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Interview: Boris Blank 2024, Yello Mastermind

Der Yello Mastermind im Interview

20. April 2024
Boris Blank 2024 Yello Mastermind interview album resonance

Interview: Boris Blank 2024, Yello Mastermind

Im Frühjahr 2024 ergab sich die Gelegenheit, Yello Mastermind Boris Blank anlässlich des Erscheinens seines Solo-Albums Resonance zu treffen. Nach 2016 war es das zweite Zusammentreffen mit AMAZONA.de, als ihn Chefredakteur Peter Grandl in seinem Tonstudio in Zürich besuchen durfte. In Berlin befindet sich das Tonstudio von Ian Records, die sich auf die Produktion von Dolby Atmos Mischungen spezialisiert haben. In diesem Studio sollte einem kleinen Kreis von Auserwählten Resonance präsentiert werden. Boris Blank ist für seine ausgezeichneten Abmischungen bekannt, doch aus seiner Sicht braucht es für Dolby Atmos Spezialisten.

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Der Yello-Stil

Für die musikalische Umsetzung bei Yello ist Boris Blank alleine verantwortlich. Dieter Meiers Gesang wird am Ende des Produktionsprozesses hinzugefügt. Von Anfang an hatte die Musik von Yello eine einzigartige Klangsprache, die sie von anderen Bands der frühen 1980er-Jahre unterschied. Yello schwammen sicher auf der Welle des Postpunk, New Wave, Industrial und der Popmusik mit, aber die Musik von Yello war ein bisschen schräger, mutiger und experimenteller.

Wie keine andere Band verarbeitete Yello in der Musik Geräusche, bevor es überhaupt Samples gab. Bevor der Fairlight in das Yello-Studio einzog, wurden Tonbänder manipuliert und mit dieser Klangsprache stehen Yello in der Tradition der Musique concrète und haben das Motto von Pierre Schaeffer konsequent umgesetzt: Jedes Geräusch kann Musik sein.

Präsentation in München

Was Boris Blank in seinem Studio kreiert, ist in der klanggestalterischen Umsetzung so übertrieben und unverkennbar, dass sich ein unverwechselbarer Yello Stil entwickelte. Yello nutzen die menschliche Stimme, um Geräusche zu erzeugen, die für sich standen oder einem Rhythmus folgten. Boris Blank war sich nicht zu schade, Niesen und Rülpsen in seiner Musik zu verweben. Was bedeutet schon die rhythmische Phrase „bow ow ow“ in Oh Yeah? Lange Zeit bezeichneten sich Boris Blank und Dieter Meier als Dilettanten und Dadaisten. Es ist unmöglich, viele Stücke von Yello ohne eine gehörige Portion Humor zu hören. Nicht umsonst nennt Dieter Meier „A wop bop a loo bop a lop bam boom“ von Little Richard eine der wichtigsten Beiträge zur modernen Musik, weil darin die absolute Bedeutungslosigkeit steckt.

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Boris Blank hat nie ein Musikinstrument erlernt und das ist sicher ein Grund, warum Yello schnell einen eigenen Stil erschaffen haben. Yello haben ihre Schwächen zu ihren Stärken erklärt und sind damit seit über 45 Jahre erfolgreich. Unzählige Hits gehen auf ihr Konto. Selbstverständlich wird es kaum jemand geben, der Oh Yeah, The Rhythm Devine und The Race nicht gehört hat. Dieter Meier produzierte die dazugehörigen Musikvideos, welche in der Frühzeit des Musiksenders MTV eine große Rolle spielte.

Bis heute erschienen Yello Platten regelmäßig und Resonance ist nicht die erste Solo-LP von Boris Blank. 2014 veröffentlichte er Electrified und mit der Sängerin Malia das Album Convergence. Auch sein Partner Dieter Meier veröffentlichte 2014 das Solo-Album Out Of Chaos und ging damit auch auf Tournee. Bis zu diesem Zeitpunkt war Yello ein reines Studioprojekt und die Liveauftritte konnte man an einer Hand abzählen. Nach der Tournee von Dieter Meier eroberten Yello die Bühnenbretter dieser Welt und öffneten ein neues Kapitel in ihrer Bandgeschichte.

Yello Live in Montreux

Boris Blank: Solowerk Resonance

Doch zurück zu Resonance, dem neuen Solowerk von Boris Blank. Die Zuhörer werden feststellen, dass es sich um ein sehr ruhiges und meditatives Werk handelt. Viele der Stücke sind als Auftragsarbeit für ein Thermalbad entstanden und in einem solchen geht es erfahrungsgemäß ruhig zu. Zusätzlich wurden die Stücke von Ian Records in Dolby Atoms aufbereitet und dieses Hörerlebnis war durchaus beeindruckend.

In den Studios von Ian Records fand das Interview und die Dolby Atmos Vorführung statt

Boris Blank ist es nicht wichtig, dass die Klänge sich ständig im Raum bewegen, sondern wie sie im Raum aufgeteilt werden. Diese Effekte sind beim Hören eindrücklich zu spüren. Mir ist z. B. aufgefallen, dass in einem Stück die Gitarre nach rechts verschoben worden ist und an diesem Platz erhielt sie mehr Klangfülle und ein breiteres Frequenzband zugesprochen als in der Stereomischung. Dadurch werden mehr Details der Gitarre hörbar, wie z. B. der Klangcharakter des Amps und die Geräusche der Saiten. In der ausgezeichneten Stereoabmischung muss die Gitarre mit den Frequenzen anderer Instrumente konkurrieren, wodurch Details verloren gehen. In der räumlichen Dolby Atmos Aufteilung kommen sich die Frequenzen der einzelnen Spuren weniger in die Quere und können sich besser entfalten.

Boris Blank 2024 Yello Mastermind interview album resonance

Das Team von Ian Records in Berlin

45 Minuten durfte ich mich mit einem äußerst humorvollen und kommunikativen Boris Blank unterhalten, der natürlich eine Menge Anekdoten zu erzählen hatte. Ich hatte den Eindruck, dass ihn die Aufmerksamkeit um seine Person amüsiert, aber gleichzeitig ist ihm sein Werk auch sehr wichtig und das, was er macht, nimmt er sehr ernst und ist nicht nur Dadismus und Diletantismus. Wahrscheinlich ist es seine schweizerische Bescheidenheit, Zurückhaltung und Höflichkeit, die da durchscheint und ihn davon abhält, den großen Zampano heraushängen zu lassen. Wenn er cool sein möchte, zieht er einfach seine Sonnenbrille auf. Oh Yeah. Das führt beim Publikum auch zum Lachen, wenn sich dieser herzliche und humorvolle Mann mit Sonnenbrille in einen coolen Dandy verwandelt. Als Kind waren mir die beiden Männer in ihren Anzügen, den Sonnenbrillen, Oberlippenbärten und den übertrieben gegelten Haaren immer ein Rätsel. Die Zeitgenossen Bryan Ferry und Robert Palmer trugen auch Anzüge, aber bei ihnen wirkte das sehr geschmackvoll – bei Yello wirkte der Dandy Look immer wie eine Persiflage.

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Resonance: Hörsession in München

Zwei Wochen später fand die Weltpremiere des Albums in einem Münchner Großraumkino statt, wo die Öffentlichkeit zugelassen war. Im Vorfeld dachte ich, dass es vielleicht möglich sei, auch hier mit Boris Blank ein paar Worte zu wechseln. Doch als ich in der Schlange vor dem Kino stand, wurde mir klar, dass daraus nichts werden wird.

München: Weltpremiere Boris Blank Resonance

Wie man dem Stimmengewirr entnehmen konnte, sind die Menschen aus der ganzen Welt angereist, um das Erscheinen von Resonance zu feiern. Dem Anlass entsprechend wurde ein Promotionfeuerwerk abgefeuert, bei dem nicht nur Boris Blank interviewt wurde, sondern auch die beiden Chefs von Ian Records und der Dolby-Atmos Abgesandte.

Man sollte erwähnen, dass Boris Blank zu einigen Stücken Videos hergestellt hat, die auf der riesigen Leinwand eine unglaubliche Wirkung entfalteten und auf der Blu-ray Version zu finden sind. Nach der Vorführung signierte Boris Blank, doch als ich die Menschenmassen um seinen kleinen Tisch sah, verzichtete ich und musste daran denken, dass ich das Privileg genießen durfte, mich 45 Minuten mit ihm allein unterhalten zu dürfen.

Viel Spaß beim Lesen des Interviews mit Boris Blank.

Interview Boris Blank – Album Resonance

Sven Rosswog:
Hallo Boris. Es fällt auf, dass dein neues Album Resonance in sehr ruhiges Werk ist und offenbar von einem Schwimmbad inspiriert wurde.

Boris Blank:
Dabei handelt es sich um das Thermalbad Fortyseven in der Stadt Baden (Schweiz), welches von dem bekannten Architekten Mario Botta gebaut wurde. In der Anfangsphase dieses archäologischen Bauprozesses wurde ich zur Grundsteinlegung eingeladen. Ich glaube, an dieser Stelle haben schon die Römer vor 2200 Jahren ein Thermalbad unterhalten, denn man kann die Grundmauern von damals sehen. Das Wasser hat genau 37 Grad und verfügt über ein bisschen Schwefelanteil.

YouTube-Screenshot: Thermalbad Fortyseven

Das hat mich alles fasziniert und gleichzeitig hatte ich auch Zweifel, für dieses Projekt Musik zu machen, weil man normalerweise in diesen Badeanstalten belanglose Musik wie Panflöte oder keltische Harfen hört und das wollte ich nicht. Die Musik sollte nicht zwischen Kitsch und Esoterik oszillieren und musste meine Handschrift tragen. Jedes Stück sollte einer gewissen Dramaturgie folgen, aber auch nicht zu hektisch. Es sollte ja kein Badegast wegen der Musik einen Anfall bekommen, dass dann diese Defibrillatoren eingesetzt werden müssten. Also bin ich gezwungen gewesen, Musik zu machen, die eher meditativ daherkommt.

Letztendlich haben sehr viele Leute gefragt, wo man die Musik kaufen kann und so entstand die Idee für das Album. Ich habe die Stücke gekürzt und ein Anfang und ein Schluss hinzugefügt. Außerdem habe ich neue Stücke gemacht, um ein Gesamtwerk zu erstellen. Man sollte die DNA des Boris Blank Sound erkennen und hören.

Sven Rosswog:
Wie sahen die Stücke ursprünglich aus?

Boris Blank:
Die Stücke waren bis zu 15 Minuten lang und die habe ich dann radikal gekürzt. Der Anfang und der Schluss von jedem Stück war mehr oder weniger dasselbe, damit man sie loopen konnte, ohne dass man das merkt.

Boris Blank bei der Dolby Atmos Mischung

Sven Rosswog:
Du hast schon angesprochen, dass nicht alle Stücke für das Thermalbad entstanden sind. Wie viele Stücke hast du noch für das Album kreiert?

Boris Blank:
Drei oder vier Stücke habe ich hinzugefügt, weil das Album eine gewisse Dynamik brauchte. Es sollte nicht nur meditativ sein, sondern verschiedene Facetten besitzen, das ein Kaleidoskop von Klängen darstellt.

Sven Rosswog:
Ich war immer so beeindruckt von der Bildsprache deiner Klangsprache. Deine Musik hat etwas sehr Cineastisches.

Boris Blank:
Ich glaube, da sieht jeder Zuhörer andere Bilder in seinem Kopf. Hast du auch die Videos gesehen, die ich für das Album Resonance gemacht habe? Ich denke, dass Musik, Klang, Rhythmus und Bildschnitt sehr wichtig sind. Ich habe eine Leidenschaft für Film entdeckt und Zugriff auf Archive mit hochqualitativen Footage-Dateien.

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Sven Rosswog:
Man hat den Eindruck, dass Resonance aus Stücken besteht , die man auf Yello-Alben finden und ohne Dieter Meier oder Gastmusiker auskommen, wie z. B. Sweet Thunder, Point Blank, Homer Hossa.

Boris Blank:
Ich würde sagen, dass dieses Album eine Yello Platte ist, weil ich für Yello seit mehr als 40 Jahren Musik mache. Man könnte sagen, dass diese Platte eine Yello-Platte ohne Dieter ist. Der Weg führt aber wieder zurück zu Yello auf die Hauptstraße natürlich. Ich bin jetzt schon wieder gickerig, so sagen wir in der Schweiz. Ich möchte wieder mit einem neuen Yello Album anfangen.

Sven Rosswog:
Wie unterscheidet sich ein Solo-Werk von Boris Blank zu Yello?

Boris Blank:
Ich bin ja ein Egomane und wenn ich ein Stück zu 98 % allein fertiggemacht habe und Dieter steht vor der Tür, kann er nicht rein. Erst wenn das Stück fertig ist, kommt Dieter dazu. Er erfindet sehr schnell eine Figur in diesen Klangwelten und geht dann als Protagonist mit seiner sonoren, wiedererkennbaren Stimme in das Stück hinein. Bei der eigentlichen Arbeit bin ich am liebsten alleine. Es gab nie einen demokratischen Prozess bei unserer Zusammenarbeit, nach dem Motto, hier muss der Bass kommen, da machen wir einen Vers und hier kommt der Refrain und da die Bridge. Das war nie so bei uns. Dieter hat mir immer Zeit gelassen und er hat natürlich auch nebenbei sehr viele andere Projekte, wie die Schokoladenfabrik und die Farm in Argentinien. Das ist gut, denn dann habe ich Zeit zum Basteln. Wenn er dazu kommt, dann kann er mitmachen und wenn er wieder geht, dann ist auch gut.

Boris Blank im Kino in München

Sven Rosswog:
Ich habe auch schon mit Sängern und Sängerinnen gearbeitet, aber irgendwann kommt der Punkt, wo sie nichts mehr beitragen können, deswegen versteh ich das sehr gut.

Boris Blank:
Das Schönste überhaupt ist es, aus dem Chaos ein Stück Musik zu machen, aufzubauen, zu entdecken und sich selbst zu überraschen. Da ist aber auch noch die andere Seite der Arbeit, wo ich von so manchen als Pedant oder als Perfektionist beschimpft werde.Dem möchte ich auch nicht widersprechen, denn diese Eigenschaften werden benötigt, wenn die administrative Arbeit beginnt, wenn die Trennung der Frequenzen stattfindet, damit Interferenzen verschwinden und das ganze Klanggebäude auf ein festes Fundament gebaut wird. Es ist für mich vehement wichtig, dass die Zuhörer in den Sound eintauchen können und sich nach rechts nach links nach hinten orientieren können. Der Raum soll zugänglich gemacht werden. Dieser Prozess kann im Wortsinn nicht mehr kreativ genannt werden, weil man in dieser Phase sehr diszipliniert arbeiten muss.

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Sven Rosswog:
Im ersten AMAZONA.de Interview ist nachzulesen, dass du kein Fan von Vintage-Instrumenten bist und nur noch den ARP Odyssey behalten hast.

Boris Blank:
Ja, den habe ich noch und auch einen Roland Vocoder, den habe ich sehr gerne. Aber ansonsten sind die großen schweren Maschinen weg.

Sven Rosswog:
Was ist denn zur Zeit dein Hauptinstrument oder dein Lieblingsinstrument?

Boris Blank:
Es gibt so viele Plug-ins, mit denen ich arbeite. Richtig gut ist Xfer Serum und Arturia Pigments finde ich super. Vital finde ich auch sehr gut. Man kann sehr schnell eigene Sounds erstellen, teilweise ausgehend von schrecklichen Presets. Die Klänge sind wirklich neu, modern, knackig und schrill. Fasziniert hat mich auch der Teenage Engeneering OP1. Der besitzt eigenartige Oszillatoren und sehr spezielle Tools.

Sven Rosswog:
Also mit dem Vintage-Hype kann man dich wahrscheinlich nicht hinter dem Ofen hervorholen?

Boris Blank:
Eigentlich nicht. Das ist ja viel Aufwand und ich war nie ein sentimentaler Sammler. Ich bin Sammler und Jäger, was die Sounds betrifft. Ich habe ja ganze Sachen gehabt: Der ARP 2600 und den EMS Synthi AKS mit seinem Steckfeld hätte ich gerne auch heute noch. Das ist ein Sammelstück, weil er geil ausschaut mit der blauen Tastatur, aber es ist jetzt auch kein Herzenswunsch.

Das Team um Boris Blank in München: IAN Records und Dolby

Vor 45 Jahren wurde ich schon gefragt, ob elektronische Musik in zehn Jahren überhaupt noch hörbar ist. Dann habe ich gesagt, ja, was meinst du denn? Das fängt erst grad an, das geht weiter. Jetzt sind wir im digitalen Zeitalter angekommen und ich habe schon damals gesagt, eines Tages werden die Maschinen direkt mit dem Hirn verbunden sein und wir werden die Musik nur noch denken. Soweit sind wir noch nicht, aber wer weiß, vielleicht sehen wir das einmal. Das geht wahrscheinlich grad los.

Sven Rosswog:
Wie wurden eigentlich diese tiefen Stimmen bei Yello erzeugt? So tief kommt doch niemand runter. War das Tonbandmanipulation oder war das ein Eventide-Effekt?

Boris Blank:
Das war tatsächlich Eventide. Das war damals sehr gut, aber Dieter hat natürlich eine extrem tiefe Stimme. Wenn man die einen, zwei Halbtöne tiefer stimmt, dann erzeugt man ein unglaubliches Monster.

Sven Rosswog:
Das erklärt natürlich die tiefe Stimme in dem Stück Rubberband Man.

Boris Blank:
Das ist aber nicht bearbeitet. (Boris singt extrem tief) I’m the rubberband man with the rubberband touch. Who’s the one to get me back on track? Should I know why I’m in love with you? Das ist die Kropfstimme, das kann Dieter. Ich habe ihm das auch so vorgesungen, es sollte wie Louis Armstrong klingen. Dieter wollte das eigentlich nicht und hat es überhaupt nur für mich gemacht. Dieter hat wirklich eine tiefe Stimme.

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Er ist ein Schauspieler. Er ist auch der Italiener in dem Stück Otto di Catania. (Boris singt) Sono Otto di Catania, Otto di Catania, venti anni fa! Das habe ich ihm gesagt, er soll so ein bisschen wie in einem Fellini-Film machen. Da gab es immer diesen Großvater, der da rumschleicht…Oh Mia, oh Mia!

Sven Rosswog:
In den frühen Yello Stücken sind die perfekten Blässerstätze und Percussions ein echtes Markenzeichen. Du hast erzählt, dass die von dir programmiert wurden. Ich wollte trotzdem mal fragen, ob Beat Ash (Session-Schlagzeuger auf frühen Yello-Alben) vielleicht doch einen Anteil hatte?

Boris Blank:
Beat Ash hat vieles dazu beigetragen. Auf dem Stück La Habanera auf dem Album One Second hat er diese afro-kubanisch Rhythmusfiguren gespielt. Er ist wirklich unglaublich gut auf den Timbales. Ich besitze ein riesiges Archiv von Bläsern. Das habe ich mir zugelegt, als für The Rythm Devine (Hit mit Sherley Bassey an den Vocals) ein ganzes Set von Bläsern mit Trombone, Basstrombone, Trompete und was auch immer in das Studio kam. Ich habe natürlich gefragt, ob sie mir zuliebe ihre Sounds einspielen, damit ich eine Library basteln kann. Da habe ich wirklich die Attacken, Fortissimo, Staccati usw. aufgenommen.

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Sven Rosswog:
Hast du sie auch auf dem neuen Album Resonance benutzt?

Boris:
Da bin ich nicht sicher. Es gibt ja mittlerweile von Native Instruments Kontakt und anderen sehr gute Librarys. Die Spitfire Samples finde ich gut. Es waren auch Samples aus Ableton dabei, die ich getunet habe. Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, dazu müsste ich das Stück vor mir haben.

Sven Rosswog:
Auf dem neuen Album Resonance sind auch Sängerinnen zu hören.

Boris Blank:
Die stammen aus Librarys, auf denen irgendwelche orientalischen Damen singen, aber ich ändere die dann immer irgendwie ab, sodass es nicht zu offensichtlich ist, woher die kommen. Die sind auch geschützt und die lizenziere ich dann für teures Geld. Das ist praktisch, denn sonst müsste ich jemand auf die Schnelle suchen, der für mich singt.

Auf dem Album finden sich zwei spezifische Gesangsfragmente, die von einer Library kommen. Ich weiß jetzt nicht, von welchen. Ich habe ein paar Abonnements von hochwertigen, guten Librarys. Früher hat man ja irgendwelche Sample-Discs gekauft und heute ist alles online. Wenn ich ein Gewitter brauche, dann gucke ich bei der BBC und hol mir die. Die habe ich nicht aufgenommen, das muss ich zugeben und ich schäme mich auch nicht dafür.

interview boris blank 2024

Sven Rosswog:
Es ist sicher sehr beruhigend für unsere Leser zu erfahren, dass auch ein Profi wie du auf solche Librarys zurückgreift.

Boris Blank:
Es ist schon selten, dass ich etwas eins zu eins unbearbeitet nutze. Ich glaube, das macht keiner. Bis zur Unkenntlichkeit bearbeite ich die Samples. Auf dem neuen Album Resonance sind aber zwei, drei Stimmen aus den Librarys, die haben mir sehr gut gefallen. Wenn ich die Dame kennen würde, würde ich sie einladen, um für mich zu singen.

Sven Rosswog:
Mir ist aufgefallen, dass du auf dem Album Pocket Universe (1999) dich zum ersten Mal selbst gesampelt hast. In dem Stück Resistor hört man einen Schrei, der auch auf Si Senor the Hairy Grill vom Album One Second (1987) zu hören ist.

Boris Blank:
Das war eine Variante, nicht genau dasselbe. Gut beobachtet.

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Sven Rosswog:
Auf dem neuen Album Resonance hört man hier und da Elemente, die aus Yello Stücke bekannt sind, wie zum Beispiel diese tiefe Stimme aus dem Stück Vertigo.

Boris Blank:
Es ist gut, dass ich einen gewissen Wiedererkennungswert habe. Es ist eine Ehre und ein Kompliment, wenn jemand sagt, dass er nach drei Takten genau weiß, dass er meine Musik hört. Ich habe eine Vorliebe für bestimmte Sounds, Strukturen, Rhythmen, Bassläufe. Das ist mein Fingerabdruck, meine DNA. Da kann ich eigentlich nichts daran ändern.

Beethoven oder Schostakowitsch erkennt man auch sofort. Heutzutage gibt es so viele Konglomerate von Musik, von Metal, Rock, Country, Techno, Elektro. Für alles gibt es Namen, aber sehr vieles ist leider ein bisschen belanglos oder ein bisschen trivial. Man kann viele Musiker nicht einordnen. Das Liebliche in der Musik von Manu Chao erkennt man sofort. Bei Billie Eilish hört man nach den ersten Takten ihren Bruder, der eine ganz charakteristische Musik erschaffen hat, dazu ihr intimer Gesang: Das ist einzigartig.

Sven Rosswog:
Ich könnte mir auch vorstellen, dass du dich selbst sampelst, weil du immer wieder gesampelt wirst.

Boris Blank:
Ja, klar. Das mache ich ja immer, du kennst die App Yellofier auch, oder? Damit kann man Ergebnisse erzeugen, die sehr schnell nach Yello klingen. (Boris beginnt auf seinem Handy mit der Yello App Musik zu machen.)

Sven Rosswog:
Ist für die App ein Update geplant? Ich würde mir Tempo-Sync und bessere Integration in eine DAW wünschen.

Boris Blank:
Da gäbe es viele Möglichkeiten, wie z. B. MIDIfizierung, aber ein Update kostet sehr viel Geld. Es gäbe viele Ideen, aber die sind auch abhängig von der Rechenleistung. Tempo Synchronisation wäre relativ einfach umzusetzen, aber das Timing ist jetzt schon sehr genau. Wenn man ein Audiofile aus Yellofier mit 131 bpm in Ableton Live öffnet, sind es da auch 131 bpm.

Sven Rosswog:
Ein immer größeres Thema in Bereich der Musikproduktion spielt die künstliche Intelligenz. Spielt das eine Rolle für dich?

Dolby Atmos Vorführung in Berlin

Boris:
Wenn man diese Algorithmen im administrativen Bereich als Hilfe nutzt, ist das irgendwie okay. Musikalisch bin ich noch nicht überzeugt. Etwas künstliches bedeutet nicht, dass es gleich Kunst ist. Kunst ist etwas mit Charakter, was einen Wiedererkennungswert besitzt. Dafür braucht es immer noch die menschlichen Impulse und Ideen. In einer Schweizer Fernsehsendung war ich eingeladen, um zum Thema KI meine Ideen einzubringen. Zwei dauergrinsende Journalisten haben mit KI ein Stück gemacht, dass von Yello sein sollte. Sie haben es mir vorgespielt und das war eine Kakofonie, das war katastrophal. Ich muss sagen, wenn das so ist, dann hat Yello Glück gehabt, dass man diese Musik nicht so schnell kopieren kann. Das Ergebnis der KI hat überhaupt nichts mit Yello zu tun gehabt.

Riesen Leinwand in München

Sven Rosswog:
Bei Yello und der Musik von Boris Blank geht es viel um Samples und in den Anfangstagen hast du viel mit Tonbändern gearbeitet. Ich habe mich immer gefragt, ob für dich die Musique concrète eine Rolle gespielt hat?

Boris Blank:
Auf jeden Fall. György Ligeti und zum Teil sogar Karlheinz Stockhausen, der für mich zwar ein bisschen zu steril und zu akademisch unterwegs war, aber auch er hat Welten erarbeitet, die sehr interessant sind. Pierre Boulez ist natürlich auch sehr interessant. Da gibt es wahnsinnig viele Sachen, die mich total fasziniert haben. Ich bin beeinflusst und reflektiere bis heute Musik, sogar von Pink Floyd, wenn ich an Ummagumma denke.  Es gibt Musik, die immer noch in meinem Kopf ist und das sind ja Eindrücke, die stimulierend wirken und einen weiterbringen. Die nächste Generation bewegt sich dann vielleicht auch ein bisschen Richtung Yello und ich glaube, von dem Erbe der Weitergabe lebt der Homo sapiens auch.

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Fazit

Mega Special Thanks an Boris Blank für die Zeit, die er sich genommen hat.
Vielen Dank an Stefan Zaradić und Stefan Bock von Ian Records für ihre Gastfreundschaft.
Vielen Dank an Chistian Klenke fürs Möglichmachen.

 

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Forum
  1. Profilbild
    Holly53

    Als Yellofan der ersten Stunde möchte ich mich für den Bericht und das Interview bedanken.

  2. Profilbild
    Flowwater AHU

    Als nicht wirklicher Fan der Musik von Yello, der aber die Kunst und das Handwerk dahinter sieht und vor Ehrerbietung auf die Knie fällt, bedanke ich mich ebenfalls für dieses Interview (übrigens auch hier: das war bestimmt sowohl für den Journalisten als auch den Menschen Sven Rosswog superspannend, mit Boris Blank plaudern zu dürfen). 🙂👍

    • Profilbild
      CDRowell AHU

      @Flowwater Jau… welchem Jahrgang bist du entsprungen?! Ehrlich, ohne dir zu nahe treten zu wollen, Yello an sich ist eine eigenständige, kulturell wertvolle Kunstform, die ich niemals missen möchte…😇

      • Profilbild
        Flowwater AHU

        @CDRowell Ich wurde in dem Jahr geboren, als Bundeskanzler Erhard die Bundestagswahl gewann und die USA den Vietnamkrieg begannen. In meiner Jugend habe ich deswegen voll frontal »New Wave« und »Neue Deutsche Welle« ge- und erlebt, sowie den Aufstieg von »meinen« Musik-Giganten Kraftwerk, Mike Oldfield, Jean-Michel Jarre, Tangerine Dream und natürlich Klau Schulze. Und ich habe erlebt, wie der »Computer« erst von kleinen belächelten und unterschätzten Heimsystemen (Apple II, PET 2001, Atari 800; TI 99/4(A)), über Büro-Systeme (IBM PC) zur nicht mehr wegzudenkenden alle Lebensbereiche durchsetzende Technik mutierte.

        Ja, ja, lange ist’s her … deswegen kenne ich Yello quasie von Anfang an. 🙂

        • Profilbild
          CDRowell AHU

          @Flowwater Okay, ich kann zusammenzählen… Da kommt für dich vielleicht in Kürze die Rente!👻 Dann gibt es leider nur noch Musik machen.😂 Danke, für Deine Offenheit.

          Nee, im Ernst.🫡Bis 1985 hörte ich Yello, mit Blick auf die damaligen Veröffentlichungen sehr gerne an. Die Songs sind wirklich gut und einfallsreich, kreativ, frisch, wegweisend und, und, und…
          Zum wirklich ernsthaften Fan hat es bei mir dann auch nicht gereicht. Die Songs sind vom Arrangement und klangtechnisch, wie du schon geschrieben hast, zumindest einen Kniefall mit dem musikbezogenen Ritterschlag wert 😎.

          Für die Interviews mit den „alten Hasen“, wie Yello und Anderen aus den 70ern und 80ern bin ich total dankbar. Damals war Deutschland wirklich gut im internationalen Musikgeschäft aufgestellt.
          Heute lese ich all die interessanten Dinge über die Produktionen, die ich damals gerne gewusst hätte.🫠
          Es soll ja nie zu spät sein, etwas neues zu lernen.😇

          @Sven Rosswog: Danke für diesen interessanten Artikel!

        • Profilbild
          Kazimoto

          @Flowwater Alter bist du alt, ich dachte du wärst ein junger 70er Jahrgang wie ich? Bin in dem Jahr geboren als Atari Pong auf den Markt brachte, was ich tatsächlich auch direkt nach meiner Geburt spielen durfte. Danke dafür lieber Onkel Horst, du heiliger Operator und Ringkernspeicherstricker! Das erklärt vieles, wenn auch nicht alles, ich meine jetzt bei mir. Weißt du, mir tun immer die jungen Menschen leid, die mit Göttern wie uns leben müssen. Logbuch Sternzeit April 2024: Ich verstehe diese Sehnsucht nach TikTok und Entmündigung durch KI nun sehr viel besser.

        • Profilbild
          Joerg

          @Flowwater Oh je, dann bist Du ja so „alt“ wie ich 😄
          ….aber dafür mache ich in diesem Jahr den ersten Pauschal-Urlaub in meinem Leben 😂

    • Profilbild
      Aljen AHU

      @Flowwater Flowwater, dann tue Dir das im Artikel erwähnte Album „Convergence“ (2014… Kinners!) von Boris Blank mit Malia (oder eher Malia mit Boris Blank? Egal) an. Natürlich das komplette (kurze! Viel zu kurze!) Album und natürlich so richtig reinhören, klar. Ob digital oder Vinyl, spielt keine Rolle. Beides klingt überirdisch gut. So viel räumliche, dynamische Darstellung, ja geradezu Bühnenbild, in Stereo zu genießen hätte ich mit meinen 60+-Öschis nie gehofft. Musikalisch, klangmäßig und studiotechnisch gleichermaßen ein Genuss erster Güte. Da klingt Elektronik auf einmal so erbarmungslos sinnlich wie die Stimme von Malia, und das _hat_ was zu bedeuten. ;-) Wäre der Begriff „cool jazz“ nicht schon seit Jahrzehnten anderweitig besetzt – für dieses Album müsste diese Bezeichnung erfunden werden.

      Dann hörst Du auch Yello vielleicht anders. Wobei auch ich mich außer Stande sehe, das komplette œuvre von Blank/Maier durchgängig genießen zu können. Manches fand ich, ebenfalls ein Kind der Umbruchphase Jarre/Vangelis/etc vs. New Wave, einfach nur _zu_ albern und unnötig/bemüht Dada. Aber eben nur manches. Diese Musik polarisiert und das ist schon an sich was Gutes. :) Viele Grüße

  3. Profilbild
    moon

    Boris Blank . . .
    Toller Sound und herausragende Soundphilosophie. Ich wünschte es gäbe ein paar mehr wie ihn
    Leider wird er auch älter und leider leider kommt nicht mehr so viel Output den man konsumieren darf., leider. Für mich ist er ein cooler Mitbewerber der seinem Stil treu geblieben ist, Perfektion in bester Leistung. Hut ab!

    • Profilbild
      Kazimoto

      @moon Und was die Soundphilosophie nochmals unterstreicht:

      „Richtig gut ist Xfer Serum und Arturia Pigments finde ich super. Vital finde ich auch sehr gut.“

      Der Mann hat Geschmack! 👌

      In dem Zusammenhang etwas paradox die Sache mit Revox, beides mit ox am Ende, macht dann wiederum Sinn.

  4. Profilbild
    Tyrell RED 21

    Tolles Interview Sven, Gratulation!!! Ich bin nach wie vor großer Fan von Boris. Er hatte mir damals in Zürich eine LP/CD-Box „Electrified“ geschenkt mit all seinen Frühwerken. ich bereue es heute noch, dass ich vergaß sie mir signieren zu lassen :)

  5. Profilbild
    TomH

    Vielen, Vielen Dank. Das ist ein gutes Interview und ein gelungener Einblick.
    Akso mindestens 👍👍👍 hoch

  6. Profilbild
    chardt

    Ja – hier! „Oh yeah“ – eines meiner Lieblingslieder!
    Wie – es geht nicht um Roxy Music? Yello? Ne, kann ich nix mit anfangen, aus meiner Sicht einfach überbewertet. (Aber wer hört schon auf mich ;-)

  7. Profilbild
    Tomtom AHU 1

    Super Interview! Vielen Dank! Ich liebe Yello seit 1983 und hab sie seitdem nie aus den Augen verloren! 👍

  8. Profilbild
    Kazimoto

    Musik für Thermalbäder, ein stark unterschätztes Genre, daß meist mit Indianergesängen und Korg Synths abgebügelt wird, was an sich nicht schlecht sein muss. In Baden baden gehen, bestimmt nicht die schlechteste Idee. Dolby Atmos…., klingt auch irgendwie sexy. Oooooh yeeeeeaaaaah!

  9. Profilbild
    costello RED

    Feines Interview! Yello waren schon immer etwas extravaganter – allein wegen des Gesangs von Dieter Meier – und hatten eine gute Portion dadaistischen Humors in ihrer Musik. Deshalb habe ich sie immer sehr gemocht, auch wenn mich ihre Musik emotional nicht so stark berührt hat, wie andere Synth-Acts die (vermeintlich) etwas tiefschürfender daherkamen.

  10. Profilbild
    Tai AHU

    Sehr schönes Interview, Sven. Ende 70er, Anfang 80er war ich tief in Punk/New Wave. Plötzlich kam da dieses (spätere) Duo, das zuerst dem Residents Universum zugerechnet wurden. Bostich wurde soweit ich mich erinnere bei Ralph veröffentlicht. Was nicht ganz passte: sie waren Schweizer. Die nächsten 4, 5 Alben kaufte ich sofort. Was sie von vielen Gruppen unterschied, sie hatten Stil. Das ist mehr als Sonnenbrille. Im Blickpunkt stand fast immer Dieter Meyer. Jedoch war ziemlich schnell klar, das ist ein hervorragender Entertainer und auch Verkäufer, aber die Basis für das ganze macht der, der fast immer im Hintergrund steht.

    In den Neunzigern habe ich sie etwas aus den Augen verloren, die ersten LPs aber immer noch gehört. Ende der Nuller hörte ich einige Titel aus ihrem damals neuen Album. Ich war sehr überrascht, dass die immer noch auf dem Punkt waren. Hervorragende Klangqualität, sehr gute Videos, gute Stücke. Mir fällt im Augenblick keine Gruppe ein, die ursprünglich zu der New Wave gerechnet wurde, die bis heute so gut dastehen. Kompliment, Boris..

    • Profilbild
      Kazimoto

      @Tai Ich kann mich gut erinnern wie Domingo auf einer Party rauf und runter gespielt wurde. Ich war 13 und hatte keine Ahnung wie ich dahingekommen bin. Ein älterer Freund schleppte mich mit, der wiederum ältere Freunde hatte. Ausrichter der Party war die 16jährige Tochter einer Prostetuierten, man war das strange. Werde ich nie vergessen.

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    fitzgeraldo

    Auch von mir: alle Daumen nach oben für dieses hervorragende Interview. Während ich diese Zeilen hier schreibe, läuft bereits zum dritten oder vierten Mal Herrn Blanks neuestes Werk (quasi „Heavy Rotation“). Auch für diese Platte die Daumen hoch!
    So sehr mir „Resonance“ auch gefällt, er begibt sich damit schon auf ein Terrain, das nicht Boris Blank-typisch ist und auf dem er seine Stärken nicht offensichtlich ausspielen kann. Die Kollegen von „Carbon Based Lifeforms“ oder „Solar Fields“ wohnen musikalisch quasi um die Ecke …

    • Profilbild
      Sven Rosswog RED

      @fitzgeraldo Ja, es ist ein sehr ruhiges Werk, was sicher dem Thema geschuldet ist, aber fast auf jedem Yello Album findet sich ein Instrumental oder Ambient Stück. Ich würde sagen, dies ist ein Ambient Album von Boris Blank.

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        fitzgeraldo

        @Sven Rosswog „Ich würde sagen, dies ist ein Ambient Album von Boris Blank.“

        Das mir auch sehr gut gefällt. Aber womöglich habe ich noch den Vorgänger „Electrified“ zu stark im Ohr …

  12. Profilbild
    Round Robin AHU

    @Sven Rosswog Vielen Dank für dieses tolle und informative Interview. Ich bin ein sehr großer Bewunderer von Boris Blank, seiner Musik und seiner Produktionstechniken. Seine Klangästhetik sind wie ein Pinsel, der uns beim zuhören Bilder in den Kopf malt.

    • Profilbild
      Sven Rosswog RED

      @Round Robin Das würde ich auch sagen. Das Album Claro Que Si erzeugt in mir Kopfkino, zu einem Film der nie gedreht wurde.

  13. Profilbild
    Garfield Modular AHU

    Hallo Sven,

    Herzlichen Dank für das tolle Interview! :-)

    Sehr interessant zu sehen/lesen wie Boris Blank reagiert und antwortet auf Deine Fragen!

    Viele Grüße, Garfield.

    • Profilbild
      Sven Rosswog RED

      @Garfield Modular Danke schön,
      Das Gespräch war scher cool. Eigentlich war ich noch dabei die Aufnahme einzustellen und Boris Blank haute schon eine Anekdote nach der anderen raus und verhagelte damit gleich mal meine Vorbereitung, weil ich darauf natürlich reagieren musste. Außerdem beantwortete er schon Fragen bevor ich sie stellen konnte. Er ist halt ein Profi und weiß, was die Menschen wissen wollen. Sein schweizerdeutscher trockener Humor kommt in einer Abschrift schwer rüber, aber scheint durch wenn er z.b. über die Defibrillatoren redet und gleichzeitig ist er ein Wissender ☺️👍

  14. Profilbild
    anselm

    Die Yello-Produktionen aus den 1980ern haben eine besondere Klangästhetik.

    Unter den neuen hier geteilten Stücken sticht für mit ‚Defying Gravity‘ heraus, das ich emotional sehr packend finde. Das Ende ist etwas abrupt.

  15. Profilbild
    Jeanne RED

    Danke für das coole Interview! Woran erkennt man einen guten Film? Es kommt „Oh Yeah“ (oder eine nachgemachte Version) darin vor.

    Herzerfrischend auch die Namen Ligeti und Stockhausen zu lesen!!! Manche Menschen sagen „alles ist schon mal dagewesen“ und haben noch nie etwas von Neuer Musik gehört …

  16. Profilbild
    Anjin Sun

    Mir ist das zuviel Klaviergeklimper.
    Die ersten drei Yello Alben sind bahnbrechend, folgend wurde es mir zu kommerziell. Nummern wie „Bimbo“ prägen klangtechnisch Generationen !!
    Unerreichte Meisterstücke!

    (Warum müssen bitte meine Kommentare neuerdings von der Redaktion freigegeben werden? Dubios.)

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