ANZEIGE
ANZEIGE

Workshop: Mastering Teil 3, Projekt Turmschatten

Den "Turmschatten" glänzen lassen

22. Februar 2018

Zwei Teile unseres Mastering Workshops haben wir ja nun mit den Grundlagen und verschiedenen Software-Lösungen schon hinter uns gebracht. Im dritten Teil nehmen wir uns nun die Bearbeitung einer kompletten Produktion vor. Oft ist das ein Album eines Künstlers oder einer Band, das entsprechend in Form gebracht werden soll. Schwieriger wird es, wenn es sich um eine Compilation handelt, hier wird unterschiedliches Material verschiedener Künstler zu einem Gesamtwerk veredelt.

Web

ANZEIGE

Eine extreme Form konnte ich nun zum Inhalt unseres Workshops machen, das Mastering des „Turmschatten“-Projekts, das hier bei Amazona schon ausreichend gewürdigt wurde. Hier haben 10 Künstler je eine Figur aus dem Roman „Turmschatten“ unseres Chefredakteurs Peter Grandl akustisch umgesetzt, die Ergebnisse sind entsprechend unterschiedlich ausgefallen.

Turmschatten
Vorbereitung

Zunächst einmal mussten alle Songs bei mir landen. Das geschah von Zusendung auf CD (archaisch, aber unkritisch) über die üblichen Download-Anbieter bis hin zu eher etwas schwierigen Links über eigene oder offizielle Seiten. Schlussendlich sind aber alle Songs bei mir gelandet.

Danach wurden die Sounderzeugnisse gesichtet. Hierbei traten einige Probleme auf. Ein Produkt wurde als 16 Bit File abgeliefert, das ist nicht ganz optimal. Ein Song kam mit 32 Bit hier an, ich wollte eigentlich komplett in Logic X arbeiten, das aber nur 24 Bit verdaut. Dieser Song wurde dann eben in iZotope Ozone7 gemacht. Ein Stück hat es besonders schlimm erwischt, es wurde zwar in 24 Bit/96 kHz angeliefert, aber ein kurzer Teil war durch verzerrtes Rauschen komplett zerstört. Ob das schon im Studio passiert ist oder erst beim Transport, ich weiß es nicht. Glücklicherweise gab es noch eine 16 Bit Version beim Download, dann eben diese…Pustekuchen, die war unvollständig. Üblicherweise hätte ich nun einen neuen, sauberen Download angefordert, aber die Zeit drängte. Also die beiden vorliegenden Dateien in 24 Bit/44,1 kHz gewandelt und die zerstörte Stelle entsprechend ersetzt.

Zur besseren Weiterverarbeitung habe ich nun alle Songs bis auf das 32 Bit-Stück in 24 Bit/44,1 kHz konvertiert. Gleichzeitig habe ich mir eine Reihenfolge überlegt, wie ich die Songs auf einem Album anordnen würde, auch ein Teil des Masterings, um einen Spannungsbogen aufzubauen. Diese Anordnung wurde später im Artikel nicht übernommen, hier hätte es also noch einer genaueren Absprache bedurft.

Analyse

Im nächsten Schritt habe ich die Songs auf Frequenzgang, Korrelation, Peak- und RMS-Level und Integrated LUFS mit Loudness History untersucht. Hierfür liefen sowohl Logic eigene Multimeter wie auch Insight von iZotope als Kontrollinstrumente mit.

iZotope Insight

iZotope Insight

Logic X Multimeter

Logic X Multimeter

Bei einer Musikzusammenstellung sollten die einzelnen Stücke aneinander angeglichen werden, es klingt schlicht unnatürlich, wenn ich 9 Songs mit einem ausgeglichenen Frequenzgang habe und einen Song mit extremen Bässen und Höhen, selbst wenn das für dieses Stück gut klingt. In der Summe muss sich der hervorstehende Song eine Limitierung gefallen lassen, um ins Gesamtbild zu passen.

Die Korrelation ist wichtig für die Monokompatibilität. Hier kommt es ansonsten zu Auslöschungen bis zu im Extremfall kompletten Wegfall von Instrumenten.

Peak- und RMS-Pegel sind wichtig zur Beurteilung der Lautstärkereserve, der durchschnittlichen Gesamtlautstärke und nicht zuletzt der Gewichtung zwischen den beiden Kanälen links und rechts.

ANZEIGE

Integrated LUFS zeigt die Gesamtlautstärke über das gesamte Stück an und ist wichtig, um die Songs in diesem Bereich auf eine Linie zu bekommen. Hier habe ich sehr unterschiedliche Werte von -20,1 bis -8,2 gemessen. Das bedeutet, entweder alle Stücke am Maximalwert zu orientieren oder den beschwerlichen Weg zu gehen und die lautesten Sachen zu dekomprimieren. Ich habe mich für den zweiten Weg entschieden und meinen LUFS-Bereich von -10 bis -12 definiert. Hätte es gern etwas luftiger angehen lassen.

Die Loudness History zeigt die Lautstärkeverteilung innerhalb des Songs. Hier zwei recht unterschiedliche Kurven, die trotzdem in ähnliche LU-I münden.

2x Loudness History

2x Loudness History

Ephraim – Josef Steinbüchel

Original <> Master

Original <> Master

Hier habe ich ein ausgeglichenes Grundmaterial, bei dem nur Nuancen zu korrigieren sind. Der Frequenzgang ist in Ordnung, die Korrelation stimmt, die Stereokanäle sind nahezu gleich laut, der LU-I (integrated LUFS) lässt mir mit -14,7 noch etwas Luft.

Zuerst nehme ich eine kleine Klangkorrektur vor. Hier nutze ich den Precision EQ aus dem Precision Mastering Bundle von Universal Audio. Eine leichte Erhöhung der Bässe bei 63 Hz, kombiniert mit einem LowCut, macht diesen Bereich straffer. Die tiefen Mitten werden etwas abgesenkt, die Höhen erhalten ab 12 kHz einen Boost.

Nach dem EQ kommt ein Summenkompressor zum Einsatz, hier habe ich dezent zu dem von mir gern benutzten SSL G-Series Compressor gegriffen. Ein wenig Tiefe und „Schmutz“ möchte ich dem Signal noch mitgeben, das erledigt der Thermionic Culture Vulture, nicht unbedingt ein Summeneffekt, aber hier dezent angewendet erreicht er genau dieses Ziel. Zum Schluss sorgt der Precision Maximixer dafür, dass der Maximalpegel von -0,3 dB nicht überschritten wird. Ich erreiche einen LU-I-Wert von -11,3 und bin damit locker im Zielbereich.

Die Bearbeitungskette

Die Bearbeitungskette

Der geneigte Leser wird bald bemerken, dass fast alle Bearbeitungen dieses Workshops mit UAD gemacht wurden. Grund dafür ist die anerkannt gute Qualität der Plug-ins, die große Auswahl und nicht zuletzt, dass mir Universal Audio die gesamte Palette als Demo über die Dauer des Tests freigeschaltet hatte. Natürlich sind auch mit anderen namhaften Herstellern gleiche oder ähnlich gute Ergebnisse zu erzielen.

Rachel – Martha Platchetka

Original <> Master

Original  <> Master

Nun wird es schon etwas schwieriger. Zunächst fällt die LU-I von -8,2 auf, die starke Kompression sieht man dem Ausgangsmaterial auch deutlich an. Hier meine Bitte an Jedermann, der seine Erzeugnisse zum Mastern geben möchte: Lasst die Finger von Summenkompressoren, hier ist ein Zuviel nur schwerlich wieder auszugleichen.

Die Frequenzen sind recht stimmig, in den Höhen vielleicht etwas scharf. Die Korrelation ist meist, aber nicht immer im grünen Bereich. Deshalb enge ich zuerst die Stereobreite mit dem einfach Logic Plug-in Direction Mixer etwas ein.

Nun nehme ich eine Klangkorrektur vor, die vorwiegend die Höhen reduziert. Hier wähle ich nach einigem Probieren den Harrison 32C EQ, der dem Signal eine eigene, analoge Färbung verleiht.

Darauf folgt mit dem dbx 160 ein VCA-Kompressor, der mit geringer Kompression den Pegel etwas reduziert und damit für mehr Dynamik sorgt. Dass gerade der 160er dazu taugt, hatte ich schon in meinem Kompressor-Workshop festgestellt. Danach kommt der UA 1176, der im No-Button-Mode für weitere Färbung sorgt und den Sound dreidimensionaler gestaltet. Abgeschlossen wird die Bearbeitungskette mit dem Precision Limiter für die korrekte Aussteuerung.

Die Bearbeitungskette

Die Bearbeitungskette

Lohn der Mühe ist ein nun durchaus luftigerer Mix, der LU-I – 10,5 erreicht. In der Ursprungsversion meines Masterings hatte ich übrigens noch den EMT250 Hall eingesetzt, um dem Mix etwas seine Direktheit zu nehmen. Dieser Effekt wurde auf Wunsch der Künstlerin wieder entfernt.

ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    A.Vogel AHU

    Daumen hoch für die ausführlichen Beschreibungen und auch für die Gegenüberdarstellungen der jeweiligen Ausschnitte. In den meisten Fällen wird mehr als überdeutlich klar, dass mit den notwendigen Werkzeugen und Skills noch eine Menge rausgeholt werden kann.
    Wenn denn die richtigen Hände am Werk sind….

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @A.Vogel Ich danke für das Lob. Gerade so ein Projekt mit seinen unterschiedlichen Songs bot sich perfekt für den Workshop an und hat auch mich animiert, ausgetretene Pfade und Arbeitsweisen, die sich unweigerlich einschleichen, wieder ein wenig zu verlassen.

  2. Profilbild
    BetaDance AHU

    Hallo Armin.

    Vielen dank für diese Story.
    Endlich weis ich jetzt was eine LU-I ist.
    Ich habe mir Ozone Izotope 7 besorgt und dort
    zum ersten mal die Lufs Anzeige gesehen, hatte aber echt keinen Dunst was das ist bzw.
    wie am Ende der Lufs Wert in ca. sein sollte…..
    Immer wieder spannende Artikel auf Amazona.
    Vielen Dank und Grüße.

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @BetaDance Freut mich, wenn ich ein wenig Hilfestellung leisten kann. Wir werden uns bemühen auch in Zukunft interessante Workshops anzubieten. Weiterhin viel Spass.

  3. Profilbild
    k.rausch AHU 11

    Von uns allen Beteiligten hast du also den dicksten Job gehabt. Danke für das Engagement, ich weiß es zu schätzen. Interessant auch der detaillierte Einblick in die einzelnen Files der Kollegen und auf welche Weise das am Ende „aus einem Guß“ wurde.

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @k.rausch Hallo Klaus,

      war mir eine Ehre mich so am Projekt beteiligen zu dürfen. Hat, glaube ich, allen Beteiligten viel Spass bereitet.

  4. Profilbild
    MidiDino AHU

    Hallo Armin,

    besonders gefallen haben mir an diesem Workshop die zarten aber relevanten Frequenzkorrekturen. Fantastisch!

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @MidiDino Eine große Hilfe waren mir hierbei auch die verschiedenen EQs, so dass für jeden Song der passende Klangregler zu finden war. Dann muss man weniger verbiegen, das kommt dem Signal zugute. Ich habe ja auch einige für´s Mastering untypische EQs verwendet, hier also gerne mal etwa experimentieren.

  5. Profilbild
    Filterspiel AHU

    Sehr interessant, hier wird der Masterer zum zweiten (bzw. weiteren) Künstler eines Projekts, was die ursprüngliche Intention beeinflussen kann. Dem wurde ja genüge getan und die Ergebnisse durchzuhören macht einfach Spaß. Die Flut der verwendeten Plugins überwältigt mich ein bisschen, als Hobbymusiker bin ich sicher bereit etwas in die Tasche zu greifen, ich würde mich über einen Artikel freuen, der mal abdeckt, was mit drei Zusammenstellungen möglich ist. Ein Mal Logic pur, Mastering ohne zusätzliche zugekaufte Plugins, dann Mastering mit Plugins für zusammen 250 Euro (halte ich für Hobbyisten noch für im Rahmen, wenn das Ergebnis dadurch nochmals stark verbessert würde) und dann Feuer frei, so wie es eben hier schon stattgefunden hat, einfach aus dem vollen Schöpfen.

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @Filterspiel Hallo Filterspiel,
      schau dir doch mal meine beiden ersten Workshops zum Thema an, da habe ich genau das vorgestellt.
      Im Teil 1 Mastering mit Logic, in Teil 2 mit iZotope Ozone7 Advanced und UAD PlugIns, jeweils mit demselben Song.
      Es gibt natürlich noch viele andere Möglichkeiten, auch im Freeware Bereich ist das eine oder andere gute PlugIn zu finden.
      Wer vorwiegend sein eigenes Material bearbeitet wird sich auch eher eine Kette mit Variationen basteln, der braucht i.d.R. keine zig Ansätze und PlugIns.
      Viele Firmen stellen ihre Sachen auch als Demo zur Verfügung, eine prima Gelegenheit zum Ausprobieren.

      • Profilbild
        Filterspiel AHU

        @Armin Bauer Na, dann werde ich mal meine Hausaufgaben machen (peinlich, peinlich) und mir Teil eins und zwei genauer vornehmen. Danke, dass Du meine Gedanken im Vorherein gelesen zu haben scheinst und die Arbeit schon gemacht ist!

      • Profilbild
        Chick Sangria

        @Armin Bauer Vielen Dank für die bisherigen Tests! Was auch noch interessant wäre: Ein Vergleich mehr oder weniger professioneller Mastering-Methoden mit den derzeit wie Pilze aus dem Boden schießenden Instant Online Mastering-Diensten wie Landr, Masteringbox etc. Wenn ich das richtig sehe, sind zu diesem Thema bisher nur subjektive Forendiskussionen zu finden.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @Filterspiel Hallo Filterspiel,

      Stichwort Logic hauseigene Plugins. wenn du dein eigenes Material mischt, „masterst“ kannst du sehr leicht und einfach mit Logic die internen FX A/B hören. Einfach einen Channelstrip mit deinen Plugins und Settings abspeichern. Im Online Handbuch von Logic findest du eine sehr gute Erläuterung zum Thema Mastering. Ich brauche für mich keine zusätzlichen Plugins. Ich habe für mein Repertoire ausgehend von Presets meine Settings erabeitet und abgespeichert.

      • Profilbild
        Filterspiel AHU

        @TobyB Danke für die Info, für mich war Mastering bisher etwas, was andere machen, aber letztlich so spannend, dass ich mich mit der Materie wenigstens mal beschäftigt haben möchte. Und sei es nur um Tracks so abzuspeichern, dass es derjenige dann beim Mastern nicht schwerer als nötig hat.

        • Profilbild
          TobyB RED

          @Filterspiel Hallo Filterspiel.

          das ist doch schon mal ein sehr guter Ansatz. Zumal es die Werkzeuge in Logic einem wirklich einfach machen und mit Multimeter, Korrelationsmesser und Level Meter nebst verschiedenen Kompressoren,Limiter und EQ und speziellen Mastering FX alles an Bord ist. Was ich eigentlich als viel wichtigeren Schritt erachte ist die Vorbereitung und Aufnahme eines Tracks. Da kann man viel falsch machen.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

X
ANZEIGE X