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QuBit – etwas andere Eurorack-Module

11. Juli 2021

Ob sich der ehrwürdige Dieter Doepfer vor nun mehr als 25 Jahren denken konnte, was er da lostrat? Wieviele Firmen sind es eigentlich, die die (Stand heute) laut modulargrid „11187 modules to choose from“ anbieten? Es gibt da nur wenige traditionelle Synth-Hersteller, und einige Ein-Mann-Betriebe.

Qu-Bit ist mit Informationen über die Firma recht sparsam unterwegs – nix zu den Hintergründen auf der Website. Wir erfahren mit etwas Suche, daß die Firma in LA sitzt und das Mastermind Andrew Ikenberry heißt. Aber was ist die „Unique Selling Proposition“, was macht Qu-Bit aus, die anscheinend so klein sind, daß Amazonas Hoflieferant sie nicht mal führt?

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Mein erstes Qu-Bit-Modul war der Sequencer Bloom; als mein Modulardings sich in Richtung digitale Synthese/Verarbeitung entwickelte, kamen schnell Scanned und Nebulae dazu. Diese Leserstory ist kein Test der einzelnen Module (obwohl jedes von diesen sicher einen eigenen Test wert wäre – Hallo, Amazona-Redaktion?). Mir geht es darum zu identifizieren, was Qu-Bit ausmacht.

Aktuell zeigt Qu-Bit insgesamt 15 Module auf der Website, doch wenn man in den einzelnen Kategorien zählt, kommt man auf 21 – ein Indiz dafür, daß einige Module eben mehr als nur eine Sache (Klangquelle, Effekt, Filter,…) machen.

Layout, Design, Bedienelemente

Der aktuellen Modulgeneration ist gemein, daß die Frontplatten standardmäßig schwarz mit weißer Beschriftung und Markierung sind – schonmal ein Pluspunkt gegenüber anderen Herstellern, die Experimente wie mattgold auf schwarz für sinnvoll halten (ja, Herr Rolando, ich schaue in Ihre Richtung). Dabei sind Ausgänge weiß unterlegt. Zusammenhänge zwischen Reglern/Tastern und Eingängen sind mit weißen Linien angedeutet, zumindest meistens (beim Bloom ja, beim Scanned nicht,  beim Nebulae teils/teils). Es gibt Potis (weiße Kappe und gut erfühlbare Referenz, ebenfalls weiß markiert – fein) in zwei Größen, und es gibt Drehdrücksteller aka rotary encoders ebenfalls mit weißen Kappen, die auch in zwei Größen. An Tastern gibt es ganz kleine schwarze (meistens mit ner ebenso kleinen LED daneben) sowie größere transparente mit eingebauter LED. Schalter gibt es keine, außer beim Nano Rand v2, einer „Reissue“, also vielleicht ein ansonsten aussortiertes Bedienkonzept.

Von diesem Aspekt gibt es für mich erstmal viel Licht mit ein wenig Schatten: Schön finde ich die gut lesbare Beschriftung und die (meist) einheitlichen und gut anwendbaren Bedienelemente. Insbesondere die Potis mit den Markierungen lassen ihre Einstellung sowohl sehen als auch erfühlen, und auch wenn in manchen Fällen die Potis/Drehdrücksteller eng beieinander sind, so war es für mich (mit eher schmalen Fingern) nie störend. Nachteilig sehe ich die kleinen Taster, die grade z.B. eingezwängt zwischen zwei Rotaries und einer Buchse wie der Shift-Taster beim Bloom schlecht zu drücken und durch ihre schwarze Farbe auch schlecht zu sehen sind. Schade auch, daß die wenn sie vorhanden ist Markierung mit den Linien zwischen Eingang und zugehörigem Regler nicht konsequent durchgezogen ist.

Erwähnenswert ist auch, was hier nicht steht: es gibt bei keinem Modul ein irgendwie geartetes Display. Potipositionen und LEDs sind alles, was wir an optischer Rückmeldung kriegen.

Bedienkonzept

Mit diesen mehr oder weniger einheitlichen Anzeige- und Bedienelementen baut Qu-Bit alles von vergleichsweise einfachen Modulen bis zu einem komplexen Audiocomputer, der zufällig beim ersten Einschalten als Granularsampler arbeitet. Und die Frage „kann das gutgehen?“ ist durchaus berechtigt.

Beim Scanned ist die Welt noch voll in Ordnung. Es gibt insgesamt zehn kontinuierliche Parameter als Eingangsgrößen und einen Trigger, und es gibt zehn der guten Potis sowie einen Taster mit LED drin, dazu noch drei farbige LEDs. Man sieht bzw. fühlt immer wie das Modul eingestellt ist und was es macht, und man kommt an alles gut hin.

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Beim Bloom wirds schon schwieriger: da gibts Sequenzen, die über mehrere Seiten gehen (acht Drehdrücksteller für bis zu 64 Steps), Aktionen, die eine Shift-Taste erfordern, und zwei verschiedene Bedienmodi, und in welchem man ist ist nicht immer sofort zu sehen. Allein der Affengriff fürs Rückgängigmachen zufälliger Veränderungen der Sequenz, etwas, was man je nach dem häufig brauchen kann, ist zumindest mit einer Hand nicht ganz trivial.

Richtig hart wirds beim Nebulae – der vorhin erwähnte Computer, der standardmäßig Granularsampling macht, aber noch viel mehr kann (wer mag, kann den auch in C programmieren). Und das führt dazu, daß alles, was irgendwie mit der Auswahl von anderen Programmen zu tun hat, ein Problem darstellt. Was bedeuten die oben gezeigten vier grünen Lichter? Daß man sich in der Programmauswahl befindet. Was dazu führt, daß alle Audioausgabe beendet und der Samplepuffer gelöscht wird. Dummerweise passiert das, wenn man die Abspielgeschwindigkeit auf 1x zurücksetzen will, und nen Ticken zulange auf dem Drehdrücksteller bleibt. Ah, apropos Auswahl der Programme: das passiert über mehrere Seiten von je fünf Programmen, man kriegt optische Rückmeldung, ob man gerade auf der ersten, der letzten oder einer anderen Seite ist. Sortierung? So wie Unix das eben macht.

Grundsätzlich finde ich es schön, daß Qu-Bit versucht, mit einem fixen Satz von Bedien- und Anzeigeelementen hier alle Module abzudecken. Zumindest für Nebulae wäre ein Display (so wie beim Ornament & Crime, da gehts doch auch) schön, ja geradezu notwendig gewesen.

Funktion

Am Schluß gehts ja darum, was man mit den Dingern machen kann. Und in der Summe meiner drei Module (und der Infos über die anderen, die es noch so gibt) fasse ich zusammen: die Funktionen sind etwas anders.

Andrew Ikkenberry erzählte in einem älteren Interview, daß es ihm um digitale Hardwaresachen mit modernen Mitteln geht – damals (2018) war Eurorack noch stärker analogzentrisch – aber was das für ihn und Qu-Bit heißt, beinhaltet eben auch „nichts, was ich von Firma xy genauso oder ähnlich kriege“.

Da ist z.B. Bloom – ein Sequencer, der Sequenzen im Stil von Kontrapunkt der seriellen Musik bearbeitet (und nebenher noch ein recht feiner normaler Stepsequencer ist, und auch als slightly hidden feature eine Turing Machine mitbringt). Da ist Scanned, lt. Handbuch die erste Hardware-Implementierung der „Scanned Synthesis“, einer Laufzeitgenerierung von Wavetables auf Basis eines überschaubaren Parametersatzes sowie eines optionalen Audioeingangs. Und da ist Nebulae, das neben seinen vielfältigen Möglichkeiten für mich der schönste Granularsampler im Eurorack-Format (und einer der schönsten überhaupt) ist.

Damit sind die Module in der Regel nicht was für die, die einfach einen guten Sequenzer oder Oszillator oder wasauchimmer für Standardanwendungen brauchen – eher für die, die entweder schon genug normale Sequenzer/Oszillatoren/… haben, oder die, die solche bewußt garnicht wollen.

Wie klingts denn?

Bezogen auf den Klang, oder allgemeiner gesprochen auf die Funktion beim Bloom, hat mich keines der Module enttäuscht, umgekehrt kann ich sagen, „ich bin begeistert“. Erwähnenswert ist, daß sowohl Nebulaes Granularsampler (bei so einem Algorithmus ist das ja zu erwarten) und Scanned ein recht obertonreiches, teilweise wenig harmonisch komplexes Klangbild haben, d.h. ein nachgeschaltetes Filter (das nicht aus dem Hause Qu-Bit sein muß) ist für mich häufig empfehlenswert – wobei das kein supertolles klangformendes Filter sein muß. Für Nebulae (weil in Stereo) leistet mir z.B. der Synthrotek DualLPG gute Dienste weil billig, klein, klingt fein und ist eigentlich ein LPG/VCA, d.h. kann auch in der Rolle verwendet werden.

Dokumentation

Teilweise gewinne ich den Eindruck, daß man bei Qu-Bit das Klischee des verrückten Erfinders pflegen will. Die Leute (oder vielleicht die One-Man-Show) sind Menschen, die schon so lang immer mit richtig innovativen Ideen befaßt waren, daß sie schon in der Schule keine Zeit im Sprachunterricht hatten, wenns darum ging, mal nen Text strukturieren und schreiben zu lernen. Was ja auch egal war, weil man versteht die eigenen Geistesblitze und andere Genies verstehen die auch, sonst sind sie keine Genies.

Trotzdem sind die Handbücher, und auch die Tutorial-Videos, schlichtweg nicht gut. Ich hatte tatsächlich nach umfangreicher Handbuchlektüre und Studium des Qu-Bit-Videos schlichtweg manche der Schlüsselelemente der Programmierung des Bloom nicht verstanden, bis mir ein Video eines Anwenders weiterhalf und ich mir dachte „das ist ja viel einfacher als im Handbuch beschrieben“!

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Fazit
Die Qu-Bit-Module, die ich kenne, haben alle etwas gemein: sie machen etwas, was kein anderes Modul macht, und sie machen das gut. Und ich verwende sie häufig, und meistens macht mir die Verwendung auch Spaß. Am Schluß sind die Module damit für mich - trotz der erwähnten Mängel - alle ein "sehr gut" wert, einfach weil es keine Alternativen gibt, die die Sachen überhaupt oder so schön machen.

Plus

  • Zu den Highlights zählen für mich erstmal die Funktionen und Produktkonzepte, ebenso wie das ansehnliche Layout, und natürlich die klanglisch/musikalischen Resultate.

Minus

  • Negativ sind für mich die Handbücher sowie bei den komplexeren Modulen das Anzeige-Bedienkonzept.
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Forum
  1. Profilbild
    [P]-HEAD AHU

    Ich kenn nur Q-Bert als 8bit Klassiker. Scherz beiseite: Tatsächlich sind die Qu-bit Module entweder selten oder so speziell, das selbst ich noch nicht das Bedürfnis hatte eines zu probieren. Es ist mir aber bisher auch nie empfohlen worden. Dank Deines Artikels werde ich mir das mal anschauen, äh anhören! Danke für den Tipp.

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