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Ratgeber: Klavier oder Digitalpiano? (Piano Lounge 14)

Wer braucht heute noch ein akustisches Klavier?

16. März 2024
Klavier oder E-Piano? Wer damit auf Tour geht, findet schnell eine Antwort, aber wie sieht es zu Hause aus?

Klavier oder E-Piano? Wer damit auf Tour geht, findet schnell eine Antwort, aber wie sieht es zu Hause aus?

In der heutigen Ausgabe der Piano Lounge geht es um die simple Frage, ob Digitalpianos nicht die bessere Alternative zu akustischen Instrumenten sind, denn schließlich sind sie günstiger, müssen nicht gestimmt werden, können über Kopfhörer gespielt werden und wiegen keine 200 kg.

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Beginnen wir mit den offensichtlichen Nachteilen der akustischen Klaviere und Flügel:

Akustische Klaviere sind teurer

Stimmt (aber nur zum Teil). Natürlich kosten akustische Klaviere in der Regel mehr als ein handelsübliches Digitalpiano, aber sie halten auch viel länger. Die günstigsten Klaviere aus chinesischer Produktion beginnen bei knapp 3.000,- Euro, wovon ich nur nebenbei bemerkt abraten würde. Doch für ein paar Hunderter mehr bekommt man aber auch schon die Einstiegsmodelle von Kawai und Yamaha mit durchaus solider Qualität.
Auf dem Gebrauchtmarkt bekommt man schon gute gebrauchte Instrumente aus deutscher Produktion ab 1.000,- Euro, die sofern gut gepflegt, noch Jahrzehnte lang halten werden. Langfristig betrachtet sind akustische Instrumente kaum teurer als Digitalpianos.

Alte Klaviere und Flügel sind oft zu günstigen Preisen zu bekommen, manchmal sogar gratis, wobei sich der neue Besitzer natürlich um den Transport kümmern muss

Klaviere muss man regelmäßig stimmen lassen

Ja, das stimmt und dabei sollte man übrigens nicht der Illusion verfallen, dass „man das doch auch selbst tun könnte“. Ein Klavier zu stimmen, erfordert jahrelange Erfahrung, selbst mit Hilfe einer speziellen Software. Der Preis des Stimmens richtet sich nach Anfahrtsweg, Aufwand und teils auch nach ortsüblichen Preisniveaus, liegt aber immer über 100,- Euro. Empfohlen wird eine Stimmung ca. alle sechs Monate, vorzugsweise im Frühjahr und Herbst, zum Ende und zu Beginn der Heizperiode.
Bei konstanter Luftfeuchtigkeit hält die Stimmung übrigens entschieden länger, was am besten mit Klimatisierungssystemen gelingt, die direkt ins Klavier eingebaut werden. Unter solchen Bedingungen kann es auch genügen, das Instrument nur einmal pro Jahr stimmen zu lassen. Und natürlich spielt auch das Fabrikat selbst eine Rolle: Beim Kauf von Klavieren sollte man unbedingt auf die Stimmhaltung achten und entsprechende Erfahrungsberichte lesen.

Klaviere erfordern mehr Pflege

Das kann ich nicht bestätigen. So lange man keine Getränke in die Instrumente verschüttet oder heißen Wachs von brennenden Kerzen über die Hammerköpfe tropfen lässt, genügt es, ab und zu Staub zu wischen. Wie bei allen anderen Instrumenten auch. Dennoch halten sich einige Vorurteile hartnäckig. Ein Leser schrieb einmal im Forum der Piano Lounge: „Bei mir scheitert es mit einem „normalen“ Klavier allein schon an einer weiteren zusätzlichen Räumlichkeit.
 Auf tägliches Lüften, Sommer wie Winter, möchte ich auch nicht verzichten.“ Bei allem Respekt für den Leser, aber tägliches Lüften ist für ein akustisches Klavier kein Problem, was mir auch von mehreren Klavierbauern bestätigt wurde. Wichtig sind aber konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf lange Sicht. Schwankungen im Minutenbereich, die durch das Lüften entstehen, sind viel zu kurz, um dem trägen Holz Probleme zu bereiten. Allgemein kann man sagen, dass ein normales Wohnklima auch fürs Klavier passt.

Akustische Klaviere brauchen mehr Platz

Stimmt, aber der Unterschied ist nicht groß. Ein aufrechtes Klavier beansprucht nur unwesentlich mehr Bodenfläche als ein Digitalpiano. Die Länge ist bei allen Instrumenten ungefähr gleich und wird durch die Klaviatur mit 88 Tasten vorgegeben. Je nach Gehäuse messen Digitalpianos 130 bis 140 cm und Klaviere knapp 150 cm. Klaviere sind meistens auch ein paar Zentimeter tiefer, aber auch hier ist der Unterschied nicht allzu groß (Digitalpianos liegen bei 30 bis 40 cm, ein Klavier zwischen 50 und 60.) Der wesentliche Unterschied betrifft natürlich die Höhe und somit die gefühlte Größe. Ein Klavier ist wuchtiger als ein Digitalpiano, wobei auch die Farbe eine Rolle spielt. Helle Hölzer wirken leichter als schwarzer Klavierlack.

Ein Yamaha B2: 150 cm lang und 54 cm tief. Die Höhe liegt bei 113 cm (Bild: Yamaha.com)

Kawai KDP120: 136 cm lang und 40 cm tief (Bild: Kawai.com)

Akustische Klaviere sind schwerer

Ja, das stimmt. Die kleinsten akustischen Klaviere wiegen um die 170 bis 180 kg, danach geht es hoch bis ca. 300 kg. Flügel liegen je nach Größe zwischen knapp 300 kg und einer halben Tonne. Die Konsequenz sollte jedem klar sein: Für den Transport braucht es Experten. Normale Umzugsunternehmen gehören übrigens nicht dazu und wer an dieser Stelle Geld sparen möchte, wird es wahrscheinlich bereuen. Gute Klaviertransporteure schaffen beinahe Unmögliches:

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Mehr Informationen

Wer häufig umzieht, fährt mit einem Digitalpiano bestimmt besser.

Digitalpianos bieten auch andere Klänge

Korrekt, zumindest trifft dies auf die Mehrheit der Digitalpianos zu. Die Frage ist bloß, was einem all die anderen Klänge bringen. Wenn motivierte Verkäufer etwas von „500 Super-Natural Sounds“ säuseln, mag dies zwar technisch korrekt sein, aber Hand aufs Herz: Wer nutzt diese Klänge ernsthaft? Von meinen Schülern weiß ich, dass sie zu 99 % den eingebauten Pianosound spielen und die anderen Klänge ignorieren. Wenn ich dann im Unterricht das Rhodes oder Cembalo erwähne mit dem Hinweis, dass sie dies ja auch auf ihrem Digipiano zu Hause ausprobieren könnten, blicke ich meistens in erstaunte Gesichter. Viele haben schlicht kein Interesse an anderen Klängen.

Digitalpianos kann man über Kopfhörer spielen

Volle Zustimmung. Und dies ist aus meiner Sicht ihr größter Vorteil, da brauchen wir nicht weiter zu diskutieren.

MIDI

Auch hier volle Zustimmung. Digitalpianos lassen sich über MIDI mit einem Rechner verbinden, um beispielsweise Noten direkt aufzuzeichnen. Prinzipiell lässt sich aber (fast) jedes Klavier mit einer MIDI-Schnittstelle nachrüsten.

Vorteile von akustischen Instrumenten

Bei allen Nachteilen von akustischen Klavieren und Flügeln kann man sich fragen, weshalb diese weiterhin gekauft werden. Die Gründe lassen sich schwer messen und betreffen eher diffuse Dinge wie Klang, Spielgefühl und – zugegeben hier wird es sehr persönlich – Seele eines Instrumentes.

Klavierklang

Klingt ein akustisches Klavier besser als ein Digitalpiano? Da die meisten Digitalpianos Samples der besten (oder zumindest bekanntesten) Konzertflügel nutzen, müssten sie doch eigentlich besser klingen als ein normales Heimklavier. Aber so einfach ist es nicht. Vor die Wahl gestellt – Klavier oder Digitalpiano – würde ich für Konzerte in neun von zehn Fällen ein Klavier wählen, sofern dieses nicht arg verstimmt ist. Es fühlt sich für mich „echter“ und „natürlicher“ an. Was macht den Unterschied aus?

Den Klang empfinde ich bei akustischen Klavieren immer lebendiger als bei einem Digitalpiano, selbst bei Kleinklavieren. Schwer zu sagen, womit dies zusammenhängt. Die natürlichen Materialien Metall, Holz und Filz haben bestimmt ihren Einfluss, aber auch die Tatsache, dass ein Klavier fast nie perfekt gestimmt ist und durch die minimalen Abweichungen einen eigenen Charakter bekommt. Die Flügel-Samples sind mir oft eine Spur „zu perfekt“. Wohlgemerkt sind dies Nuancen, die aber in ihrer Gesamtheit einen Unterschied ausmachen können. Ein weiterer Aspekt ist, dass der Anschlag in unendlich vielen unterschiedlichen Stärken wirkt. Kritiker könnten mir entgegnen, dass auch die besten Pianisten nur eine begrenzte Anzahl an Anschlagsstärken bewusst abrufen können, weshalb man übrigens für das Sampling auf präzise Roboter-Finger zurückgreift. Der Unterschied liegt eben zwischen „bewusst“ und „unbewusst“: Auch wenn es schwerfällt, eine Taste mit einer bestimmten Anschlagsstärke zu spielen, heißt das ja nicht, dass dies nicht unbewusst trotzdem passiert. Die 127 Velocity-Stufen von MIDI stellen eine Begrenzung dar. Einige Digitalpianos arbeiten zwar intern mit mehr Stufen, aber auch hier haben wir es mit einem digitalen System zu tun, das letzten Endes begrenzt ist.

Klangabstrahlung

Das Klangerlebnis am akustischen Klavier ist komplett anders als über die Lautsprecher eines Digitalpianos. Dazu kann es sinnvoll sein, das Klavier zu öffnen, entweder nur den Deckel oder man entfernt das untere oder obere Verdeck, wodurch der Klang lauter, direkter und präsenter wird. Letzten Endes ist dies alles Geschmackssache. Ich kann nur jedem Besitzer eines Klaviers raten, dies selbst auszuprobieren, die klanglichen Unterschiede sind enorm.

Egal in welcher Form das Klavier vor einem steht, bekommt man immer ein sehr räumliches Klanggefühl. Beim Flügel verhält es sich ähnlich, bloß dass man da etwas weiter weg vom Schwingungspunkt der Saiten sitzt. Ein Flügel klingt weniger direkt als ein offenes Klavier, man wähnt sich in einer Klangwolke mit einem plastischen, dreidimensionalen Klang.

All dies wird einem auf dem Digitalpiano verwehrt, auch wenn es natürlich Instrumente mit ausgeklügelten Mehrweglautsprecher-Systemen gibt, die entsprechend teuer sind, aber auch nicht ganz das Klangerlebnis eines akustischen Klaviers nachahmen können.

Offen können Klaviere ganz anders klingen: ein Steingräber 130 (Bild: Steingraeber.de)

Spielgefühl echter Klaviere

Wie ich schon anderer Stelle beschrieb, unterscheiden sich Klaviere und Flügel bezüglich ihres Spielgefühls. Kurz gesagt, repetieren Flügel schneller als Klaviere. Wie verhalten sich Digitalpianos diesbezüglich? Wie so oft lautet die Antwort: Es kommt darauf an …
Bei Digitalpianos finden sich alle möglichen Qualitäten an Tasten. Dabei reicht es nicht, darauf zu achten, dass diese „gewichtet“ seien, da dies nicht allzu viel über die Qualität aussagt. Es gibt Digitalpianos mit einem eher trägen, manche würden auch sagen „klebrigen“ Spielgefühl und andere die sehr schnell repetieren, da dazu ganz unterschiedliche Techniken zum Einsatz kommen: von einfachen Gegengewichten bis zu vollständigen Klavier- bzw. Flügelmechaniken, deren Hammerköpfe in die Luft schlagen und über ihre Geschwindigkeit Klang und Lautstärke des Pianos steuern. Meistens hängt die Qualität der Tasten auch mit dem Preis eines Digitalpianos zusammen.

Aufgrund der kleineren Hammerköpfe für die hohen und kurzen Saiten sind die Klaviertasten in der hohen Lage etwas leichter als im Bass, was heute von vielen Digitalpianos simuliert wird (Graded Hammer Action, zu Deutsch: Skalierte Gewichtung). Nebst diesen eher technischen Aspekten einer Klaviatur kommt beim akustischen Klavier oder Flügel noch eine andere Kompenente hinzu: Man spürt die Bewegung des Hammers an der Taste und teils auch die Vibrationen der Saiten.

Experimentelle Spielweisen

Mit offenem Gehäusen sind auf einem akustischen Klavier oder Flügel Dinge möglich, die niemals am Digitalpiano umgesetzt werden könnten. Zum Beispiel durch leichtes Schnippen mit dem Finger auf die Hammerköpfe perkussive Töne erzeugen. Oder ein Tuch, Filz, Zeitungspapier etc. zwischen die Hammerköpfe und Saiten legen und sich an den gedämpften und zarten Klängen erfreuen.

Diese Dinge gehören irgendwie auch zum Bereich „Klavierspielen“, wie z. B. Tapping auf der Gitarre oder Slap-Töne auf der Bassklarinette. Will heißen: vielleicht etwas exotisch und selten, aber durchaus etwas, das auch von anderen Musikern praktiziert wird. Schade ist bloß, dass im normalen Klavierunterricht nur selten bis gar nie die Rede von experimentellen Spielweisen ist. Dabei kann es gerade auch mit Kindern sehr spannend sein, dem Klavier neue Klänge zu entlocken, z. B. indem man mit einem Stück Pappe bei gehaltenem Pedal einer Basssaite entlangstreicht.

Seele

Und jetzt kommen wir zu dem Bereich, wo ich mich gänzlich angreifbar mache, auf entsprechende Kommentare freue ich mich schon jetzt. Aber ich stehe zu meiner Aussage: Ein Digitalpiano wird sich niemals wie ein akustisches Instrument anfühlen. Vielleicht soll es das auch gar nicht, wichtig ist, dass man es auch nicht erwartet. Alle oben genannten Unterschiede machen für mich den Unterschied zwischen einem „Instrument mit Seele“ und einem „kühlen Digitalpiano“ aus, das letzten Endes ein spezialisierter Computer mit 88 Tasten ist. Ein Gradmesser ist für mich die Inspiration: Ein gutes Instrument bringt mich kompositorisch auf neue Ideen, bei Digitalpianos passiert mir dies merklich seltener. Für mich fühlt sich ein Digitalpiano meistens technischer an als ein Klavier, was ich mir beim Üben auch zunutze mache: Sehr repetitive Übungen wie Skalen und Linien übe ich eher auf meinem Doepfer PK88 (über MIDI mit Logic verbunden), um mich vom schönen Klang meines Flügels nicht ablenken zu lassen.

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Fazit

Wer braucht heute noch ein akustisches Klavier? Die Antwort lautet: ich! (Und viele andere Musiker).  Auch wenn Digitalpianos etwas – sagen wir ‚mal „pflegeleichter“ – sind, bieten akustische Klaviere einige Vorteile, vor allem klanglicher und spieltechnischer Art. Also in den Bereichen, die in der Musik am wichtigsten sind. Trotz der praktischen Vorteile von Digitalpianos fühlt sich ein akustisches Instrument eben doch ein bisschen anders an, auch wenn uns die Werbung das Gegenteil einzureden versucht. Dies soll kein Plädoyer gegen Digitalpianos sein, aber eher Leute motivieren, über ein akustisches Klavier oder einen Flügel nachzudenken. Rein musikalisch betrachtet können die Unterschiede zu Digital Pianos ziemlich groß sein, auch für Anfänger und Laien.

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Forum
  1. Profilbild
    Joerg

    Vorab: sehr aufschlussreicher Artikel 👍

    Für mich entscheidend fürs E-Piano (Stagepiano !) waren :

    – MIDI (Einspielung in DAW / VST Instrumente)

    – Kopfhörer

    – Mobilität innerhalb meines Musikraumes ( ja, muss sein)

    Die Masse an Sounds war Nebensache, da gute VSTs vorhanden.

    Wenn man sich für ein Stagepiano entscheidet, dann bitte immer an die Investition in einen GUTEN Ständer denken!

    Das mit der Seele eines Instrumentes kann ich nur unterschreiben. Ein „echtes“ Klavier lebt. Weiter beschreiben möchte ich das nicht.

    Und das Thema Tastaturen ist dermaßen subjektiv … da diskutiert man sich wund.
    Und auch hier gilt: wat nix kost, dat ist auch (fast) nix.
    Wer eine E-Piano mit 1000 Sounds und allerbester Tastatur für 399,- erwartet, der….
    ….soll einmal genauer hinschauen

    Holz lebt, ja, und einen sündhaft teuren Flügel würde ich auch nie in unseren Waschkeller mit Waschmaschine, Wäschetrockner und aufgehängter Wäsche stellen.
    Aber all meine Gitarren ( A und E) haben soviel Bühnenalltag im Laufe der Jahrzehnte mitgemacht. Und sind auch aus Holz.

    Kopf hoch 🙂

    • Profilbild
      mort76

      @Joerg Da arbeitet beim Piano nunmal eine sehr große Menge an Holz, und da handelt es sich dann auch noch um LANGE Holzteile, und um dünne, sehr wichtige Holzteile wie der Resonanzboden, und im Gegensatz zur Gitarre haben die Teil auch noch überall völlig unterschiédliche Dicken.
      Das ist dann eine ganz andere Hausnummer als bei der Gitarre.
      Wenn da etwas anfängt zu arbeiten, muß man auch mehr wie 6 Saiten neu stimmen…das zieht sich.

  2. Profilbild
    Atarikid AHU

    Das eine oder andere digitale Klavier mag ich sehr. Aber was mir bei allen fehlt, ist zum einen der Geruch und die Vibrationen die der ganze Körper aufnimmt wenn man auf einem „richtigen“ Klavier spielt. Gerade bei tiefen Tönen fehlt das. Ein Klavier hab ich trotzdem nicht. Zuviel Platz, zu schwer… Mechanische Instrumente nachbilden gelingt eh nur zum Teil. Für die Aufnahme ist das oft egal, für den Spieler eher nicht. Man kennt das auch von E-Drums. Praktisch, aber nicht 100%ig. Toll dass es das alles gibt, aber die „volle Packung“ gibt’s nur mit dem Original :)

    • Profilbild
      falconi RED

      @Atarikid Probiere mal ein Yamaha CP300 aus. Es ist ein einfacher ROMpler und nicht mehr up-to-date, erfreut sich aber wegen der „Körperhaftigkeit“ des eingebauten Lautsprechersystems einer besonderen Beliebtheit als Heim- und Stagepiano (wofür es eigentlich zu groß und schwer ist). Vor einigen Jahren wurde es wegen der großen Nachfrage sogar wieder neu aufgelegt, seit vergangenem Jahr ist nun offenbar endgültig Schluss.

      Wie viele Digitalpianos in Wohnzimmer-Furnieroptik wird es häufiger von ahnunglosen Reich-Eltern angeboten, deren Reich-Kinder keinen Bock drauf hatten – daher ist es oft nicht so abgerockt wie manche Stagepianos. Um die 1000 Euro mit großem Plusminus.

      https://www.kleinanzeigen.de/s-yamaha-cp300/k0

      • Profilbild
        Atarikid AHU

        @falconi Wow! Das Instrument sieht wirklich sehr massiv und wertig aus. XLR-Ausgänge gibt’s obendrauf! Kannte ich bis dato nicht! Aber bei „CP“ im Namen wird man schon hellhörig. Mit über 32kg ist es aber wirklich ein Bandscheibenkiller :)…. Das Jahr der Markteinführung konnte ich leider nicht ergoogeln, aber das CP 300 hat wohl schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Wird aber noch recht teuer gehandelt. Scheint wohl doch Kenner zu geben, die so einen Oldie wertschätzen (was mir sehr gefällt). Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das Teil sehr angenehm bespielen lässt…

    • Profilbild
      Martin Andersson RED

      @falkland Silent Pianos? Gute Frage. Ich selbst habe keines, habe mich aber bewusst dagegen entschieden, da ich nachts auf meinem Nord Stage übe. Meiner Meinung nach lohnen sich Silent Pianos kaum, da sie relativ teuer sind. Zum Beispiel kostet das K-200 von Kawai ohne Silentsystem 4990 Euro und mit ganze 7390. Für den Preisunterschied bekommt man ein ein richtig gutes Digital- oder Stagepiano.
      Meiner Meinung nach lohnt sich ein Silent Piano nur dann, wenn der Platz für ein zusätzliches Digitalpiano zu knapp ist.

  3. Profilbild
    Faro

    Ich denke es ist ein grundlegendes Problem. Für die Bühne oder mal so für den Gig machen diese Dinger einen guten Job. Wenn es dann um „DAS SPIELGEFÜHL“ geht, wird es schon enger. Das merkt man besonders im Studio, wenn man mit Flügel oder Klavier erfahrene Pianisten arbeitet. Es macht einen Unterschied, ob echte Saiten mit einer Hammermechanik angeschlagen werden, oder dieser Sound gemodelt wird.

    Ich selbst arbeite mit verschiedenen VST- Softwareversionen. Was mich immer stört, sind die menge an Sounds gemodelter Pianos, Klaviere b.z.w. Flügel. Warum gibt es nicht einfach sagen wir mal, ein VST-I mit nur einem Steinway Flügel, bei welchem es ja auch keinerlei Einstellungsmöglichkeiten gibt? Weil es einfach nicht funktioniert!
    Denn nur durch eine Anzahl an diversen Sounds können die Hersteller diese Virtuellen Instrumente verkaufen.

    Dennoch finde ich den Beitrag sehr gut geschrieben.

    • Profilbild
      mort76

      @Faro „Warum gibt es nicht einfach sagen wir mal, ein VST-I mit nur einem Steinway Flügel, bei welchem es ja auch keinerlei Einstellungsmöglichkeiten gibt?“

      Ich hatte sowas für ein E-Piano. Da wurde dann nur ein einziges von emuliert- eins von diesen legendären 80er-Dingern. Und für E-Pianos generell gibt es jede Menge VSTis, die genau EIN Modell simulieren.
      Für Blasinstrumente habe ich auch solche One Trick Ponys, zum ansteuern mit meinem Aerophone…die können alle nur EIN Instrument.

      • Profilbild
        Faro

        @mort76 Ein E-Piano zu emulieren ist weniger ein Problem. Ich dachte da eher an ein VST-I, welches lediglich ein (Steinway) Flügelsound modelt. Gibt es aber nicht, und wird es auch so schnell nicht geben.

  4. Profilbild
    Beatzone

    Hallo Herr Andersson,

    Ihre Artikel gefallen mir immer wieder, wenngleich hier wusste ich bereits, wohin die Reise geht.
    Es mag auch anders sein, nix ist fix, aber ich stelle die Frage, wer braucht denn kein akustisches Klavier? So wie es die Klassik, die Kirchenmusik für den Pop, so ist auch das Klavier eine Basis, so billig es auch sein mag, nur ein Klavier zeigt ihnen, was ein Klavier überhaupt ist, wie Klavier geht.
    Nirgends geht es unmittelbarer, hier erzeuge ich einen Klang MIT dem Klavier, ein Digitalpiano spiele ich einfach. Zum Lernen für ein Kind ist ein Klavier meines Erachtens unverzichtbar.
    Kein Keyboard, auch nicht die intuitiven Roten, die auch sie mehr als mögen, und ich gehe weiter, auch kein grandioses Digitalpiano, kann in frühen Jahren ein akustisches Klavier ersetzen, weshalb auch viel zahlen, wenn ich ein billiges mechanisches Instrument bekommen kann.
    In späteren Jahren mag es dann auch anders sein, die Gewichtung kann sich verlagern, entsprechend der Anwendung wird dann auch ein mechanisches Klavier niemals an ein Keyboard herankommen können und müssen, denn die vielen Möglichkeiten und Vorzüge eines digitalen Instruments liegen klar vor Augen.
    Aber die Liebe, Leidenschaft und Faszination für die Musik und zum Klavier wurden bereitet von all den unglaublichen Musikern und Künstlern, deren Musik wir hören dürfen und durften und von einem verstimmten, billigen, oft alten mechanischem Klavier.
    Danke, wie immer, für Ihren Beitrag!

    • Profilbild
      Filterpad AHU 1

      @Beatzone The Doors haben Nägel in die Klavierfilze gesteckt, damit es härter klingt. Das kam so gut an, dass die Beach Boys das Klavier übernommen haben. Das wird bei einem Digitalpiano schwierig. Aber ernsthaft: Lieber ein teures Digitalpiano als ein billiges Klavier. Aber ein gutes Klavier bzw. einen hochwertigen Flügel wird kein Digitalpiano je ersetzen können meiner Ansicht nach. 🎹

      • Profilbild
        Beatzone

        @Filterpad Hallo Filterpad, ja sowieso würde ich heute auch das gute Digitalpiano vorziehen, als Kind aber braucht man kein teures Instrument.
        Mein erstes Piano in meiner Schulzeit hatte im Rahmen mitten durch den Wirbel des mittleren c einen Riss, nicht zu stimmen, na das war ein Ton! Instinktiv schlage ich noch heute das mittlere c zuerst an, ich hab‘ ein Trauma.
        Dieses Piano hat meine Mutter weggegeben, hab‘ s übertrieben, Eltern und Nachbarn wollten das ein für allemal beenden.
        Musikerziehung schön und gut, aber alles hat seine Grenzen…und ich bekam eine Gitarre!
        Rotz und Wasser hab‘ ich geweint!!!!!
        ….aber beendet haben sie‘ s nicht, bald hatte ich wieder ein Piano.

      • Profilbild
        ollo AHU

        @Filterpad „The Doors haben Nägel in die Klavierfilze gesteckt, damit es härter klingt. Das kam so gut an, dass die Beach Boys das Klavier übernommen haben. Das wird bei einem Digitalpiano schwierig“

        Vielleicht kann man bei Pianoteq als Physical Modelling Piano eine sehr unnatürliche Härte einstellen, da geht bestimmt einiges, was mit einem echten Klavier oder Flügel nicht geht.

        Noch interessanter finde ich ja so Sachen, wie Gegenstände auf die Saiten legen, da habe ich letztens mal wieder ein kurzes Video zu gesehen, da kommen schon sehr coole Sachen bei rum.

  5. Profilbild
    Klaus2024

    Ich besitze einen wunderbaren Blüthner Flügel und hochwertige E-Pianos mit gewichteter Tastatur. Ich habe festgestellt, dass ich je nach Jahreszeit mal mehr auf dem akustischen Instrument spiele und zu anderen Zeiten ausschließlich auf dem MIDI-Instrument. Bei jedem Wechsel tauche ich tief in das jeweilige Instrument ein. Die Umstellung von einem zum anderen ist bemerkenswert, da beide völlig unterschiedliche Erfahrungen bieten. Der akustische Flügel strebt nach Perfektion, behält aber stets eine Spur Unvollkommenheit und einen besonderen Charme. Das elektronische Pendant hingegen ist mathematisch exakt und perfektioniert, erfordert jedoch eine Anpassung meiner Spielweise, um einen Kompromiss zu finden. Letztendlich finde ich das Spiel auf dem mechanischen Instrument immer noch faszinierender, da akustische Instrumente seltene Kunstwerke sind, während elektronische jedem zugänglich sind. Diese Besonderheit macht das Spielen auf dem akustischen Instrument zu einem einzigartigen Erlebnis, vergleichbar mit einem Urlaub am Strand von Bora Bora im Gegensatz zum Aufenthalt in einem mit einer Fototapete geschmückten Schlafzimmer in Heidelberg. Was mehr Spaß macht? Definitiv das Spiel auf dem akustischen Instrument.

  6. Profilbild
    Jazzheini

    Danke für den schönen Artikel. (-:
    Ich finde es gut, das der Unterschied im Klangempfinden beschrieben wurde. Ein Digitalpiano klingt entweder distanziert und relativ „flach“, wenn es über Monitore im Stereobetrieb abgehört wird. Oder eben komplett Raum-Entkoppelt mit einem Kopfhörer. Ein Piano doer Flügel aber *füllt* einen Raum mit Klang. Man ist wirklich mitten drin, im Klang.

    Aber eben auch: ein Piano, ein Grundklang. EPianos etc. haben natürlich viele Vorteile im praktischen, in der Variabilität. Aber wenn es nur darum geht zu entscheiden, wie ich am liebsten musiziere, in welche akkustische und emotionale Situation ich mich lieber begebe, ist das akkustische Klavier nicht zu schlagen.

  7. Profilbild
    moinho AHU

    Hmm, meine Perspektive (inkl. gewisser klassischer Vorbildung und einem Leben als Nerd):
    Bei uns gibts nen schönes, altes August Förster (ursprunglich aus dem musikalischen Familienzweig des alten Papas meiner alten Mama). Und ich hab ein paar Dutzend Synthesizer.

    Spiel ich gern das Klavier? Ja, das kann was, was die fancy Plugins usw. nicht können (und damit sind nicht die Cage-Aspekte gemeint). Der räumliche und dynamisch nuancierte Klang ist einfach was, was mir Freude bereitet. Hat nach meiner Deutung nix mit der Seele des Klaviers, aber sehr wohl mit meiner zu tun.

    Ganz technische Frage: wieviele Digitalpianos und wieviele Daheim-Abhören können die tiefen Frequenzen eines Klaviers sauber reproduzieren? Wenn ich einfach mal die Oktaven runterzähle, komme ich da auch so 27.5Hz. Typische Mains gehen bis 30, typische Nearfields so bis 50.

    Der Aspekt geht auch zugunsten des Digitalen: so einen Klangkörper aufnehmen ist nicht ganz banal.

    Würde ich gern nen mittleren Flügel, sagen wir nen C7, haben? Absolut, die Dinger fühlt man auch am ganzen Körper. Hab ich nen Raum, wo der sich wohlfühlt? Nein.

    Also bleibts bei der Kombination aus akustischem Klavier (auf dem auch die Katze sehr gern sitzt, den Kurz K2600XS lehnt sie ab) und Virtuellem für alles Größere.

    • Profilbild
      mort76

      @moinho „…wieviele Digitalpianos und wieviele Daheim-Abhören können die tiefen Frequenzen eines Klaviers sauber reproduzieren?“

      Das ist ja kein großes Problem. Mein E-Drum beispielsweise hängt an zwei 3-Wege-Boxen mit 15/8/Horn-Bestückung, und da kann einem dann auch keiner erzählen, eine echte Bassdrum hätte mehr Druck.

  8. Profilbild
    unknowninternetguy

    Es geht doch nichts über einen akustisch erzeugten Ton. Ich besitze ein Kawai ES-8 (DP), finde die SK- sowie EX-Samples gehören mit zu den Besten meiner Meinung nach und es macht einfach Spaß, damit zu spielen. Auch wenn ich akustisch ’nur‘ ein Kawai K-200 habe, reicht ein einziger Ton aus, um den Unterschied deutlich zu machen. Mittlerweile sitze ich fast ausschließlich am akustischen Klavier, außer nach 22 Uhr. Ok, hin und wieder auch ganz leise, ich schwör!! 😀

    Es gibt sehr viele gebrauchte, auch für kleines Geld unter 500-1000€. Solange sich das stimmen lässt und die Mechanik in Ordnung ist, würde ich diese Variante mittlerweile immer vorziehen. Klar, es ist schwerer, aufwändiger, wartungsintensiver u.s.w. aber lohnt sich. 👍

  9. Profilbild
    Svenson73

    Nichts kann mein Schimmel Klavier ersetzen, außer einem Flügel. Das war Liebe auf den ersten Ton. Mein Klavierstimmer allerdings berichtet, dass es den deutschen Klavierbauern schlecht geht. Wenig Verkäufe, immer mehr wird ausgesourcet, sinkende Qualität… so traurig.

  10. Profilbild
    zeitlos

    Ein Artikel, der Eulen nach Athen trägt, mit vorhersagbaren Reaktionen. Füllstoff . . .

    • Profilbild
      Martin Andersson RED

      @zeitlos Mag sein, dass dieser Artikel für viele Musiker nichts Neues enthält. Ich richte mich damit aber auch an Anfänger (bzw. an deren Eltern), und da herrschen noch viele Vorurteile. Nummer eins: „Für Anfänger spielt es doch eh keine Rolle, da tut’s doch auch ein altes Keyboard!“ Andere Leute lassen sich vom Marketing-Gesäusel im Netz beeinflussen, wo Digitalpianos mit „authentischem Klangerlebnis“ oder so ähnlich angepriesen werden, um anschließend das geerbte Klavier durch ein E-Piano zu ersetzen.

      • Profilbild
        bluebell AHU

        @Martin Andersson Ich hatte ein echtes Klavier (Krauss mit Renner-Mechanik) und Klavierstunden.

        Da ich aber nie so weit kam, Berufsmusiker zu werden, interessieren mich Deine in Artikel gegossene Erfahrungen aus der Profiwelt sehr. Ich finde nicht, dass der Artikel zu flach war.

  11. Profilbild
    maddin62

    Moin, meine Reise endete über diverse Digitalpianos bein einem der letzten IBACH Pianos aus Wuppertal. Für einen Flügel haben wir leider keinen Platz, Gott sei Dank. :-)

    Wer eine schöne Geschichte über den Klang und Charakter eines Klaviers lesen möchte, dem kann ich das Buch von Perri Knize „Der verlorene Klang“ wärmstens empfehlen.

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