Trockenes Brett für Analog-Freunde
Mit dem »Microwave« und dem nahezu unerschwinglichen »Wave« hatte uns Waldorf zwei unbestrittene Synthi-Klassiker beschert. Vor allem die Techno-Front begeisterten sich an den brettharten, gnadenlosen Sounds der Wavetable-Spezialisten. Da war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Waldorf auch einen monophonen Analogsynthesizer präsentieren sollte. Und das ist der kleine, feine Racksynthesizer Waldorf »Pulse«.
Inhaltsverzeichnis
Waldorf Pulse: Am Puls der Zeit…
1996 brachte Waldorf den monophonen, analogen Pulse auf den Markt. Analog war nun in aller Munde. Der Wunsch nach einem „Minimoog-Ersatz“ groß. Da traf Waldorfs Pulse natürlich exakt den Nerv der Zeit und entwickelte sich zu einem gut verkauften Instrument. Auch heute noch ist der Pulse ein begehrter und beliebter Analogsynthesizer, der auf dem Gebrauchtmarkt relativ einfach zu günstigen Preisen zu finden ist.
Zum Konzept unseres Kandidaten: Beim »Pulse« handelt es sich um einen echten, MIDIfizierten Analogsynthesizer fürs Rack (2HE) mit drei Oszillatoren, zwei ADSR-Generatoren, zwei LFOs, einem VCF und VCA sowie einer ausgebufften Modulationsmatrix mit je 15 Quellen und Zielen. Dazu gesellen sich noch ein via MIDI-Clock synchronisierbarer Arpeggiator und ein Panner. Die Sounds des »Pulse« lassen sich, tja, moderne Zeiten – militante Puristen stöhnen bitte jetzt -, in 99 Speicherplätzen ablegen. Und übrigens, wenn die analoge Bastellust gerade Flaute hat, der »Pulse« besitzt eine Zufallsfunktion zum Erzeugen von Sounds, witzig …
Jonny Controlletti
Um trotz nicht unerheblicher Komplexität der Klangerzeugung fürs analoge Klangschrauber-Feeling zu sorgen, hat man sich bei Waldorf für einen, wie ich finde, sehr gangbaren Kompromiß entschieden. Jeweils sechs Parameter sind durch ebensoviele Drehregler an der Front zugänglich. Welche Parameter dies jeweils sind, entnimmt man der über den Potis aufgedruckten, sechszeiligen Liste.
Die einzelnen Zeilen (Parameter-Sets) lassen sich per Taster anwählen, eine grüne LED weist auf das momentan aktive Set. Wenn ich eben sagte, der »Pulse« sei komplex, so war das ernst gemeint: fast jedes Parameter-Set ist doppelt belegt. Die zur besseren Orientierung orange beschrifteten Doppelparameter sind durch Druck auf die türkise Shift-Taste (meine Lieblingstaste übrigens!) zu aktivieren. Ist der Shift-Modus eingeschaltet, beginnt die LED vor den Parameter-Sets zu blinken.
Was sich beim Lesen gewiß ganz grauslich kompliziert und unergonomisch anhört, erweist sich in der Praxis als genial einfach (wäre da nicht ein technisches Manko – dazu später mehr). Beispiel: Ich will die Stimmung von Oszillator 1 verändern. Ich suche in der Liste den entsprechenden Eintrag, finde ihn in der Poti 1 zugeordneten Spalte, orange beschriftet. Also steppe ich per Button auf die entsprechende Zeile und aktiviere noch den Shift-Modus. Fertig. Das Ganze ist weitaus durchschaubarer – und schneller – als die Benutzeroberfläche so manch moderner Workstation.
Hier nun das Manko: Leider sind die Potis keine Endlosregler und erzeugen, je nach Position des Reglers, mehr oder weniger große Wertesprünge. Man gewöhnt sich mit der Zeit an diesen Umstand, aber flüssiges Editieren ist damit fast nicht möglich.
Bleibt noch, das zuvor abgebildete dreistellige LED-Display zu erwähnen, das entweder Auskunft über das momentan aktive Programm, oder aber den Wert des gerade bearbeiteten Parameters gibt. Darunter komplettieren zwei weitere Buttons für das Steppen durch die Programme bzw. für die selbsterklärenden »Store«- und »Compare«-Funktionen das edle Outfit. Der graue Rücken des »Pulse« ist schneller beschrieben: Stereo-Out (für den Panner), MIDI-Drillinge und Netzteil-Buchse, das war’s.
Das Eingemachte des Waldorf Pulse
Nun endlich zur Klangerzeugung des »Pulse«… Als kleiner Überblick dient die Grafik, welche dem Pulse Manual entnommen ist.
An vorderster Front stehen hier drei Oszillatoren, die die Wellenformen Rechteck, Sägezahn und Dreieck generieren können. Die Rechteck-Pulsbreiten der Oszillatoren 1 und 2 sind variabel, bei Oszillator 3 ist sie fest eingestellt. Für Oszillator 2 und 3 läßt sich ferner die Crossmodulation (Exklusiv-Oder-Verknüpfung) beider Rechteck-Signale aktivieren. Bemerkenswert dabei: Oszillator 3 kann trotz aktiver Crossmodulation eine andere Wellenform als Rechteck produzieren.
Unabhängig von der Crossmodulation lassen sich darüber hinaus die Pulsbreiten der beiden ersten Oszillatoren separat modulieren. Da eröffnen sich bereits in dieser Abteilung wahrlich enorme Möglichkeiten. Daß sich die Oszillatoren in Halbtönen und 64stel Tönen (Semitone, Tune) stimmen lassen, sei der Vollständigkeit halber auch noch erwähnt. Auch noch vergessen: den Rosa Rauschen produzierenden Noise Generator. Klanglich sehr interessant ist die Option, den Oszillator-Mischer gezielt übersteuern zu können.
Der »Pulse« verfügt über zwei LFOs, die sich über die Modulationsmatrix frei routen lassen, LFO1 erzeugt wahlweise die Wellenformen Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck sowie Sample&Hold, LFO2 ist ganz auf Dreieck eingestellt. Beide LFOs oszillieren im Bereich von 0,008 – 261,6 Hz, für LFO2 kann zusätzlich noch eine Verzögerung im Bereich von 2ms bis zu 1 Minute ausgewählt werden.
Ebenfalls über die Modulationsmatrix zugeordnet werden die beiden identischen ADSR-Generatoren. Neben den vier Hüllkurvenzeiten greift der Synthesist hier bei Bedarf noch auf die Parameter »Keytrack« (Einfluß der Notennummer auf die Hüllkurvenzeiten) und »Trigger« zu. »Trigger« bestimmt dabei, ob die Hüllkurve durch jeden eintreffenden Tastendruck neu gestartet wird oder weiterläuft, solange noch eine Taste gedrückt ist
Modulier mal was
Eine der ganz großen Stärken des »Pulse« ist seine überaus ausgefeilte Modulationsmatrix. Hier stehen zunächst vier völlig unabhängige Modulationswege zur Verfügung, in denen sich je 16 Modulationsquellen und -ziele beliebig miteinander verbinden lassen. Was wie wohin geroutet werden kann und darf, erfährt der interessierte Leser aus untenstehendem Bild (zum Vergrößern Klicken).
Die Modulationsmatrix des »Waldorf Pulse«
Weiterhin spendierte man dem »Pulse« noch zwei Modulationswege mit festem Ziel, der Tonhöhe via Pitch Wheel und der Filterfrequenz (Envelope 1 und freie Quelle).
Aromaporen
Die Filterqualität ist, wie wir spätestens aus der Werbung wissen, nicht nur beim Zubereiten exquisiten und gleichzeitig bekömmlichen Kaffees entscheidend, sie bestimmt auch im Wesentlichen den Klang eines subtraktiv arbeitenden Synthesizers, zu denen auch der »Pulse« zu zählen ist. Der sehr gut klingende Tiefpass in unserem Prüfling arbeitet mit 24dB pro Oktave und ist selbstredend resonanzfähig bis zur Eigenoszillation. Zur Standardausstattung zählt der »Keytrack«-Parameter, Modulationsquellen siehe oben (jaja, langsam wird der Platz knapp…).
Ohlala in MIDI-Land
Daß der »Pulse« MIDIfiziert ist, hatte ich schon erwähnt, ebenso den per MIDI-Clock synchronisierbaren Arpeggiator, den ich leider ein wenig stiefmütterlich behandeln muß. Den absoluten »Bringer« habe ich jedoch bislang verschwiegen: jedem Parameter des »Pulse« ist ein MIDI-Controller zugeordnet, den der Synthi auch brav verschickt (!!) sobald an seinen Knöpfchen gedreht wird. Das heißt, es kann nicht nur jeder beliebige Parameter extern gesteuert werden, vielmehr läßt sich jede Parameterveränderung per MIDI aufzeichnen! Diese konsequente Form der MIDifizierung finde ich ausgesprochen gelungen – und ist meines Wissens auch bis dato einmalig. Endlich ist der Filter-Sweep reproduzierbar – und im Tempo variabel. Klasse! Dagegen wirkt es schon fast profan, daß der »Pulse« seine Sounds auch per SysEx verschicken kann.
Klingt der Waldorf Pulse gut?
Der Pulse produziert satte, äußerst druckvolle Analogsounds, die sehr von der Dreierphalanx der Oszillatoren sowie der umfangreichen Modulationsmatrix profitieren. Wer Waldorf-Synthesizer kennt, weiß, was ihn erwartet: eher »das Brett« als »den Weichspüler«. Der »Pulse« tönt glasklar, beinahe stählern, ideal für alle Hardcore-Techno-Varianten – aber auch für ziemlich ausgefallene Effekte und organische Sequenzer-Texturen.
Eine spannende Erweiterung, der Russian Filter
Virtual Music hat für den Waldorf Pulse eine Erweiterungsplatine entwickelt, mit der sich alternativ der Polivoks-Filter im Pulse nutzen lässt.
Alles über dieses spannende Board findet Ihr HIER.
Der Waldorf Pulse on YouTube
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sorry, aber die Bedienung des Pulse ist ein ganz großer Mist!
Wenn er wenigstens Endlos-Regler á la Microwave etc. hätte – aber nein es sind popelige Potis – bei jeder Drehung einen Parametersprung – da bekommt man echt einen Vogel!
Ansonsten – super Klang aber eigentlich nicht am Gerät editierbar . . . .
Also ich hatte zwei mal einen Pulse und zwar je einen von der ersten und der letzten Serie, der Hauptunterschied war die Lackierung und die Farbe der Potiekappen. Was mich total geärgert hat war folgendes:
1. kein Netzschalter
2. keine Endlospoties
3. viel zu wenig RAM Speicher, da die Presets totaler Schrott sind und 40 Speicherplätze sind für einen Synth. viel zu wenig. Bei der langen Bauzeit hätte man das auf jeden Fall ändern können, ohne das der Verkaufspreis zu hoch geworden wäre.
Der Sound vom Pulse ist einmalig, sehr fett und brachial, für einen echten Analogen sehr clean. Diese Stärke ist gleichzeitig auch seine Schwäche da er nur mit etwas Mühe in ein Playback integriert werden kann.
Liebe User.
der waldorf pulse klingt sehr gut !! er setzt sich in jedem noch so vollgestopften mix durch. sein klang ist eher hart als weich. die bedienung ist sehr gut durchdacht und geht relativ schnell von der hand. ausser der polyphonie gibt es gar nix zu meckern. stellt euch mal einen pulse mit 12 stimmen vor !!! wahnsinn…genial. ich verstehe nicht warum die waldorf producer den pulse nicht erweitert haben. habe mittlerweile 4 davon.
also 4 stimmig fett !!! genial und macht spass.
Richtig warm klingt er tatsächlich nicht. Was aber Druck, Klangdichte und Durchsetzungsvermögen anbelangt ist der Pulse, v.a gemessen am Preis eine absolute Empfehlung, nicht zu vergessen der komplett analoge Aufbau, der sich hier deutlichst im Klang niederschlägt. Das er nicht bedienbar sein soll ist auch nicht ganz richtig, ich würde sagen gewöhnungsbedürftig aber machbar. Das „durchsteppen“ nur nach unten und nicht in bede Richtungen ist tatsächlich wirklich Schmarrn und der einzige wirkliche Designfehler.
Ein Virus wirkt im direkten Vergleich ziemlich dünn.
der puls klingt nicht typisch für analoge!!er klingt wirklich sehr clean!und ist auch sehr laut!!! zitat stefan: „super Klang aber eigentlich nicht am Gert editierbar . . . . “ zitat ende. Das kann ich nicht nachvollziehen. die bedienung ist sehr leicht und logisch aufgebaut!!! was mir net gefaellt ist der fehlende netzschalter! für den gerauchtpreis ist er mu !!!
Das mit dem Netzschalter wurmt mich auch. Was die Bedienung und die wenigen Speicherplätze angeht – zum Glück gibt es ja Freeware-Tools, mit denen sich das Problem umgehen lässt.
Soundtechnisch ist er wirklich groß.
Den Pulse habe ich auch, nutze ihn als Basssynth aber nutze
nur zwei Oszillatoren, anders krieg ich den nicht vernünftig
in meine Traks. Der Klang ist gut, nur die Filterresonanz
gefällt mir nicht so sonderlich gut.
Von der Bedienung her, naja ist eben eine Matrix.
Zu den Klangbeispielen:
Wo der JP4 die strings spielt, kann das sein das
da der Presetsound „Voice“ verwendet wird (ich glaube der weisse oder gelbe Schalter?).
Ansonsten schöner Bericht
Scheinbar ist es doch normal, dass der Mode Button nur einseitig, also nach unten steppen lässt. Dachte bisher immer an einen Bug?
Benutze meinen Pulse Plus lediglich als analogen Filter und Hüllkurvengenerator zum „andicken“ für monophone Sounds digitaler Synths.
Basstechnisch sind mir die warmen analogen wie Moog oder Roland lieber…
Klasse finde ich die vorbildliche „Midi-„Fizierung“, in Verbindung mit einem gescheiten Midicontroller entfällt so das Arbeiten mit der Pulse Matrix.
Übrigens gefällt mir die Resonanz auch nicht so wirklich, aber sonst kann man nicht meckern. Der Filter ist dick, die Hüllkurven Waldorf-typisch zackig, bin froh, daß ich damals die Plus Version bekommen habe und die gebe ich auch nicht wieder her.
endlich hab‘ ich einen! bedienung ist ok soweit und der sound einfach umwerfend!!!!!
love it!
Für Ableton/Max4Live User gibt es einen feinen Editor Patch.
http://www.maxforlive.com/library/device.php?id=929
Damit hat sich wenigstens für einen Teil der Gemeinde das Thema User Preset Limitierung erledigt!
Viel Bass damit!
Hi! Habe vor ein paar jahren einen pulse und ein doepfer pocket dial erworben.
Es gibt im pocket dial einen preset um den pulse zu steuern.
Die pocket dials scheinen allerdings recht rar zu sein.