Absorber für die Ecken im Tonstudio selbst gebaut
In diesem Artikel möchte ich euch kurz beschreiben, wie einfach es geht, selbstgebaute Absorber für die Raumecken zu erstellen und zu installieren. Und wie ihr am obigen Bild sehen könnt, integrieren sich die Teile ganz gut in bestehendes Mobiliar und fallen auch nicht weiter unangenehm auf.
In meinem neuen „Kellerstudio“ habe ich jede Menge „akustischer Maßnahmen“ getroffen. Manche davon mehr, manche davon weniger professionell. Dies wird also sicher kein Artikel für professionelle Studioakustik, sondern eher für ambitionierte Homerecordler, die in ihren Kellern und Wohnzimmern besser klingende Abhörmöglichkeiten schaffen wollen, ohne Budgets zu überreizen.
Die hier gezeigten Eckenabsorber hatte ich bereits in meinem letzten „Studio“ verbaut und nur durch einen Teppichboden als Akustikmaßnahme ergänzt. Und ganz ehrlich: Der Vorher-Nachher-Effekt war gewaltig – und für mich auch vollkommen ausreichend.
Hier ein Bild aus meinem letzten Refugium unter der Erde:
Tatsächlich ließ sich dort unten gut arbeiten und abhören, da ich zum einen genau wusste, wo die Schwächen dieser Abhöre lagen, aber ich dank der Eckenabsorber, der zahlreichen Synths und des Teppichs die Nachhallzeiten im Raum auf ein Mindestmaß verringert hatte.
In den Ecken neben dem Fenster seht ihr zwei der selbstgebauten Absorber. Baugleich befinden sich diese an der gegenüberliegenden Seite des Raums. Und das Allerwichtigste, der Raum war staubtrocken.
Nach der Demontage beim Umzug sahen die dann so aus:
Ihr seht schon: Nichts besonderes. Zwei senkrechte Holzlatten, die an die Wand geschraubt und mit drei Querlatten verbunden worden waren. Die Füllung fehlte bereits auf diesem Bild. (Die halb zerlegte Kabelleiste unter dem Absorber bitte einfach nicht beachten.)
Für das neue Studio schwebte mir aber etwas Robusteres vor, das sich auch problemlos abmontieren und neu positionieren ließ. Waren die alten Eckenabsorber tatsächlich Marke Eigenbau, so trifft hier die Bezeichnung DIY nicht ganz zu:
Denn wie man vielleicht an der Ausarbeitung sieht, war hier ein Profi am Werk. Immerhin kam die Skizze von mir. Das hat zwar ein paar Euro gekostet, aber geschickte Handwerker unter euch basteln das sicher auch mühelos selbst zusammen. Das untere Raster ist wichtig, damit man die Füllung später schön von oben nach unten ins Gehäuse stopfen kann.
Und weil der Platz in meinen Ecken unterschiedlich hoch ist, habe ich gleich mehrere vom Schreiner machen lassen:
Der hauseigene Studiohund wollte schon sein Füßchen heben zur Begrüßung der Neuankömmlinge, aber ich war zum Glück schneller.
Als Füllung eignet sich hervorragend Steinwolle. Bitte auf keinen Fall Glaswolle verwenden!!! Aber auch bei der Steinwolle (die es im Baumarkt zu kaufen gibt), solltet ihr Handschuhe verwenden – und auch eine Atemmaske empfehle ich. Von denen haben wir ja zum Glück seit Covid jede Menge im Haushalt rumliegen.
Im nächsten Arbeitsschritt wurden die Absorber mit der Steinwolle gefüllt und durch eine zusätzliche Kunststoffhülle abgesichert.
Zu guter Letzt wird das Gehäuse mit Hilfe eines Tackers mit Stoff bespannt. Natürlich gibt es hier wieder spezielle Akustikstoffe, aber ich bin eitel und habe einen Stoff gewählt, der mir optisch zugesagt hat.
Die Anbringung in den Ecken am Raum folgte ohne viel Aufhebens mit langen Holzschrauben quer durch di Latten des Absorbers in vorgebohrte und verdübelte Löcher in der Wand.
Und so sieht jetzt z. B. eine der Ecken hinter meiner Abhöre aus, während ihr ganz oben im Artikel die Frontseite der Abhöre sehen könnt.
Und nochmals abschließend: Ich hänge an den Dingern und die Dinger bei mir. Noch bevor ich irgendwelche anderen Akustikmaßnahmen getroffen hatte, leisteten mir diese 4 Ecken-Absorber bereits sehr gute Dienste. Natürlich haben wir dann danach noch Deckensegel, Bassfallen und andere Elemente angebracht – und tatsächlich klingt der neue Raum nun auch besser als mein alter Kellerraum. Er ist aber auch viel größer und bietet mehr Platz für entsprechende Akustikmaßnahmen.
Ich kann diese einfach gebauten Elemente jedenfalls wärmstens empfehlen und der akustische Effekt ist deutlich größer als es den Anschein hat, versprochen.
Hier noch ein Link als Empfehlung zum Blog von Jochen Schulz, der detailliert auf Materialien und Strömungswiderstände eingeht. HIER KLICKEN
Cool !
Da ist ja gleich der DIY- Workshop zu meinem Anthony Rother Interview zum Thema Raumakustik. :-)
Respekt !
Ganz wichtig bei den Eckabsorbern ist der Längenspezifische Strömungswiderstand der Steinwolle. Steinwolle ist nicht gleich Steinwolle! Der Längenspezifische Strömungswiderstand steht nicht oft auf der Verpackung, das Material sollte man vor dem Baumarktbesuch gut recherchieren.
Dieser Strömungswiderstand sollte für bassfallen ca 5-6 kPa·s/m2 oder weniger betragen.
Ist dieser zu hoch, werden Tiefe Frequenzen vom Material selbst reflektiert bevor sie absorbiert werden können.
Beträgt dieser weniger (zb faserhanf) muss die Materialdicke entsprechend angepasst werden (dicker).
Da gibt es aber auch berechnungstools im Netz.
@CC Danke für den Hinweis.
@CC Reicht’s nicht, wenn die Wolle linksgedreht ist? ;o)
Sieht cool aus, aber empfiehlt es sich nicht die Steinwolle luftdicht in eine Malerfolie oder dergleichen ein zu packen? Ich habe da Bedenken das Fasern raus fuseln können. Gibt es geeignete Alternativen? Basotec oder Faserhanf?
@richard Ich nutze diese Absorber seit über 10 Jahren und hatte noch nie ein einziges Fussel auf der weinroten Fläche des Abdeckstoffs. :)
@Tyrell Da geht es auch um die Gesundheit.
Die Fasern sind krebserregend (Lunbgenkrebs- die Fasern sind lungengängig)- das steht auch meistens auf der Verpackung.
Und sowas wird halt normalerweise luftdicht hinter Wänden verbaut, und nicht einfach hinter Stoff.
Am gefährlichsten ist die Verarbeitung selber, aber gerade Musiker haben es ja meistens mit kleinen, schlecht gelüfteten Räumen zu tun.
Meine eigene Dämmwolle mußte ich wegen dem Starkregen komplett entsorgen, und das war richtig teuer- Sondermüll, spezielle Plastiksäcke, Schutzkleidung, Schutzmaske…
@mort76 @mort76 Deine Aussage ist nach meiner Kenntnis veraltet. Aktuelle Mineraldämmstoffe sind nicht krebsgefährdend: https://www.baustoffwissen.de/baustoffe/baustoffknowhow/daemmstoffe/krebsrisiko-moderne-mineralwolle-ist-unbedenklich/
@Tyrell Vor ein paar Jahren (aber deutlich nach 2014, dem Jahr Deiner Quelle) habe ich intensiv versucht, das zu recherchieren. Wahrscheinlich hast Du mit Deiner Äußerung recht. Aus meiner Sicht blieben aber Restzweifel. Vor allem, weil ich nicht genau die Eigenschaften genau der Steinwolle beurteilen konnte, die bei mir verbaut war. Da konnte man nur vertrauen oder auch nicht. Ich habe daher alles mit Steinwolle bei mir rausgeschmissen und durch Basotect ersetzt. Ich bin aber auch sehr vorsichtig, was solche Sachen angeht.
@richard Moin richard,
In dünne Malerfolie wenn’s Höhen & Mitten reflektieren soll, für ein weiteres absorbieren oberhalb vom Bass empfehle in feines Gartenflies (Meterware gibt’s im Internet) um evtl. ein fusseln zu verhindern, danach irgendeinen Stoff der Luft durchlässt, ich hab Sackleine drum, wohne schließlich auf´m Dorf!
Faserhanf ist sauteuer und trägt, wie oben beschrieben, dicker auf!
Basotect taugt nix bei Bässen, das kommt gut bei oberen Mitten und Höhen… Kauf bloß keine überteuerten Basotect Dreiecke!
Rockwool Sonorock 040 ist meines Erachtens der Klassiker (≥ 6 kPa · s/m2)…
Zum berechnen mal „Porous Absorber Calculator“ googeln (Ein Link dauert hier immer ´nen Tag, bis er von der Redaktion freigegeben wurde… ***GRÜSSE***)
Nachtrag:
Caruso ISOBOND 040 ( >= 5.000 Pa*s/m²) wem Steinwolle nicht geheuer ist.
Hab auch meine VPR´s mit gebaut… Am besten direkt bei Caruso bestellen, die fertigen auch nach Maß an!
Tolle Tipps, vielen Dank Freudenthaler.
„Rockwool Sonorock 040 ist meines Erachtens der Klassiker (≥ 6 kPa · s/m2)…“
Ja das hatte ich damals auch verbaut. In Malerfolie eingewickelt und dann mit Stoff bezogen.
Für die Wände, kein Scherz, sind Bücher nicht schlecht. Sieht auch optisch lyrisch aus. :)
@Filterpad oder episch
@Max Van Allen Hauptsache nicht dramatisch.
@Filterpad Hab eine kleine Bibliothek. Die Akustik ist dort hervorragend. Zum puren Musikhören der beste Raum bei uns. :)
Hey Peter,
well done! Sieht gut aus! :)
@Vincent Danke Dir Vincent :)
Mit der steinwolle und umherfliegenden Partikeln hatte ich auch Bedenken- daher habe ich bei meinen Absorbern flexible Holzfaserdämmplatten (gibts von steico mit dem richtigen strömungswiderstand) genommen. Das hat auch andere praktische Gründe- dann wirkt der ganze Absorber auch als regulator wenn man so wie ich kur Außenwände zur Verfügung hat, ansonsten könnte es schimmeln wenn die Absorber zu nahe an der Wand stehen. Hab jetzt einen Sommer und einen Winter damit verbracht und keinen Schimmel feststellen können. Noch ein weiterer Tipp- meine katzen fanden die Absorber leider unwiderstehlich, also habe ich mir sisalgewebe in meterware bestellt, und die für die Katzen zugänglichen Absorber damit bespannt. Jetzt dürfen sie kratzen ;-)
@freidimensional RE „flexible Holzfaserdämmplatten“
Sind die speziell für Wandverkleidung, oder evtl. der gleiche Typ wie er auch für Trittschalldämmung für Parkett und Laminatböden verwendet wird?
Letztere hab‘ ich für meine ersten raum-akustischen DIY-Gehversuche verwendet. Schräg / diagonal zu den Raumecken angeordnet hat das tatsächlich überraschend gut geholfen, störende Raummoden zu reduzieren (selbst bei höheren Lautstärken). Die Optik meiner Ausführung lassen wir hier mal außen vor, es war vor allem ein Versuch & Provisorium 😉.
@NDA Hi, nein es sind welche die für Wand-und Deckendämmung vorgesehen sind…Steico Flex 038 glaube ich…
@freidimensional Danke Dir für die Rückmeldung!
Hab’s mir jetzt angeschaut und verstehe, das es das Pendant zur Dämmung mit Glas-/Steinwolle ist, allerdings eben aus Holzfasern.
Mein Ansatz mit den Platten zur Trittschalldämpfung ging mehr in Richtung „absorbierenden Plattenschwinger“ (ich hatte die Platten zusätzlich mit verpackter Steinwolle quasi federnd gelagert). A bisserl Prinzip Hoffnung (aber nicht nur 😉).
Grüße
KrauTronicA
Auf Grund der Diskussion werde ich meine Absorber nochmals abbauen, in Kunststofffolie hüllen, verkleiden und wieder anbringen. Auch wenn die heutigen Dämmstoffe nicht mehr krebsgefährdend sind, so können die winzigen Partikel der Steinwolle dennoch gesundheitsgefährdend sein.
@Tyrell Hallo Peter,
Respekt vor Deiner klaren Stellungnahme sowie konsequenten Reaktion den Artikel nach den gutgemeinten Kommentaren im Forum nochmal zu überarbeiten.
Denke, so ein offenes Verhalten würden sich viele von uns auch von einigen Herrschaften im beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld wünschen …
Viele Grüße
KrauTronicA
@Tyrell in was hast du sie denn gehüllt? Der Bau von Absorbern steht bei mir als nächstes auf dem Plan und ich hätte die Steinwolle mit Malervlies eingepackt.
‘Der hauseigene Studiohund wollte schon sein Füßchen heben zur Begrüßung der Neuankömmlinge,’
soweit so gut, aber jetzt kommt‘s:
‚aber ich war zum Glück schneller‘
Hm. Was will der Autor uns damit sagen???
😅
@Björn from Earth Der Autor will bestimmt damit andeuten, das es seine Absorber sind!
Als erstes sollte man, à la Jack Nicholson in „Wolf-Das Tier im Manne“, immer sein Revier markieren. Quasi Studiostandard.
Autsch! Da bekomme ich auch Angst wenn ich den Kollegen mit nackten Beinen beim befüllen der Ecken mit Steinwolle sehe. Das Problem sind die Fasern die ganz tief in die Lunge aufgenommen werden können. Sonst ist beim Einbau auf kompletten Schutz der Haut,Augen und FFP Maske zu achten. Auch beim Umbau wenn du ihn vorhast.
Bei der Entsorgung ist die Steinwolle richtig teurer Sondermüll.
Hab aus dem Grund meine Bassfallen und Absorber alle mit Holzfaserdämmung Steico Flex 036 gefüllt. Hab das auch zu Dachdämmung genommen. Ist ein super Zeug. Strömungswiderstand passt auch.
Jetzt fehlt noch der Workshop wie man die QR Diffusoren aus Sperrholz a la Hofa selber baut. Ist mein nächstes Projekt.
Trotzdem schöner Bericht. Danke dafür.
@Rotmilan RE: QR Diffusoren
Ich denke zu dem Preis (und Arbeitsaufwand) wirst Du die QR Diffusoren selbst nicht günstiger herstellen können (das schreibe ich als Besitzer dieser hübschen Tetris-Kästchen).
Zudem arbeitet HOFA meines Wissens hier mit einer Werkstatt zusammen, die Menschen mit Einschränkungen beschäftigt (zumindest war das vor ein paar Jahren so). Dient so auch einem guten Zweck.
Grüße
KrauTronicA
@NDA Nix gegen die Arbeit von Hofa in Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung.
Da ich selber Schreiner bin spare ich die Lohnkosten ein.
Mit den Materialkosten für die Herstellung von 14 Modulen liege ich selbstverständlich weit unter dem Verkaufspreis anderer Firmen.
@Rotmilan 🤣 Na Klasse – ich gerate mit meiner Antwort natürlich ausgerechnet an einen Schreiner, war ja klar … 🤣
Logisch, in Deinem Fall sieht die Sache anders aus.
Apropos Workshop: wenn Dein nächstes Projekt DIY Diffusoren sind, könntest Du daraus ja eine kleine Leserstory machen. Wie wär’s? 😉
Die Rahmen- und Gitterstruktur der HOFA Diffusoren ist ja keine große Wissenschaft (die Staffelung der Reflektorplatten dagegen schon). Das Innengitter ist mit verzahnten, ineinander gesteckten Sperrholzstreifen realisiert.
Bei einer Serie (wie bei Dir 14 Module) ist da vor allem interessant, wie man die Anordnung der Reflektorplatten sauber reproduzierbar hinbekommt. Dazu fällt mir erstmal nur ein, hier eine Vorlageform (z.B. Platte mit Klötzen in den passenden Höhen) zu erstellen. Frage mich nur, wie sich der fertige Diffusor dann nach dem Verleimen sauber (und ohne Flucherei) von der Vorlage trennen läßt. Wobei, wenn die Klötze eine etwas geringe Fläche als die Reflektorplatten haben, sollte das an sich gehen.
Was sagt der Profi dazu? 😉
Grüße & Frohe Ostern
@NDA Mit Holz bin ich ganz fitt aber mit DIY Akustikmodulen eher noch nicht so ;-)
Die 2D QR Diffusoren müssen ja exakt berechnet und auf den Milimeter genau gebaut werden. QR Dude ist bei der Berechnung behilflich. Aber ob ich alle Ergebnisse richtig interpretiert habe steht auf einem anderen Blatt. Wenn ich die Dinger baue werde ich das mal dokumentieren evtl. kann man was mit anfangen. Bevor ich da irgendwas raushaue sollte das anständig mit Know How unterfüttert werden. Aktuell muss ich erstmal lernen Messkurven aus REW korrekt zu interpretieren ;-)
Sehr schöner Bericht! Was ist denn das für Metallregalsystem hinter dem Prophecy? Fand ich schon in den anderen Studioberichten interessant, wo gibt es das denn?
@kiro7 Die gabs mal vor 20 Jahren im Baumarkt. Hab mir damals ziemlich viel Elemente davon gekauft und schlepp die seitdem von Studio zu Studio. Ich kann Dir leider nicht mehr sagen wie die genau heißen.
Wie man richtig gute Absorber baut, und was es dazu benötigt, kann man hier nachlesen resp. vertiefen.
https://www.jochenschulz.me/de/blog/steinwolle-glaswolle-hanf-absorber-material
unbedingt auch die anderen Blog-einträge zum Thema Beachten!
@schottky Toller Tipp, habe ich sofort oben verlinkt, danke Dir.
@schottky Super Tipp!
@schottky Danke für den Tipp
Schön auch das Photo von Max Rebos Band an der Wand.😀
Habe meine auch aus Steinwolle – Knauf gemacht und sie sind echt Top!
Wichtig ist auch der Überziehstof Ich habe was relativ Dickeres benutzt und sieht gemütlich aus :)
Farbe – Fengshui ist Wichtig :)
Danke für den Beitrag, so kann ich Einfluss auf die Optik nehmen, die fertigen Eck absorber in grau sind nicht so für Studio UND Wohnraum geeignet.