Vom Line Array zum Säulenlautsprecher
Sie sind allgegenwärtig: Säulenlautsprecher. Von den Herstellern vollmundig als Line Array beworben sind sie den alten Lautsprecherzeilen, wie wir sie aus Bahnhöfen und Kirchen kennen, eigentlich viel näher. Was sie dennoch davon unterscheidet, wie ein Säulenlautsprecher aufgebaut ist und warum ein Säulenlautsprecher noch kein Line Array macht, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Schalldruckerhöhung durch Stacking
Die Idee, mehrere Lautsprecher zu einem größeren Verbund zu koppeln, ist schon alt. Wer hat nicht die beeindruckenden Bilder der „Wall of Sound“ von Grateful Dead aus dem Jahre 1974 im Kopf, wenn man an das Stacking von Lautsprechern denkt?
Bis in die 80er-Jahre hinein wurde für die Beschallung großer Flächen oder Räume auf eine große Zahl an Lautsprechern zurückgegriffen, die meistens horizontal wie vertikal gestackt wurden. Dieses Stacking hat zwar den Gesamtschallpegel erhöht, aber einige gravierende Probleme mit sich gebracht: Interferenzen.
Interferenzen sind destruktive Überlagerungen einzelner Schallwellen, die entweder zu teilweiser oder kompletter Auslöschung der betreffenden Frequenzen führen oder zu massiven Überhöhungen. Betroffen ist insbesondere der Hochtonbereich.
Nun haben für das horizontale Stacking viele Hersteller ihre Lautsprecher so konzipiert, dass diese durch trapezförmige Gehäuse möglichst wenige Interferenzen im Hochtonbereich ausbilden. Leider findet dadurch weder eine Kopplung der Lautsprecher noch eine Erhöhung der Gesamt-SPL statt, denn der Lautsprecher beschallt bei einer solchen Aufstellung nur einen bestimmten Bereich der Fläche, während der benachbarte Lautsprecher auch die benachbarte Fläche beschallt. Die interferenzfreien Bereiche finden sich außerdem nicht auf der gesamten Fläche, denn je nach Entfernung überlagern sich die einzelnen Schallwellen erneut. Gleiches gilt für das vertikale Stacking.
„Gelöst“ wurde das Problem durch das Fliegen der Lautsprecher und eine möglichst genaue Ausrichtung auf die einzelnen Publikumsbereiche. Die „Dead Spots“ wurden in Kauf genommen und durch Delay Lines, also zur Haupt-PA zeitlich verzögerte Lautsprecher, hat man versucht, entferntere Publikumsbereiche zu erreichen. Konzertgänger aus dieser Zeit erinnern sich vermutlich an sehr laute Konzerte und je nach Location einen schwammigen Sound an einigen Plätzen und erstklassigem Sound an anderen Plätzen.
Eine tatsächliche Lösung des Problems gab es bereits seit vielen Jahren in Form von Linienstrahlern, auch Zeilenlautsprecher genannt, die im ELA-Bereich schon lange Zeit im Einsatz waren, aufgrund mangelhafter Leistung aber als untauglich für den PA-Bereich betrachtet wurden, wo große und schwere horngeladene Lautsprecher zum Einsatz kamen.
Wie ein Zeilenlautsprecher oder Linienstrahler aufgebaut ist
In der Theorie verhält sich der Schall von zwei phasengleich abstrahlenden Lautsprechern für bestimmte Frequenzen wie eine einzelne Schallquelle, wenn diese Schallquellen sehr dicht beieinander stehen. Koppelt man mehrere phasengleich abstrahlende Breitbandlautsprecher untereinander zu einer unendlich langen Linie, verhalten sich diese wie ein einzelner Linienstrahler und bilden eine sogenannte Zylinderwelle aus. Eine solche Zylinderwelle verteilt sich im Raum anders als die Kugelwelle, die ein idealtypischer Punktstrahler abstrahlen würde und die sich um die Punktschallquelle herum in Form einer Kugelwelle ausbreitet, die pro Entfernungsverdoppelung eine viermal so große Fläche erreicht. Zum Vergleich: Der Pegelabfall einer von einer Punktschallquelle abgestrahlten Kugelwelle beträgt 6 dB pro Entfernungsverdoppelung, während der Pegelabfall einer vom Linienstrahler abgestrahlten Zylinderwelle nur 3 dB beträgt.
In einer idealtypischen Welt würde also ein Linienstrahler eine höhere Reichweite besitzen und gleichzeitig erheblich gerichteter abstrahlen.
Leider ist es nicht ganz so einfach, denn das beschriebene Phänomen der Zylinderwelle gilt nur für einen vergleichsweise engen Frequenzbereich. Eine Kopplung der einzelnen Schallquellen zu einer Linienquelle findet nämlich nur für Frequenzen statt, deren halbe Wellenlänge größer ist als der Abstand der einzelnen Schallquellen zueinander. Was für tiefe Frequenzen mit großer Wellenlänge kein Problem ist, ist für höhere Frequenzen nicht so leicht umzusetzen. Betrachten wir beispielsweise eine Frequenz von 100 Hz, beträgt die Wellenlänge circa 343 cm. Bei 1.000 Hz werden daraus 34,3 cm und bei 10.000 Hz nur noch 3,43 cm. Um nun Nebenmaxima zu verhindern, wird zudem die halbe Wellenlänge zugrunde gelegt. Hochtontreiber müssten also sehr dicht beieinander montiert werden, damit sie auch für höchste Frequenzen interferenzfrei koppeln. Auch das Problem der Unendlichkeit ist leider noch nicht abschließend gelöst.
Spaß beiseite: Für einen eng definierten Frequenzbereich lässt sich durch das vertikale Stacken kleiner Breitbandlautsprecher tatsächlich eine Reichweitenerhöhung erzielen. Dieses Prinzip nutzen die Zeilenlautsprecher, wie man sie aus Kirchen und Bahnhofshallen kennt. Da diese hauptsächlich zur Übertragung von Sprache in schwierigen Umgebungen konzipiert wurden, beschränken sie sich auf einen Bereich von 300 Hz bis 3 kHz, in dem die relevanten Sprachinformationen liegen, und versuchen hier eine möglichst gute Kopplung zu erreichen. Das funktioniert auch sehr gut und tatsächlich reicht die Sprachinformation aus diesen Zeilenlautsprechern bis weit in den Raum hinein.
Für Musikanwendungen ist dies natürlich unbefriedigend, da hier ein wesentlich größerer Frequenzbereich übertragen werden muss. Die Hersteller machen sich das genannte Prinzip allerdings zunutze. Doch zunächst ein kleiner Abstecher zum Line Array, das mit dem Zeilenlautsprecher ebenfalls (noch) entfernt verwandt ist.
Line Array und die Bühne
Auch die sogenannten Line Arrays nutzen das Prinzip der Zylinderwelle durch das vertikale Stacking, übertragen es allerdings auf den Fullrange-Bereich mit Zwei- oder Drei-Wege-Lautsprechern. Nun kann man nicht einfach beliebige Zwei- oder Drei-Wege-Lautsprecher vertikal stacken und erwarten, dass sie sich wie ein Line Array im Stadion verhalten. Dazu braucht es nämlich spezielle Lautsprecher, die hinsichtlich der einzelnen Wege für eine Kopplung optimiert sind. Wie wir oben bereits betrachtet haben, hängt die Kopplung von der Wellenlänge der wiederzugebenden Frequenz sowie dem Abstand der einzelnen Schallquellen voneinander ab. Da die Wellenlängen von tiefen, mittleren und hohen Frequenzen sich massiv voneinander unterscheiden, ergibt sich daraus bereits das Problem:
Bei tiefen und mittleren Frequenzen ist das bei den üblichen Treibern noch kein großes konstruktionstechnisches Problem, bei den hohen Frequenzen allerdings schon. Aus diesem Grund hat sich die Firma L’Acoustics vor einigen Jahrzehnten die Nutzung von Waveguides für den Hochtonbereich zunutze gemacht, um eine Kopplung zu erreichen und Interferenzen zu vermeiden. Vorgestellt wurden die Forschungsergebnisse von Professor Marcel Urban und Dr. Christian Heil im Jahr 1992 unter dem Titel “Sound Fields Radiated by Multiple Sound Source Arrays” (AES #3269). Daraus resultierte schließlich das V-DOSC System von L’Acoustics, das erste Line Source Array, das schließlich die Grundlage für die meisten der heute üblichen Line Arrays bildet.
Der Aufbau eines einzelnen V-DOSC Array-Elements sah folgendermaßen aus: Die zwei Bass-Treiber sind rechts und links angeordnet, es folgen zur Mitte hin die 2 x 2 Mitteltontreiber, jeweils untereinander angeordnet und ganz in der Mitte der Hochtontreiber mit schmalem Waveguide, der dafür sorgt, dass die hohen Frequenzen eine plane Wellenfront bilden. Schon die zwei Mitteltontreiber rechts und links vom Waveguide koppeln miteinander. Ordnet man nun mehrere dieser Array-Elemente untereinander an, liegt im Prinzip Treiber über Treiber. Jeder Treiber hat zu seinem Nachbarn einen optimalen Abstand und die einzelnen Treiber koppeln miteinander. Im Höhenbereich sorgt das Waveguide für die Kopplung. Die Elemente verhalten sich in ihrer Gesamtheit wie ein einziger großer Linienstrahler identischer Länge.
Zu höheren Frequenzen hin bildet sich nun eine zylindrische Welle aus, während zu den tieferen Frequenzen hin eine eher sphärische Wellenausbreitung vorherrscht. Das bedeutet, dass die hohen Frequenzen sich mit einem Schallenergieabfall von lediglich 3 dB pro Entfernungsverdoppelung ausbreiten. Das Ergebnis ist ein besserer Klang für das weit entfernt sitzende oder stehende Publikum. Durch das Curving wird die Wellenfront aufgebogen und der Schall geschickt dahin gelenkt, wo er hingehört, nämlich auf das Publikum. Reflexionen an der Hallendecke oder den Böden wird durch einen sehr schmalen vertikales Abstrahlwinkeln vorgebeugt. Zudem wird durch das Curving eine übermäßig starke Betonung der Höhen in weiter entfernten Bereichen vermieden, während im vorderen Bereich die tieferen Frequenzen überwiegen würden. Der Klang wird ausgeglichener. Das Curving spielt sich dabei in einem vom Hersteller definierten maximalen Winkel ab, sodass die Wellenfront zwar gebogen, aber nicht aufgerissen wird. Per Software werden die einzelnen Öffnungswinkel für eine optimale Schallverteilung berechnet.
L’Acoustics V-DOSC
Line Arrays wie das L’Acoustics V-DOSC System haben den Beschallungsalltag großer Tour-Produktionen und großer Installationen revolutioniert. Weniger Lautsprecher, weniger Gewicht, weniger Endstufen, kleinere Abmessungen sind nur einige der Vorteile. Vom klanglichen Vorteil in akustisch schwierigen Umgebungen ganz zu schweigen.
Mini Line Arrays – auf dem Weg zum Säulenlautsprecher
Dass die meisten Musiker eher nicht mit einer ausgewachsenen aus Line Array Elementen bestehenden PA unterwegs sein dürften, ist klar. Line Arrays sind klar für den Touring-Alltag ab einer bestimmten Raum- oder Publikumsgröße konzipiert und benötigen Schulung und Erfahrung. Einige Hersteller haben versucht, durch eine Verkleinerung von Line Array-Elementen auch außerhalb von Stadien und großen Hallen Line Arrays salonfähig zu machen. Man denke hier zum Beispiel an die VRX:900 Serie von JBL. Interessant ist auch das Banana von PL Audio, das drei oder vier Elemente mit festem Curving in einem kompakten Gehäuse vereint. Hier handelt es sich tatsächlich um ein ausgewachsenes Line Array nach dem von L’Acoustics vorgestellten Prinzip. Schaut man sich das PL Audio Banana System bei abgeschraubtem Frontgitter an, sieht man deutlich den recht ähnlichen Aufbau.
Seeburg GL24 Lautsprecher
Noch einen Schritt weiter gehen Seeburg mit dem GL24 Lautsprecher. Sechs 6,5“ Neodymtreiber werden mit 24 1“-Hochtontreibern samt Waveguides in einem einzigen kompakten und schmalen Gehäuse mit festem Curving montiert. Das System ist modular und die Säulenlänge lässt sich flexibel nach oben und unten hin erweitern. Durch kleinere Module wie das GL 8 oder GL 16, die beide in gerader und leicht gebogener Variante erhältlich sind, lassen sich gut auf den jeweiligen Raum abgestimmte Systeme „bauen“. Die GL24 Lautsprecher sind durch die wesentlich kompakteren Ausmaße einem Säulenlautsprecher schon recht ähnlich, bieten aber viele Vorzüge großer Line Array Systeme, was Kopplung und Reichweite der einzelnen Treiber angeht. Die Waveguides sorgen für das Ausbilden einer planen Wellenfront. Für viele Anwendungsbereiche funktionieren sie sogar ohne Subwoofer passabel.
LD Systems Curv 500 TS
Doch es geht auch noch kleiner und transportabler. So bietet zum Beispiel LD Systems mit der Curv 500 ein sehr gut transportables und zugleich leistungsfähiges Line Array an, das sogar modular ist. Die einzelnen Module ergeben zusammengesteckt unterschiedlich lange Säulen mit vorgegebenem Curving. Der Subwoofer ergänzt den Tieftonbereich.
PA Säulenlautsprecher auf der Bühne
Einige Musiker mögen sich verwundert die Augen gerieben haben, als vor einigen Jahren die ersten Säulenlautsprecher den Markt eroberten. Waren das nicht die Lautsprecher, die man aus Kirchen so schlecht in Erinnerung hatte? Im Prinzip schon, denn nach wie vor arbeitet die Mehrheit der Säulen mit kleinen Breitbandlautsprechern, die dann zu einem größeren Linienstrahler koppeln. Der Unterschied ist allerdings, dass diese heutzutage mit einem Subwoofer kombiniert werden, um einen möglichst guten Fullrange Sound zu erzeugen.
Bei den Säulenlautsprechern gibt es erneut verschiedene Konstruktionsweisen:
Zunächst einmal unterscheiden sie sich oft in Anzahl und Größe der verwendeten Breitbandlautsprecher. Manche System integrieren zudem noch einen oder zwei Hochtöner. Auch die Größe des Subwoofers und dessen Aufgabe ist unterschiedlich. Bei manchen kleineren Systemen muss der Subwoofer gleichzeitig Bässe und Tiefmitten erzeugen, während die Breitbandlautsprecher in der Säule für die hohen Mitten und Höhen zuständig sind. Wieder andere Systeme nutzen Hochtöner für die Höhen, mehrere Breitbandlautsprecher für die Mitten und einen Subwoofer für den Bass. Oft handelt es sich dann schon nicht mehr um einen richtigen Linienstrahler, denn hier koppeln zwar die Breitbandlautsprecher, aber die Höhen und Bässe werden von einzelnen getrennten Schallquellen wiedergegeben. Im Prinzip hat man es mit einem 3-Wege-Lautsprechersystem zu tun. Einige Säulenlautsprecher nutzen Bändchenhochtöner, die gewissermaßen für sich selbst konstruktionsbedingt wieder ein Linienstrahler sind.
Richtschall Lautsprecher
Nach dem Linienstrahlerprinzip konstruierte Säulenlautsprecher mit einer höheren Anzahl Breitbandlautsprecher für Höhen und Mitten sowie einem Subwoofer für die Bässe lassen sich allerdings ähnliche Eigenschaften zuschreiben wie einem Line Array System. Deshalb werden sie auch gerne als „Line Array“ vermarktet. Das hört sich halt besser an als Säulenlautsprecher oder Zeilenlautsprecher. In der Tat werden die Höhen weit in den Raum hineingeworfen. Tiefmitten und Bässe verbreiten sich kugelförmig und verlieren sich schneller im Raum. Man schreibt diesen Systemen deshalb allgemein eine bessere Sprachverständlichkeit in schwierigen Räumen zu.
Wie weit das Nahfeld für höhere Frequenzen reicht, hängt maßgeblich auch von der Säulenlänge ab. Nun nützt es nichts, das Maßband zu zücken und die sichtbare Länge der Säule zu vermessen. Vielmehr kommt es auf die Anzahl der Treiber in der Säule an, die miteinander koppeln und den Linienstrahler bilden. Bei den meisten günstigen Säulenlautsprecher täuschen die Distanzelemente auf den ersten Blick eine entsprechend lange und mit vielen Treibern bestückte Säule nur vor. Es lohnt sich, einen Blick auf das Datenblatt zu werfen. Es geht also akustisch um die Länge des Linienstrahlers.
BOSE L1 Compact
Eine BOSE L1 Compact mit sechs 2“ Treibern für den Hochtonbereich und einem 8“-Treiber für Mitten und Bässe kommt zwar auf eine beeindruckende Gesamtlänge von fast 2 m, wovon aber nur 40,8 cm auf das Zeilenelement entfallen, das den Linienstrahler bildet. Bei einer mit sechzehn 3“ Breitbandlautsprechern bestückten Harmonic Design PL16 Säulenlautsprecher sieht das schon anders aus. Die Reichweite ist immens und bietet somit auch in schwierigen Räumen einen guten Sound.
Zeitgemäße Säulensysteme von HK Audio Elements und mehr
Die heutigen Säulenlautsprecher setzen sich von den alten Zeilenlautsprechern aus dem ELA-Bereich zudem durch eine erheblich höhere Leistungsfähigkeit und den Einsatz von DSPs ab. Der Klang ist deshalb kaum zu vergleichen. Viele Musiker ziehen sie mittlerweile den sonst üblichen Zweiwege-Lautsprechern vor. Während die meisten Zweiwege-Lautsprecher aber auch ohne Subwoofer noch einen guten Fullrange Sound zustande bringt, sind Säulenlautsprecher ohne Subwoofer zumeist nicht dazu in der Lage. Gerade günstigere Modelle nutzen diesen auch für die Wiedergabe der Tiefmitten. Sie sind deshalb auf einen Subwoofer zwingend angewiesen.
Auch bei den Säulenlautsprechern gibt es skalierbare Systeme, zum Beispiel die HK Audio Elements. Im Hochpreissegment bieten Hersteller wie Fohhn sogar Säulen mit Beam Stearing oder geteilten Beams an. Dies wird entweder per Motorsteuerung oder per DSP erreicht. Somit lässt sich die Schallabstrahlung gezielt auf die zu beschallenden Zonen lenken und auch anpassen. Das macht vor allem bei Multifunktionsräumen Sinn, die eine flexible Nutzung und Bestuhlung bieten. Preislich spielen diese Systeme allerdings in einer Liga, in der bereits große Line Arrays erhältlich sind. Da sich schmale Säulenlautsprecher aber unauffälliger in die Gebäudearchitektur integrieren lassen und zudem keine Flugpunkte oder aufwändige Truss-Konstruktionen notwendig sind, wird ihnen oft der Vorzug gegeben. Bei den modularen Systemen ist zudem die Säulenlänge flexibel an die örtlichen Gegebenheiten anpassbar, sodass sich hohe Reichweiten erzielen lassen.
Säulenlautsprecher vs. 2-Wege Lautsprecher
Der größte Vorteil der meisten Säulenlautsprecher ist ihre Portabilität. Kleinere Säulensysteme bedienen sich dabei oft eines 8″ oder 10″ Subwoofers, gepaart mit einem Distanzelement und dem eigentlichen Säulenelement, in dem dann die Breitbandlautsprecher und/oder Hochtontreiber sitzen. Integrierte Mischpultfunktionen erlauben den direkten Anschluss von einem bis zwei Mikrofonen, eines Keyboards oder einer Akustikgitarre sowie eines Zuspielers für Playbacks per Bluetooth oder Kabel. Der so erreichte Klang kommt meistens dem nahe, was man von einer aktiven 2-Wege Box erwarten kann.
Oftmals wird der Klang von guten 2-Wege Lautsprechern jedoch als homogener empfunden. Das gilt gerade für die Säulenlautsprecher, die zwingend für die Wiedergabe von Tiefmitten und Bässen auf einen Subwoofer angewiesen sind. Techniker sprechen oft von einem „Tiefmittenloch“. In der Tat ist das ein Phänomen vieler günstiger Säulenlautsprecher. Dennoch bieten diese kleinen Systeme einen guten Sound mit relativ hoher Reichweite in den Höhen. Sprache wird als besser verständlich empfunden und so konnten sie sich vor allem bei Hochzeitssängern und Entertainern schnell durchsetzen. Das Verhältnis Reichweite zu Lautstärke ist bei den meisten Säulensystemen besser als bei vielen Zwei-Wege-Boxen, deren Höhenanteil sich zumeist in schwierigen und halligen Räumen schon nach wenigen Metern verliert.
Der Aufbau kleiner Säulenlautsprecher ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Subwoofer aufstellen, Distanzelement einstecken, Lautsprecherelement einstecken, Stromkabel anschließen, fertig. Kabel für das Verbinden der einzelnen Elemente werden bei diesen kleinen und gut transportablen Systemen selten genötigt, da alles über integrierte Steckverbindungen läuft. Die Systemelektronik mit Mischpultfunktionen ist im Subwoofer untergebracht und in einigen aktuellen Systemen gibt es sogar eine Möglichkeit, das Mischpult per Tablet oder Smartphone fernzusteuern.
Größere Säulenlautsprechersysteme besitzen meistens mehr Treiber in der Säule und davon abgesetzte Subwoofer. Sie eignen sich gut für Bands, die öfter in größeren Räumen spielen. Der Aufwand ist gemessen an einem Zwei-Wege-System in Verbindung mit Subwoofern auch nicht höher. Durch eine andere Treiberbestückung ist das Tiefmittenloch hier nicht mehr anzutreffen und die Vorteile der höheren Reichweite überwiegen. Insbesondere Gala-Bands, die zum Essen eher Hintergrundmusik spielen, später dann aber zum Tanz den ganzen Saal gleichmäßig beschallen müssen, finden in den leistungsstärkeren Säulensystemen eine gute Alternative zu den aktiv getrennten PAs, bestehend aus Subwoofern und Zwei-Wege-Lautsprechern. Das Phänomen „vorne brüllend laut und hinten schwammig“ kennen die leistungsstarken Säulensysteme nicht.
Ein Wort noch zum Abstrahlverhalten sehr schlanker Säulenlautsprecher: Die schlankeren Säulen haben oftmals wie große Line Arrays ein schmales vertikales Abstrahlverhalten, was sich positiv hinsichtlich störender Reflexionen des Schalls von Decke und Boden auswirkt. Das horizontale Abstrahlverhalten ist oft sehr breit, manchmal sogar weit über 110°. Das kann bei der Nutzung einer einzelnen Säule in einer Monokonfiguration durchaus von Vorteil sein, wenn der Lautsprecher gut positioniert wird. Manche Hersteller wie BOSE werben mit einer Abstrahlung von 180° und der Möglichkeit, als Musiker die Säule zugleich für das Monitoring einzusetzen. Eine extrem breite horizontale Abstrahlung kann aber auch schädlich sein, wenn sie in kleineren Räumen für Reflexionen an den Wänden sorgt. Hier ist dann unter Umständen ein Zwei-Wege-Lautsprecher mit einem 90° Horn die bessere Wahl oder es muss auf eine entsprechend günstige Aufstellung des Säulenlautsprechers geachtet werden.
Interessant. Das mit der Line Array kannte ich noch nicht. Bin aber auch kein PA-Mensch.
Vielen Dank. Sehr informativ, sehr gut beschrieben, für mich viele gute Tipps und Hinweise.
Auch am Ende des Textes, die Überlegungen zum Abstrahlverhalten waren interessant.
Sehr lesenswert.
@VerMona74 Vielen Dank. Säulenlautsprecher sind nach wie vor ein Hype, der von den Herstellern vorangetrieben wird. Oft werden sie als Line Array verkauft, was die meisten dieser Lautsprecher aber überhaupt nicht sind, weil wesentliche Merkmale eines Line Arrays, wie man es von Großbeschallungen kennt, fehlen. Andere Merkmale hingegen sind durchaus vorhanden und ein Vorteil. Man muss halt wissen, wann welcher Lautsprechertyp angebracht ist. Und vor allem, wann das schön breite horizontale Abstrahlverhalten zum Fluch wird.