Professionelle Akustik-Elemente im Lounge-Studio
Ausgangslage: Keller wird zum Tonstudio
Wie viele unserer Leser, bin viele Jahrzehnte meiner musikalischen Leidenschaft in mehr oder weniger gut ausgestatteten Zimmern meiner jeweiligen Wohnung nachgegangen. Alles begann in einem studentischen Ein-Zimmer-Apartment, in dem eine Ecke für ein wenig Equipment reserviert war. Später folgte das kleinste Zimmer einer Drei-Zimmer-Wohnung, das ein Jahr nach dem Einzug durch den stimmenkräftigen Nachwuchs okkupiert wurde. Für mindestens zwei Jahre wanderte ich hinter den Schlafzimmerschrank (richtig gehört – HINTER den Schlafzimmerschrank), mit dem wir quasi als Raumtrenner für mich eine kleine Musik-Nische erzeugt hatten. Und selbst nach dem Umzug in ein kleines Reihenhäuschen musste ich aufgrund der steigenden Anzahl an Familienmitgliedern in den Keller weichen. Dort diente mir dann die ehemalige Speisekammer als Refugium zum Musizieren.
Anfang dieses Jahres (und nach dem Auszug des letzten Sprösslings), bot sich durch einen erneuten Umzug,nun die Gelegenheit, mir endlich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen: ein komfortables Homerecording-Studio, das auch akustisch einen gewissen Anspruch erfüllen sollte.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Zu keiner Zeit plante ich ein Regie- oder Aufnahmestudio nach professionellen Maßstäben, da ich in erster Linie hier Audioequipment für die AMAZONA.de KEYS-Redaktion teste, gelegentlich kleine Elektronikproduktionen aufnehme und das einzige Akustik-Instrument meine Stimme ist. Vor allem die Abhörsituation war mir deshalb wichtig – aber auch der Flair und die Gemütlichkeit. Es kommt nicht selten vor, dass ich Besuch von Freunden bekomme, mit denen ich dann gemeinsam kleine Sessions mache oder einer einen Synthesizer anteste, während der andere die Möglichkeit haben sollte, den Klängen entspannt zu lauschen.
Im neuen Haus bot sich dafür wieder der Keller an (und hoffentlich gibt es in dieser Gegend niemals Hochwasser). Für das neue Studio wurde eine Mauer herausgebrochen und so entstand ein ungewöhnlicher Grundriss, wie ihr ihn auf folgender Skizze sehen könnt:
Auf knapp 30 qm sollten also eine Lounge, Abhöre und Platz für viele Synthesizer und Drumcomputer entstehen. An der Skizze seht ihr schon, dass der Studiotisch in den Raum hineinragt. Wie man mir sagte, nicht optimal für einen guten Abhörplatz. Für mich aber wichtiger: Am Abhörplatz hat man Blickkontakt Kontakt zu Freunden oder Besuchern und sitzt nicht mit dem Rücken zu ihnen.
Und auch die bautechnisch vorgegebene Wandnische ist akustisch eine echte Herausforderung, bot sich aber perfekt für meine Sammlung an Drumcomputern an.
In einer 3D-Simmulation (übrigens eine tolle preisgünstige App, die ich zur Studioplanung einsetzte (Sweet Home 3D), ah das dann wie folgt aus.
Schon sehr früh entschied ich mich für einen hochflorigen Teppich (in Blau!). Und auch damit hatte später der HOFA-Akustikspezialist Kevin Kleinschmidt zu kämpfen (siehe Interview), da der Teppich vor allem hohe Mitten und Höhen absorbieren würde.
Und genau hier setzt nun der Test und die Beratung von HOFA an, die das Projekt von Anfangen durch sehr kompetente Beratung begleiteten und mir mit Rat zur Seite standen.
In einem späteren Beitrag folgen ergänzende Messprotokolle, die durch die Unterstützung mit KS-Digital beim Einmessen und Justieren der Abhöre entstanden, für die ich mich entschieden hatte (2x KSD-C5 plus 1x KSD-B88).
DIY oder konfektionierte Akustik-Elemente?
Die Frage war für mich relativ schnell beantwortet, da ich zum einen wirklich ungern handwerkliche Arbeiten ausführe und da auch absolut kein Talent dafür besitze, zum anderen gerne auf Profis setze, um ein überzeugendes Ergebnis zu erhalten. Natürlich spielt dabei die finanzielle Situation immer eine entscheidende Rolle, aber in diesem Fall habe ich mich zur Finanzierung meines neuen Studios lieber von einigen meiner alten Synth-Schätze getrennt als Kompromisse eingehen zu müssen. Natürlich darf aber nicht verschwiegen werden, dass es preisgünstige Alternativen von anderen Anbietern wie z. B. t.akustik gibt. Da mir aber auch die individuelle Beratung und ebenso die Optik der Elemente wichtig war, hatte ich mich für HOFA entschieden. Für die Absorber, die wir in den Raumecken angebracht haben, beauftragte ich einen befreundeten Schreiner. Diese mit Glaswolle gefüllten Elemente stelle ich (inklusive Selbstbauanleitung) in einem separaten Bericht noch genauer vor.
Die von mir verwendeten HOFA-Akustik-Module, die ich nach Empfehlung durch Kevin Kleinschmidt orderte und montierte, nun im Einzelnen. Über die genaue Wirkungsweise geht Kevin Kleinschmidt im separaten Interview ein.
Anlieferung & Verpackung
Die Anlieferung erfolgte professionell über eine Spedition. Die Ware (vor allem das Deckensegel mit den Maßen 180 x 120 cm) waren extrem gut verpackt und kamen ohne jegliche Beschädigung pünktlich bei mir an. Mitbestellt habe ich auch das jeweilige Montagezubehör.

Sehr hilfreich: 1:1 große Auflagen aus Papier, um die Befestigungen an der richtigen Stelle montieren zu können
Vor allem die detaillierten Beilagen (siehe oben) in deutscher und englischer Sprache haben die Montagen erheblich vereinfacht.
HOFA Akustik Deckensegel 180 x 120 cm
Das Deckensegel dient vor allem als Absorber über dem gesamten Abhörplatz. Die 4 cm dicke Platte aus geglätteter Polyesterfaser (schwer entflammbar und allergikerfreundlich) optimiert die Nachhallzeit am Arbeitsplatz erheblich und dürfte bei der glatten Kellerdecke aus Beton eine der wichtigsten Maßnahmen gewesen sein.
Die Deckensegel gibt es in verschiedenen vorgefertigten Maßen in den Farben Weiß, Grau und Schwarz.
In das Deckensegel werden mit der Hand vier Kunststoffschrauben gedreht, deren anderes Ende eine bewegliche Klemme enthält, die später die mitgelieferten Stahlseile halten werden. Dabei ist wichtig, dass ein gewisser Mindestabstand zur Decke eingehalten wird, da man sonst nicht mehr an die Klemmen kommt. Vor allem ist auch der akustische Effekt deutlich stärker, wenn das Deckensegel nicht direkt an die Wand geklebt wird.
An einem Ende der mitgelieferten Stahlseile befindet sich ein festmontiertes, breites Endstück. Dieses zieht man durch eine Metallkappe, kürzt danach das Seil auf beliebige Länge und schraubt die Kappe auf eine Hülse, die zuvor mit Dübel an der Decke befestigt wurde. Im letzten Arbeitsschritt werden die Enden der Stahlseile in die Klemmen auf dem Segel gesteckt – fertig.
Das Segel hängt nun bombenfest über der Abhöre und macht auch optisch einen tollen Eindruck. Die Aufhängung ist leicht zu durchschauen, einfach zu montieren und sieht toll aus. Zur Akustik später noch mehr.
HOFA Akustik Wandsegel 120 x 120 cm
Das Wandsegel von HOFA ist aus demselben Material wie das Deckensegel und wurde rechts vom Arbeitsplatz angebracht, um hier ebenfalls Reflexionen einzudämmen.
Raffiniert sind hier die magnetischen Abstandhalter, mit denen sich Abstände zwischen 5 und 9 cm realisieren lassen.
- Metallplättchen am Wandsegel.
- Der magnetische Abstandhalter
Auf das Wandsegel werden vier kleine Metallplättchen geschraubt. Das Gegenstück mit dem Magneten wird in die Wand gebohrt und lässt sich durch eine Gewinde in der Länge verändern. Die Konstruktion hält das Segel sicher an der Wand. Der Vorteil: Dank der magnetischen Befestigung können die Segel auch an Stellen montiert werden, die ab und zu zugänglich sein müssen, wie zum Beispiel ein Fenster.
HOFA Akustik Absorber & Frame
Links vom Arbeitsplatz haben wir uns für zwei farbige Absorber von einem Holzrahmen entschieden, der von HOFA ebenfalls angeboten wird (unter der Produktbezeichnung „Frame“).
Die akustische Wirkung ist sehr gut mit der Wirkung der Wand- und Deckensegel vergleichbar, dienen aber auch der optischen Wirkung. Diese Absorber gibt es in vielen verschiedenen Farben.
Die Montage geschah ganz einfach über zwei Aufhängungen am Holzrahmen und zwei Schrauben mit Dübeln in der Wand. Die Absorber selbst werden daraufhin einfach nur in den Rahmen geschoben.
HOFA Akustik Basstrap & Basstrap Baby
Wirklich entscheidend für die Raumakustik war die Herausforderung, die Bässe in den Griff zu bekommen. Nach den ersten Messungen haben wir uns für vier Akustik Basstraps entschieden, die an verschiedenen Stellen im Raum aufgestellt wurden.
Eine Montage ist hier nicht notwendig. Die Bassfallen werden im Stück geliefert und müssen nur an den richtigen Stellen aufgestellt werden.
Drei weitere Baby-Basstraps wurden unter den Studiotisch platziert. Einen der Basstraps nutze ich zusätzlich als kleinen Tisch in der Lounge-Ecke. Für diesen Zweck haben wir die naturbelassenen Holzabdeckung dieser Bassfalle in derselben blauen Farbe lackiert, die auch der Stoffbezug hat. Die Lackierung nimmt keinen Einfluss auf die akustische Wirkung.
Wie auch die Absorber gibt es die Basstraps in unterschiedlichsten Farben und passen sich somit auch optisch dem gewünschten Erscheinungsbild im Studio an. Die Basstraps sind erstaunlich schwer, aber auch stabil. Sie können also wunderbar auch „zweckentfremdet“ werden,
Akustische Wirkung und Schlussbetrachtung
Bereits vor den Ergänzungen durch die HOFA-Akustikelemente hatte der Raum durch den Teppich (der wie ein Absorber wirkt), die Steinwolle-Absorber in den Ecken und die vielen Gerätschaften mit ihren unruhigen Oberflächen (quasi natürliche Diffusoren) einen guten Gesamtklang. Allerdings zeigte sich, dass vor allem die Reflexionen von der Decke und die Bässe die Akustik am Abhörplatzdeutlich negativ beeinflussten.
Nach Anbringung der hier vorgestellten Elemente war sofort eine erhebliche Besserung festzustellen. Das letzte Quäntchen Perfektion kann aber wegen der baulichen Vorgaben und meiner speziellen Wünsche nicht erreicht werden. Das hat aber absolut nichts mit den HOFA-Akustikelementen zu tun.
Und trotzdem war ich absolut erstaunt, wie sich ein Homerecording-Raum durch die Hilfe von einem Profi wie Kevin Kleinschmidt enorm verbessern lässt.
Selbst wer nicht absolute High-End-Studio anstrebt wie ich, wird seine akustische Situation im Homerecording mit diesen Elementen deutlich verbessern.
Und wer skeptisch ist, den lade ich gerne in unser neues Test-Studio ein, um das hier am eigenen Ohr mal auszuprobieren. Und das ist jetzt kein Spruch. Das Studio liegt südlich von München, nahe der Alpen und kann sehr gerne besucht werden.
“ Das Studio liegt südlich von München, nahe der Alpen und kann sehr gerne besucht werden.”
Da kommt der Artikel leider drei Wochen zu spät, im September war ich tatsächlich genau da in der Gegend, da wäre ich an einem wanderfreien Tag glatt mal vorbeigekommen :)
Toller Beitrag – ich will zu Hause meine Akustik verbessern, hab aber nicht den Anspruch meine Wohnung in ein Profi-Studio umzuwandeln. Trotzdem wäre es aber toll gewesen, Ihr hättet vergleichbare Produkte von t-akustik aufgelistet, die wesentlich günstiger sind.
Super, danke für den Artikel. Ich werde dieses Jahr mein Studio komplett neu bauen da schaue ich mich jetzt schon mal nach Möglichkeiten um. Mich würde tatsächlich auch mal der Vergleich der T-akustik Module dazu interessieren
Abseits der Akustikelemente, ein schönes Studio mit interessanten Geräten aus verschiedenen Jahrzehnten.