Mastering à la carte
Nachdem wir uns im ersten Teil unseres Mastering Workshops mit den Grundlagen beschäftigt und uns in der DAW an einem kostenfreien Mastering versucht haben, wollen wir nun im zweiten Teil einen Schritt weiter gehen und etwas Geld in die Hand nehmen.
Dazu habe ich mir aus den nahezu unendlichen Lösungen zwei Ansätze raus gesucht. Einmal eine standalone Mastering-Suite, hier habe ich mich für ein Produkt des amerikanischen Software Anbieters iZotope entschieden, Ozone 7 Advanced. Die Version 6 durfte ich selbst schon testen.
Während Ozone in der Standard-Version nur standalone läuft, lässt sich die erweiterte Modul-Palette der Advanced Version auch als Plug-in in der DAW einbinden. Preislich müssen 225,- Euro für Ozone 7 und 459,- Euro für Ozone 7 Advanced investiert werden.
Meine zweite Lösung ist die Verwendung der anerkannt guten UAD Plug-ins, die ich in letzter Zeit sehr gerne einsetze. Ein besonderes Highlight sind die schönen Emulationen klassischer Studiohardware, unter anderem auch von Universal Audio selbst. Zugegeben, eine Auswahl aus den über hundert erhältlichen Plug-ins kann ganz ordentlich ins Geld gehen, UAD bietet aber in regelmäßigen Abständen Sonderaktionen an.
Der Song
Um den direkten Vergleich zu den Ergebnissen des ersten Workshops zu gewährleisten, nutze ich denselben Song „Bialistok“ von „Plastik Joy“, ein Projekt des italienisch/isländischen Electronik-Duos Christiano Nicolini und Fannar Asgrimsson. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für die freundliche Erlaubnis zur Nutzung.
01.Bialistok-Original
iZotope Ozone 7 Advanced
Ozone bietet eine aufgeräumte Ein-Fenster Lösung:
Oben wird der Song geladen, unten können in sechs Slots Module geladen werden. In der Mitte liegt das Bedienfeld. Es ist auch möglich, externe Plug-ins mit einzubinden.
Rechts zeigt sich das Metering, hier finden sich einige praktische Helferlein. So kann die Lautstärke des bearbeiteten und unbearbeiteten Materials angeglichen werden, um eine objektive Bewertung vornehmen zu können. Auch Monoschalter, Kanaldrehung und Bypass sind vorhanden.
Ich starte zunächst mit dem Equalizer, dieser bietet acht Bänder, verschiedene Filtertypen sind wählbar.
Das ist schon recht komfortabel, zusätzlich gibt es noch eine Analog/Digital-Umschaltung, eine Matching-Funktion und neben der Stereobearbeitung können die Kanäle auch separat sowie M/S bearbeitet werden. Zuerst nehme ich eine Stereo-Klanganpassung vor. Dafür wähle ich das Digital-Modell, das etwas knackiger klingt.
02.Bialistok-Ozone EQ
Der EQ ist recht vielseitig, kann sich klanglich aber nicht vom in der letzten Folge benutzten Linear EQ aus Logic abheben. Da gibt es ja aber noch den neuen Vintage EQ, mal schauen, was der anbietet.
Der Vintage EQ arbeitet mit zwei getrennten Bereichen für Low/High und drei Mittenbändern. In jedem Bereich werden Festfrequenzen angeboten, ein Mittenband dient zur Absenkung, zwei zur Anhebung der Frequenzen. Bei Low ist deides gleichzeitig möglich, für High gibt es je einen getrennten Cut- und Boost-Bereich. Der Vintage EQ arbeitet also nach den Prinzipien eines passiven Equalizers, eine Gattung, die für ihre besonders musikalische Herangehensweise bekannt ist.
Tatsächlich lassen sich hier deutlich einschneidernde Bearbeitungen realisieren, die den Frequenzgang nicht verbogen klingen lassen
03.Bialistok-Ozone Vintage EQ
Das ist erst mal so gekauft. Was beim Vintage EQ etwas schade ist, die Bänder lassen sich nicht einzeln in den Bypass schalten.
Als nächsten Arbeitsschritt kommt der Kompressor dran. Hier beginne ich mit dem Vintage Comp. Er bietet die üblichen Einstellungsmöglichkeiten mit Threshold, Ratio, Attack und Release, dazu einen Mode-Selector mit drei Voreinstellungen.
Den Vintage Comp nutze ich, um das Gesamtbild etwas fetter und dreidimensionaler zu gestalten, auch eine leichte Gain-Anhebung findet hier statt.
04.Bialistok-Ozone Vintage Comp
Dahinter setze ich nun den Multiband Kompressor in Ozone, Dynamics.
Hier wird das Signal in vier Bänder aufgeteilt, die separat bearbeitet werden. So lassen sich die verschiedenen Frequenzbereiche nochmals sehr schön ausformen. Dabei kann jedes Band Solo gehört und so dezidiert eingestellt werden.
05.Bialistok-Ozone Dynamics
Als nächstes wird kurz der Dynamic EQ getestet, er arbeitet als EQ, bei dem die verfügbaren sechs Bänder zusätzlich komprimiert werden können. In Einzelspuren, z.B. Drums, setze ich das recht gerne ein, hier bringt es mich nicht wirklich weiter, fliegt also wieder raus.
Aber Ozone hat auch noch andere Nettigkeiten zu bieten, den Exiter zum Beispiel. Hier wird nicht nur ein Höhenbereich aufgefrischt, nein das Signal wird auch wieder in vier Bänder unterteilt, die einzeln steuerbar sind. Dazu kommt die Auswahl einer Anzahl von Betriebsmodi. Gerade in den unteren beiden Bändern lassen sich hier üble Verzerrungen einfangen, der Exiter fällt also ebenfalls recht schnell wieder raus.
Ähnlich ergeht es mir mit dem Imager, der in vier Bändern eine Manipulation der Stereobreite erlaubt. Die wilden Effektorgien auf der Stimme kriege ich damit nicht eingedämmt, also lasse ich es.
Richtig laut bekommt man den Song mit dem Maximizer. Allerdings klingt das dann auch etwas gepresst und überkomprimiert, schade um die Mühe, die ich mir bis hierher gemacht habe. Besser gefällt mir da der neue Vintage Limiter, der den Pegel im Zaum hält, bei Bedarf aber noch etwas Lautstärke drauf packt und mit wenigen Reglern schnell anzupassen ist.
Für ein sorgenfreies Limiting bitte unbedingt das True Peak Limiting aktivieren, sonst können sich noch Spitzen durchschummeln.
06.Bialistok-Ozone Vintage Limiter
Damit wären wir soweit durch und haben eine recht ähnliche Modulkette erzeugt, wie sie auch im Teil 1 mit Logic genutzt wurde. Eine Waffe hat Ozone 7 aber noch an Bord, die Tapesimulation, Vintage Tape.
Die kommt nun in meiner Reihenfolge direkt vor dem Limiter. Dadurch muss ich im Limiter den Threshold wieder anpassen, um nicht ein zu dichtes Klangbild zu erhalten. Vintage Tape arbeitet recht diffizil, fügt aber doch noch etwas Klarheit und analoges Feeling hinzu.
07.Bialistok-Ozone Master
Und hier nochmals zum Vergleich unser Ergebnis in Logic
08.Bialistok-Logic Master
Damit ist das Mastering in Ozone 7 Advanced abgeschlossen. Die Software lässt sich einfach bedienen und liefert gute Ergebnisse. Eine deutliche Qualitätssteigerung sind die neuen Vintage Module. Neu ist nun auch, dass direkt aus Ozone MP3s erstellt werden können, sogar ein Codec Preview gibt es dazu.
Limitierend ist die Reduktion auf 6 Modulslots. Wenn, wie bei mir, noch Insight zur Kontrolle mitläuft, verbleiben noch fünf. Ebenso ist es nicht möglich, über einen Aux-Weg z.B. noch einen Ambient Hall mit einzubinden. Falls dies benötigt wird, werden die Ozone Module eben als Plug-ins in die DAW der Wahl eingebunden.
Universal Audio Plug-ins
Jetzt wollen wir mal hören, ob sich mit den Plug-ins von Universal Audio noch eine Qualitätssteigerung erreichen lässt. Die Auswahl ist vielfältig, neben den speziellen Masteringtools stehen auch bei Equalizer, Compressors und Special Processing viele Varianten bereit. Das Hauptproblem dürfte hier also werden, das passende Plug-in für die jeweilige Bearbeitungsstufe auszuwählen.
Da wir in Ozone gute Ergebnisse mit dem passiven EQ erzielt haben, starte ich auch hier damit. Ich habe nun die Auswahl zwischen der Pultec Passive EQ Collection und der moderneren Interpretation von Tube-Tech. Ich wähle den Klassiker.
Drei Plug-ins sind für LowCut/HighCut, Höhen/Tiefen und drei Mittenbänder verantwortlich. Ich nutze die letzten zwei. Gewöhnungsbedürftig ist die Bedienung, manche Frequenzen lassen sich gleichzeitig anheben und absenken, die Bearbeitung hebt sich aber trotzdem nicht auf. Nach einer kurzen Zeit hat man sich aber daran gewöhnt und die Bedienung geht intuitiv von der Hand. Das Ergebnis kann sich auch hören lassen, plastisch und fett springt das Signal aus den Boxen.
09.Bialistok-UAD Pultec EQs
Das ist schon mal vielversprechend, ich habe aber noch einige Favoriten, die ich auch testen möchte. Zuerst den Millennia NSEQ-2. Den setze ich – auch mit seiner zuschaltbaren Röhrenstufe – sehr gerne auf Klassik und Akustik ein. Hier arbeitet er zwar gewohnt sauber und detailreich, ist mir aber etwas zu brav.
Schön arbeitet auch der Dangerous BAX EQ, hat aber kein Mittenband und ist damit zu limitiert. Erstaunlich gut klingt der API 560, ein grafischer EQ mit 10 Bändern.
Aber beenden wir hier die Sache, es gibt ja noch mehr zu tun, der Pultec wird’s.
Jetzt beginnt die Suche nach dem passenden Kompressor. Gerne setze ich hier zur Klangfärbung den Teletronix LA-2A ein.
Die Kompression, die hier mit fester Ratio von 3:1 arbeitet, lasse ich nur gering arbeiten, wie gesagt, mir geht es vorwiegend um die Klangeigenschaften des Opto-Kompressors. Den Pegel versuche ich möglichst nicht weiter zu erhöhen, um weitere Plug-ins nicht zu hart anzufahren.
10.Bialistok-UAD Teletronix
Nun kommt ein weiterer meiner Lieblinge zum Einsatz, der Shadow Hills Mastering Compressor.
Er bietet mit Optical und Discrete zwei Kompressionsstufen. Da ich den Optokompressor schon abgedeckt habe, lasse ich nur Stufe 2 laufen. Trotzdem wird mir das Ergebnis zu schwammig, ein Verzicht auf den LA-2A und dafür den Shadow Hills komplett, befriedigt mich auch nicht, also der schwarze Bolide ist für diesmal raus.
Ich versuche es mit dem SSL G Bus Compressor, normalerweise eine sichere Bank. Hier wird mir der Klang aber zu spitz, also weiter suchen. Ich befürchte schon, den Elysia alpha compressor einsetzen zu müssen, der bringt gute Ergebnisse, ist mir aber schlicht zu unübersichtlich. Da fällt mein Blick auf den Neve 33609, den habe ich meines Wissens noch nie benutzt, ein Versuch ist es wert.
Oha, das funktioniert, verträgt sich gut mit dem Teletronix, das bleibt so.
11.Bialistok-UAD Neve
Nun geht es an die Kür, unter Special Processing ist noch so Einiges zu finden. Ich wähle, in Anlehnung an das iZotope Ozone-Master, eine Tapesimulation, die Ampex ATR-102. Das gibt den letzten Schuss Lebendigkeit und unterhält mit schön animierten Bandspulen.
Dahinter kommt jetzt noch ein Limiter, der Precision Limiter macht da einen guten und unkomplizierten Job.
Klanglich bin ich nun mit dem Ergebnis zufrieden, allein, ich will eine DR-Range von -12 dB erreichen, damit alle drei Masters direkt vergleichbar sind und nicht automatisch das Lauteste als am besten bewertet wird. Das bedeutet, nochmals die Pegel der Plug-ins anzupassen.
12.Bialistok-UAD Master
Das Ergebnis hört sich nun stimmig an, gegenüber den beiden anderen Masters klingt es luftiger, die Details sind besser wahrzunehmen. Allerdings habe ich nun auch für ca. 1400,- Euro UAD Plug-ins eingesetzt, dafür kriegt man schon 7x Logic oder 3x Ozone 7 Advanced.
Trotzdem, wer ernsthaft im Rechner mastern möchte, kommt um hochwertige Plug-ins nicht herum. Wer seinen Songs im Amateur- oder Semi-Pro-Bereich den letzten Schliff geben möchte, ist auch mit den anderen beiden Lösungen gut bedient.
Weiterhin spannend bleibt es im dritten Teil, das Mastering des „Turmschatten“-Projekts.
Danke für den informativen Workshop. Es ist immer wieder interessant welche verschiedenen Herangehensweisen bevorzugt werden. Eigentlich sollte ja immer die beste Voraussetzung für ein Mastering ein gut gemachter Mix sein. Hat dann den Vorteil mit wenig Plugins auszukommen und man kann sich beim Mastern eher auf das „veredeln“ als auf das „verbiegen“ konzentrieren. Aber was ein guter Mix ist, bleibt ja immer Geschmacksache, mehr braucht man dazu eh nicht sagen.
Ich möchte aber aus der UAD Plattform das Manley Massiv Passiv EQ Plugin sehr empfehlen, da es absolut smooth und edel klingt für die meisten Stilrichtungen, jedenfalls mein Favorit. Man sollte aber auch native Plugins nicht vergessen, da möchte ich vorallem Brainworx bzw. alles aus der Pluginalliance Garde empfehlen, speziell die Elysia Comp’s und EQ’s.
Bin gespannt auf den letzten Teil.
Greets !
@litoni Hi litoni,
Teil 3, das komplette Mastering des „Turmschatten“-Projekts, wird eben fertig und dürfte innerhalb der nächsten 2 Wochen online sein.
Die Gelegenheit, viele PlugIns vorzustellen, der Massive Passive ist auch dabei.
Mit den Elysia-Sachen werde ich persönlich nicht so warm, kann aber auch an der nachlassenden Sehkraft liegen. Zu viele, zu kleine Potis…