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Test: Proel Session 4, 2.1 Säulenlautsprecher

Auf den Pfaden der Compact Array Systeme

24. Februar 2019

Ich gebe zu, dass ich bis dato noch nie etwas von der italienischen Firma Proel gehört hatte. Immerhin scheint die Firma bereits seit 1991 zu existieren und hat mit dem Proel Session 4 ein weiteres Produkt für den Compact Array Bereich entwickelt, das sich in den letzten Jahren als der Umsatzbringer in der mobilen Beschallungsbranche entpuppt hat. Kaum ein Beschallungshersteller, der in den letzten Jahren nicht in der Trennung von Subwoofer und Hochkant Satelliten sein Heil sucht und einen typischen Vertreter der Array Klasse sein Eigen nennt.

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Die Vorteile solcher Systeme sind schnell umrissen. Klein, transportabel und zerlegbar sollen die mobilen Systeme sein und dabei kräftemäßig aufgrund leistungsfähiger Class-D Endstufen gerne auch mal im KW-Bereich unterwegs sein. Allerdings sollte man sich nicht vom Array-Schlagwort blenden lassen, denn mit einem „echten“ Array-System haben die Kompaktlösungen absolut nichts gemein. Schauen wir doch mal, was uns Italien offeriert.

Konzept und Konstruktion der Proel Session 4

Bereits unmittelbar nach dem Auspacken kann man feststellen, dass Proel das Adjektiv flexibel bei seiner Proel Session 4 sehr groß geschrieben hat. So kann man das System bei entsprechendem Setup sowohl in Mono als auch in 2.1 Stereo betreiben. Das aus einem Subwoofer und zwei Satelliten bestehende System lässt sich entweder in Mono mit den beiden Satelliten übereinander betreiben, indem die Gehäuse über eine Schiebevorrichtung miteinander verzahnt werden, oder aber in typischer Stereo-Funktion mit einem Satelliten über dem Woofer und einem zweiten links oder rechts davon angeordnet. Von den Dimensionen her verfügt das System über einen aktiven Bandpass-Subwoofer mit 2x 6,5″ Woofer und 2 Array-Tops mit je 4x 2,75 Neodymium Fullrange Speakern.

Für den Woofer-Satelliten liegt eine zweifach miteinander verschraubbare Distanzstange bei, für den zweiten Satelliten muss ein separater Hochständer für den 35 mm Flansch erworben werden. Auch liegt dem System nur ein einzelnes Speakon-Kabel bei, was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Ein zweites Speakon-Kabel würde die Fertigungskosten nur um wenige Euro erhöhen und zumindest ein komplett einsatzfähiges System hinterlassen. So ist man gezwungen, ein weiteres Speakon-Kabel hinzuzukaufen. Ganz klar am falschen Ende gespart!

Für den Transport werden die beiden Satelliten platzsparend in zwei entsprechenden Röhren innerhalb des Subwoofers versenkt. Sehr praktisch, man sollte allerdings nie vergessen, die beiden Hochmitteltöner vorher in die mitgelieferten Hüllen mit der Zugschlaufe nach oben zu stecken, da man sonst die Satelliten nur mit großer Mühe und mannigfaltigen Flüchen wieder aus den Einschüben heraus bekommt. Man muss in diesem Fall aufgrund der millimetergenau gefrästen Öffnungen den Woofer auf den Kopf stellen und ihn nach oben wuchten. Das macht man definitiv nur einmal, danach merkt man sich das Prozedere. Weitere Aufnahmepunkte für Kabel oder die Distanzstangen gibt es leider nicht, hier muss eine separate Tasche/Koffer zum Einsatz kommen.

Proel Session 4 Satelliteneinschuebe

Proel Session 4 Satelliteneinschübe

Die Proel Session 4 ist von ihrer Leistung her für kleine Bands, moderaten DJ- oder Playback-Einsatz in kleinen Locations ausgelegt. Mit 300 Watt für den Subwoofer und je 100 Watt pro Satellit (alles Dauerlastangaben laut Hersteller) kann man eine unplugged Combo oder eine moderat spielende Band für ca. 100 Personen hörbar machen. Körperlichkeit in Form z. B. einer druckenden Kickdrum ist mit diesem System nicht umzusetzen. Umso wichtiger ist es, dass das System schon bei geringen Lautstärken möglichst fein zeichnet, um auch Details in der Klangformung einer moderat aufspielenden Band oder entsprechendem Playback-Material wiederzugeben. Hierzu mehr im Praxisteil des Tests.

Proel Session 4 Satelliten

Proel Session 4 Satelliten

Die Bedienung des Proel Session 4

Wie die meisten Systeme dieser Bauart, versucht auch der Hersteller des Proel Session 4 den Anwender möglichst komplett aus dem technischen Teil der Anlage herauszuhalten. Was für den ungeübten Gelegenheitsbetreiber bestimmt eine Wohltat ist, führt auf er anderen Seite dazu, dass sich immer weniger Betreiber mit Beschallungsmaterie ernsthaft auskennen und vor allem in die entscheidenden Parameter nicht mehr aktiv eingreifen können. Preset rules …

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Proel Session 4 LCD Display

Proel Session 4 LC-Display

So hat man auch bei dem Proel Session 4 lediglich eine rudimentäre Preset-Verwaltung der üblichen Verdächtigen Music, DJ, Speech und Playback plus einen einfachen 2-Band EQ vor sich, mit dem man den Grundklang des Systems etwas formen kann. Leider hat es nicht einmal ein parametrischer Mitten-EQ in das System geschafft, was je nach anliegendem Signal sehr hilfreich gewesen wäre. Wahrscheinlich hat auch hier der Hersteller Angst vor der Inkompetenz des Anwenders und ihm gleich jegliche Fähigkeiten aberkannt. Ich weiß, parametrischen Mitten sind eine große Herausforderung für das ungeübte Ohr, aber ihn deshalb komplett aus der Klangregelung herauszulassen, halte ich für kontraproduktiv und anmaßend. Weiterführende Systemverwaltung wie z. B. Crossover-Frequenzen, Gain-Regler etc. sucht man leider vergebenlich.

An Bord befindet sich noch der beliebte integrierte Bluetooth-Player, sodass das persönliche Smartphone auch ohne Kabel die Party am Laufen halten kann. Als Eingangsbuchsen stehen zwei XLR/TRS-Kombibuchsen zur Verfügung, die bei Bedarf per Daisy-Chain über entsprechende XLR-Ausgänge auch noch an weitere Verstärkerlösungen durchgeschleift werden können.

Proel Session 4 Subwoofer Rueckseite

Proel Session 4 Subwoofer Rückseite

Das Proel Session 4 in der Praxis

Die Transportabilität des Proel Session 4 gestaltet sich sehr angenehm. Wenngleich die „Schlaufen-aus-den-Schüben-ziehen“ Lösung des Satellitentransportes etwas hemdsärmelig daher kommt, ist die Lautsprecherreduktion auf den Subwoofer-Kubus sehr praxisgerecht. Mit einem Gesamtgewicht von 25 kg sollte eine einzelne Person zwar schon darauf achten, nur aus den Knien zu heben, für den leistungstechnischen Gegenwert ist das Gewicht jedoch durchaus als moderat zu bezeichnen. Ich empfehle dennoch, wenn möglich das System mit zwei Personen an den beiden gegenüberliegenden Transportgriffen zu transportieren.

Proel Session 4 Subwoofer Oberseite

Proel Session 4 Subwoofer Oberseite

Das aus Birkensperrholz gefertigte Gehäuse macht einen guten Eindruck, die Verarbeitung ist einwandfrei, wenngleich der recht grobe Strukturlack das System grobschlächtiger aussehen lässt, als es ist. Mit ein paar Handgriffen lassen sich die Distanzstangen miteinander verbinden, wobei man natürlich auch nur das obere Ende verwenden kann. In Sachen Höhenjustierung der Satelliten muss man dem Proel Session 4 eine wirklich sehr hohe Flexibilität attestieren.

Schon bei den ersten Frequenzen, die aus der Proel Session 4 ertönen, wird die klangliche Präferenz des Systems klar. Das System scheint geradezu im Bassbereich zu ersaufen. Allerdings war auch das DJ-Preset aktiviert, was wohl der Bassverliebtheit vieler Produktionen Rechenschaft tragen soll. Nach der Umschaltung auf das Playback Preset verbesserte sich die Durchsichtigkeit im Bass deutlich, lieferte aber immer noch eine sehr dominante Basslastigkeit, die aber vergleichsweise gut zu verwalten war und nicht in einen undefinierten Schlabber abdriftete.

Proel Session 4 Transporttaschen Satelliten

Proel Session 4 Transporttaschen Satelliten

Der Schwachpunkt der Proel Session 4 ist hingegen ein anderer. Ich bin geneigt zu behaupten, dass dem System ein weiterer Lautsprecher in Form eines Hochtontreibers fehlt. Bis in den Hochmittenbereich können die vier Hoch/Mitteltöner ein zwar hartes, aber vergleichsweise durchgehendes Klangbild aufrecht erhalten, aber danach ist Schluss. Im echten Hochtonbereich ab ca. 6 kHz aufwärts bricht die Wiedergabe ein. Der Klang ist harsch und lässt Feinauflösung vermissen.

Proel Session 4 Satelliten ohne Verkleidung

Proel Session 4 Satelliten ohne Verkleidung

Auch lässt sich dieses Manko nicht durch den intern verbauten EQ beheben, da er lediglich weitere Härte dem Ausgangssignal hinzufügt. Eventuell könnte ein vorgeschalteter Grafik-EQ noch etwas an Signalqualität bringen, ich befürchte jedoch, dass die intern verbauten Hochtöner an ihre Grenzen kommen und das Signal in seiner angeglichenen Form nur ansatzweise übertragen können.

Fährt man das System in die Sättigung, kommt einmal mehr die klangliche Auslegung des Systems zum Tragen. Während der Subwoofer überraschend stabil auch bis in die Sättigung bleibt, fügen die Hoch/Mitteltöner aufgrund der eher geringen Belastbarkeit recht schnell erste Clippings dem Signal hinzu, was die klangliche Güte absenkt. Eine leise spielende Band wird zwar niemals in die Verlegenheit dieser Lautstärke kommen, dennoch sollte ein System auch bei Leistungsspitzen über genügend Headroom verfügen, um die Impulsspitzen entsprechend sauber abzufangen.

Proel Session 4 Distanzstangen

Proel Session 4 Distanzstangen

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Fazit

Mit dem Proel Session 4 hat der italienische Hersteller ein kleines, transportables 2.1-Lautsprechersystem in seinem Angebot, das leicht zu transportieren und schnell aufzubauen ist. Der im Bassbereich überzeugende Klang wird leider durch eine unzureichende Höhenwiedergabe gemindert, sodass man als Nutzer meines Erachtens im Vorfeld prüfen sollte, ob die Höhenwiedergabe für das persönliche Einsatzgebiet ausreicht.

Plus

  • kompakte Abmessungen
  • flexible Satelliten-Ausrichtung
  • Transportabilität
  • Basswiedergabe

Minus

  • unzureichende Höhenwiedergabe
  • nur ein Speakon-Kabel im Lieferumfang
  • rudimentäre Klangregelung

Preis

  • Ladenpreis: 849,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    DJ Ronny AHU

    Danke, für den Test. Die Firma kannte ich auch nicht. Aber doch einige Abstriche für den Preis. Also nix für mich.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @DJ Ronny Im Zweifelsfall immer mal persönlich rein hören. Jede Aussage bzgl. Klang ist immer komplett subjektiv!

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