Der beste unter den Nord Leads?
Parallel zum Dauerbrenner Nord Lead 2x zeigte Clavia zur Musikmesse 2013 einen neuen Lead. Wie üblich, gab und gibt es stets ein Nord Rack und eine Version mit einer Vieroktaven-Tastatur mit dem Namen Nord Lead. Der Nord Lead/Rack 4 ist erstmals ohne Aftertouch ausgestattet. Er benötigt einen sehr genauen Blick, nachdem der Nord Wave und der G2 auch an die Lead-Linie Details abgegeben haben, von der auch der neue Lead profitieren kann.
Rundum
Lead und Rack sind in gewohnter Form solide in ein rotes Metallgehäuse gepackt. Der Pitch-Stick als Bender erlaubt ein sehr differenziertes „Spiel“ von Vibrati. Es gibt nun auch USB-MIDI. Wie bisher bei den Leads gibt es dazu noch zwei MIDI Buchsen – in und out. Leider kein „thru“. Bekannt ist Clavia für ein sehr intuitives Layout der Bedienelemente. Es gibt Pedalanschlüsse für Lautstärke und Sustain. Beim Lead 4 gibt es keine Menüs, aber durchaus ein paar Organisations-Modi mit Parametern, die nicht für die sofortige Live-Veränderung notwenig sind. Das Display zeigt Zahlen. Die Menüfunktionen sind auf das Gehäuse gedruckt. Hier geht es um „Beamtenfunktionen“ und Details wie Pedaltypen, MIDI-Handling und Details.
Darunter ist auch die Geschwindigkeit des Zusatz-LFOs für Vibrato (4-8 Hertz). Dieses kleine Detail spart einen Haupt-LFO. Auf dem Panel gibt es einen sehr praktischen Taster, der das Modulationsrad mit diesem Vibrato versorgt. Und genau diese Idee ist recht typisch für den Lead 4 und für die Serie allgemein. Die Optik erinnert an den Nord Wave und Nord Lead 2x. Der andersartige Nord Lead war offensichtlich der „Dreier“. Er hatte LED-Kränze und ein Namensdisplay, welche die Optik bestimmten. Schauen wir zunächst grob und dann feiner hin …
Innereien
Zwei Oszillatoren sind fast identisch aufgebaut. Beide liefern von Sinus bis Puls alle Standard-Schwingungsformen. Unterschiedlich sind hingegen die zusätzlichen Funktionen. Beim ersten findet man digitale einfache Schwingungen. Einfach bedeutet, dass es sich eher um komplexe Grundformen als um Samples handelt. Diese Unterscheidung ist deshalb wichtiger, als das hier die Kategorien „Piano“ oder Acoustic“ nahe legen. Komplette Samples von Instrumenten sind hier nicht zu finden, es sind aber eher typische Obertonsammlungen, die sich dazu eignen, daraus ohne großen Aufwand die beschriebenen Klänge herzustellen. Der zweite Oszillator bietet als Zusatz alternativ Rauschen an. Das Rauschen ist nicht nur durch einen „Farbregler“, sondern durch Resonanz und Filtereckfrequenz formbar. Gerade Rauschen ist nicht selten zu extrem, daher sind solche Möglichkeiten sehr zu begrüßen.
Erstmals können die beiden Oszillatoren weich synchronisiert werden. Damit lassen sich auch weniger typische Leadsounds als jene mit harter Synchronisation erstellen. Hart zu synchronisieren ist weiterhin möglich. Alternativ dazu lässt sich Frequenzmodulation aktivieren. Sie lässt sich in drei Stufen vorwählen und auch modulieren. Diese drei Modi unterschieden sich durch ihre Intensität. Der Einschnitt im Vergleich zu den Vorgängern ist, dass es keine Ringmodulation mehr gibt. Im Vergleich zum direkten Vorgänger Nord Lead 3 hat man die komplexeren FM-Möglichkeiten wieder auf eine normale Zwei-Oszillatoren-Frequenzmodulation reduziert. Die FM selbst ist sehr brillant und direkt und damit perfekt. Auch im Vergleich zu anderen Synthesizern außer jenen, die für FM gemacht sind. Dies ist sicher die prägnanteste Variante. Dies ist ein typisches Clavia Merkmal.
Filterbereich
Das Filter hat Zuwachs bekommen. Die Typen Band- und Hochpass sind in einer Variante abrufbar. Für den Tiefpass sind die Flankensteilheiten 12, 24 und 48 dB pro Oktave vorgesehen. Während die ersten beiden allgemein üblich sind, ist die extreme Variante mit 48 dB pro Oktave besonders. Sie schneidet deutlich mehr ab und reagiert auch mehr auf Resonanz. Dadurch sind die resultierenden Sounds entweder extreme Bässe und Resonanz-Sounds oder aber melodische Sounds für die eher melancholischen Songs geeignet. Mit dem Drive-Parameter kann man den Klang fließend verzerren. Bisher gab es nur einen Schalter dafür. Diese Verzerrung ist ebenfalls typisch. Sie klingt lebendig und auf eine gute Weise chaotisch. Sie ist in der Hinsicht gar nicht so „digital“, wie man das vielleicht erwartet.
Trotzdem ist der Klang der Clavias weniger mit fett als mit edel und direkt oder auch transparent zu bezeichnen. Das Highlight der Filter-Sektion sind die beiden neuen Modi. Sie sind an Moog und Rolands TB-303 orientiert und somit Tiefpass-Typen. Es ist wirklich interessant, wie sich die Filter insbesondere mit Resonanz verhalten. Sofort erkennbarer ist ohne Zweifel der Moog-Typ. Sicher ist aber auch, dass die Emulation keine exakte Kopie ist, sondern „nur“ stark an das Vorbild erinnern wie eine TR-808 seinerzeit bei bestmöglicher Produktion an ein Schlagzeug erinnert. Die Resonanz des TB-Filters ist nicht so betont extrem. Es eignet sich in der Praxis gut für Flächen und weiche Sounds, die extrem filigran und hochauflösend klingen. Und dies mehr als die anderen Filtermodi, die resonanter ausgelegt sind. Übrigens ist das Moog Filter das, was kreischt, wenn Drive und Resonanz arbeiten. Die anderen Typen haben eher Röhren-Anzerrungs-Charakter.
Modulation
Dem Filter ist eine ADSR Hüllkurve fest zugewiesen. Das Filter-Keyboard-Tracking hat einen Schalter, der in 3 Stufen arbeitet. Auch die Lautstärke hat eine eigene ADSR-Hüllkurve. Sie sind klar diesen Funktionen zugewiesen und nur diesen. Alles andere wird durch die Modulationsabteilung links der Oszillatorenabteilung erledigt. Diese besteht aus zwei LFOs und einer AD-Hüllkurve (Attack-Decay) die auch als AR-Typ (Attack-Release) laufen kann. Die Zuweisung erfolgt über LED-Taster pro Modulationsquelle. Das Konzept eignet sich für eine schnelle Veränderung im Sinne klassischer Synthesizerkonzepte.
LFO1 ist identisch mit dem Arpeggiator. Sein Tempo kann unabhängig sein, per MIDI-Clock synchronisiert werden oder mit dem Finger eingeTAPt werden. Das ist sehr praktisch für alle, die auch mit akustischen arbeitenden Musikern zusammenarbeiten. Außerdem kann der Arpeggiator in LFO1 auch spezielle Muster bekommen aus einer Reihe von Rhythmen. Diese sind fest im Preset-Bereich zu finden. Zurück zu den LFOs. Beide LFOs erreichen Audiogeschwindigkeit, haben jedoch unterschiedliche Ziele anzubieten. LFO1 ist für die Pulsbreitenmodulation beider Oszillatoren zuständig.
Außerdem kann er die Lautstärke (AM) modulieren. Die folgenden Ziele bietet auch LFO2 an: Die Gesamttönhöhe, die Frequenz des zweiten Oszillators für Sync-Sounds und die Lautstärkenmodulation sind beiden zugänglich. Da beide LFOs schnell sind, können damit auch neue Klänge erstellt werden – AM, FM… Sechs Ziele sind pro Quelle vorgesehen. Diese sind immer alternativ, nicht gleichzeitig, zu nutzen.
Als Schwingungsformen für die LFOs sind als Hüllkurven verwendbare Typen von fallenden Sägezähnen. Diese sind nicht linear fallend. Ebenso gibt es das Gegenteil davon für besonders „langsame“ Steigungen. Passende rückwärts-laufende Versionen der beiden Typen sind vorhanden. Rechteck und Dreieck fehlen auch nicht. Eine Zufallsschwingung gibt es nicht.
Bei LFO2 sind die „Effekte“ und das Panorama das individuelle Ziel und verschieden von denen des ersten LFOs. Die verfügbaren Schwingungsformen enthalten auch eine geglättete Zufallsspannung und die bekannte getaktete Variante (Sample & Hold).
Die Modulation aller drei Quellen kann negativ oder positiv sein. Deshalb ist der Modulationsknopf auch mit einer Nullpunktrastung ausgestattet.
Um es klar zu sagen: Für typische Sync-Sounds oder FM-Steuerung muss die Hüllkurve 3 verwendet werden, da nur diese frei auf den Oszillator 2 oder die FM-Intensität anwendbar ist. Allerdings können auch die LFOs mit Keyboard-Reset diesen Job erledigen. Alle drei Quellen können auch die FM-Intensität steuern (OSCMOD). Es ist sogar möglich, sehr schnell die FM ein- und auszufaden. Das einzige was „fehlt“, ist eine Loop-Funktion für die AD- beziehungsweise AR-Hüllkurve oder eine Funktion, die LFOs nur einmal zu verwenden, um eine einfache Hüllkurve zu ersetzen.
Mehrwert
Das Konzept der Leads und des Nord Wave sind durchgehend ähnlich. Je neuer sie sind, desto mehr Modulationsziele sind vorhanden. Dazu sind es Details, die jetzt anders sind als vorher. Eines davon ist „FX“ und eine Bezeichnung „Imp Sync“.
Die Effekte sind in zwei Bereiche aufgeteilt. Der modulierbare Teil durch LFO2 und Hüllkurve 3 besteht aus Drive, Kompressor, (Bit)-Crush, Formantfilter (2 Typen: Talk 1 & 2) und Kammfilter. Diese Effekte sind durchaus mit dem zweiten Filter im Nord Lead 3 zu vergleichen. Es sind nun unterschiedlichere Typen, die nicht zwangsweise „Filter“ sind. Der Unterschied ist zudem, dass die Steuerung der Effekte durch die Modulationsquellen anstatt über die Filterhüllkurve erfolgt.
Der zweite Effekt-Bereich bietet für jeden der vier Klangschächte des vierfach multitimbralen Synthesizers Delay (Echo) und Reverb (Hall) an. Es gibt jeweils drei Typen jeder Effektart. Diese sind sehr direkt zugänglich und somit im Livebetrieb sehr schnell zu ändern oder sogar Bestandteil eines Sounds ohne nachdenken, da sie diese nicht mit anderen Klängen teilen müssen. Die LFOs sind nicht pro Stimme individuell pro Taste (wie beim SCI Prophet-5) und somit auch deren Ziele nicht versetzt zueinander wenn man ein Arpeggio spielt. Die Hüllkurve 3 hingegen schon. Deshalb sind LFO-Modulationen auch für alle Stimmen gleichartig und mit gleicher Phasenlage. Allerdings ist dieser Modus der meistgefragte in vielen anderen Synthesizern und sei hier den Klangnerds als Information wertfrei mit auf den Weg gegeben. Die Anwesenheit dieser beiden Effekte, wertet die Lead Serie deutlichst auf. Endlich braucht man außer ihm keine weiteren Geräte und man kann alles so direkt und schnell umregistrieren, wie man das von Clavia gewohnt ist.
Auch USB-MIDI ist für die Lead-Serie neu. Der G2 hatte zwar auch USB, allerdings war dieser Anschluss nicht als MIDI-Interface gedacht, sondern als Editor-Anschluss für die Patcherstellung. Deshalb ist der Nord Wave der Synthesizer, der dieses Feature wirklich eingeführt hat. Bei ihm diente er auch als Sample-Zufuhr über eine spezielle Software. Heute ist USB für MIDI Standard, weshalb Clavia dies auch anbietet.
Kleine und große Details
Die Dopplung und Verdreifachung der Stimmen bei gleichbleibend 20 Stimmen geschieht über einen praktischen Unisono-Taster. In die gleiche Gruppe gehört der Taster, der Vibrato auf das Modulationsrad legt, ohne einen der LFOs dafür zu benötigen (!). Auch die Spielmodi (Monophonie, Legato-Modus oder Polyphonie) sind direkt im Zugriff.
Außerdem hat der Lead nun das Schichten von Klängen zu bieten. Im Performance-Modus können für alle vier gleichzeitig mögliche Klänge Splitpunkte verteilt werden. Außerdem hält der Lead 4 eine Hold-Funktion und Chord Memory bereit. Diese Akkorde können einfach eingespielt werden. House-Fans und andere werden das einfach gut und praktisch finden. Die Hold-Funktion ist zumindest oft unterschätzt und schön, dass sie da ist.
Wer die Clavia Synthesizer noch nicht kennt, dem sei unbedingt das Morphing empfohlen. Bis heute ist das Clavias „typischste“ Funktion in jedem ihrer (echten) Synthesizer. Man kann für zwei Controller vordefinieren, wie weit sich der Klang verändern soll. Namentlich haben Anschlagdynamik und das Modulationsrad ein komplettes Set eines ganz anders klingenden Klanges an Bord, zumindest ist das maximal möglich. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass dies vorher mehr Morphquellen waren.
Das liegt am Wegfall des Aftertouches. Das Keytracking wurde offenbar nicht oft genug genutzt und daher nicht mehr eingebaut. Das Resultat dieses Überblendens in einen vollkommen anderen bis leicht anderen Klang ist nach wie vor faszinierend und kann nur jedem empfohlen werden, der lebendige Klänge mag. Oder aber wissen will, wie eine Mischung zweier Sounds klingen mag. Allerdings gibt es dafür eine neue Erfindung namens Mutators, dazu aber gleich mehr. Welcher Parameter sich ändert, wird durch eine grüne LED angezeigt, wenn man den entsprechenden Morphtaster betätigt. Alle nicht „umschaltenden“ Parameter werden vom Morphing beeinflusst. Ein anderer Begriff dafür wäre Interpolation verschiedener Parameter mit unterschiedlichen Stärken.
Ein neues Merkmal ist unter dem Impuls Morph-Begriff zu finden. Damit sind sieben Impuls Morphs möglich, die genau so definiert werden wie sie oben beschrieben sind. Impulse bedeutet, dass es durch einen Auslöser alle Parameter umgeschaltet werden, es gibt keine Zwischenbereiche. Damit man keinen lahmen Arm bekommt, kann ein solcher Morph auch festgehalten werden (Morph Lock). Beim Drücken der Morphs über drei Taster (→ in Kombination ergeben sich 7 Möglichkeiten) ist es möglich, jeden der LFOs und der dritten Hüllkurve neu zu starten. Individuell kann man das auswählen. So werden die Morph-Taster auch zu einer Art Performance. Das bekannte Problem, einen LFO doppelt so schnell machen zu können und gleichzeitig sogar klanglich anzupassen, kann man hiermit prima umsetzen. Eine vergleichbare Funktion ist Novations 8-Taster Antwort in deren digitalen Synthesizer-Serie. Allerdings können die Klänge beim Nord Lead 4 noch extremer abweichen, da alle Parameter veränderlich sind. Auch die umschaltbaren Parameter wie Wahl der Schwingungsform und ähnliches im Vergleich zu den normalen Morphs ist Impulse Morphing also eine Verwandlung in jeden anderen machbaren Sound! Mutation X
Der G2 brachte erstmals eine nun in den Lead 4 eingebaute Funktion, den Mutator. Dabei handelt es sich um eine ähnliche Funktion wie das Morphing, nur geht es dieses Mal um verschiedene Patches. Die Idee ist, ähnliche Klänge zu finden oder beliebige Mischsounds zwischen bis zu 7 Sounds wirklich als neues Patch speichern zu können oder zwischen mehreren existierenden Patches neue diesen ähnlichen Klängen zu erstellen. Außerdem kann der Zufallswürfel einen Klang wiederum von einer reinen „genetischen Mischung“ noch einmal variieren. Die Mutator-Funktionen sind die einzigen, für die man doch einmal ins Handbuch schauen sollte, damit man alle Tastenkombinationen kennt. Wer immer schon mal eine Mischung aus String-Fläche, Bass und UFO haben wollte, kann hier genau das bekommen. Aber auch einfach der Versuch, aus den Lieblings-Lead eine neue Mutation zu bekommen, wird hier belohnt. Mehr als das reine Würfeln gibt es bei kaum einem Hardware-Synthesizer bisher, aber so etwas ist in jedem Falle komplett neu.
Was gibt es sonst noch?
Nordlead 4 vs Nordlead 2X vs Nordlead A1
Wird der Nord Lead 4 langfristig den 2x beerben? Es ist durchaus denkbar, denn der Nord Wave verschwand inzwischen aus dem Programm. Vielleicht weil ihm der Arpeggiator fehlte oder weil er nur zwei Multislots hatte? Samples mit FM zu bearbeiten, war gerade mit dem Clavia Sounds leider nur mit ihm je machbar und wirklich sehr spannend. Die Lead 2x Serie ist preislich deutlich vom Lead 4 entfernt, aber auch noch komplett ohne USB. Hinzugekommen ist der neue Nord Lead A1, der weit mehr ist als nur eine Budget-Variante des 4ers.
Wer harte Fakten zum Vergleich der oben genannten Leads haben möchte, dem seien diese drei Charts empfohlen:
Eine preiswerte Alternative zum Nord Lead 4 Keyboard stellt außerdem die Rackvariante Nord Lead 4R dar, die technisch identisch ist, nur eben auf Tasten verzichtet. Das Modell wurde gleich als schräg gestellte Desktop-Variante entwickelt, lässt sich aber auch ins Rack schrauben.
Die großen Vorteile des Lead 4 sind die Effekte und die Vollständigkeit und auch die erwachsenere Filter-Abteilung mit Drive und Moog/TB-Typ, die wirklich extrem praxisnahe brillante Klänge liefert. Es ist grade beim Lead nicht immer klar zu erkennen, welche Art von Musiker diese wirklich nutzt. Aber sie sind universell genug, um zwischen den Zielgruppen zu wandern. Konservativ bis intuitiv, aber auch offen genug für Experimente ist er jedenfalls. Preislich befindet sich der Lead 4 im Fahrwasser des analogen DSI Prophet 08 und einiger analoger monophoner Angebote. Die meisten Konkurrenten liegen preislich eher etwas niedriger – nämlich zur Zeit bei 1200,- Euro, wie etwa der King Korg und Lead 2x aus gleichem Hause sowie dem Studiologic Sledge, dem beknopften Gegenstück zum Blofeld (ohne Modulationsmatrix) für knapp 1000,- Euro. Nach oben hin in Sichtweite ist der Virus TI bei 2300,- Euro in zwei Versionen mit 3 und 5 Oktaven zu finden.
Da sich der Markt zur Zeit etwas unhomogen gibt, zählen hier Funktionen wie die gleichzeitig erzeugbaren verschiedenen Sounds im MIDI-Multimode, die Anwesenheit von Effekten und natürlich die Zwickmühle aus Bedienbarkeit und Intuition und maximal möglicher Klangkomplexität. Die Nord Leads waren schon immer klar auf der Seite der intuitiven Bedienung, deshalb fehlt hier kein halbwegs wichtiger Parameter, es fehlt nicht mal ein mittelmäßig wichtiger! Modularität oder Modulationsmatrix weichen zugunsten vollen Sets von optimierten Parametern und nähern sich erstaunlich nahe an Konzepte der frühen Achtziger an. Der King Korg bietet ein reduziertes Set und „nur“ zweifache Multitimbralität, aber auch Effekte an, man muss aber einige Dinge über Menüs anwählen.
Der Virus bietet alles, ist aber nicht ganz so direkt konzipiert und teurer, sein Klang ist aber nahezu das Gegenkonzept zum Nord Sound. Der Sledge passt neben dem Lead 2x noch am meisten auf das Konzept des spontanen, am Klangschrauben sehr interessierten Keyboarders als Konkurrent zum Lead 4. Geräte ohne oder mit nur wenigen „Knöpfen“ lässt dieser Bericht deshalb komplett außer Acht. Wer verschiedene Sounds oder Schichtungen benötigt, kann den Sledge mangels Multitimbralität nicht als Alternative sehen. Zumindest zum Zeitpunkt dieses Artikels im Herbst 2013. Es ist sicher möglich, dass sich hier schon bald etwas ändert.
Der Nord LEad 4 on YouTube
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Hallo,
ein sehr schöner, vor allem umfangreicher Test.
Nur die Klangbeispiele hätten etwas üppiger sein können.
Ich hatte noch keinen NL zum testen, vielleicht ändert sich das jetzt.
Zum Klang: ich würde fast behaupten, daß der NL am besten „analog“ klingt.
Die vielen anderen VA mögen zwar mehr Effekte bieten, aber der Grundsound ist hier klar definiert.
Der Preis für den NL4 ist zwar gesalzen aber man bekommt was fürs
Geld und das ist sicherlich eine Anschaffung, die eine Weile hält.
mfG
„Der andersartige Nord Lead war offensichtlich der „Dreier“. Er hatte LED-Kränze und ein Namensdisplay, welche die Optik bestimmten.“
Bei einem Preis von >1800,- hätte das wesentlich bessere Bedienkonzept des NL3 ja wohl drin sein können. Gerade beim Morphen ist es gut zu sehen welche Parameter wohin wandern.
Danke für den ausführlichen Test.
Danke für den ausführlichen Test.
Dass Aftertouch weggefallen ist, ist für mich ein dicker MINUSPUNKT.
Aftertouch ist eine der besten Spielhilfen überhaupt, weil man die Hände ja sowieso auf den Tasten hat, wenn man spielt und keine 2. dafür benötigt.
Als ehemaliger G2X-Nutzer ist mir noch eines aufgefallen: Es ist von einer „neuen Mutator“-Funktion die Rede. Daher stellt sich mir die Frage: Was ist an dieser Mutator-Funktion anders als an der des G2(X)? Dieses Feature wurde seinerzeit dem G2(X) über ein Firmware-Update nachgereicht und kann im Nord Lead allenfalls reduziert worden sein (da der Nord Lead einfach weniger „kann“ als der G2[X]).
Außerdem stimme ich dem Kommentar zu, dass die Endlos-Drehregler des NL3/G2(X) eine echte Erleichterung waren und auch dem NL4 gut gestanden hätten. Insbesondere, wenn man den Preis berücksichtigt.
Ebenfalls Dank für den ausführlichen Test.
Ich kann dem dem Autor in den meisten Punkten zustimmen.
Das zusätzlich zum Aftertouch auch die Drumsets weggefallen sind, empfinde ich allerdings – v.a. angesichts des nicht gerade günstigen Preises – als wirklich sehr, sehr ärgerlich.
Letzteres auch gerade deshalb, weil der NL 4 über recht fixe Hüllkurven verfügt, und man mit den Wellenformen, FM und dem flexiblen Noise wirklich hervorragend perkussive Klänge basteln kann.
Die Bedienung ist ansonsten schlicht hervorragend, ich habe bis dato an keinem Synthesizer so schnell die „gedachten“ Klänge programmieren können, dabei ist dies mein erster Nord und in die Bedienungsanleitung habe ich erst erst schauen müssen, als ich wissen wollte wo der Unterschied zwischen Variation und Mutation beim Mutator ist.
Kleines „Trostpflaster“ für den Wegfall der LED-Kränze um die Potis, sind LED`s neben jedem Poti, die leuchten, sobald sie mit Morph-Parametern belegt sind. Das macht es nicht so schwer nachzuvollziehen, wie ein Sound programmiert wurde.
Und klingen tut er wirklich richtig gut!
Grüsse
Ich besitze den allerersten Nord Lead 1, für den ich damals stolze 4500.- DM (ca. 2250.- Euro, nicht Inflationsbereinigt) in der Basisversion bezahlt habe. Das waren dann 4 Stimmen, nach drei Monaten kaufte ich mir noch die 8-stimmige Erweiterung für nochmals 1000.- DM (ca. 500.- Euro). Das Gerät läuft heute nach 16 Jahren wie am ersten Tag und klingt immer noch toll. Die Firma Clavia ist von der Verarbeitung erste Sahne, damals wie heute.
Dass der neueste ohne Aftertouch ausgestattet ist, verstehe ich aber gar nicht, das ist unbestritten eine tolle Modulationsquelle. Da kann ich nur sagen: Hans Nordelius, da hast Du uns enttäuscht!
Das meutert in Richtung Schweden
„Onkel Sigi“ Schöbel
1. Sensationeller Testbericht. Herr Moogulator: Die Soundbeispiele sind in der tat etwas üppig. Gerade bei einem Synthesizer der klanglich und qualitativ in der obersten Liga mitmischt – zumindest was digitale Synthis (VA´s) anbelangt – möchte ich das voll ausgeschöpfte Klangvolumen bzw. das pure Klangerlebnis bekommen. Fett, fetter am fettesten lautet die Devise. Geiler Sound und eine geile Melodie als Klangbeispiel wenn ich bitten darf! 2. Ich kann die Aufregung über das fehlende Aftertouch nicht ganz nachvollziehen. Welcher Mensch braucht Aftertouch? OK – ich muss gestehen ich bin kein Live-Keyboarder aber Aftertouch habe ich in der Tat noch nie vermisst. Vielleicht liegt es auch einfach daran das ich kein Key mit Aftert. besitze. Na dann – möge die Firma mit dem „Feuerwehr-Rot“ auch in Zukunft gute Synthis bauen. ;)
@Filterpad Danke für den Test! Ich kenne auch Leute, die nur auf den schwarzen Tasten spielen. Ich würde aber trotzdem deshalb die weißen nicht weglassen ;-)
Der fehlende Aftertouch ist für mich definitiv ein Grund, den Nord Lead 4 nicht zu kaufen! Wie kann man an einem Synth, der LEAD im Namen trägt und sich somit auch als Lead-Synthesizer eigenen solte, diesen wichtigen Controller für ausdruckstarke Soli weglassen? Ne, das geht gar nicht!
@Filterpad dhahaha er macht immer son komisches zeug
ein synth will moduliert werden und mann soll seinen sound sehen
der tester stellt bei amazon seine eigene musik vor getarnt als soundbeispiel
aber der musikstil von moogli gefällt mir
Schöner test!
Is es eigentlich mit dem mutator jetzt möglich, zwischen zwei schon abgespeicherten klängen per controller zu morphen?
Das hätt ich immer sehr spannend gefunden…
ja, zwischen 7 genau genommen, die holt man sich zusammen und macht daraus Mischmatsche™.
Und Zufall lässt sich einbeziehen.
@moogulator Hi moogulator,
Habe auch deinen Test des NL A1 (Filter identisch mit dem NL 4)in der neuen Synmag gelesen.
Der Filter soll in Richtung Jupiter 6 statt TB 303 gehen, sind denn damit auch Rolandflächen ala
Jupiter /JX möglich ? (Der A1 hat ja auch einen Chorus/Ensemble FX mit dabei).
Schöne Grüße
Artic
@Artic das sollte man nicht so wörtlich nehmen, es ist ja nur eine Annäherung, die zudem natürlich nicht so „echt“ ist..Das ist einfach nur ein Versuch zu erklären in welche Ecke es gehen kann. Das wie nah muss man mit dem eigenen Ohr entscheiden. Anders kann man das nicht allgemein gültig sagen. Als Purist wird es natürlich nie passen, dafür ist noch genug Abstand..
für den Preis hätte ein vernünftiges Display drin sein müssen,und das Aftertouch fehlt ..geht gar nicht!
Der Artikel suggeriert dass man beim Nord Lead 4 die Oszillatoren 1 und 2 syncen könnte. Das ist aber falsch, man kann nur OSC1 mit einem versteckten Sync-OSC syncen. Den Sync-„Amount“ kann man per Knopf oder LFO beeinflussen, den Sync-OSC jedoch nicht.
Ein für mich etwas ungewöhnliches Konstrukt, das in diesem Fall auch nicht wirklich toll klingt…
@bolau Das ist nicht falsch, es ist aber optional, was eben ein Rückschritt gegenüber Vorgängern ist. Beim A1, dem kleinen Bruder ist es sogar generell nur eine Syntheseform zwischen Oszillatoren, die gleichzeitig möglich ist.
Ja, der NL4 kann in der Hinsicht weniger als der NL2, was aber im Artikel auch steht…
Folgendes Problem, beim Live Jammen wechsel ich zwischen den verschodenen slots, sobald ich jedoch einen Paramter berühre, springt der NL 4 direkt zu dem neuen Paramterwert, er holt also nicht ab sondern springt. Gibt es irgendwo die Funktion, das Werte abgeholt werden und nicht springen, weil ansonsten ist das Ding ja live vollkommen unnütz, man beachte beispielsweise sprünge in der Lautstärke im Club beim Wechsel von einem Slot zum anderen, undenkbar. Über Hilfe würde ich mich sehr freuen, im Manual hab ich dazu nichts gefunden.
Vielen Dank, TIberio
@Tiberio ich glaub Clavia hat keinen Abholmodus, für meine Art live zu spielen ist das nie störend gewesen, bevorzuge das sogar vor Endlosknöpfen.
Die Methode der Wahl wäre – Sound anwählen und dann einstellen, „blind“ bzw per Kopfhörer. Früher beim G2 fand ich es auch störend, dass beim Umschalten das ganze System stumm wird wegen des Ladens – was aber bei einem so komplexen Modularsynth wohl nicht anders umzusetzen war,.. MAn musste also Kunstpausen haben oder einlegen..
Habe den NL4 nicht mehr vorliegen, sowas wie klare Schritte könnte ich jetzt schlecht sagen, aber wenn dann gibt es im „Menü“ eine kleine Ecke mit Pot Modes die Namen wie Jump, und Co heißen..
Ich meine das ginge eher nicht.
habe den als rack für einen strassen preis von Thomann b-ware für 1200.- erworben.
ich empfinde es als fast geschenkt für diesen wundervollen klang. es ist mein erster von clavia und ich bin hin und weg. eine sehr gute ergänzung zu anderen synths.