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History: A short story about Soundtracks

Die Welt der Filmmusik

19. Juni 2011

Neue Serie: EYAWTKA*
*Everything You Always Wanted to Know About …

Filmmusik – Teil 1

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 Nase

Unsichtbarer Schauspieler und heimliche Königsklasse der Musik(er)

Präludium

Die Filmmusik ist sicher keine Musik, die sich in eine klar zu definierende Schublade einpassen lässt, weil sie im Prinzip alles sein kann. Aber sie ist, wie die Überschrift schon zeigt, die heimliche Königsklasse der Musik(er). Denn im Gegensatz zu anderen Musikern, deren Fokus meist auf einem Stil liegt und ausschließlich diesen einen ausüben/konditionieren, muss das Können und die Palette an Stilistiken des Filmmusik-Komponisten von Barock, über Renaissance bis hin zu Jazz und brachialem Industrial-Rock à la Rammstein reichen. Und das Ganze natürlich auf sehr hohem Niveau! Setzt der gute Regisseur voraus. Daher trennt sich hier sehr schnell die Spreu vom Weizen.

Ich werde noch zu den Anfängen kommen, aber wir sehen erst einmal ins Jahr 1985, das Jahr, in dem ich auf „Musik im Film“ aufmerksam wurde. „Pop-Soundtracks“ kamen in Mode. Ich war 16 Jahre alt. Frisch in meiner ersten Band und sah einen eher durchschnittlichen, harmlosen, netten Film: „Crazy for you“ (Originaltitel: Vision Quest/1985) mit Matthew Modine in der Hauptrolle und der damals rattenscharfen Linda Fiorentino. Obwohl ich keinerlei Ahnung hatte von Filmmusik, spürte ich sehr schnell, wie meine Stimmung und Wahrnehmung manipuliert wurde, auch nicht immer subtil. Der Soundtrack bestand ausschließlich aus Popsongs, trotzdem waren diese so vortrefflich selektiert, dass sie den Film perfekt in jeder Sequenz untermalten.

Also zog ich los und kaufte mir meinen ersten „Pop-Soundtrack“ zum Film (heute habe ich alle wichtigen von Mozart bis Matrix in meinem Schrank). Was also eigentlich nichts anderes war als ein Sammelsurium an Popsongs der 80er, die ich mir zu reinen Unterhaltungszwecken gekauft hatte, beeinflusste langfristig meinen musikalischen Geschmack und sogar meinen Werdegang. Der Titelsong „Crazy for you“ stammte von Madonna und verhalf ihr zusätzlich zum bekannten Aufstieg. Irgendwann Mitte/Ende der 80er sah ich den ersten Beverly Hills Cop auf Video. Mit dieser irre gut gemachten Musik, die ohne lästigen Gesang auskam und frisch wie Menthol auf mich wirkte. Ganz ehrlich, ich würde nicht mal heute meine Hand dafür ins Feuer legen bei der Frage, ob der Erfolg des Films wirklich „nur“ an Eddie Murphy lag! Das ist jetzt 27 Jahre her, und der Klingelton ist immer noch aktuell unter den Kids (2011)! Hut ab Harold!

Sehr schnell erkannte man auch, dass sich die Symbiose aus Film und Musik strategisch ergänzten im Marketing. Ein neues, zufälliges Bombengeschäft für Hollywood und die Plattenindustrie erschloss sich und hält bis heute an.

Die Soundtracks der 80er wie Flashdance (1983), Beverly Hills Cop (1984), Footlose (1984), Karate Kid (1984), Zurück in die Zukunft I (1985), Top Gun (1986) und Ghostbusters (1986), um hier wirklich nur einige zu nennen, schrieben nicht nur Geschichte in Sachen „neues Popcorn-Kino“, sondern führten neuerdings auch noch die Pop-Charts an. Eine nette Geschichte am Rand: Jack Nicholson (The Joker in Batman) ist ein Prince-Fan und bestand darauf, dass dieser den Soundtrack zum Film Batman (1989) lieferte. Daher steuerte der Megastar ein komplettes und legendäres Album bei. Natürlich kam es zu einer Chartplatzierung, und Prince schrieb wieder schwarze Zahlen nach einem kleinen künstlerischen Durchhänger. Tja, wer kennt wen.

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Zugegeben, das Ganze geschah auch schon in den 70ern; die BeeGees bauten sich ganze Schlösser mit ihren Verkäufen von Saturday Night Fever und Staying Alive Soundtracks. Komponisten wurden die heimlichen neuen Hollywood-Stars.

Wo früher hinter dem Vorhang nur klassisch ausgebildete seriöse Herren in Echtzeit zu Bild dirigierten, sah man jetzt coole Jungs wie Harold Faltermayer (Beverly Hills Cop, TopGun), Jan Hammer (Miami Vice), Prince (Purple Rain, Batman) oder Huey Lewis (Zurück in die Zukunft) in schönen Trailer-Music-Clips lässig in SlowMotion zu Filmszenen „musizieren“. Heute können auch Laien Namen wie Hans Zimmer, John Williams oder Ennio Morricone zuordnen, weil man Filmmusik endlich wahrnimmt. Eine schöne Anerkennung, denn es ist eine sehr anspruchsvolle Sisyphos-Arbeit, eine große Industriekette die hinter dieser Kunst steckt, bei der es nicht nur um sehr viel Geld geht.

Denn Filme wie „Titanic“ (1997) wären zum Beispiel ohne einen James Horner-Soundtrack und den von ihm passend komponierten Top Ten-Hit „My heart will go on“ mit Interpretin Céline Dion, nur halb so emotional bzw. populär. Unglaubliche Umsätze werden generiert mit diesen „Mitnehmern“.

Soviel erst einmal zu Pop-Soundtracks. Zu klassischen Soundtracks wie „Psycho“, „Star Wars“ oder „Der weiße Hai“ und ein paar netten Anekdoten dazu, komme ich später.

The Silent Movies / Stummfilm Ära

Back to the roots! Wie fing das Ganze eigentlich an?

Die frühesten Berichte über „Musik im/zum Film“ reichen zurück bis ins Jahr 1895/96, als die Brüder Lumière ihre ersten Filmvorführungen in Paris und London mit Begleitung eines Pianisten präsentierten. Das war so ein großer Erfolg, dass man irgendwann ganze Orchester dazu nahm und anfing, diese je nach Theatergröße zu modifizieren. Inhaltlich jedoch war es so ziemlich egal, was zum Film gespielt wurde. Was auch immer die damalige zeitgenössische/populäre Musik, klassische Musik, Volksmusik oder typische Cafémusik so hergab, wurde für den Film zweckentfremdet und gespielt. Das Ganze sollte als Gesamtspektakel dienen, ähnlich einem Zirkus. Und auch ein Stummfilm funktionierte nun mal besser, wenn das „Ohr“ zusätzlich stimuliert wurde.

Mit der Zeit wurde das Ganze ausgeklügelter und auch fortschrittlicher. Der Musiker spielte nicht mehr wie ein wild gewordener Honkytonk-Pianist auf Koks einfach drauf los, sondern man begann die Stücke den Stimmungen entsprechend auszusuchen und sie den Szenen entsprechend in Länge und Dynamik vorzubereiten. In Frankreich wurde 1908 ein gewisser Camille Saint-Saëns beauftragt, die wahrscheinlich erste Filmmusik zu komponieren.

Das war zwar ein sehr großer Erfolg, aber aufgrund der hohen und immer weiter steigenden Kosten hielt das Konzept des spezifischen „Scorings“ nicht an. Denn man darf nicht vergessen, dass diese Herren, in Echtzeit, zu Film in einem Orchestergraben spielen mussten. Der Platzbedarf und die Tatsache, dass viele Musiker engagiert werden mussten, verursachte immense Kosten. Fürs Erste war hier Schluss!

Einige Leute der damaligen Filmindustrie waren sich aber bewusst, dass es langfristig eine Lösung geben und eine Standardisierung der Filmmusik folgen musste. Die Musik war bis dato noch nicht Teil der Dramaturgie wie heute, sie war lediglich ein Hilfsmittel ohne größere Bedeutung.

Es kamen also diverse Publikationen für diesen Zweck auf den Markt: Notensammlungen, alt bewerte Werke von Komponisten wie Tschaikowsky, Grieg, Schumann, Mendelssohn, Dvorák, Rubinstein und Chopin. Ein gutes Beispiel ist das Buch „Motion Picture Moods for Pianists and Organists“ von Ernö Rapée.

Motion Picture Moods

Motion Picture Moods

Dieses und andere Notenbücher waren nach dramaturgischen Kategorien sortiert. Der musikalische Direktor konnte einfach eine Stimmung aussuchen, diese arrangieren und so in die Szene einbauen. Die Hauptkategorien sahen in etwa so aus: Kirche, Staat, Gesellschaft, Natur, Liebe, Lyrik. Diese wiederum hatten weitere Unterkategorien wie Nacht, Magie, Heldentum u.s.w. Auch Komponisten und deren Werke wurden so kategorisiert: Horror kam (manchmal) von Grieg und Liebesthemen (ab und an) von Brahms. Das perfektionierte man immer weiter, und bald hatte man eine ganze Palette an „Moods“ wie Western, Neutral, Oriental, Passion, Traurig, Hochzeit, Beerdigung, Militär u.s.w. Alles nach Stimmung und Klischees sortiert.

Cinema Music Content

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Forum
  1. Profilbild
    AQ AHU

    Danke für den super Beitrag.

    „THE END … to be continued?“

    Ja klar, wir warten gespannt.

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