ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Interview: Harold Faltermeyer – Teil 2, Top Gun und die 80er

For Ever "Axel F"? - Teil 2

7. November 2010

Forever Axel F? Ganz sicher nicht wie sich im zweiten Teil des Exklusiv-Interviews mit Harold Faltermeyer zeigen wird.
Sollten Sie den ersten Teil verpasst haben, bitte HIER klicken, und Sie gelangen direkt zu Teil 1.

Harold Faltermeyer 2010

Harold Faltermeyer 2010

AMAZONA.de:
Du warst also 1983/84 in Amerika und hast die Musik zu „Beverly Hills Cop“ produziert. Hast Du das auch bei Giorgio Moroder im Studio gemacht?

ANZEIGE

Harold Faltermeyer
Ja, ich habe bei Giorgio im Studio insgesamt vier Filme gemacht.

AMAZONA.de:
Wolltest Du nie dein eigenes Studio in Los Angeles, oder hast Du Dir gesagt, das passt hier alles?

Harold Faltermeyer:
Das hat so gepasst! Das Studio war in Los Angeles in Studio City, quasi neben der MCA. Ich wollte mir selbst dort kein Studio bauen, da ich damals schon plante, mir ein eigenes Studio hier in Vaterstetten (bei München) zu bauen.

AMAZONA.de:
Welche 4 Filme waren das denn?

Harold Faltermeyer:
Thief of Hearts, Beverly Hills Cop, Flatch mit Chavy Chase und TOP GUN habe ich dort komponiert und produziert. Danach wurde das Studio hier bei München gebaut, und schließlich habe ich in München zwei, drei weitere US-Filme gemacht.

Top-Gun

Top-Gun

AMAZONA.de:
Ungewöhnlich für US-Produzenten und Regisseure, dass sie einen Komponisten haben, der nicht in LA arbeitet – quasi vor der Haustüre. Haben die da so einfach mitgespielt?

Harold Faltermeyer:
Ja, am Anfang war das kein Problem. Hier wurde auch RUNNING MAN mit Arnold Schwarzenegger gemacht.

AMAZONA.de:
Den Soundtrack fand ich übrigens immer schon hervorragend, meiner Meinung nach wird der ein wenig unterschätzt. Um mal über Technik zu sprechen – bei RUNNING MAN hatte ich den Eindruck Du hattest ziemlich viele FM-Klangerzeuger benutzt?

ANZEIGE

Harold Faltermeyer:
Das war die Zeit der FM-Geschichten. Da gab es diese großen Racks von Yamaha mit jeweils acht DX7, das hieß TX816. Da hast du dann einen Sound aus acht DX7 gemacht, das klang heftig!

 

Yamaha TX816

Yamaha TX816

AMAZONA.de:
Ich muss nochmals nachhaken und auf den Standort für Dein eigenes Studio kommen. Es war also tatsächlich machbar, dass Hollywood Produzenten und Regisseure gesagt haben: „Wir fliegen nach München und hören uns die Musik an?“

Harold Faltermeyer:
Das ist sogar mal eine Zeit lang richtig gut gegangen, weil sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnten. Erstens habe ich ihnen vorgeschwärmt, was hier für ein geiles Studio ist. Meines hier hat Neil Grant gebaut, und zweitens haben sie hier in Bayern den Kopf freibekommen. Die waren richtig gerne hier.

AMAZONA.de:
Ist das hier immer noch das selbe Studio wie damals?

Harold Faltermeyer:
Genau. Jetzt baue ich es gerade um. Das ist ein super „five point eins“ Studio, und das war es damals schon, als das diese Technik gerade erst aufkam.

AMAZONA.de:
Gab es damals schon „Fünf-Punkt-Eins“?

Harold Faltermeyer:
Nein, eigentlich nicht. Wir haben noch „Dolby four to four“ gemacht. Aber ich habe es schon so ausgerichtet, dass du „five point eins“ hättest machen können. Das war der erste Punkt. Der zweite Punkt war, dass ich den Herrschaften gesagt habe, dass München eine geile Stadt ist, und von da ab hatten die eine riesen Gaudi, immer wieder mal nach München zu kommen. Für Amerikaner ist es außerdem interessant, dass sie hier auch nicht unbedingt eine Union (Gewerkschaft) haben, die sie extra bezahlen müssen.

Nach etlichen Filmen und mit meinem Standing damals – nach Beverly Hills Cop war ich ja quasi ein Star – sind sie gerne nach München zu kommen. Ich habe die Art und Weise wie man Comedys scored, revolutioniert. Das hat es vorher nicht gegeben. Vorher war alles mit Orchestern eingespielt worden, und plötzlich kommt da ein verrückter Deutscher, der macht das mit ein paar Synthesizern. Das war natürlich eine Revolution. In den Folgejahren hat das dann jeder nachgemacht. Von da ab gab es viele Scores, die genau wie Beverly Hills Cop geklungen haben. Deshalb haben die gesagt, wenn schon Synthesizer, dann der Harold – „der soll das machen“, und ich habe ihnen geantwortet, dass ich es nur mache, wenn ich es hier in München machen darf. Dazu waren dann einige bereit.

AMAZONA.de:
War „Running Man“ auch ein Bruckheimer?

 

Running Man

Running Man

Harold Faltermeyer:
Nein Running man war von Keith Barish.

AMAZONA.de:
Ich bin immer noch ganz beeindruckt, dass die nach München gekommen sind. Für die muss München eine andere Welt gewesen sein.

Harold Faltermeyer:
Ja, das würde heute auch nicht mehr gehen. On the long run war es für mich natürlich eher falsch, ich war aus Amerika weg, womit ich Hans Zimmer kampflos das Feld überlassen habe. Ich wollte aber einfach hier arbeiten, ich wollte einfach ein wenig mehr Bayern.

AMAZONA.de:
In Hollywood gab es nun wirklich viele Komponisten – und du denkst, wenn sie den einen Deutschen nicht haben, weil der in Bayern sitzt, nehmen wir halt den anderen Deutschen?

Harold Faltermeyer:
Das kommt nicht von mir, sondern wurde schon in zahlreichen Interviews von Journalisten angesprochen. „You opened the field for Hans“.

AMAZONA.de:
Weil er auch aus der Synthesizer Ecke kommt?

Harold Faltermeyer:
Na klar, zum einen kommt er auch aus der Ecke, und zum anderen habe mich aus dem US-Markt zurück gezogen, weil ich dort nicht mehr arbeiten wollte, sondern lieber hier sein wollte. Die Studios haben daraufhin gesagt: „Wenn er nicht in LA sein will, dann kann er auch nicht für uns arbeiten.“

Es haben zwar nicht alle mitgespielt und trotzdem mit mir hier in München gearbeitet, aber Bruckheimer würde zum Beispiel niemals hier herkommen. Um Beverly Hills Cop 2 zu machen, musste ich 1987 wieder schön brav nach Amerika zurückkommen. Bruckheimer hat gesagt, um das zu machen, musst du in Amerika sein. Ich hatte versucht, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, aber er meinte „thats impossible“.

AMAZONA.de:
Wenn Dir also ein paar Scores angeboten wurden, die Du in Amerika machen musstest, hast Du abgelehnt?

Harold Faltermeyer:
Ich habe gesagt, Beverly Hills Cop mache ich noch dort. Danach folgte aber noch  TANGO & CASH mit Sylvester Stallone und Kurt Russel, den ich auch in USA gemacht habe, das war 1989, und anschließend habe ich 1990 noch Kuffs mit Christian Slater gemacht, den konnte ich wieder hier machen.

Tango & Cash

Tango & Cash

AMAZONA.de:
Warum wolltest Du nicht in Amerika sein?

Harold Faltermeyer:
Ich wollte einfach hier leben. Das war ein Lebensgefühl. Ich wollte ein wenig mehr Zeit hier verbringen.

AMAZONA.de:
Hattest Du hier bereits Familie?

Harold Faltermeyer:
Ja, 1989 ist meine erste Tochter geboren. Da habe ich gesagt, das Kind soll hier aufwachsen, ich gehe nicht zurück. Ich möchte mit meiner Familie hier sein. An diesem Punkt haben viele in Amerika gesagt: „Wenn er das so will, ist das sein Problem, aber warten wollen wir nicht.“

AMAZONA.de:
War das die richtige Entscheidung?

Harold Faltermeyer:
Menschlich gesehen und für das Leben meiner Kinder war es das richtig. Das war eine große Entscheidung, die ich damals treffen musste. Ich sagte mir einfach, ich kann am Abend nur einmal essen und ich kann auch nur in einem Auto zur selben Zeit sitzen. Ich lebe hier sehr schön, und nun baue ich mir hier auch noch ein Haus, ich habe ein Leben wie ein junger Hund. Ab und zu besuche ich Hans in USA, wir sind also im Kontakt, und das Ganze ist vollkommen locker. Meistens stellt er mir einen seiner „friends“ vor, dann reden wir zehn Minuten miteinander und ich merke schon, dass er auf die Uhr schaut. Wenn ich ihn dann frage, ob er noch mit zum Essen kommt, sagt er „Ich kann nicht, seid mir nicht böse, aber ich muss hier weiter arbeiten.“ Ich hingegen gehe dann Mittagessen und lasse es mir gut gehen. In solchen Momenten denke ich oft „armer Hans, du versäumst eigentlich viel in deinem Leben, du hast keine Freizeit, du hast gar nichts, du arbeitest wie ein Tier.“ Das ist ein hoher Preis, den er bezahlen muss.

 

Harold vor seinem Haus in Vaterstetten

Harold vor seinem Haus in Vaterstetten

AMAZONA.de:
War das der Grund dafür, dass Du gesagt hast, Familie und Lebensqualität gehen vor, deswegen bin ich hier?

Harold Faltermeyer:
Ich habe dann viel in Deutschland gearbeitet, ich habe zum Beispiel 1991 die PET SHOP BOYS hier produziert. Außerdem habe ich auch ein paar europäische Filme hier gemacht, unter anderem Asterix in Amerika mit einem richtig geilen Soundtrack.

AMAZONA.de:
Hast Du dann mehr europäische Produktionen gemacht?

Harold Faltermeyer:
Ja, das waren viele europäische Produktionen hier.

AMAZONA.de:
War das anders als mit den Amerikanern?

Harold Faltermeyer:
Ja natürlich. Hier ist alles wesentlich kleiner.

AMAZONA.de:
Unabhängig davon, dass es kleiner war, ist die Herangehensweise eine andere? Mir kommt es immer so vor, als wäre alles bei den Amerikanern mächtiger, größer und dicker – auch der Soundtrack.

Harold Faltermeyer:
Ja, in Amerika ist alles viel dichter, viel größer. Hier ist alles so klein. Es kommt mir auch so vor, als ob hier immer fürchterlich viel Kunst gemacht werden muss, während der Amerikaner vollkommen kommerziell denkt. Wenn dort einer weint und wenn’s eine Reunion gibt, dann spielen dort hundertzwanzig Leute Orchester. Das ist anders als bei uns. Hier empfinden wir das als zu „wulstig“, das ist „zu Hollywood“.
Aber was kann denn zu Hollywood sein? Blödsinn. Es muss einfach funktionieren. Wir schaffen Illusionen, und wenn man große Illusionen schafft, dann finde ich, schafft man bessere Illusionen, wie man sie mit kleinen Dingen schaffen kann. Dieser minimalistische Kunstfilm, der hat schon seine Nischen, aber wenn du den Anspruch erhebst, dass du einen kommerziellen Film machen willst, dann musst du auch klotzen. Dazu muss man sich auch der Werkzeuge bedienen, die in Amerika Gang und Gebe sind.

AMAZONA.de:
Die Produktionszeiten sind in Europa wahrscheinlich auch ein wenig kürzer?

Harold Faltermeyer:
Ja, die Produktionszeiten sind kürzer, weil auch das Budget wesentlich geringer ist. Du hast ein ganz anderes Budget. Sage hier einmal jemandem, dass du einen Music Editor brauchst und einen Assistenten dazu, der die Sachen einschneiden soll. Da wird dir geantwortet, dass du deine Sachen selber reinschneiden sollst. In Amerika hat du jemand im Team, der sitzt den ganzen Tag da und optimiert das, was du gemacht hast nochmals mit elastic audio oder was immer es da heute an Spielereien gibt. Der macht dann sogar noch Vorschläge und sagt zum Beispiel: „Vielleicht ist der Teil da besser.“

AMAZONA.de:
Wer macht das bei dir?

Harold Faltermeyer:
Bei mir macht das Eric Stratman, das ist ein super Typ. Gebürtiger Deutscher, lebt aber in Amerika, ist dort verheiratet und ein irrsinnig intelligenter Mensch. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich mit Pro-Tools so auskennt wie der, und ich arbeite mit Pro-Tools seit der ersten Stunde. Damals hieß es noch Soundtools, und ich glaube, ich weiß nur ein Zehntel von dem, was er über Pro-Tools weiß. Ich bin reiner User.

AMAZONA.de:
Lass uns über die Software sprechen. Die Bandmaschinen Zeit war zu Ende beziehungsweise sie neigte sich dem Ende der zu. Warst Du in den 80ern erst mal Atari-User?

Harold Faltermeyer:
Nein, ich war schon Macintosh-User als es den ersten MAC Plus gegeben hat. Ich glaube, ich habe damals den zweiten ausgepackt, der in Kalifornien ausgeliefert wurde. Den ersten bekam George Duke. Das weiß ich noch genau, weil wir haben uns darum gestritten, wer den ersten bekommt. Danach hat man versucht, mit Performer-Software zu arbeiten, das hat aber nicht so funktioniert und ich habe schließlich mit dem Umweg über den QX1 von Yamaha gearbeitet. Das war so ein Desktop-Sequenzer. Es funktionierte eigentlich recht gut, war aber sehr langsam zu programmieren und furchtbar kompliziert.

 

Yamaha QX1

Yamaha QX1

AMAZONA.de:
Der hatte doch so eine Art eine Schreibmaschinentastatur?

Harold Faltermeyer:
Ja genau. Das war mit diesen vier Hauptmods, die sich dann immer auf eine Diskette abgespeichert haben. Das war furchtbar. Damit wurde übrigens auch noch TOP GUN gemacht. Ich wurde da sogar einmal angeschrieben, ob ich sicher bin, dass das nicht mit Synclavier gemacht wurde. Darauf sagte ich: „Nein, das wurde mit dem Yamaha QX1 gemacht“, und dann kam die Performer Software und das ganze Zeug. Ein paar Sachen gingen mir nicht gut genug, und dann habe ich aufs Synclavier geschielt, und 87 habe ich mir schließlich das Synclavier-System angeschafft.

AMAZONA.de:
Das war ziemlich kostspielig damals, oder?

Harold Faltermeyer:
Dafür konntest du dir zwei Rolls Royce kaufen.

AMAZONA.de:
Das habe ich ja vor zehn Jahren noch bei dir gesehen. Da war das Synclavier noch immer im Einsatz bei Dir hier. Arbeitest du noch damit?

Harold Faltermeyer:
Das steht zwar noch unten. Also momentan steht überhaupt nichts unten, durch den Umbau, aber ich nehme es gerne noch als Tastatur her und ab und zu auch die Sounds.

AMAZONA.de:
Das Synclavier war damals als nicht nur ein Synthesizer sondern …

 

Platin & Gold im Dutzend

Platin & Gold im Dutzend

Harold Faltermeyer:
… ein digital Music System. Das war quasi wie heute Protools, nur wesentlich eingeschränkter, aber es hat funktioniert, und es war schnell, aber eben sündhaft teuer.

AMAZONA.de:
Wie viele Spuren konntest Du damit aufnehmen?

Harold Faltermeyer:
Du hattest 200 Sequenzer-Spuren. Die konntest du nie aufbrauchen, und ich hatte ein großes Ding mit sechzehn Audiospuren. Die konnte man entweder als Realtime Audiospuren benutzen oder als Q-Spuren. Also quasi etwas ähnliches wie heute Protools. Vom Editing her natürlich auch unvorstellbar kompliziert.

AMAZONA.de:
War das mit einem Bildschirm?

Harold Faltermeyer:
Ja, das war mit einem Bildschirm in Kombination mit einem großen Apple Quadra Computer. Das System war vor allem sensationell tight.

AMAZONA.de:
Hast du auch die Tonerzeugung des Synclaviers genutzt? Soweit ich mich erinnere war das auch eine FM Tonerzeugung?

 

NED Synclavier

NED Synclavier

 

Harold Faltermeyer:

Nicht nur, es gab eine FM Erzeugung. Dann hattest du die Re-Synthesis, du konntest also resynthetisieren, aber nur mit acht Bit und du hattest natürlich einen hervorragenden Sampler. Der hatte als Stereosampler bis 100 Kilohertz Sampling- Rate, das war natürlich gigantisch. Die Sounds von Synclavier waren damals einmalig, dagegen kam nichts an. Das war erste Sahne. Es waren quasi Laborbedingungen.

AMAZONA.de:
Meinst du dem Sampler-Part oder auch die restliche Klangerzeugung?

Harold Faltermeyer:
Alles miteinander. Du hattest quasi Sampling Voices, FM Voices, Resynthese und dein Harddisc Recording System, der hieß damals „Direct to Disc“. Da sind riesen Kisten im Studio herumgestanden mit Festplatten und Mainboards. Die stehen auch jetzt noch dahinten, wir können sie nachher mal anschauen, das war einfach eine gigantische Kiste, und sie funktionierte immer.

AMAZONA.de:
Stand damals auch Fairlight zur Diskussion?

Harold Faltermeyer:
Fairlight ist mir angeboten worden – witziger Weise haben die bei der Vorführung aber schwerst versagt. Da ist ihnen die ganze Geschichte drei Mal abgestützt, sehr zum Ärger von Paul, der heute der Musikchef von Warner Brothers in Amerika ist. Mit dem hatte ich gerade zu tun. Die haben damals eine Vorführung für mich gemacht, und das Ding ist drei Mal hängen geblieben. Am nächsten Tag waren die Synclavier-Jungs da, und ist einwandfrei gelaufen. Ich habe die Fairlight Jungs dann angerufen und denen gesagt: „Jungs, seid mir nicht böse, aber es wird nicht Fairlight, sondern es wird Synclavier“. Und mit Synclavier habe ich dann von 87 bis 93 als zentrale Einheit im Studio gearbeitet.

AMAZONA.de:
Wurde darauf auch Running Man gemacht?

Harold Faltermeyer:
Ja, Running Man wurde auch mit Synclavier gemacht, aber die FM-Sachen kamen aus dem TX816. Die FM-Sachen aus dem Synclavier waren irgendwie viel schlechter. Abgesehen davon hast du auch noch das Problem mit den Outputs. Du hattest am Synclavier nur acht Outputs für FM.

AMAZONA.de:
Weißt Du noch was das Synclavier gekostet hat?

Harold Faltermeyer:
Die Grundausrüstung hat 150.000 Dollar gekostet, da war aber noch nichts drin. Du hattest nur ein Keyboard, einen mehr oder weniger leeren 19 Zoll Schrank und du hattest ein paar Sampling Voices. Für jeweils zwei Voices zusätzlich haben die wahnsinnig viel verlangt, da hast du Maxtracks gebraucht, das hat 10.00 Dollar gekostet, „Direct to Disc“ hat 120.000 Dollar gekostet. Alles in allem hat das ganze System eine halbe Million Dollar gekostet.

AMAZONA.de:
Die restlichen Synths aus Deinem Studio, waren die teilweise von Giorgio, oder hast du sie hier in München dann noch mal alles für Dich gekauft?

Harold Faltermeyer:
Das waren meine Instrumente. Die hatte ich mir in Amerika gekauft und habe sie immer hin und her geschleppt.

AMAZONA.de:
Und Du warst offensichtlich keiner, der immer auf den neusten Zug in Sachen Klangerzeugung aufgesprungen ist. Du hast Deine Instrumente offensichtlich immer behalten?

Harold Faltermeyer:
Ja, ich habe mittlerweile schon ein kleines Museum.

AMAZONA.de:
Hattest Du für die ganze Technik einen Ingenieur, der Dir das alles gewartet hat?

Harold Faltermeyer:
Ja, damals gab es hier im Studio einen, der das mit aufgebaut hat und der hier auch lange Jahre mit mir gearbeitet hat.

 

Harolds Studio im Umbau

Harolds Studio im Umbau

AMAZONA.de:
Den hat man praktisch gebraucht, weil ständig eine nicht funktioniert hat?

Harold Faltermeyer:
Ja, so war das. Zuerst hatte ich ein Harrison Mischpult im Studio, was natürlich nicht unbedingt das betriebssicherste Ding auf der Welt ist. Es hat einmal an einer Stelle gekracht, danach hat an einer anderen Stelle mal wieder etwas nicht funktioniert, da war immer mal wieder etwas. Ich muss aber sagen, dass das Studio von Anfang an ganz professionell und super gut gebaut worden ist. Auch nach amerikanischem und englischem Vorbild – es ist nirgendwo gepfuscht worden. Das hat einen Haufen Geld gekostet, der Bau war sehr teuer und auch die Akustik war teuer. Damals wollte ich mir fast eine SSL kaufen. Ich hatte aber kein Geld mehr für eine SSL, deshalb habe ich mir gedacht, „das tue ich mir jetzt nicht an, ich weiß ja auch nicht genau wo die Technik hingeht“. Ich wollte mir lieber ein gebrauchtes Mischpult kaufen und habe mir dann das Harrison gekauft. Es war nur wichtig, dass es so gebaut wird, dass ich das Equipment immer rausnehmen kann und erneuern kann. Ich wollte nur nicht, dass ich irgendwann wieder zurückgehen musste, um an der Klimaanlage herumzuspielen, an der Akkustik herumzumachen oder dass die Lautsprecher nicht passen oder irgend so etwas. Das musste perfekt sein. Und dafür haben wir sehr viel Geld ausgegeben. Das hat sich bis zum heutigen Tage gerechnet.

AMAZONA.de:
Du sagst, Lautsprecher dürfen nicht ausgewechselt werden. Was waren das damals für Lautsprecher?

Harold Faltermeyer:
Boxer.

AMAZONA.de:
Und die hast Du heute noch?

Harold Faltermeyer:
Die sind heute noch unten. Wenn du mal ein paar Musiker befragst, werden dir viele sagen, dass das eine der geilsten Abhören ist, die es jemals gegeben hat. Boxer ist schon ein Begriff. Das ist aber auch eine teure Angelegenheit. Die zwei Lautsprecher haben damals ein Vermögen gekostet.

ANZEIGE
Forum

Es sind momentan noch keine Kommentare für diesen Artikel vorhanden.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X