenz im eigenen Haus hat. Mein Tipp: the t.bone MB85 Beta, das sE Electronics V2 Switch sowie das sE Electronics V7 im Vergleich hören und Audioaufnahmen anfertigen. Und weil solche Szenarien immer eine Auflösung aus Sicht des Autors verlangen, hier meine Empfehlung: Einfach einige Euro mehr beiseite legen und das V7 kaufen (mit Schalter 118,- Euro, ohne 95,- Euro). Das Mikrofon zählt für mich zu den sträflich unterschätzten dynamischen Mikrofonen am Markt (beispielsweise im A/B-Vergleich zum deutlich höherpreisigen Sennheiser e 945 hören).

Plus

  • robuste Bauweise
  • Mikrofonkorb als Ersatzteil (demnächst erhältlich)
  • geräuschlos arbeitender Schalter
  • Frequenzgang (Gesang/Stimme)
  • Trittschall-Verhalten
  • vergleichsweise geringe Feedback-Neigung
  • Unterdrückung von Plosivlauten

Minus

  • kein direkter Minuspunkt, aber das sE Electronics V7 ist eine mächtige Konkurrenz im eigenen Haus
  • fehlende Praxis-Tipps in der Bedienungsanleitung oder zum Download

Preis

  • 59,- Euro
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