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Interview: Axel Hartmann – Designing music industry – 3

Schiffbruch mit dem Neuron

24. März 2006

Interview: Axel Hartmann – Designing the music industry, Teil 3

AMAZONA de:
Im März 2003 wurde dann der NEURON auf der Frankfurter Musikmesse präsentiert und war schlichtweg das Messehighlight. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Berichte gleichzeitig in Fachmedien und Foren über einen Synthesizer gelesen. Entsprachen die Vorbestellungen dann euren Vorstellungen?

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AXEL HARTMANN
Der Neuron wurde erstmalig auf der Winter NAMM im Januar 2002 vorgestellt – die Musikmesse im März war dann sein zweiter öffentlicher Auftritt. Wir hatten sofort die Titelstories aller führenden Magazine – es war wirklich fantastisch. Dabei war das Instrument alles andere als fertig. Die Software hinkte stark hinter dem Zeitplan her. Und direkt nach Fertigstellung der NAMM Prototypen verabschiedete sich ohne jegliche Vorankündigung der User Interface Programmierer aus dem Team. Das alles hat dazu geführt, dass wir erst knapp ein Jahr später zur Auslieferung bereit waren – im Dezember 2002 verließen die ersten Neuron die Produktion. Die Vorbestellungen waren – für ein Instrument dieser Preisklasse enorm und übertrafen unsere eigenen Erwartungen.

AMAZONA.de:
Wer hat denn den Vertrieb für den NEURON übernommen?

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AXEL HARTMANN
Das war damals Wolfgang Dürens Firma TSI, die auch Waldorf, Access, Celemony, etc. im Vertrieb hatte. Daneben gab es Joachim Flor, der zusammen mit mir in den ersten Jahren die Geschäfte der Hartmann führte und als Sales Leiter eingesetzt war. Wir hatten quasi von Stunde Null einen überaus schlagkräftigen weltweiten Vertrieb für unser Produkt – das hatten wir aber schon ganz zu Beginn geplant.

AMAZONA.de:
Das klingt eigentlich alles nach dem Stoff aus dem die Träume sind: Innovatives Produkt, tolles Design, starkes Marketing, große Presse-Präsenz und ein berühmter und finanziell starker Teilhaber. Trotzdem schloss die HARTMANN MUSIC letztes Jahr ihre Tore.  Nach dem Untergang von WALDORF innerhalb weniger Jahre ein zweiter, herber Verlust der Branche. Wie kam es soweit, nachdem doch die Voraussetzungen alle so optimal waren?

AXEL HARTMANN
Der Niedergang der Hartmann wurde durch mehrere ungünstige Umstände besiegelt. Ich habe, ab der für mich persönlich auch sehr schwierigen Zeit seit vergangenem Spätsommer, oft über diese Frage sinniert. Wenn ich auf die ganze Geschichte nun zurückblicke, dann waren es aus meiner Perspektive die folgenden Faktoren, die in ihrer gemeinsamen Konsequenz das Ende bedeuteten:
– der Neuron war nie das Instrument, das wir von der Marketingseite so effektiv und spektakulär beworben hatten. Das soll nicht falsch verstanden werden, denn der Neuron – und auch der VS sind sicherlich die innovativsten Synthesizer, die in den letzten Jahren geschaffen wurden – klingen toll und machen auch großen Spaß im Handling.

Nur sind die klanglichen Resultate weit von dem entfernt, was wir mit unseren Kernaussagen beworben haben. Der Neuron ist eine hocheffiziente Klangmanipulationsmaschine – die Resultate der Manipulationen sind jedoch in der Vielzahl eher zerstörerisch. Er ist daher eine Maschine für Spezialisten, die genau ein solches Instrument suchen und die daneben bereit (oder in der glücklichen Lage) sind, dafür einen sehr exklusiven Preis zu zahlen. Der Neuron ist nicht die „neue und ultimative Universal-Waffe“.
Die Engine ist meines Erachtens erst am Anfang – Stephans Technologie kann sicher viel mehr. Und wären wir Yamaha oder Roland, dann hätten wir die Chance, das Team und die Mittel, die Software in mehreren Stufen so aus- und aufzubauen, bis wir letztendlich das bekommen, was wir eigentlich wollten.

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    AMAZONA Archiv

    Ein sehr interessantes Interview, das einem so manchen Einblick gewährt.

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