Wer bietet den besten Groove?
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Kleine Drums zu kleinem Preis – lohnt sich das? Und wenn ja: Welches Modell ist für mich am besten geeignet? Im folgenden Vergleichstest werde ich drei der gängigen Kampfzwerge gegeneinander antreten lassen. Also kommen Sie näher und lassen Sie sich erheitern, während Akai Tom Cat, Korg Volca Beats und Teenage Engineering PO-12 in den verschiedensten Disziplinen auf Herz und Nieren geprüft werden.
Schlagabtausch im Fliegengewicht
Da wir auf AMAZONA.DE bereits für alle drei Konkurrenten ausführliche Einzeltests gemacht haben, hier nur ein kurzer Überblick über die drei Kandidaten. Alle weiteren Informationen entnehmt Ihr bitte den jeweiligen Einzeltests.
Die Korg Volca Beats ist die Drumvariante der Volca Serie. Seit Markteinführung haben diese kleinen Kisten sich in zahlreiche Live-Setups geschmuggelt und tauchen in zigtausenden Aufnahmen auf einer gewissen Videoseite auf. Sie ist mit vier analogen und vier PCM-Stimmen sowie einem auf der Electribe-Serie basierenden Step-Sequencer ausgestattet.
Die Akai Tom Cat ist das baugleiche Update des Rhythm Wolf. Sie verfügt über vier voll analoge Stimmen und ersetzt den dünnen Bass-Sound des Wolf durch die sogennante „Disco Tom“.
Der PO-12 Rhythm ist ein winziger Drumcomputer im Taschenrechnerformat und entspringt einer Kollaboration von Teenage Engineering und der Modemarke Cheap Monday. 16 Drumsounds und 12 Effekte finden auf einem Raum kaum größer als ein Smartphone Platz.
Wird die Katze ihre Krallen ausfahren, der PO-12 in bester Punkmanier die Bude abreißen oder kann sich am Ende die kompakte Volca Beats in Euer Studio- oder Live-Setup grooven?
Zielgruppe
In der Zeit von Bedroom-Producern und Livesets hat nicht nur Korg die Chance gesehen, einen neuen Markt zu erschließen. Immer mehr große und kleine Firmen produzieren zur Zeit zumindest ein Gerät, das grob in der Preisklasse zwischen 50,- und 250,- Euro angesiedelt ist. Oder im Falle von Roland und MFB bis ca. 500,- Euro.
Die Demografie ist hier klar: Die eben genannten Bedroom-Producer, die nach einem ersten Gerät suchen. Sie wollen zwar mit dem Computer arbeiten, aber der Reiz analoger Hardware ist unverkennbar: Das Gefühl eines „echten Instruments“, die haptische Komponente und auch die Limitierung auf eine eingeschränkte Soundpalette sollen die Kreativität fördern und Spaß machen.
Die zweite interessante Zielgruppe sind die Liveacts. In diese Kategorie fallen diejenigen, die schon über ein gewisses Know-how und Geräte verfügen und expandieren wollen. Ein kleiner handlicher Synthesizer kann Würze in das bestehende Setup bringen, ohne das Budget oder den begrenzten Platz im Koffer zu stark zu beanspruchen.
Sound
Die erste Disziplin im Wettstreit um den Zwergenpokal: Ein Vergleich der einzelnen Sounds. Hier werden sich die Geister schon scheiden. Bei der Volca Beats sind alle acht verschiedenen Sounds durchweg brauchbar, vor allem die Bassdrum und Tom-Toms haben einen Klang, den man dem kleinen Kasten fast nicht zutrauen mag. Die Tom Cat kann mich gerade bei diesen Beiden nicht wirklich überzeugen, soundtechnisch doch aus einer anderen Richtung als die beiden Konkurrenten. Ihr BD-Sound ist einseitig und hat nicht die angenehme Wärme der Volca, die Disco-Toms hinken klanglich leider auch hinterher. Auf den ersten Blick mit mehr Parametern vielseitiger, haben sie eben doch einen recht schmalen Sweetspot. Bei der Hi-Hat behält der Beats auch die Nase vorne und als Langzeituser des Volca habe ich vor allem die Clave zu schätzen gelernt.
Soundtechnisch ist der PO-12 für mich ebenfalls interessanter als die Katze. Der kleine Taschenrechner kommt immerhin mit den meisten Sounds daher und die machen einfach mal richtig Spaß. Für den konventionellen Gebrauch als zentrale Drummachine höchstwahrscheinlich vielen zu anarchisch, gibt der kleine Rotzlöffel einen prima Sidekick ab. Als Zusatz im Studio oder Live ist von den drei Kandidaten der Sound des PO-12 der Herausstechende, während Volca Beats und Tom Cat als klassische Taktgeber besser geeignet sind.
Bedienung
Einer der wichtigsten Aspekte ist ohne Zweifel die Bedienung. Sind die verfügbaren Funktionen schnell und intuitiv erreichbar? Welche Möglichkeiten bieten sich zur On-The-Fly-Modulation und wie lassen sich diese musikalisch integrieren? Für mich geht hier die knapp Tom Cat als Sieger hervor. Mit zahlreichen Potentiometern kann man schnelle Parameter-Änderungen vornehmen und im Gegensatz zum Volca Beats ist die Gefahr eines Fehlgriffs gering.
Leider packen die verstellbaren Parameter des Tom Cat teilweise nicht so richtig zu. Auch rabiates Herumdrehen am „Tune“-Poti bei Snare oder Disco Tom verändert die Tonhöhe nur sehr wenig und bei der Hi-Hat hat man eher das Gefühl eines zaghaften Band-Pass-Effekts. Beim Clap hat Akai dagegen alles richtig gemacht. Mit aufgedrehtem Decay und einer Hand am Tune ist sie die Allzweckwaffe für Übergänge oder langsame Spannungssteigerung im Locked-Groove. Die Drumpads mögen zwar nicht gerade an die klassischen Geräte aus dem Hause Akai herankommen, aber alleine ihr Vorhandensein gibt der Katze einen klaren Vorteil was Live-Performance angeht. Einzig und allein Effekte vermisse ich bei der Tom Cat.
Schon der eher rudimentäre „Stutter“-Effekt der Volca Beats oder die abgedrehten Ausraster des PO-12 bringen eben doch eine ganze Menge Flexibilität und nicht zuletzt auch Spaß mit an den Tisch.
Mit dem „Last-Step“ lassen sich allerdings auch auf der Tom Cat interessante Sprünge machen, doch auch die Gefahr, sich zu verzetteln, ist größer als bei Beats oder PO-12. Man kann das laufende Pattern beliebig zerhackstückeln und damit interessante Variationen erzeugen. Allerdings sollte man den Last Step mit Vorsicht genießen, da man mit einem unbedachten Fehlgriff schnell aus dem Takt gerät.
Wirklich überzeugt hat mich der Sequencer des Tom Cat. Pattern-Chaining, Fills und die Möglichkeit, mit der Velocity Akzente zu setzen, sind eine unheimliche Bereicherung, sowohl für Live- als auch die Studioarbeit.
Der PO-12 hat hier dagegen seine stärksten Schwächen. Die Bedienung eines so kleinen Gerätes erfordert viel Einarbeitung und die identisch aussehenden Knöpfe machen es einem nicht gerade leichter. In nicht perfekt ausgeleuchteter Umgebung gibt einem die Oberfläche hier kaum optische Anhaltspunkte. Der eingesparte Platz wird so zum Käfig, in dem alle möglichen Funktionen auf einer winzige Fläche untergebracht sind.
Der größte Schnitzer ist bei dem PO-12 aber die für mich unglaubliche Entscheidung, keine Mute-Funktion zu implementieren. Wirklich ein ganz großer Nachteil gegenüber der Konkurrenz und fast unverzeihlich. Da macht die Swing-Einstellung, die er immerhin der Volca voraus hat, auch keinen großen Unterschied mehr. In dieser Disziplin gibt der Pocket Operator wirklich keine gute Figur ab. Auch die Volca Beats kann mit ihren kleinen Potis und Ribbon-Controller der Tom Cat nicht das Wasser reichen. Der von der Electribe-Serie inspirierte Step-Sequencer ist durchaus gut, doch das komfortable Spielgefühl wie bei der Tom Cat mag sich nicht so ganz einstellen. Hier hätten meiner Meinung nach alle Angehörigen der Volca-Familie von etwas großzügigeren Dimensionen profitieren können.
Ausstattung
In dieser Kategorie kann die Katze als Sieger hervorgehen. Samt MIDI In, Out und Thru, einem Gate In und Out plus dem verbauten USB-Anschluss kann man sie ganz einfach in jedes erdenkliche Setup integrieren. Der Volca Beats kann immerhin auch MIDI-Signale erhalten, aber eine Clock kann er nur über die DIN-Sync-Buchse ausgeben.
Dem PO-12 merkt man in diesem Department den Preisunterschied zur Konkurrenz deutlich an, da er auf einen Audioausgang und eine Sync-Buchse reduziert ist. Natürlich kann man sowohl Beats als auch PO-12 über Umwege (oder Modifikationen) auf eine ähnliche Art einbinden, wer es lieber unkompliziert mag, greift aber besser zur Tom Cat.
Wo wir gerade beim Thema Modifikationen sind: Wer es sich zutraut, kann (mit oder ohne Online-Anleitung) sowohl Volca Beats als auch Tom Cat modden. Auch wenn damit die Garantie verfällt, Korg und Akai haben in beiden Einheiten modding-freundliche Platinen eingebaut. Es bietet sich die Möglichkeit, Einzelausgänge für jede „Stimme“ einzubauen, was den Beats oder die Katze natürlich enorm aufwertet. Ob Live oder Studio, diese Modifikation macht zumindest in meinen Augen einen enormen Unterschied aus.
Mit einer Peitsche an den Mixer oder ans Interface angeschlossen, werden aus den kleinen Kisten wahre Arbeitstiere. Damit wären gleich zwei Mankos ausgeglichen: Die nicht vorhandenen Effekte der Tom Cat würde ein AUX-Send übernehmen, während man beim Beats ganz bequem volle Kontrolle über die Lautstärke am Mischpult (oder in der DAW per MIDI-Controller) steuern könnte. Wer dann noch lustig ist, kann die etwas lasche Snare des Volca Beats mit einem Snare-Upgrade aufmotzen.
Eigentlich dürfte da der Volca Sample nicht fehlen. Im Vergleich zu den hier genannten Teilen ist der Sample ne ganze Ecke flexibler. Mein ganz klarer Favorit, der auch meine anderen Drummachines bei jeder Gelegenheit unterstützt. Velocitiyautomationen, Filterautomationen, Start-/Endpunktautomation… Wer sich mühe gibt, hat mit dem Volca Sample einen wirklich mächtiges, kleines Tool für nen Taschengeldpreis. Ich gebe den nicht mehr her :). Aber ist natürlich (wie immer) Geschmackssache :)
@Atarikid 32KHz Sample Maschine gegen analoge Klanggeneration???
Ich fand den Korg ES1 auch vor 16 Jahren super und macht heute auch noch spaß, aber mit dem gleichen schwachen Sampletransfer kann man heute keinen Blumenstrauß mehr gegen eine der 3 startklaren analogen Klanggeneratoren gewinnen.
@DrBanane Ich hab ja nicht gesagt, dass der Sample einen analogen Drumcomputer ersetzen könnte, ich hab geschrieben, dass der eine prima Ergänzung ist. Und wenn ich noch gar nix an Gerätschaften hab, ist der Sample allemal ein besserer Start als ein Akai Tom Cat (Ich hab und mag den auch für Oldschool Elektrotracks mit Heimorgelcharme). Und wenn Du von 3 analogen Klangerzeugern sprichst, ist der Pocket Operator auch analog? Das wär mir neu.
@Atarikid Und Swing hat der kleine Sample ja auch noch…
Also die Tom Cat macht wirklich Spass! Hab da schon einige Zeit mit im Musikladen verbracht – Aber die genannten Schwächen machen das Ding für mich höchstens als Sequencer interessant. Auch dass Distortion nur auf die Summe geht macht das ganze quasi nutzlos..Wenigstens nicht so „anarchich“ wie der PO12, der hat wirklich die „größten Schwächen“ – Sry die beiden fand ich einfach super^^
Was mir an den Akai-Tieren nicht so gefällt: Der Bassdrum fehlt der Attack. Die schwimmt immer so im Bassbereich rum dass sie total im Mix untergeht und dank fehlender Singleouts kann man auch nur einen Compressor auf die Summe geben. Die Hihtas fizzeln mir auch zu scharf rum, die dominieren damit den Mix und müssen viel viel leiser gestellt werden als der Rest.
Bei den Volca Beats würde mich die Größe und die Snare stören.
Beim Po-12 mag ich die Größe und Bedienung nicht so.
Ich würde lieber auf ne Machinedrum sparen oder eine LXR bauen.
Danke für den sehr interessanten Vergleichstest. Der Sound der Tom Cat gefällt mir irgendwie nicht. Da klingt mir die Volce Beat schon viel besser. Den PO-12 habe ich und finde den wirklich eine super Ergänzung zu meinem Setup aus LXR und Volca Sample. Der PO-12 sitzt wie die anderen POs immer gut im Mix. Da hat TE wirklich exzellente Arbeit geleistet. Als nächstes probiere ich den PO-24 „Office“ aus, der ebenfalls interessante Klänge erlaubt.
Es ist doch eine Frage der Art von Musik, mit welcher Drum Machine man am besten fährt. Für meine Musik im Stil der alten TD war die Akai eben wegen ihres „sanften“ Klanges ideal. Zudem fungiert sie bei mir als Sync-Zentrale zwischen Computer, MIDI-Step-Sequencer und Modular-System. Die anderen Kandidaten können das nicht leisten.
@Son of MooG Kann ich absolut unterschreiben.
Ich hab sowohl den RhythmWolf (der mir übringens klanglich beim Zwillingspärchen besser gefällt) als auch den Tomcat hier stehen, weil deren Funktionsumfang für den Preis sensationell ist.
Die Dinger sind sequenzerseitig tolle 32-Stepper (mit immerhin drei Velocitystufen), die ich im Step- oder Performancemodus einspielen kann, sie sprechen und verstehen Midi Clock, geben die Sequenzerdaten auch raus (sehr schön, um externe Module anzusprechen, wenn die internen Sounds mal garnicht passen), sind solide verarbeitet und taugen auch als Einspieler in die DAW mit ihren gut verarbeiteten Pads.
Dasselbe gilt übrigens auch für den TimbreWolf: 4 monophone 32-steppige Sequenzerspuren, die ich auch nach außen geben kann.
Die Sounds sind bei allen drei Geräten irgendwo zwischen sehr speziell über leidlich unflexibel bis nahezu unbrauchbar, aber alles in allem kriegt man für recht kleines Geld (zusammen aktuell neu (!) deutlich unter 600 EUR) zwei tolle Drumsequenzer (wobei beide jeweils auch eine monophone Spur können) + einen 4-spurigen monophonen Sequenzer, alles mit 32 Steps. Da sind die Sounds doch wirklich nur Dreingabe, oder?
@A.Vogel Mindestens den RW für knappe 130 EUR sollte sich jeder schnell schnappen, bevor Akai die Dinger aus dem Programm nimmt, und die Leute erst in einigen Jahren verstehen, was die Geräte eigentlich so nebenbei können, und die Preise ins Absurde steigen.
Soll es ja alles schon gegeben haben…. :)
Die Kick der PO 12 knallt voll rein.
Der Volca Beats ist der schwächste der Serie. Meiner ist auch ziemlich leise und die Snare hab ich schon gemoddet.
TomCat hab ich nie bespielt.
Schöner Vergleich von bezahlbaren Geräten.