Zwei Säulenlautsprecher unter 1.000 Euro. Wir küren die Siegessäule!
Im Vergleich: Säulenlautsprecher LD Systems und JBL. Es ist schon beachtlich, wie viele verschiedene Säulenlautsprecher es mittlerweile auf dem Markt gibt. Fast jeder Hersteller hat sie im Programm und sie werden gerade im unteren Preissegment gerne als das Allheilmittel für akustisch schwierige Räume verkauft. Dass hier eher Werbeversprechen als physikalische Gesetze sprechen, dürfte mittlerweile jedem klar sein. Zwei besonders interessante Produkte unter 1.000 Euro sind die LD Systems Maui 11 G2 und die JBL EON ONE PRO Säulen. Beide wurden in der Vergangenheit intensiv von AMAZONA.de Autoren getestet und sollen nun in diesem Vergleichstest gegeneinander antreten. Doch zunächst einmal etwas Hintergrundwissen zum Thema Säulenlautsprecher.
Säulenlautsprecher gleich Line Array?
Ein Säulenlautsprecher ist noch kein Line Array, wie oft versprochen wird, sondern baut auf ähnlichen Prinzipien auf. Beschäftigt man sich etwas näher mit der Thematik, leuchtet schnell ein, dass auch Säulenlautsprecher der Physik kein Schnippchen schlagen. Dass sie oft mit Line Arrays verwechselt werden, hat vor allem damit zu tun, dass beide auf dem Prinzip des Linienstrahlers basieren.
Koppelt man mehrere Lautsprecher in der Vertikalen miteinander, so strahlen diese unter bestimmten Voraussetzungen den Schall in Form einer Zylinderwelle ab. Anders als für eine punktförmige Schallquelle, die den Schall in Form einer Kugelwelle abstrahlt und im Freifeld eine Pegelabnahme um 6 dB pro Entfernungsverdopplung besitzt, gilt bei einer linienförmigen Schallquelle (Linienstrahler) mit Zylinderwelle eine Pegelabnahme um 3 dB pro Entfernungsverdopplung. Die Reichweite eines Linienstrahlers wäre also höher als die eines Punktstrahlers. Klingt gut, wäre auch gut, wenn eine solche linienförmige Schallquelle unendlich lang wäre, denn nur dann ist diese Betrachtung uneingeschränkt gültig. Leider ist sie so endlich wie unser Leben und darüber hinaus gelten noch eine Reihe weiterer Gesetzmäßigkeiten, die den Rahmen des Artikels bei Weitem sprengen würden und viel physikalisches Hintergrundwissen voraussetzen. Nur soviel: Ein richtiges Line Array besitzt eine hohe Reichweite über den gesamten Frequenzverlauf nicht nur, weil die einzelnen Lautsprecher vertikal „gestackt“ werden, sondern weil ein berechnetes Curving und DSPs dafür sorgen. Bei einem geraden Säulenlautsprecher mit fest definierter Anzahl an Breitbandlautsprechern und integrierten Hochtönern ist ein ähnlicher Effekt nicht zu erreichen. Hier spielt sich die Reichweitenerhöhung nur in einem stark begrenzten Frequenzbereich ab.
Vorteile und Nachteile von Säulenlautsprechern
Dennoch haben die schlanken Lautsprecher ihre Vorteile: Sie lassen sich häufig unauffällig im Raum platzieren, sind leicht zu transportieren und aufzubauen und besitzen einen weiten Abstrahlwinkel in der Horizontalen sowie einen schmalen in der Vertikalen. Der weite horizontale Abstrahlwinkel sorgt dafür, dass auch breite Räume von nur einem Punkt aus gleichmäßig beschallt werden können. Oft liegt der horizontale Abstrahlwinkel bei 100 bis 120 Grad. Der recht enge vertikale Abstrahlwinkel hingegen reduziert unerwünschte Reflexionen von Decke und Boden. Ein wesentlicher Nachteil ist das schmale Gehäuse der Säule. Durch die geringe Breite im Vergleich zur Wellenlänge der abgestrahlten Frequenzen werden gerade die mittleren und tiefen Frequenzen gut um das Gehäuse von Säule und Subwoofer gebeugt. Auf der Bühne macht sich also „Mittenmulm“ breit, während die hohen Frequenzen fehlen. Um diese Frequenzen stattdessen ins Publikum zu befördern, empfehlen viele Hersteller, die Säulenlautsprecher einfach vor eine Wand zu stellen und mit zur Bühnenbeschallung zu nutzen. Tatsächlich sieht man deshalb mittlerweile viele Musiker vor ihren Säulen sitzen.
Die Testkandidaten: JBL EON ONE PRO und LD Systems Maui 11 G2
Zur LD Systems Maui 11 G2 muss nicht viel gesagt werden. Sie ist schon lange am Markt und die zweite Generation der Maui 11 besitzt eine leicht veränderte Lautsprecherbestückung, mehr Kanäle, Bluetooth, mehr Leistung. Außerdem besteht die Säule nun aus zwei Teilen statt aus einem Teil. Der aktuelle Verkaufspreis beträgt 675 Euro. Auch die JBL EON ONE PRO ist eine erweiterte Generation der schon länger erhältlichen EON ONE. Die JBL EON ONE PRO kostet aktuell 999 Euro und ist auf den ersten Blick nicht nur teurer, sondern auch besser ausgestattet als die Maui 11 G2. Auch sie verfügt über Bluetooth, ist aber mit mehr Kanälen, einem integrierten Akku und einem kleinen integrierten Mischpult ausgestattet. Schauen wir uns beide Kandidaten mal genauer an.
JBL EON ONE PRO
Akkubetriebene Säulenlautsprecher gibt es nicht ganz so viele auf dem Markt. Insofern ist das bereits ein Alleinstellungsmerkmal. Ein Lithium-Ionen-Akku sorgt für bis zu sechs Stunden Spielspaß ohne Steckdose. Das Gehäuse der JBL EON ONE PRO besteht aus Kunststoff. Mit einem Gesamtgewicht von 17 kg ist das System bequem von einer Person zu tragen. Die Besonderheit: Die Säule wird, in drei Teile zerlegt, im Subwoofer transportiert. Das Fach dazu befindet sich unter einer Kunststoffklappe, die gleichzeitig auch als Transportgriff dient. Unter dieser befindet sich auch der Mischpultblock mit insgesamt sieben Kanälen. Vier Anschlüsse mit XLR/Klinke-Combo-Buchsen warten auf den Kontakt zu Mikrofonen oder Instrumenten und versorgen die Kanäle 1 bis 4 mit deren Signalen. Die Kanäle 5 und 6 sind mit RCA-Anschlüssen beziehungsweise einem Miniklinken-TRS-Anschluss versehen. Kanal 7 ist fest dem Bluetooth-Empfänger zugeordnet. Ausgangsseitig gibt es zwei regelbare RCA-Anschlüsse (Monitor Out) sowie eine XLR-Ausgang (Pass Thru). Hier lassen sich zum Beispiel ein Recorder oder eine weitere JBL EON ONE PRO anschließen.
Die Mischpulteinheit besteht für die Kanäle 1 bis 4 je aus einem Treble-Regler für die Höhen, einem Bass-Regler, einem Reverb-Send Regler für den integrierten Hall-Effekt, Reverb An/aus- und Mic/Line-Schaltern. Den Abschluss bildet jeweils ein Volume-Regler für die Kanallautstärke. Der Kanal 5/6 besitzt leider nur einen Volume-Regler und muss auf eine Klangregelung oder den Hall verzichten. Abgerundet wird alles durch schaltbare Phantomspeisung (+48 Volt) für die Kanäle 1/2 sowie einen HiZ-Schalter für die Kanäle 3/4. Den Abschluss bilden der Regler für die Gesamtlautstärke und der Bluetooth-Schalter. Ein kleines Detail wurde noch auf der Rückseite unterschlagen: Eine USB-Buchse stellt die für Smartphones und Tablets gegebenenfalls benötigte Spannungsversorgung zur Verfügung, um diese auch unterwegs schnell aufladen zu können.
Die Lautsprecherbestückung umfasst einen 8“ Tieftonlautsprecher im Subwoofer und sechs 2“ Breitbandlautsprecher in der Säule. Angetrieben werden diese von einer Class-D-Endstufe mit 250 Watt (LF/HF) und integriertem DSP für das Limiting und Fine-Tuning der Komponenten. Der Frequenzgang wird mit 45 Hz bis 18 kHz (-3 dB) beziehungsweise 37,5 Hz bis 18,5 kHz (-10 dB) angegeben. Der vom Hersteller mit Pink Noise gemessene maximale SPL-Wert soll bei 118 dB (Peak) liegen. Leider macht der Hersteller keine näheren Angaben zu Bluetooth wie Version, Codec oder Profile. Ein nettes Gimmick, auf das die Bedienungsanleitung hinweist: Oben am Lautsprecherelement befindet sich eine Befestigungsmöglichkeit für eine GoPro Action Cam (Zubehör separat erhältlich). So kann man auch gleich die „Response“ des Publikums auf die eigene Performance filmen. Der Abstrahlwinkel der JBL EON ONE PRO beträgt laut JBL 100° horizontal und 50° vertikal. Die Breitbandlautsprecher sind dazu in einem Curving angeordnet, das sehr eigenwillig ist: Während bei allen anderen mir bekannten Säulenlautsprecher die unteren Speaker angewinkelt sind, um zum Beispiel bei hoher Aufstellung die vorderen Reihen zu beschallen und einen gleichmäßigeren Abstrahlwinkel zu erreichen, sind hier auch die oberen Speaker angewinkelt. Der oberste Lautsprecher zeigt im Prinzip leicht schräg zur Decke. Das mag gut für die eigene Beschallung sein, steckt man das Säulenelement mit den Lautsprechern direkt in den Subwoofer. Bei kompletter Säulenlänge sorgt diese Anordnung leider für eine Beschallung der Raumdecke und den damit verbundenen ungewünschten Reflexionen. Im Prinzip sind nur die beiden mittleren Lautsprecher ohne Curving angebracht. Die anderen vier Lautsprecher sind entsprechend angewinkelt montiert.
Der Aufbau ist schnell erledigt: Klappe öffnen, zunächst ein „Spacer“-Säulenelement herausnehmen und in die dafür vorgesehene Öffnung an der Oberseite des Subwoofers stecken. Dann das zweite „Spacer“-Element auf das erste Element stecken. Zuletzt das Säulenelement mit den Lautsprechern aufstecken. Das Design sieht vor, dass das Lautsprecherelement auch ohne Spacer oder mit nur einem Spacer-Element am Subwoofer betrieben werden kann. So sind unterschiedliche Säulenhöhen möglich. Komplett aufgebaut kommt das Gesamtsystem auf eine stattliche Höhe von 2,04 m. Muss der Akku noch geladen werden, steckt man noch das beiliegende Stromkabel in die Steckdose. Ist der Akku voll geladen, können wir auch darauf verzichten und direkt loslegen. Die Ladedauer beträgt laut JBL 5 Stunden, die Betriebsdauer 6 Stunden.
Ein nettes Detail: Damit die im Betrieb in der Regel geöffnete Klappe oben am Subwoofer auch einen tieferen Sinn erfüllt, besitzt sie unten zwei kleine Halterungen, sodass sie als Tablet-Halter dienen kann. Praktisch, wenn man zum Beispiel das Tablet zum Abspielen von Pausenmusik nutzt.
LD Systems Maui 11 G2
Die Maui 11 G2 von LD Systems ist mit einem Gesamtgewicht von 24,9 kg schon ein echter Brocken. Geschuldet ist dies dem Holzgehäuse des Subwoofers und dem Aluminiumgehäuse der beiden Säulenelemente. Viel Holz und vor allem viel Power, denn im Subwoofer arbeiten gleich drei 6,5“ Tieftöner mit Ferrit-Magneten und 1,5“ Schwingspule. Das Bassreflex-Gehäuse mit zwei Bassreflex-Tunneln ist aus immerhin 15 mm dickem Sperrholz gefertigt und mit Strukturlack versehen. Im geschlossenen Aluminium-Gehäuse der Säule arbeiten als Mitteltöner acht 3“ Breitbandlautsprecher mit Ferrit-Magneten und 1“ Schwingspulen, als Hochtöner kommen zwei 1“ Treiber mit Neodym-Magnet und Waveguide zum Einsatz. Die Säule besteht aus zwei Teilen: „Spacer“ und Element mit Lautsprechern. Optisch ist beides wie aus einem Guss. Die Gesamthöhe des Säulenlautsprechers beträgt hier fast exakt 2 m. Angetrieben wird das alles durch eine Class-D-Endstufe mit 500 Watt RMS Leistung (1000 Watt Peak). Geschützt werden die Speaker durch einen DSP mit Multiband-Limiter sowie Schaltungen gegen Kurzschluss, DC-Schutz und Überhitzung. Der DSP übernimmt auch vollautomatisch und programmabhängig das Equalizing und Limiting. Er arbeitet mit 24 Bit und 48 kHz bei 100 dB Signal-Rausch-Abstand.
Während die Maui 11 G2 auf der Lautsprecher- und Endstufenseite voll auf „Power“ setzt, sieht das Anschlussfeld recht spartanisch aus: Kanal 1 besitzt einen XLR/Klinke-Combo-Eingang und einen Regler für die Mic-Lautstärke. Kanal 2 hingegen ist mit zwei Combo-Buchsen (rechts/links), zwei RCA-Buchsen (rechts/links) und einem Line-Level Regler versehen. Kanal 3 kommt mit einer 6,3 Millimeter Klinkenbuchse für einen Gitarren-Pickup sowie einem Level-Regler daher, während der letzte Kanal für Bluetooth beziehungsweise den Anschluss eines MP3-Players/Smart Phones/Tablets per Miniklinken-Kabel reserviert ist. Auch dieser letzte Kanal verfügt über einen Lautstärkeregler. Hier ist auch der Schalter für das Bluetooth-Pairing zu finden. Schade, dass man diesen ausgerechnet auf der Rückseite angebracht hat.
Die Oberseite des Subwoofers sieht auch nicht gerade spannend aus: Es gibt zwei Lautstärkeregler für Subwoofer-Pegel und die Gesamtlautstärke. Verschiedene LEDs geben Auskunft über das System: On, Signal, Limit, Protect. Interessant wird es im Bereich Setup direkt daneben: Die Maui 11 G2 kann nämlich mit aufgesetzter und separat montierter oder aufgestellter Säule betrieben werden! Passendes Zubehör gibt es direkt von LD System. Somit sind auch Festinstallationen oder flexiblere Aufstellungen mit mittigen Subwoofern möglich. Da dies dann eine andere Systementzerrung erforderlich macht, lässt sich per Schalter zwischen diesen zwei Aufbauvarianten wählen. Außerdem kann die Maui 11 G2 im Verbund mit einer zweiten Maui 11 G2 als Stereosystem betrieben werden. Auch dies kann mit dem System-Schalter angewählt werden. Das Signal erhält die zweite Maui 11 dann über den XLR-Ausgang auf der Rückseite des Subwoofers.
Einen Akku wie die JBL EON ONE PRO besitzt die Maui 11 nicht. Auch Phantomspeisung für Kondensatormikrofone ist nicht vorgesehen. Mischpultelemente wie EQs oder Hall sucht man auch vergeblich.
Äpfel mit Birnen oder fairer Vergleich?
Bei der Testanfrage seitens der Redaktion habe ich zunächst befürchtet, dass ein fairer Vergleich aufgrund der Verschiedenheit der beiden Säulenlautsprecher nicht möglich sei. Schließlich ist die LD Systems Maui 11 G2 auf den ersten Blick schlechter ausgestattet als der Konkurrent von JBL. Doch als ehemaliger Besitzer der ersten Maui 11 Generation wusste ich auch um die Qualitäten des Vorgängers und so war zu vermuten, dass die Maui 11 G2 vom Sound und der Leistung her nicht schlecht aufgestellt sein wird. Ich beschließe deshalb, den Vergleich zuzulassen und später einen Sieger zu küren.
Erster Aufbau der Säulenlautsprecher
Beim Auspacken spielt natürlich die JBL EON ONE PRO ihre Vorteile aufgrund des Kunststoffgehäuses aus: Sie lässt sich leicht und ohne Anstrengung aus dem Karton heben. Da die Säulenelemente direkt im Subwoofer verstaut sind, war es das auch schon. Klappe auf, alles einstecken, Strom einschalten (der Akku war vorgeladen), fertig. Bei der LD Systems Maui 11 G2 war das hingegen schon ein größerer Kraftakt. Der Subwoofer wiegt ordentlich und wollte sich trotz seines Griffs an der Oberseite nur widerwillig aus dem Karton befreien lassen. Die Säule war in einem gesonderten Karton verpackt und bringt ebenfalls ordentlich was auf die Waage. Aber: Alles scheint „bullet-proof“ zu sein. Hier wird uneingeschränkte Road-Tauglichkeit bescheinigt. In Sachen Verarbeitung wirkt die JBL EON ONE PRO im Vergleich zur Maui 11 G2 geradezu fragil. So eine tolle Verarbeitung und Holz und Aluminium als Verarbeitungsmaterial haben nun einmal auch ihr Gewicht. Aufgebaut ist auch die Maui 11 G2 recht fix. Hier fällt bereits auf, dass die Verbindung der Säulenelemente zum Subwoofer bei der JBL-Säule recht instabil wirken. Bei der Maui 11 G2 wackelt hier nichts und es erfordert sogar einige Anstrengung, alles ineinander zu schieben, weil pro Element drei lange Metallbolzen um die Anschlüsse herum in das jeweils nächste Element beziehungsweise den Subwoofer geschoben werden wollen. Das gibt ordentlich Stabilität und sorgt für eine sichere Verbindung der einzelnen Elemente der PA.
Säulenlautsprecher LD Systems und JBL, der erste Eindruck zählt
Für einen ersten Klangeindruck von beiden Säulenlautsprechern wähle ich mir gut bekannte Titel, die ich vom iPhone 10 XR aus per Bluetooth zuspiele. Die Verbindung klappt bei beiden Modellen problemlos. Nachdem sich mein iPhone mit beiden Lautsprechern verbunden hat, kann ich bequem bei laufendem Titel zwischen beiden hin und her schalten.
Nicht ganz so einfach ist der Lautstärkeabgleich zwischen beiden Systemen, denn die Maui 11 G2 fegt mit ihrer hohen Leistung die JBL EON ONE PRO spielend aus dem Weg. Für einen fairen Klangvergleich muss sie also etwas gezügelt werden, denn subjektiv bewerten wir eine höhere Lautstärke immer als besseren Klang. Ein fairer Vergleich wäre das nicht, deshalb muss die Maui 11 G2 mit angezogener Handbremse fahren.
Der erste Eindruck zeigt sofort, wo es lang geht: druckvoller und tiefer Bass bei der Maui 11 G2, schöne Tiefmitten und voller Klang. Höhenbetonter Hi-Fi-Sound bei der JBL EON ONE PRO mit etwas nervigen oberen Mitten und Höhen sowie einem straffen, aber im Vergleich gezügelten Bassbereich. Bei der JBL EON ONE PRO liegt die Ortung des Sounds klar beim oberen Säulenelement. Bei der Maui 11 G2 hingegen mehr beim gesamten System. Hört man die JBL EON ONE PRO ohne den direkten Vergleich zur Maui, wird man den Klang als klar, aber etwas scharf oder spitz bezeichnen. Stimmen setzen sich sehr gut durch, schon fast zu gut, denn bei einigen Aufnahmen stören die scharfen oberen Mitten und die Höhen sehr. Extrem fiel mir das insbesondere beim neuen Bruce Springsteen Album „Western Stars“ auf. Im Prinzip gilt hier: Je älter die Titel, desto besser klingen sie auf der JBL EON ONE PRO. Gerade Titel aus dem analogen Zeitalter der 1970er und frühen 1980er Jahre klingen angenehm und spritzig. Titel mit aggressivem Mastering ab den 1990er Jahren an sind, wiedergegeben auf der EON ONE PRO, nicht so mein Fall. Für den Stimmtest mit Mikrofon habe ich ein Neumann KMS104 Bühnenmikrofon (Kondensator) und ein Sennheiser e945 (dynamisch) eingesetzt. Beide klangen mir zu basslastig, deshalb musste der Bassregler auf ca. 10 Uhr zurückgenommen werden. Die Höhen hingegen konnten bei beiden Mikrofonen und meiner Stimme eine leichte Auffrischung vertragen. Die Tragweite der Stimmen und die Sprachverständlichkeit sind sehr gut. Schlecht hingegen ist das Hallprogramm, denn der Hall klingt metallisch, fast wie ein Federhall, aber mit sehr langer Nachhallzeit. Für die Praxis ist dieser auch bei geringer Dosis eher schädlich als nützlich.
Bei der Maui 11 G2 das genaue Gegenteil: Wow, was ein Pfund! Hier geht es richtig zur Sache und man könnte meinen, mindestens einen 15“ Subwoofer vor sich zu haben. Alles klingt wie aus einem Guss und ich musste den Subwoofer sogar leicht zurücknehmen, weil er gerade bei modernen Titeln schon fast zu stark ist. Die Höhen klingen trotz der zwei Hochtöner unaufdringlich, die Mitten angenehm. Der Säulenlautsprecher arbeitet ohne Mittenloch. Doch wird auch ein direkt angeschlossenes Mikrofon ohne EQ gut klingen? Da das Neumann Mikrofon mangels Phantomspeisung ausscheidet, nutze ich nur das Sennheiser e945. Der Sound: Super! Einen Equalizer braucht es in diesem Fall nicht: Ein gutes Mikrofon und ein gut abgestimmter Lautsprecher machen eben doch den Sound aus. Prima. Musikalisch geht hier von Rock bis Pop alles. Jetzt ist es vorbei mit dem Zügeln und alles wird voll aufgerissen: Der Maui 11 G2 traue ich auch eine Band zu, vor allem dann, wenn zwei Säulenlautsprecher zu einer Stereo-PA gekoppelt werden.
Beide Säulenlautsprecher objektiv betrachtet
Damit der Test nicht nur rein subjektiv bleibt, habe ich noch fix zwei „Quick’n’Dirty“-Messungen mit REW gemacht. Diese sind wenig akademisch mit einem günstigen Messmikrofon auf Ohrhöhe in ca. 1,5 m Abstand von den Säulen gemacht worden. Man sieht deutlich die höhere Power der Maui 11 G2 im Bassbereich. Da die Maui zwecks Vergleichbarkeit auch bei der Messung mit angezogener Handbremse fahren musste, ist hier noch einiges mehr drin, fährt man sie voll aus. Da ich aufgrund des Wetters und der Nachbarn nicht im Garten, also im Quasi-Freifeld messen konnte, sind auch Reflexionen des Raumes mit enthalten, sodass die Ergebnisse nicht zu kritisch zu betrachten sind. Sie zeigen aber gut beide System im Vergleich im selben Raum und auch in einigen Details im Bassbereich und den Mitten die Überlegenheit der drei 6,5″ Tieftöner im Subwoofer sowie der acht 3″ Breitbandlautsprecher im oberen Säulenelement der Maui 11 G2.
Säulenlautsprecher LD Systems und JBL. And the winner is …
Es kann nur einen geben, sagt die alte Highlander-Weisheit und deshalb muss ich nun eine Entscheidung treffen. Da am Ende Klang und Verarbeitung über allem anderen stehen und zudem der Preis auch eine Rolle spielt, steht der Gewinner unter beiden Säulenlautsprechern schnell fest: die LD Systems Maui 11 G2. Der Klang ist sehr gut und für 675,- Euro bekommt man hier viel geboten. Zwar ist das „Mischpult“ nicht der Rede wert, aber wer diese PA ohne externes Pult nutzt, verschenkt ohnehin einiges an Potential, das man aus diesem Säulenlautsprecher herauskitzeln kann. Schon ein kleines Digitalpult wie das MIDAS MR18 oder sein Behringer Pendant XR18 kann in Kombination mit der MAUI 11 G2 für ordentlich Sound sorgen. Und im Gesamtpreis liegt man dann auch nicht viel höher als beim Kauf einer JBL EON ONE PRO. Zwar hat diese mit dem integrierten Mischpult und dem möglichen Akkubetrieb auf dem ersten Blick einige Vorteile und auch das geringe Gewicht sowie der komfortable Transport durch das Verstauen der Säulenelemente im Subwoofer sind definitiv Pluspunkte. Aber mit dem Klang und der Leistung der Maui 11 G2 kann sie einfach nicht mithalten. Wer oft mit der PA „on the road“ ist, wird zudem die erheblich bessere Verarbeitung der Maui 11 G2 zu schätzen wissen. Hier kann man ruhig mal anecken, ohne eine Beschädigung fürchten zu müssen. Doch am Ende bleibt auch die Meinung des Testers eine subjektive und es gilt wie immer: Auf zum Händler des Vertrauens und beide Säulenlautsprecher selber vergleichen.
Danke für den Vergleich. Du hast es schon selbst geschrieben, Birnen mit Äpfeln.
Ich habe die Maui 28 G2. Preis 998 mit Taschen. Da fällt die JBL mit Riesen Abstand hinten runter.
Interessant wäre da der Vergleich der JBL zur Maui 5 Go. Die habe ich im Sommer bei einem Straßen Musiker gehört und war beeindruckt von Klang und Lautstärke. Nimmt man dann noch den Preis, dann wird bestimmt die JBL wieder 2.
@DJ Ronny Da ich die MAUI 5 Go auch schon mal zum Testen hier hatte, kann ich bestätigen, dass auch bei diesem Vergleich die JBL-PA sich hinten anstellen müsste. Leider ist es in der letzten Zeit zur Sitte geworden, den Preisverfall bei DSPs dazu zu nutzen, Aktivlautsprecher mit allen möglichen Gimmicks auszustatten und damit zu prahlen. Leider muss die PA aber auch ohne diese Gimmicks gut klingen und das ist bei LD Systems definitiv der Fall. Das gesparte Geld investiert man dann lieber in ein kleines Pult oder eben ein XR18 oder MR18 von Behringer, wenn man sich an Tablet- oder Laptop-Bedienung nicht stört. Mir persönlich ist das lieber als ein integriertes Mischpult mit schlechtem Hall und am Ende immer noch zu wenig Features. Die Grundsubstanz muss einfach stimmen und eben auch die Verarbeitung, wenn das Gerät nicht nur fest installiert irgendwo stehen soll oder im Wohnzimmer.
Hallo Markus,
interessanter Vergleich für mich, da ich auch mit einem Stereo Säulenpaar liebäugle. Da ich außer diesen Lautsprechern keinerlei Monitorboxen möchte, ist für mich das Thema der Rückkopplungsfestigkeit von ausschlaggebender Bedeutung, denn die Lautsprecher strahlen ja, wenn sie als Paar hinter einem stehen, schon stark in die Mikros. LD Systems macht ja mit der Rückkopplungsfestigkeit ordentlich Werbung, von JBL hört man diesbezüglich nichts. Wäre schön, wenn du dazu noch Anmerkungen machen könntest.
Das hängt natürlich immer von der Lautstärke und der Entfernung zum Lautsprecher ab. Ich hatte früher selbst eine Maui 11 und wir haben mit fünf Gesangsmikros direkt davor gestanden – ohne Rückkopplungen. Im direkten Nahbereich strahlt der Hochtöner über die Mikros hinweg. Mit zunehmendem Abstand wird das schwieriger, weil er dann unter Umständen die Musiker erreicht. Bei sehr hohen Frequenzen ist das egal, weil der Körper die hohen Frequenzen nicht durchlässt und sie nicht um ihn herum gebeugt werden können. Das Mikrofon wird also wirkungsvoll dadurch abgeschattet. Bei tieferen Frequenzen ist das eher ein Problem. Aber wie gesagt: Solange es nicht ohrenbetäubend laut ist, geht das auch sehr gut.