Den Traktor-Pegel richtig einstellen
Auf geht es zu Teil 3 der Traktor DJ-Software-Tipps-Serie. Die gesamte Workshop-Serie für die Native Instruments DJ-Software Traktor, umfasst bislang folgende Teile:
- Teil 1: DJ-Workshop: NI Traktor Software, MIDI Mapping
- Teil 2: DJ-Workshop: NI Traktor Software, Settings
- Teil 3: DJ-Workshop: NI Traktor Software, Pegel einstellen
- Teil 4: DJ-Workshop: NI Traktor Software, Effekte Basics
- Teil 5: DJ-Workshop: NI Traktor Software, Effekte Advanced
- Teil 6: DJ-Workshop: NI Traktor im Pioneer DJ Setup
- Teil 7: DJ-Workshop: DJ-Set Recording in NI Traktor
- Teil 8: DJ-Workshop: NI Traktor – The Key to Harmonic Mixing
Im dritten Teil unserer Reihe mit Tipps und Tricks zu Native Instruments Traktor DJ-Software geht es einzig uns allein um Pegel. Wie stelle ich die Gains richtig ein? Ist AutoGain empfehlenswert oder nicht? Limiter an oder aus? Was tut die Headroom-Option? Wie weit soll ich den Master aufdrehen?
Bevor es losgeht, noch zwei wichtige Anmerkungen: Ich setze ein bisschen Grundwissen zum Thema voraus und gehe bei Lautstärken und Ausgangspegel allgemein betreffend nicht auf jeden Punkt ein. Hier und heute ist wirklich nur Traktor das Thema, denn innerhalb der Software läuft es ein wenig anders, als der eine oder andere aus der analogen Welt gewöhnt ist. Und wenn ich „Traktor“ sage, dann meine ich auch ausschließlich die Software. Das ist für User von Native Instruments‘ „Kontrol“-Serie wichtig. Kontrol Z1, Z2, S2, S4, S5 und S8 haben ein dediziertes analoges Masterpoti. Dieses Potentiometer regelt den Ausgang der eingebauten Soundkarten und ist vollkommen unabhängig von der Software. Wenn die Software ein verzerrtes Ausgangssignal ausspuckt, könnt ihr es zwar am Masterpegelregler der Hardware durchaus noch ein Mal herunterregeln, aber es bleibt dabei genauso verzerrt, wie es aus der Software kam, nur ist es dann leiser.
Klar soweit? Dann los!
Mehr Druck? Runter mit der Lautstärke!
Ich beginne mit einer kleinen Anekdote: Vor ein paar Jahren spielte ich mit einem Kollegen eine Party. Jeder von uns hatte einen NI Controller, der am Clubmischer angestöpselt war. Er wurde immer lauter und ging mir damit ein bisschen auf die Nerven (ihr kennt das). Als ich ihn zum wiederholten Mal am Clubmischer leiser drehte, beschwerte er sich, weil ich „viel lauter“ wäre als er. Die Aussteuerungsanzeige am Mixer sprach dagegen, wir waren gleich laut ausgesteuert. Dennoch hatte er Recht. Sein Sound war flach und wenig druckvoll. Es wurde dann recht schnell klar, woran das lag. Ich hatte in Traktor noch gut 10 dB Headroom, bei ihm waren ständig die roten Lampen am Trekker am Leuchten.
Nachdem wir seinen internen Master auf einen sehr viel niedrigen Wert eingestellt und am Mischpult den verlorenen Pegel wieder aufgeholt hatten, klang sein Set wesentlich druckvoller und sauberer. Subjektiv fühlte es sich ungefähr doppelt so laut an.
Seitdem weiß ich, wie wichtig Headroom bei digitalen Systemen ist.
Was heißt eigentlich „0 dB“?
Wir zäumen das Pferd von hinten auf und beginnen mit einer ganz grundsätzlich Aussage zum Unterschied zwischen analoger und digitaler Signalverarbeitung: Es gibt digital keinen Headroom. Null, niente, nada. Wenn bei Traktors Masterpegelanzeige die roten Lampen angehen, dann gibt es genau zwei Möglichkeiten und beide klingen eher suboptimal. Ist der interne Limiter an, greift er ein, nimmt dem Signal den Punch und lässt es flach klingen. Ist der Limiter aus, verzerrt das Signal. Und zwar so, dass es auch wirklich jeder hört. Mit anderen Worten: Über 0 dB ist das Signal einfach kaputt. Es ist also unter allen Umständen zu vermeiden, dass die roten Lampen angehen. (OK, es gibt da meiner Meinung nach eine Ausnahme, aber dazu später.)
Aber was heißt denn überhaupt „0 dB“ in Traktor? Wir sprechen hier von dBFS, also dem Abstand vom absoluten Maximum, das die Software darstellen kann. Lauter geht nicht. Jeder Versuch, die Lautstärke weiter zu erhöhen, vermehrt nur die Verzerrungen oder zermatscht die Impulsspitzen. Je nachdem, ob der interne Limiter an oder aus ist.
Wie viel Pegel euer System tatsächlich ausgibt, hängt davon ab, was das Audiointerface daraus macht.
So viele Regler
Schauen wir uns zunächst an, wie viele Instanzen innerhalb der Software überhaupt am Pegel drehen können. Das ist, wie bei einem analogen Setup auch, eine ganze Menge.
Als erstes wären da natürlich die Gain-Regler zu nennen. Moment mal, „die Gain-Regler“? Ja genau, es sind nämlich eigentlich zwei pro Kanal. Der eine prangt sichtbar dort, wo er auch bei einem klassischen Mixer positioniert wäre, nämlich an oberster Stelle im Kanalzug. Der nächste – etwas weniger bekannte – ist unsichtbar und kommt erst zum Vorschein, wenn man auf den kleinen türkisen Punkt neben dem Gain klickt. Der Punkt wird dann orange und zeigt den Wert an, um den die AutoGain-Funktion den Pegel angehoben oder abgesenkt hat. Wie dieser Wert ermittelt wurde, werden wir später noch sehen.
Als nächstes kommen natürlich die Kanalfader und der Crossfader. Danach läuft das Signal noch durch den Masterregler und – falls aktiviert – die Pegelabsenkung durch die „Headroom“-Einstellung. Ja, richtig gelesen, die Option „Headroom“ senkt einfach nur den internen Pegel der Musik um den eingestellten Wert ab. Ihr findet sie zusammen mit den Optionen für den Limiter und das AutoGain unter „Mixer“ in den Einstellungen.
Was Native Instruments sagt
Soweit zu den Möglichkeiten, die wir haben, um innerhalb von Traktor auf den Ausgangspegel Einfluss zu nehmen.
Sehen wir uns als nun an, was Native Instruments selbst zum Thema empfiehlt. Ich halte mich dazu an ein Dokument aus der Knowledge Base von NI, das den wunderschönen Titel „Digital DJing und Soundqualität – Der Umgang mit Pegeln“ trägt. Außerdem sprach ich mit Friedemann Becker, dem „Product Owner“ für Traktor bei NI.
Grundsätzlich empfiehlt NI, den Master auf 0 dB zu stellen, AutoGain zu deaktivieren und mit den Gain-Reglern das Signal auf knapp unter Null zu pegeln. Je nachdem wie sehr die eigene Arbeitsweise dazu neigt Audio zu stapeln, soll der passende Wert beim Headroom eingestellt werden. Wer nur zwei Decks braucht und keine oder wenig Effekte nutzt, soll 3 dB Pegelverminderung einstellen, wer gerne ausnutzt, was mit Traktor geht, also vier Player gleichzeitig (vielleicht sogar Remix-Decks) und viele Effekte nutzt, kann die Pegeladdition, die das mit sich bringt, kompensieren, in der er bis zu 13 dB aus dem Output-Signal nimmt. Mit anderen Worten: Es wird empfohlen, die Software ohne jeden Headroom zu betreiben, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. NIs Kontrol Z2 sowie S8 treiben das soweit auf die Spitze, dass der Master in der Software auf Null fixiert ist. Keine Ahnung, warum das gemacht wurde, ich finde es grauenhaft.
Der Hintergrund dieser Empfehlung kann eigentlich nur sein, dass die Ausgänge der Geräte des Platzhirschen im Marktsegment so furchtbar laut sind. Die CDJs von Pioneer haben um ein gutes Stück kräftigere Outputs als die Interfaces von NI. Wenn man dann noch die Unsitte vieler Clubs bedenkt, die PA so einzustellen, dass nur ein sehr weit aufgerissener Mixer zu angemessener Lautstärke auf dem Floor führt, weil viele DJs den Mixer eh ohne Rücksicht auf Verluste ins Rote bringen, hat man als NI-User schon den Schlamassel. Ohne sein System auf Maximum zu fahren, hat man kaum noch eine Chance, pegelmäßig mit den Pionieren aus dem Red-Light-District gleichzuziehen.
Danke für nichts!
Hallo Danke für den Artikel und vor allem ich hab den Autorin Boll übersehen. informativ und sehr akkurat sowie genau an der Praxis.
Diesen von dir kritisierte Anhänger Fehler mitmtdenken trifft halt jedes Produkt welches im Minstream angekommen ist. Siehe Apple Systeme aktuell (ducken und weg).
Zum Thema Pegel was ja auch gerne hieß diskutiert wird.
Ich hatte mal Ben Kumpel, ja du Tribun, der sich Ultra hochwertige Kabel gekauft hat um deinen Controller aufzuwerten. Sein Fehler war sich zwei unglaublich teure Öhlbach SPDIF Digital Kabel zu kaufen . Ein Pegelbtest mit billigen Chinch Kabeln hat gezeigt das diese Deutlich mehr Pegel und vor allem im Bassbereich liefern. Hintergrund ist der Höhe Wellenwiederstand. Gitarristen kenne das Phänomän wohl besser.
Es währe Cool wenn ihr auch einen genauso Detailierten Artikel über Anchlüsse und Signalformate im DJ Bereich bringen könntet.
Gruß Kutscher
Dass du auf den Keylock eingehst finde ich gut, hätte noch mehr dazu kommen können: Führt öfters mal auch zu nem gehörigen dynamikverlust, produziert seltsame artefakte und im bassbereich auch zu pegelverlusten. der algorithmus fürs time stretching von traktor ist zwar super im vergleich zu was es sonst so gibt aber zaubern kann er halt auch nicht
Hallo arnimhandschlag,
danke für dein Feedback.
In diesem Artikel geht es ausschließlich um Pegel und Lautstärken. Deswegen findet auch nur dieser Aspekt des Keylock Beachtung.
Wurde mich interessieren, ob und wie eind Pioneer Interface2 soundcard mit Traktor zusammenwirkt und auch auf das gleiche Volumen wie ein CDJ player wirkt?