Nord Lead 4 – Oszillatoren Kraftpaket
Eigentlich bin ich mit Virtuellen Analogen gut ausgestattet, aber ein neuer Nord Lead? Der wurde sofort geordert.
Als Erstes fällt die Clavia typische, hervorragende Verarbeitung und die robusten professionellen Anschlussmöglichkeiten auf.
Nach dem Einschalten erhält man von den Werkspresets eine hervorragende Übersicht über die Möglichkeiten der Substraktiven Synthese. Dabei stechen die Presets wirklich hervor und sind sofort einsetzbar, ganz im Gegensatz zu den meist völlig überladenen Presets einiger Mitbewerber, die man so nie in einer Produktion einsetzen könnte.
Auffällig für mich war der extrem hochwertige, highendige Klangcharakter des Lead 4, dabei niemals steril klingend wie ein neutral eingestellter Kingkorg, sondern edel und eher schlank. Schmutz und Dreck kann aber mit den erweiterten Effekten des Lead 4 hervorragend portioniert dazugegeben werden, so daß einem für sehr viele Gelegenheiten der richtige Klangcharakter geradezu zufliegt. Dazu sei noch zu erwähnen, daß die Bedienung der Klangparameter wirklich erstklassig von der Hand geht und auch Neu- oder Wiedereinsteiger nicht überfordert.
Auf die Qualität und Eigenschaften der Filter und Oszillatoren möchte ich hier jetzt nicht mehr näher eingehen, diese sind ja schon im sehr guten Amazona-Test hinreichend beschrieben worden.
Nach einer Woche des Testens habe ich mich allerdings dazu entschlossen, den Lead 4 nicht zu behalten. Der Grund war für mich tatsächlich der zu hochwertige Klangcharakter. In meinem Studio hat sich in diesen Tagen herausgestellt, daß jedes Mal, wenn ich einen bestimmten Sound haben wollte, ich letztendlich auf einen echten Analogen zurückgegriffen habe, der mir einfach etwas mehr Charakter entwickelte und sich bei mir besser in einen Mix einbinden ließ.
Das sollte man aber nicht als allgemein gültiges Urteil nehmen, siehe Fazit.
„der zu hochwertige Klangcharakter“ – finde ich interessant, dass Du das auch als Problem empfunden hast. Ich hatte einen nord wave und einen nord lead2x und ich hatte ein ähnliches Problem. Die Clavias klingen sehr gut und edel (sehr saubere sound engine, v.a. kein aliasing) sind aber deutlich mittig/höhenlastig im sound und keine „bassmonster“. Darüber muss man sich wirklich klar sein. Ich hatte mal den nordlead2x und einen roland alpha juno im mix nebeneinander und war regelrecht entsetzt wie schwach der nord lead im bassbereich war.
Auch bei der 4.5 Nordlead Version bleibt Clavia seinem Original-Design treu. im Positiven wie auch im Negativen. Die rote Gehäusefarbe jetzt mit Grau/Schwarz und weinroten Holzseitenteilen. Die kurze Tastatur, der Holz-Pitchbender und das orginelle Steinrad sind wie früher. Leider auch das sehr kleine 3 Digit Display und die umstendliche Bedinung, wenn es nicht um die Soundeinstellungen geht. Es gibt zwar jetzt auch USB-Midi und Masterclock – aber als Masterkeyboard ist der Nordlead weiterhin ungeeingent, die Transposition funktioniert nur mit Sound, Local off muß jedes mal neu eingestellt werden. Der Synthesizer ist vorallem für die Live-Petformance gedacht. schade.
Die neuen Features sind alle gut, die Effekte brauchbar – aber leider umständlich bedienbar, ein Regler und ein Taster mehr hätten hier Wunder bewirkt. Das Highlight sind die neuen Filtertypen: 48db Tiefpass. M(oog)-Ladder und D(iode)-Ladder (also TB ähnlich). hier kommen vorallem die neuen Sounds her. Weiterhin gibt es noch Wavetable und Spezial-Noise, Filter-Drive und Drive/Crush F/X für die jungen Wilden. Man hat also sehr viele neue Soundmöglichkeiten für die nächsten Jahre. Die Verarbeitung ist sehr gut!
Wer mit den Einschränkungen und dem recht hohen Preis leben kann bekommt sehr viel Synthesizer und Performance von Clavia.