Modartt Pianoteq 5 Jenseits von Samples
Mit dem Piano-Modul von Modartt gelangen vor allem physically modelled pianos auf den Rechner, stand-alone und als VST-Instrument. Lediglich ca. 40 MB an Daten werden installiert. Die beanspruchte Prozessorlast ist relativ gering, aber die Instrumente klingen, soweit ich sie spielen konnte, erstaunlich authentisch. Bei einer Installation werden alle freischaltbaren Instrumente mitgeliefert, lediglich einige frei erhältlichen Instrumente lassen sich noch separat hinzufügen.
Das Programm – aktuell ist Pianoteq 5 (5.8.1) erhältlich -, gibt es in drei Versionen: Stage, Standard und Pro. Ich habe mich für die Standardversion entschieden, die einige Eingriffe in die Klanggestaltung ermöglicht, u.a. in die Mikrophon-Positionierung, aber keinen 192-Khz-Betrieb erlaubt. In der Stage- und Standard-Version sind bis zu 48 Khz möglich.
Außer einem K2 genannten Grand Piano, das eigens für Pianoteq programmiert wurde, werden die Versionen mit einem weiteren Instrument ausgeliefert: zu meiner Wahl stand ein D4 (Steinway) und ein Elektrik (Rhodes MK I, MK II, Wurli) genanntes Bundle. Ich entschied mich letzten Sommer für das D4 und ließ später das Elektik-Bundle freischalten. Das K2 interessierte mich wenig, das D4 um so mehr, und ich war über den Variantenreichtum begeistert (Presets), der zur Verfügung stand und steht. Vor allem Musiker aus den Bereichen Klassik und Jazz werden bedient. Eigene Vorlieben lassen sich anpassen, je nach Version. Das D4-Piano habe ich bereits für die Aufnahme (das Update) meiner EP ‚Schneetage‘ (Helge Bol) genutzt, die einst mit dem Fazioli-Model von GEM erstellt wurde. Auch das von Pianoteq derzeit schon erhältliche Upright-Piano (Demo-Mode) hat für Jazz einen besonderen Reiz.
Links:
Der pianoteq Klang ist für Technik Verliebte Spieler das richtige, klanglich zeigt es sich jedoch dass es sehr elektrisch bzw. Nach viel Plastik klingt. Das ding wird von inzwischen vielen sampling basierten Pianos locker an die Wand gespielt. Aktuell zb. Keyscape, da bleibt dir das Wasser im Munde stehen. Allerdings ein echtes Grand Piano ist und bleibt unübertroffen, da hilft auch die beste Simulation nix. Begriffe wie Steinway B etc. Erscheinen mir da auch nicht hilfreich und bei Pianoteq eher der Witz.
Danke für die Einschätzung. Für einen Pop- und Rockschuppen mag die angeführte Samplesammlung ‚Keyscape‘ ausreichen, ich könnte damit nichts anfangen, nicht einmal als Komponist, der die Sample-Ära noch sehr gut kennt.
@amazonaman – ich mag Dir hier einfach mal widersprechen, gerade bei Musikern mit wenig Technikbackground und mit starkem Fokus auf Spiel, Klang und Performance ist Pianoteq sehr beliebt. Wir haben hier im Umfeld übrigens mehrere Produzenten, die Pianoteq standardmäßig in ihrem Startprojekt der DAW aktiviert haben.
Zum Thema „Plastik“ empfehle ich, alles Gehörte bis Version 3 zu vergessen und die Demo der aktuellen 5er Version vorurteilsfrei und mit frischen Ohren zu testen. :-)
Bin eigentlich auch recht zufrieden mit Pianoteq 5. Vielleicht ein bissken kantig im Klang, was aber durchaus in meinem Fall an spieltechnischen Defiziten liegen kann. Insgesamt variabler und aufgrund der Physical Modelling Architektur auch dynamischer als (fast) jedes gesamplete VSTI.
Aber nun einmal nicht Jedermanns Sache.
Danke.
Ich arbeite immer wieder gerne mit Pianoteq. Bedenkt man, dass der Sound nur errechnet wird, ist das Ergebnis wirklich beachtlich. Das Errechnen hat auch den Vorteil, dass Modulationen und Nebengeräusche zeitlich synchron auftauchen und zum Volume passen, was bei einem dazu gemischten Sample nicht unbedingt der Fall ist.
Natürlich wird sich ein Starpianist nicht mit einem Midi-Keyboard und einem Plugin auf die Bühne setzen, aber wer von uns ist schon Starpianist?
Was kommerzielle Musik angeht, egal welcher Coleur, kenne ich keinen einzigen Hörer, der sich bei Hören eines Pianos Gedanken um dessen Herkunft machen würde.
Jedes gewöhnliche Klavier ist teurer und braucht mehr Platz, ganz zu schweigen von der simplen Möglichkeit von Updates und den damit verbundenen Verbesserungen.
@tantris Danke tantris. Ich schätze, dass jeder, der Pianoteq nutzt, es nicht nur in eine eigene Produktionsumgebung einfügt, z.B. in den Mastering-Chain, sondern irgendwann eigene Presets erstellen wird. Der Klang ist letztlich abhängig von den eigenen Vorlieben. Ich habe inzwischen vom D4 das Preset ‚Jazz AB‘ als Basis genommen und Anpassungen vorgenommen, besonders die EFX ausgeschaltet.
Auch ich nutze am liebsten Pianoteq (meistens Model B). Sehr gut gefallen mir auch die Electric Pianos., insbesondere das MKII.
@sus4 Danke für den Hinweis. Ich habe inzwischen meine Anpassungen des Models D4 vorgenommen. Sie sind bei Bandcamp und der EP Schneetage (Helge Bol) frei zu hören …
Ich spiele Pianoteq 5 pro über mein altes MP9000-Keyboard (Klassik, Jazz, Blues, Boogie) und bin von der Lebendigkeit begeistert. Die Factory-Presets habe ich in die Tonne getreten. Nach kurzer Zeit hatte ich „meinen“ Piano-Sound eingestellt (für mich die wichtigsten Parameter zum Optimieren: Impedance, Unison und Reonance sowie die Mikrofonierungs-Einstellungen!). Für etwas bassige Wärme sorgt noch ein Fabfilter Saturn… Ich hatte mir vor kurzem die neuste Synthogy Ivory-Version der Upright-Pianos besorgt, da ich diesen Sound mit Pianoteq nicht realisieren konnte. Trotzdem spiele ich Ivory kaum, denn für mich wirkt dieses Sample-basierte Piano im Vergleich zu Pianoteq zu statisch. Pianoteq „lebt“.
Und wenn ich ein „Kneipenklavier“ brauche, schiebe ich am „Condition“-Fader: Genial!
Auch nicht zu verachten: Das Umschalten zwischen Pianoklängen geschieht praktisch augenblicklich. Ich kann nur jedem Interessenten empfehlen: Demo herunterladen und dann nicht groß mit den Presets aufhalten, sondern sich mit den Einstellungsmöglichkeiten beschäftigen!
Danke, till, für deine ausführlichen Einschätzungen und Infos.
Ausgehend vom Preset ‘Jazz AB’ habe ich ebenfalls Unison, zudem Direct Sound Direction korrigiert, ersteres allerdings leicht nach unten, zweiteres etwas nach oben, beide innerhalb des Tunings, innerhalb des Voicings erhöhte ich das Spectrum Profil auf der 7. Stufe und reduzierte leicht den Wert für Hammer noise, im Design erhöhte ich leicht dass Cutoff.
Eine Schwierigkeit habe ich aber erfahren müssen. Die verschiedenen Parameter beeiflussen sich gegenseitig im Klang. Vorsicht!
@MidiDino Hallo MidiDino, ja, man kann bei den Parametern sehr schnell alles „verderben“. Das gilt aber auch beim Tuning am echten Klavier…
Freuen wir uns also, das es noch grundverschiedene Plugins auf dem Markt gibt.
Über Geschmack soll man nicht streiten, aber für mich ist Pianoteq perfekt. Ich habe meinen alten PC (superleise) gut versteckt. Dank fehlender Sampleladezeiten fühlt und hört sich meine alte MP9000-Tastatur nun an wie ein topaktuelles Digitalpiano. Ich kenne keine andere Software, die da mitkommt.
Ihr könntet Eure Einstellungen im FXP Corner bei Pianoteq einstellen. Würde mich sehr interessieren, da ich bislang überwiegend nur bei den Effekten Anpassungen vorgenommen habe.
Vele Grüße
@sus4 Die Effekte innerhalb Pianoteq sind meiner Einschätzung nach primär für Live-Anwendungen interessant, sobald es um ein Recording geht, eher weniger. Sie verbrauchen nicht nur zu viel Power des Rechners, mehr als mein gesamtes SetUp in der Summe, sie klingen auch nach meinem Geschmack nicht besonders.
Zu meinem Summen-SetUp gehört ein (freier) EQ, der sowohl die Lautstärke erhöht als auch eine leichte Absenkung bei 200 Hz vornimmt (Mulm), ein modellierter Vintage-Kompressor (Modell 670), ein eher softer Limiter im Analg-Modus (Stillwell-Audio) und schließlich ein Impuls aus den Lexicon-Chamber (960 L). Aber da hat jeder halt seine persönlichen Vorlieben …
Pianoteq spielt sich für mich einfach anders. Freier. Offener. Für mich steht hier weniger zwischen Intuition und Klang/Phrase. Oh Ha, das klingt jetzt fast esoterisch :-)
Ich habe viele samplebasierte „Pianos“ gespielt. Der Sound haut mich dort auch immer wieder um. (großartig: Imperfekt Samples Pianos!)
Wenn ich aber „spiele“, dann wird es stets Pianoteq.
Auf der Bühne gibts eh keine Alternative, weil schnell, wenig Systembelastung und effiziente Anpassung an die Livanforderungen. Bin Fan.