Künstler und Synthesizer-Nerd wie du und ich
Vorwort
Fast 9 Jahre ist es her, dass wir das folgende Interview mit Hans Zimmer führten. Damals veröffentlichten wir einfach den Video-Mitschnitt, aber die Qualität dieses Videos war zum einen nicht gerade berauschend, zum anderen führten wir die Konversation aber auch teilweise auf Englisch. Da viele der angesprochenen Themen gerade durch den Rückblick und auch in Hinsicht auf seine damals zukünftigen Pläne besonders aufschlussreich sind, haben wir uns entschlossen, das gesamte Interview niederzuschreiben und auf Grund seiner Länge nochmals zu veröffentlichen.
Für das Gespräch nahm sich Hans Zimmer damals erstaunlich viel Zeit, ging auf alle Themen. die uns interessierten, ausführlich ein und war in entspannter und geselligere Gesprächslaune, fast so, als würden wir uns ewig gekannt haben. Und das bei einem Workaholic, der nach eigenen Angaben nicht selten im Studio übernachtet, um sein enormes Pensum an Aufgaben zu erfüllen.
Wir haben deshalb ein wenig versucht, diese entspannte Talk-Runde auch im entsprechend „lockeren“ Tonfall niederzuschreiben, um der damaligen Atmosphäre gerecht zu werden.
Und noch eine kleine Anmerkung am Rande: Hans Zimmer erwähnte damals im Gespräch, dass er unglaublich gerne einmal auf Tournee mit seiner Musik gehen würde, ihm dafür aber einfach die Zeit fehle. 6 Jahre später erfüllte er sich diesen Traum und wir durften live dabei sein.
Viel Spaß also nun bei diesem spannenden Zeitzeugnis,
Euer Peter Grandl
HANS ZIMMER – DAS INTERVIEW
Außen ein unscheinbares Gebäude mit Flachdach. Irgendwo in Santa Monica, eine Stunde entfernt von Downtown LA im sonnigen Kalifornien. Ich verbrachte mit meiner Familie den Sommerurlaub in Kalifornien und nahm die Gelegenheit wahr, mit meinem ältesten Sohn einen Abstecher nach LA Santa Monica zu unternehmen, um endlich Hans Zimmer persönlich kennenzulernen. Der erste Kontakt entstand, da sich Hans Zimmer tatsächlich auf Grund eines AMAZONA.de Artikels zum GRP A8 bei uns gemeldet hatte, da er ernsthaft Interesse hatte, diesen Ausnahmesynthesizer in Italien zu bestellen, zuvor aber noch eine persönliche Meinung einholen wollte.
Aus dem schriftlichen Kontakt wurde bald ein telefonischer und als sich schließlich die Gelegenheit durch den USA-Urlaub ihn persönlich kennenzulernen, war ich froh, wie sich das dann tatsächlich so unkompliziert realisieren ließ.
Trotz genauer Wegbeschreibung war es gar nicht so einfach, den Studiokomplex von REMOTE CONTROL zu finden, so unscheinbar wirkt der Komplex von außen. Ist man aber erst einmal im Inneren von Hans Zimmers musikalischer Traumfabrik, ist man schlechtweg von den Eindrücken überwältigt.
Innen ein High-Tech Studiokomplex, in dessen Zentrum „das rote Zimmer“ das Reich des Meisters markiert. Man fühlt sich schnell erinnert an ein barockes Lustschloss, in dem frivole Spiele zum Alltag der blaublütigen Herrscher gehörten. Das Licht ist gedämpft und in den handgefertigten Wandschränken, die schummrig beleuchtet sind, befinden sich Synthesizer soweit das Auge reicht.
Aber selbst das ist nur ein Teil seiner unglaublichen Sammlung, denn zahlreiche Exponate stehen in einer angrenzenden „Abstellkammer“ bzw. sind in einem Außenlager.
Der Majestro begrüßt uns herzlich in legerer Kleidung, entschuldigt sich für sein „amerikanisches Deutsch“ und lässt das geplante Interview zu einem geselligen Plausch werden. Schon nach wenigen Minuten hat man vollkommen vergessen, dass man mit Hollywoods derzeit erfolgreichstem Filmkomponisten zusammensitzt, der aktuell an 3 Produktionen gleichzeitig arbeitet. Eigentlich sitzt einem da plötzlich nur noch ein Synthesizer-Narr gegenüber, der über Filter und Klangeigenschaften diskutiert, genau wie Tausende unserer Leser.
Einer, der sich längst nicht mehr von Schall und Rauch ablenken lässt, sondern nur mit den Ohren bewertet, was die Augen sehen. Wenn er schließlich vom Plug-in ZEBRA und Urs Heckmann schwärmt und es in einem Atemzug mit seinem Moog Modularsystem nennt, ist das letzte Eis gebrochen.
Peter:
Erzähl uns doch mal, was genau Remote Control ist. Du bist ja der klassische Einzelkomponist und hier bist du von einer ganzen Gruppe von Leuten umgeben.
Hans:
Was genau Remote Control ist, kann man nicht genau sagen, weil sich das eh die ganze Zeit ändert. Am Ende des Tages ist es immer langweilig, alleine in seinem Zimmer zu sitzen und sich nie mit anderen Menschen zu unterhalten. Nachdem ich nach Los Angeles kam, kannte ich hier eigentlich keinen außer ein paar Musikern. Als ich unser erstes Studiogebäude, das wir hier hatten, gefunden hatte, ging es einfach darum, das hier mit ein paar Freunden zu teilen. Irgendwie ging es auch ums Geld, da ich nicht das ganze Gebäude für mich alleine nutzen wollte. Da dachte ich mir, es wäre doch ganz nett, wenn hier Leute einziehen, mit denen man sich versteht. Dann ist das Ganze nach und nach gewachsen und uns tat das allen ganz gut, in „artistischer Konkurrenz“ zueinander zu stehen. Ich fand das ziemlich gut, beim Harry Gregson Williams oder beim Steve Jablonsky vorbei zu gehen und zu hören, was die so machen. Dann denkt man „oh, das klingt ziemlich gut“. Also geht man wieder in sein Zimmer und versucht was Besseres zu machen. Nachdem dann später meine große Karriere begann, lernte ich einen Haufen Musiker kennen, denen ich ebenfalls hier bei Remote Control eine Chance geben wollte.
Peter:
Also das ist mehr ein Miteinander? Die arbeiten nicht für dich, hier bei Remote Control?
Hans:
Nein, keiner der Komponisten arbeitet hier für mich. Nur die Assistenten arbeiten für mich. Jeder Komponist, der hier selbstständig ist, hat auch seine Assistenten und wir hoffen, dass aus denen später auch mal gute Komponisten werden.
Peter:
Aber die Komponisten, die hier bei Remote Control selbständig sind, zahlen dann auch Miete, oder? Wie eigene Unternehmer?
Hans:
Ja, klar!
Peter:
Das sind keine Angestellten von dir?
Hans:
Nein, gar nicht.
Peter:
Wie viele sind das so?
Hans:
Ich weiß ungefähr, wie viele Leute hier gerade sind. Es sind 70 Angestellte und die Komponisten. Aber das ändert sich die ganze Zeit, wahrscheinlich werden es so 13 bis 14 Komponisten sein. Von denen hat jeder sein eigenes Zimmer, jeder hat sein eigenes Studio. Natürlich ging es auch darum, dass wenn wir zusammen Sachen machen, wir bessere Deals haben können, wir bessere Technologien entwickeln konnten und somit auch sehr viel Druck auf die Industrie ausüben konnten.
Peter:
Wie kommst du denn hier in Hollywood an einen Job? Oder kommen die Produzenten direkt zu dir?
Hans:
Bevor die mir einen Job angeboten hatten, war ich noch nie in Amerika, absichtlich nicht, weil ich gedacht hatte, ich werde hier ein „beschissener Kellner“ werden.
Peter:
(lacht)
Hans:
Den ersten Job, den ich wirklich in Amerika gemacht habe, war eigentlich „Rain Man“ und dann bin ich einfach hängen geblieben. Nach „Rain Man“ habe ich sofort „Black Rain“ gemacht und danach „Driving Miss Daisy“.
Peter:
Green Card? War das auch zu dieser Zeit?
Hans:
Nein, ein bisschen später, aber so ungefähr in dem Jahr. Ich glaube, in dem Jahr habe ich 13 oder 14 Filme gemacht, das war richtig verrückt.
Peter:
Ok, aber kommt da ein Agent oder kommt da ein Produzent? Wer kommt da? Oder der Regisseur?
Hans:
Ja, eigentlich immer der Regisseur. Mein Agent schaut nach meinen Verhandlungen. Ich kenne keinen Menschen, der da selbst so gut ist und sagt, soviel Geld möchte ich haben. Weißt du!?
Peter:
Ja, genau!
Hans:
Er schaut nach meinen Verhandlungen, aber am Ende des Tages ist es immer der Regisseur, der mich anruft.
Peter:
Ok, und der ruft auch zwischenzeitlich nicht den Agenten an? Der ruft dich an?
Hans:
Ja, der kann mich anrufen. Aber die korrekte Form ist, dass man über den Agenten geht.
Peter:
Jetzt habe ich gelesen, dass du das ganze System ein bisschen umgestellt hast. Nicht erst warten, bis der Film fertig geschnitten ist, sondern eher vorher mal eine Suite schreiben und dann kommt der Film.
Hans:
Ja, immer!
Peter:
Mir ist zum Beispiel von Ridley Scott bekannt, der mit Vangelis zusammen den „Blade Runner“ gemacht hat, dass er Parts sogar am Set hat laufen lassen. Kommt das vor?
Hans:
Ja klar, der Peter Weir macht das auch so.
Peter:
Hatte Ridley Scott für den „Gladiator“ schon vorher was?
Hans:
Nein, das ist leider so ein Beispiel, wo ich wie immer zu spät dran war. Aber ich hatte schon angefangen. Die ganze Schlacht habe ich dann geschrieben, während er die Schlacht aufgenommen hat.
Bin kein Hans Zimmer Fan und werde ich auch nicht mehr in diesem und den nächsten 7 Leben. Trotz allem ein interessantes Interiew.
Schmunzeln musste ich bei dieser Passage:
Hans:
Nein, ein gutes Synthesizer Score zu machen, ist eigentlich teurer.
Peter:
Ach so!?
Hans:
Weil es länger dauert. Außerdem bin ich kein Purist. Ich habe mal versucht, einen Zeichentrickfilm mit 100% Synthesizer-Sound zu vertonen.
Peter:
Stimmt, Carpenter Musik ist natürlich puristisch.
Mal kurz und bündig. Ohne das groß bewerten zu wollen. Spätestens da trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer die Carpenter Scores kennt, deren Budget- und Zeitrahmen, der weiß, dass es durchaus möglich ist, gute Scores mit wenig Aufwand hinzubekommen. Aber Zimmer (und ein riesiges Team dahinter) bedient nun mal den Zeitgeist, den die großen Studios bedient haben wollen, während Carpenter in der Lage war/ist, relativ frei vom Druck der großen Companies, Massenware produzieren zu müssen, aus der (finanziellen) Not eine Tugend zu machen und „puristische“ Evergreens (in kürzester Zeit) zu schaffen (die MIT bewegten und ohne bewegte Bilder funktionieren). Sowas nennt man Genie und schöpferische Kraft.
Herr Grandl, mein Wusch: ein Interview mit John Carpenter.
haha… du hast recht…. das kommt, wenn man Audiospuren abtippt bei denen zwei gleichzeitig reden :-)
@Tyrell ja, nee…. No Problem. Musste vor allem wegen dieser Aussage von Zimmer schmunzeln, dass zig hundertzwölfzig Spuren purer Non Stop Bombast mit Orchester und dem ganzen Pipapo weniger zeitaufwändig und günstiger als synthetische 4 oder 8 Spuren Tracks mit ’ner greifbaren Hook wären. Stelle mir dabei vor, dass du da in dem Moment ziemlich erstaunt warst. Ich wäre es gewesen. Seine Argumentation ist für mich nicht wirklich einleuchtend.
Das ist schon einleuchtend – bezieht man die Aussage auf die damalige Zeit als in Hollywood fast ausschließlich mit Orchestern gearbeitet wurde. HZ war einer der ersten, die mit Synths punktgenau auf die Szenen komponiert hat, anders als GM (siehe unten) dessen Tracks einfach unterlegt wurden. Technisch war das damals schon eine Herausforderung. Einem orchester hast du nur Partitur gegeben und los gings ;-)
Jawoll…John Carpenter !
Das ist Kunst. Hans zimmer ist es nicht.
Und ich bin ihm nix neidig…..
@Organist007 na.. na… wollen wir doch mal realistisch bleiben. Gorgio Moroder hat für MIDNIGHT EXPRESS einen Oscar bekommen und John Carpenter hat mit seinen 80er Soundtracks Millionen verdient. Ja – das waren damals innovative Sachen, aber Kunst? In Bezug auf Filmmusik war das damals ganz banale Untermalungsmusik die einfach unter den Film gelegt wurde – also noch nicht einmal zum Filmkomponiert. Filme aus der Zeit mit Synth-Tracks kann man eigentlich nciht mehr ansehen, weil sie einem das Hauptthema im Minutentakt unverändert um die Ohren hauen (siehe Axel F).
Hans Zimmer hat mit Tracks wie THIN RED LINE, BATMAN II oder GLADIATOR Sondtrack-Geschichte geschrieben. Es steht jedem frei das zu mögen oder nciht zu mögen, aber die Leistung dahinter sollte man auch als schärfster Kritiker anerkennen. Dein Pauschalurteil klingt leider nach Stammtisch-Parole. Ich bin großer Carpenter-Fan, aber ich weiß auch, wo Carpenter aufhört und HZ anfängt. Überigens auch wo HZ aufhört ud JW anfängt .. und um das fortzuführen, wo JW aufhört und LB anfängt … und dann sind wir eigentlich schon in der Klassik ;-)
@Tyrell @ Tyrell
Es stimmt, dass es ein Zwiebel und Zwetschgen Vergleich wäre. Insofern sollte man jeden Komponisten mit seiner eigenen Herangehensweise für sich stehen lassen.
Zitat:
„In Bezug auf Filmmusik war das damals ganz banale Untermalungsmusik die einfach unter den Film gelegt wurde“
Ja, und genau das ist die Funktion, die Filmmusik m.E. auch innehaben sollte, wenn man einen Film sehen will, dann will ich mich im Kern auf Handlung, Bilder, Aktionen konzentrieren und nicht störende, zum Teil, komplett aus dem Kontext gerissene Musik (oder meinem Empfinden nach „musikalische Geräuschkulisse“), wahrnehmen, die nicht selten, fast über die gesamte Länge des Films am Film (m.E. schlecht akzentuiert) vorbeiläuft und mich aus der Konzentration auf das Wesentliche reißt. Früher gab es ja Faustformeln, nach denen viele Regisseure und Filmkomponisten den Anteil auf die Musik auf den Wesentlichen beschränkten. Das ist mittlerweile, seit Williams, Zimmer und Co. im Mainstream verstärkt wieder m.E. komplett aus dem Ruder gelaufen. Das ist nicht zukunftsgewandt, sondert erinnert eher an das Monumentalfilmkino der 50er bis zurück zur Stummfilmzeit, als Musik noch „erklären“ musste.
M.E. kann sogar die Verwendung von reiner Popmusik in einem Film absolut passend sein. Ich denke da z.B. an die Arbeit von Wang Chung für den Klassiker „Leben und Sterben in LA“ von einem Regisseur, der m.E. generell ein gutes Feeling für Musik hat, namens William Friedkin („Exorzist“, „French Connection“). Finde auch, dass gerade vielen derzeit angesagten Regisseuren dieses Feeling fehlt – oder sie haben zu wenig Mitspracherecht mittlerweile, sind daran nicht interessiert, je ne sais pas.
Speziell im Fall von Hans Zimmer frage ich mich auch, worin wirklich der eigene Anteil am kreativen Teil in diesem riesigen Produktionsbetrieb mit vielen Kreativen liegt. Dazu kommt noch eine sehr lange Kette an Plagiatsvorwürfen. Immer wieder werden dort Motive, Themen verwendet, die stark nach billiger Kopie klingen (Bspl. gibt es en Masse: Von Carl Orffs „Gassenhauer“, über Jack Nitzsche, Alex North – vergleiche hier „Cleopatra“ mit „Gladiator“, auch Gustav Holst Kompositionen scheinen dafür verwurstet worden zu sein), John Powell „Bourne Identity“, Diona Dimm (dazu gibt es eine sehr interessante Geschichte, wie HZ an das Material gekommen sein soll), Philipp Glass und/oder Max Richter…. usw .usf.) dazu häufige Selbstzitate.
Ich wünschte mir, dass wir heutzutage mehr Filmmusik hören würden, die an dem anschließen würde, und dort weiter machen würde, wo der experimentell angehauchte Mainstreamfilm in den 60ern und 70ern mal war.
sorry, bin spät…. aber zu den Plagiatsvorwürfen muß ich noch loswerden, dass mich ganz viel vom JW Star Wars (erster Film damals) soundtrack an Gustav Holst’s Planeten erinnert. Übrigens eh ein gern zitiertes Werk.
Hier komplett zu hören (in der PLaylist):
https://www.youtube.com/watch?v=7lG0UMlkScA&list=PLBznM5P4Jcu0uAkLqhk_xXuetQA2Lo_Ba
Da gebe ich dir zum Teil recht, dass das aus dem Ruder läuft, aber es gibt eben auch Ausnahmen – eben auch von HZ und Co, bei denen die Musik eine zusätzlich Ebene bildet. Den Fiulm nur auf das Bewegtbild zu reduzieren, wird FILM nicht gerecht.Und nein, diese Faustformel kenne ich nicht. Zu meiner Zeit als Filmstudent (80er) wurde sehr wohl auf die dramaturgische Gewalt von szenischer Filmmusik eingegangen und diese auch gefordert. Besonders ausgeprägt war das z.B. damals tatsächlich bei STAR WARS (heute Teil IV). Unglaublich, was JW für ein musikalisches Meisterwerk geschafen hat, welches auch den Film weit hinter sich ließ. (Hier ein Hörbeispiel aus dem Nachfolgewerk- mit Bild und Audiospur http://bit.ly/20mqMBQ, hier nur Musik: http://bit.ly/2ovUgAs). Für mich immer noch musikalischer Gänsehautfaktor.
@Tyrell @ Tyrell
Ah, cool! Kommst vom Fach! Gab es nicht eine Faustformel dafür, wie hoch der Anteil der Filmmusikanteil im Bezug auf die Filmlänge sein sollte? So’n Drittel bis zu 50 %???
Irgendwer wird da schon irgendwann einmal ein Dogma aufgestellt haben, aber mir blieb das zumindest verborgen.
Und immer geistert da so ein Zitat herum, das (sinngemäß) so lautet:
„Ein guter Film braucht keine Musik!“
@rw1957 Da gibbet ja 2 Beispiele, bei denen das m.E. klappt.
Hitchcocks „Die Vögel“
„Der Totmacher“ von Romuald Karmakar.
Aber zur Regel kann man das wohl wirklich nicht erklären.
@Tyrell „In Bezug auf Filmmusik war das damals ganz banale Untermalungsmusik die einfach unter den Film gelegt wurde – also noch nicht einmal zum Film komponiert.“
Häufig. und meistens übel…. richtig. GM Score zu „Midnight Express“ fällt da positiv aus dem Rahmen. Ansonsten hat er nicht viel bewegt in Sachen Filmmusik (mal von Charterfolgen mit Blondie, Phil Oakey usw. mit Songs aus Filmen abgesehen).
Bei John Carpenter sieht es da etwas anders aus. Er ist ja in der Lage, die Musik zu seinen eigenen Filmen zu komponieren. Davon gibt es nicht allzu viele. Der hatte beim Produzieren der Tracks die Filmszenen, Kameraeinstellungen etc. schon komplett in der Birne. In vormidifizierten Zeiten, in denen es noch keine DAWs gab und der Computer noch überhaupt keine Rolle spielte, ein enormer Vorteil, den er da ausspielen konnte. Die Fähigkeit – Film und Musik in „Personalunion“ schaffen zu können. Davon gibt es nicht viele. Da fällt mir sonst nur auf die Schnelle noch Charlie Chaplin ein.
@Tyrell Ohja , das „Chase“ Theme von Midnight Express ist super. Hier spielt G.M es „live“ am Minimoog bei Blacky Fuchsberger. https://www.youtube.com/watch?v=WmNH1e8yqdY
…Der für den Trakt verantwortliche Polizist (Mitte 30, groß, kräftig, laut) sagt: „Karl Marx hatte recht. Die Leute sind verrückt nach Geld.“ Und er sagt: „Schreib’ was Nettes über uns. Nicht dass du hieraus ein ‚Midnight Express‘ machst“ (in der Türkei sehr bekannter aber unbeliebter US-Film über den türkischen Knast).
https://www.welt.de/politik/ausland/article162384647/Deniz-Yuecel-das-Haftprotokoll.html
@kiro7 Das war nicht live. Ich habe den Minimoog und den MC-8 für die Liveübertragung zur Verfügung gestellt und war anwesend. Playback und er hat ohne Sinn und Versand irgendwo dran gedreht.
@Dirk Matten Na, das war mir schon klar… :-) des wegen auch „Live“ in Anführungszeichen ;-)
Aber immer noch unterhaltsamer als das übliche Keyboardhämmern ohne Netzkabel bei fast allen „Live“ -Auftritten diverser Bands im TV.
Aber interessant, dass die Teile von dir waren, ich liebe solche Andekdoten, und Hintergrundinfos :-) Gerne mal mehr davon!
@kiro7 Ja, ganz interessantes Thema….hab‘ mich damit vor einiger Zeit auch beschäftigt. Der Autor hat sich ja letztendlich von seiner eigenen Darstellung distanziert und wohl zugegeben, dass er einiges überzeichnet hat, bzw. im Film viel überzeichnet wurde – um es mal harmlos zu formulieren.
Tja, auch das ist Hollywood. Und Propaganda ist da immer ein Thema. Leider nix Neues. Man muss schon ordentlich filtern in Betrachtung und Wahrnehmung.
Zu Fuchsberger: Jo, das ist nur Playbackgerappel…. Giorgio Moroder hatte im Übrigen auch immer ein versiertes Team zur Verfügung. Nix gegen Moroder, mag vieles von „seinem“ Zeug auch. Aber Giorgio Moroder brauchte schon sein Team von Kreativen und „Handwerkern“ um sich. Ist aber ein offenes Geheimnis. Dazu findet sich in jedem Fachblatt genug Information.
Hallo Welle,
witzig. Ich hatte heute eine Arte Doku über French Disco am Start. Mit Harald Faltermeyer und zumindest als Standbild Robbie Wedel, welcher am Moog IIIp die Line für „I feel love“ gestrickt hat. O Ton, transportabler Synthesizer. Die Härte war Herr Faltermeyer, ganz trocken zur Entstehung eines anderen Discoknallers, Flieg Rotkelchen Flieg. Zu Silverconvention, Fly Robin Fly.
@TobyB Moin Toby….
hahaha, cool… auch der „transportable Synthesizer“…..
Müsste ich mir auch mal reinpfeifen, die Doku!
@TobyB Tolle Doku! Schön fand ich den Akai S900 im Rack. Disco war noch ehrlich und die Streicher laut Farian noch echt. :) HZ, um die Runde zu komplettieren, finde ich nur begrenzt gut. John Williams, Carpenter und Vangelis waren da viel einflussreicher als dieses industrielle „Theme-abgerocke“ bis der Arzt kommt. Junkie XL meinte in seinen Videos mal, das er hauptsächlich sau viel kategorisierte Spuren abliefert, die schlussendlich in einer Mega-Regie mit hunderten Kanälen und Lautsprechern von einem „Meister“ live in den Film arrangiert und gemixt werden. Über diesen Vorgang würde ich in Tagen von Mehrkanal und Dolby-Atmos mehr erfahren wollen, vor allem weil dieser eine Type den Film quasi erst lebendig macht. Außerdem finde ich es gut das am Ende noch ein Mensch sitzt, der alles mit seiner ganz eigenen Brille zusammenfügt. Der ist vielleicht sogar wichtiger als Mr. Hypeman Zimmer selbst. :)
@Tyrell Hallo Peter,
naja der klassische Bezog ist nicht von der Hand zu weisen. Erich Wolfgang Korngold. Die Zeitgenössische Musik kam ja erst später in Hollywood an. Populärmusik gabs spätestens mit den Technicolor Broadway-Filmen. Bei HZ sieht man schön die Wandelung vom Pop „Rain Man“ zu zeitgenössischer Musik. Interstellar ist find ich da schon exponiert. Bei BR2049 bin ich mir allerdings immer noch nicht sicher, ich schwanke zwischen Thema verfehlt und wo ist Wallfisch und wo ist Zimmer.
@Organist007 Hallo Organist,
guck mal es gibt mindestens 3 Hauptströmungen bei der Filmusik, HZ und JC sind beide Autodidakten und zumindest JC kann keine Noten lesen. Beide grenzen sich mit ihrem Werk bewusst von der Postwagnerianischen Sosse ab und machen ihr Ding. Und dennoch ist ein Vergleich zwischen Beiden wie Äpfel und Birne. Der eine macht Musik für Filme und der andere macht Filme und dreht am Moog.
@TobyB Genau !
Und letzterer ist Kunst, HZ nicht. Aber trotzdem: toller soundtrack.
@Organist007 Carpenter ist Kunst ? Das ist ´n Witz oder ?
John Carpenters Tracks sind eigentlich ganz banal und jeder einigermassen talentierte Homerekorder bekommt das hin und viele davon besser. Das Netz ist voll von Leuten mit mehr Talent. Von Kunst gar nicht zu sprechen.
Carpenters Zusammenwirken von Bild und Ton ist definitiv KUNST. Auch wenn er vielleicht nur drei Töne und 2 Rythmen verwendet.
https://youtu.be/PjmIY2Jaiwk
Top ! :-)
„wie Du und ich“ sicherlich nicht — zwischen dem „Du“ und dem „ich“ stehen einige Millionen Dollar auf dem Spaßkonto.
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„Mein größtes Problem ist immer, dass das Zeug auch funktioniert.“ — Das Problem möchte ich auch mal haben. Mein Problem ist, daß das Zeug so selten mal funktioniert…
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Dennoch kurzweilig zu lesen, allerdings nochmal den Lektor mit zweiter Lesebrille ausstatten.
Weil ich das Video-Interview tatsächlich vor einigen Wochen wieder sah, erinnere ich mich auch, dass Hans eigentlich sagte „Mein Problem ist, das Zeug muss funktionieren“ – Du hast Recht, da sollte echt noch mal ein Korrektor drüber sehen und das eventuell mal mit dem original Video-Interview abgleichen. Das zieh ich mir jetzt direkt noch mal rein, anstatt zu lesen.
Wikipedia: Ein Korrektor (lateinisch corrector ‚Berichtiger‘) ist eine Person, die Druckvorlagen hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik, Typografie, Stil, Interpunktion und sachlicher (jedoch nicht inhaltlicher) Richtigkeit überprüft und Fehler zur Korrektur anzeichnet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Korrektor
@Dirk Matten Hallo Dirk, ging um zwei falsch geschriebene Filmtitel die sich eingeschlichen hatten – BALCK RAIN und GREED CARD ;-) Habs ausgebessert. Kann ja mal vorkommen, Grüße, Peter.
@Tyrell Inhaltlich sollte der Autor verantwortlich sein, bin bei Filmen unterbelichtet.
@Tyrell GREED CARD gefällt mir aber — obwohl ich glaube, dass den Wenigsten spontan der pun aufginge.
@Dirk Matten @ Dirk: Danke für den Hinweis! Korrekt hätte es eigentlich heißen müssen „Jemand sollte den Text noch einmal mit dem Video abgleichen und entsprechend korrigieren“ – Ich hab nach deinem Beitrag verstärkt darauf geachtet, auch hier auf Amazona, meine Kommentare präziser zu formulieren. Mir ist auch eure genaue Aufgaben-Aufteilung unbekannt. Ich bekomme relativ häufig auch Aufträge, wo ich die zu korrigierende Transkription noch einmal mit dem original Audio- oder Videofile abgleichen soll (natürlich gegen Aufpreis). Ich hab vermutlich deshalb fälschlicherweise angenommen, dass der Arbeitsablauf hier ähnlich war. Im Normalfall achte ich hier auch nicht zu sehr auf Grammatik und lasse Fehler auch mal stehen, da ich hier einerseits im „Freizeitmodus“ unterwegs bin und ich andererseits mitbekommen habe, dass es hier viele nicht so genau nehmen. Die dass / das Regel, scheint auch kaum jemand zu kennen. Das hab ich sogar schon bei 1-2 Autoren entdeckt. Aber es stimmt schon, dass man gewisse Dinge einfach präziser formulieren sollte. Das werde ich in Zukunft auch hier tun.
Siehe Antwort unten.
Habs nochmals angesehen: Tatsächlich hat er sich verbessert und dann
„Problem“ gegen „Ding“ ausgetauscht. Der Satz oben stimmt schon wortwörtlich – nur durch die Korrektur und die ausholende Armbewegung wird im Video klar, dass er das gesamte Studio meint. Im Kontext zum Moog war das außerdem so zu verstehen, dass es ihm lieber ist ein neues Moog-Modular-System zu besitzen, welches vielleicht klingt wie das original, aber zuverlässiger funktioniert.
Hey… habt ihr das original Video-Interview von YouTube entfernt???
Ja, wir restaurieren das gerade. Wurde ursprünglich in HD gedreht, aber damals lies YT keine Uploads von HD-Videos zu. Dazu kam das Problem mit dem spärlichen Licht bei HZ im Studio und wir hatten keine Aufheler dabei. Wird also etwas dauern, deshalb bitte Geduld. :-)
filmmusik find ich persönlich nicht so spannend und auch hans zimmer ist mir eigentlich ziemlich latte, aber 2 roland system 700 und ein ppg modularsystem in einem „abstellraum“ machen mich irgenwie traurig…
@dilux Wie kann man Filmmusik nicht spannend finden ???
@Bernd Kistenmacher My first Music-Love – Soundtracks. Da hörten meine Klassenkammeraden Pop und Rock und mein Geld ging im Plattenladen flöten für Horner, Goldsmith, Williams, Morricone und Co.
@Bernd Kistenmacher Weil die meiste Filmmusik kakke ist und nicht dem Film, sondern den Produzenten dient.
Dann schau dir sinister an, da ist ein absolut geiler drumbassloop, bekommt den hin bist du gut.. Es gibt nicht nur musik, sondern geile soundcollagen, ohne die kein horror film horror wär. Musik in filmen soll nicht auffallen blabla
@maxikorg Warum sollte ich den hinbekommen wollen?
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Ich mache auch keinen Jazz, weil es mich a) nicht interessiert und es b) überhaupt nicht mein Ausdrucksmittel ist.
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Fehlt nur noch, daß ich hier gleich afro-amerikanische Randgruppenmusik für weiße Mittelstandskinder machen soll…
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Horrorfilme finde ich durch die Bank *gähn* — mir reicht das wahre Leben da draußen, vor dem es kein Entrinnen gibt, wenn es zu unheimlich wird.
Das ist Quatsch. Guck dir mal einen Film OHNE Filmmusik an.
Natürlich transportiert und fördert der Score durchaus Stimmung, Spannung, Emotion, whatever und kann Szenen oder ganze Filme pushen – positiv und negativ.
Die MEISTE Filmmusik kann ich gar nicht kennen – lediglich die meiste Musik des Mainstreamfilms – ja, da gibt es Tendenzen und Moden, das ist richtig. Und die betrachte ich auch seit Jahrzehnten eher kritisch, als uniformiert und uninspiriert, als konservativ ausgerichtet.
Gibt aber immer wieder auch moderne Lichtblicke (Drive, Ex Machina….)
Du brauchst mich hier nicht zu belehren und meine wohlüberlegte Äußerung als „Quatsch!“ abzutun, bloß, weil Du nicht willens bist, meinen Gedankengang nachzuvollziehen — natürlich ist Filmmusik wichtig, aber nicht schon wieder das x-te pseudoklassische Orchestergetute und -gefiedel. Das ist aber genau das, was die meisten Regisseure haben wollen, weil sie (ich weiß nicht, welcher Komponist das mal sagte.. James Horner?) von Musik keine Ahnung haben und irgendwelchen dekorativen Scheiß im Hintergrund wollen („Hier verlieben sie sich, jetzt kommen die Celli…“), der von den eigenen Bildern so wenig wie möglich ablenken soll.
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Und die Produzenten möchten sowieso gerne auf Nummer Sicher gehen, also bitte nicht das Publikum intellektuell oder emotional überfordern oder womöglich sogar erschrecken, indem sie bunte Bilder mit etwas untermalen, was dem Publikum keine Orientierung mehr in der realen Welt ermöglicht („Ah, Tröte, kenne ich, ich bin nur im Kino, keine Angst vor den bösen Außerirdischen/dem Psychokiller/dem Transformer etc….“).
Ich für meinen Teil habe in den letzte zehn, fünfzehn Jahren keine Filmmusik mehr gehört, die mich vom Hocker gehauen hätte — die letzte war, glaube ich, Cliff Martinez‘ Beitrag zu „Solaris“. Ansonsten großorchestral-fantasieloses Tschingderassabumtätärää — was der liebe Hans übrigens im Dutzend liefert, weil er das liefern muß, was der Kunde in Auftrag gibt. Da hat Filmmusik wenig mit persönlicher Brechung des Themas durch den Wahrnehmungsfilter des Komponisten und kreativer Selbstverwirklichung zu tun, das ist ein zuweilen ziemlich blöder, stumpfsinniger und frustrierender Job, den man nur aushält, wenn man sich a) viel Geld dafür bezahlen läßt und sich b) so eine kleine, feine Spielwiese zur Entspannung schafft. Könnte ich mir zumindest so vorstellen.
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Und selbst ein Hans Zimmer kann sich wohl nicht mal eben so ein Orchester hinstellen und den Score einspielen — dafür braucht es Terabytes an Orchestersamples, damit man erstmal vorproduzieren kann, um den Produzenten etwas vorzuspielen, was sie eventuell überzeugt und dazu bringt, Kohle für einen richtigen Orchesterscore lockerzumachen. Habe ich mal in einem Zimmer-Interview gelesen.
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Over and out.
Wenn es einen „like“ Button für jeweilige Beiträge gäbe, wäre er jetzt somit gedrückt.
„Gefällt mir!“
Tarantinos Filmmusik ist meist sehr gut, OK Kill Bill ist länger als 15….
Tolles Interview, ich mag die Arbeit von Hans Zimmer und seine Ansichten. Schön immer mal was von absoluten Profis zu lesen.
Danke für das Interview.
Falls im Studio Platz gebraucht wird:
Ich würde einen Roland MKS-80 schon abnehmen! ;-)
Filmmusik nehme ich persönlich nur wahr, wenn sie schlecht ist. Ansonsten verschwindet sie für mich im Gesamtkunstwerk Film.
Aber interessantes Interview, obwohl es mehr Geektalk hätte sein können.
Die MKS 80 sehen aber bei Zoom ziemlich mitgenommen aus, beklebt, teilweise auch gar nicht eingeschraubt, nur gestapelt. Macht er noch was damit? Obwohl wahrscheinlich schon, wenn die im Red Room sind.
Auf einer M64C steht „Trevor“ – Werden doch wohl die legendären Trevor Horn ´80´s Sounds drauf sein… ?
@kiro7 So sehr HZ auch Tür und Tor für alles mögliche offen steht, aber auch er kann keine 34 Jahre alten Vintage Expander mehr neu kaufen, da muss er auch Kompromisse machen
Wahnsinn … Respekt! Und der Abstellraum … boah ey.
Da sollste mal bei mir in der Küche nachsehen. z. B. unter der Spühle.. ;) (Kleiderschrank usw.) – gut natürlich nicht so exklusiv..
@RedWax Pfui Deibel! In der Spüle liegt ein „H“aar. ;-)
Kinomusik ist interessant und gehört dazu.
Aber für mich wäre die Frage mal viel wichtiger, wann geht man mit der Zeit?
Also weg von Orchestraler Musik zu Elektronischer/Allgemeiner Musik.
Black Hawk Down war ein solches Beispiel.
Die meisten Filme werden nur mit Strings zugestopft. Sound Experimente fehl am Platz… Da wünschte ich mir eine Veränderung.
@RedWax Wenn es keine bombastischen Orchestralsamples sind, schwirrt und flirrt und surrounded der Score mit zig Tiefbässen und völlig überhöhten Effekten, zumindest in vielen Mainstreamproduktionen, hier vor allem natürlich bei Actionfilmen. Ich kann mir das Geschwurbel nicht lange anhören, ohne eine leichte Krise zu kriegen, das ist auch ein Grund, warum ich mir bestimmte Sachen lieber auf dem heimischen Fernseher mit normalen Stereolautsprechern ohne Surround anschaue. Klassische Scores sind mir lieber, wobei klassisch für mich nicht zwingend das große Orchester bedeutet, da fällt auch Carpenter mit rein (mittlerweile, zumindest die alten Sachen). Die Wechselwirkung zwischen Bild und Ton funktioniert nicht zwingend durch auf-die-Fresse, das wissen wohl auch Hans Zimmer und Freunde, aber die Filmfirma will es nun mal so haben, weil es „der Markt“ vermeintlich will, dem kommt man als Komponist nicht wirklich aus, zumindest wenn man im dicken Business bleiben will.
@ lightman
„Ich kann mir das Geschwurbel nicht lange anhören, ohne eine leichte Krise zu kriegen…“
Kann ich SEEEEHR gut nachvollziehen…. wenn es mir da zuviel wurde, ging ich auch raus aus dem Film. Alles schon passiert. Mittlerweile geht es soweit, dass ich das Gros des Mainstreams auch gar nicht mehr gucke. Typische Blockbusternamen schrecken mich mittlerweile ab. Irgendwann in den 90ern konnte ich den mich begleitenden Personen auch schon nach 10 Minuten mit 95% iger Treffsicherheit voraussagen, wie der Film ausgehen wird usw. usf…. schlechte Drehbücher, unflexibel agierende Actors, bescheidene Inszenierung, überdrehte Soundtracks und flacher Humor, wo er nicht hingehört….
natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber das sind wirklich nur noch ganz wenige Namen, die mich da flashen.
Manchmal mag ich Popcorn-Kino ganz gern, besonders dann, wenn sich Story, Darsteller und Regie nicht ganz so bierernst nehmen. Leider wird selbst in viele halbwegs ansprechende Produktionen ein Schwurbelsoundtrack reingepackt, wohl um die visuellen Unzulänglichkeiten mit extra viel Gewummer zu kompensieren. Ich finde Surround ingesamt akustisch nervig, wenn ich im Kino sitze, will ich keine meist völlig überzeichneten 3D-Effekte im Sound hören. Leider gibts fast keinen Film mehr, wo das nicht der Fall ist. Das und die Preise fürs Kino heutzutage haben mir die Lust ziemlich verleidet, war schon lange nicht mehr dort.
„Die meisten Filme werden nur mit Strings zugestopft. Sound Experimente fehl am Platz… Da wünschte ich mir eine Veränderung.“
Da sind wir schomma zwei. Höre (derzeit) bei Zimmer und Co. nur Masse… mehr, mehr, mehr…
lauter, knalliger, zigfach gelayert usw.
Nehme da kaum mehr Nuancierung wahr.
Ausnahmen gibbet natürlich auch… siehe Sakamoto, Heil & Klimek (One Hour Photo …. sehr guter Soundtrack, leider ziemlich unbemerkt geblieben), Max Richter….
Andererseits darf man auch nicht vergessen, dass es hier wirklich ein riskantes Spiel im Big Business ist. Die Budgets/Kosten für einen Mainstreamfilm liegen heute mittlerweile bei weit über 100 Mio. Dollar. Und das ist in dem Bereich schon eher Low Budget. Das Doppelte ist da schon eher die Regel mittlerweile.
Wo viel Risiko ist (Filmbranche generell), da will man auch Risiko minimieren. Darum orientiert man sich soundtrackmäßig in der Regel immer am Bewährten. Experimente sind da nicht gern gesehen.
Die Phase, die ich hier so lobte (also 60er und 70er) war eine Zeit, in der das Kino in einer gewaltigen Krise steckte. Es zeichnete sich schon beim letzten großen Monumentalfilm „Cleopatra“ ab, dass die Scharen von Kinobesuchern schwanden. Also experimentierte man erstmal auch so viel aus ökonomischen Gründen, um Leute wieder ins Kino zu locken. Leider war diese Form der Experimentiererei nicht (wirtschaftlich) erfolgreich. Letztendlich will der (Mainstream)Konsument immer das Bewährte mit klassischem Wohlfühlfaktor (Kitsch, Pathos, Action, flachen Humor und phatten Sound)
Und meine Einschätzung. Auch die nächste Krise steht an.
War es in den 60ern das Fernsehen, dass die Leute vom Kinobesuch abhielt, dann sind wir jetzt beim Fernsehen 2.0 angelangt. Spezialisierte Kabelkanäle in den USA z.B., Streaming über Netflix, Amazon usw.
Die dort produzierten Fernsehserien können mittlerweile qualitativ in vielen Bereichen locker mit dem überproduzierten Kinofilm mithalten und hängen allein storyboardmäßig sogar viele Kinofilme ab. Auch in Sachen (Serien)Musik beobachte ich da eine enorme Bandbreite. Der Druck auf das Kino kommt von dieser Seite. Vielleicht bewirkt es einen positiven Schub. Mal gucken.
Nettes Interview! Herr Zimmer ist mir irgendwie immer zu sehr Interviewprofi die Antworten sind alle PC. Alle sind immer grossartig. Daran gemessen hat dieses Interview ja sogar stellenweise eine leichte persönliche Note. Man sieht immer nur kurz durchblitzen, das der Hans ein kluger Kopf ist. Macht aber trotzdem Spaß das zu lesen.
Die Carpenter/Zimmer Diskussion stellt sich für mich vereinfacht so dar:
Carpenter macht(e) Kunst,
Zimmer macht Kunsthandwerk.
Zimmer’s Qualitäten liegen definitiv eher in der Art wie er mit Klang umgeht, als im Kompositorischen.
Nicht das ein falscher Eindruck entsteht, einige seiner Werke finde ich beeindruckend.
Sein Abstellraum gefällt mir ganz gut. Da könnte ich mir schon einige gelungene Nachmittage vorstellen. :D
@L. Lammfromm Kopfkino! Irgendwie muss ich bei solchen Kommentaren an Monica Lewinsky oder Angela Ermakowa denken… ja, ist klar, dass DAS nicht gemeint ist…
nach dem Motto „ich geh mal eben mit der Praktikantin in die Abstellkammer, um den Pitch Hebel zu tunen“ ;-)
Ja- ein „Handjob“ auf der Tastatur!
Vielleicht liegt in der Kammer noch ein Wind Controller rum? Dann wäre das ein „Blowjob“. ;-)
@JohnDrum Hahaha, sehr gut, aber lass uns mal nicht weiter abschweifen. Sonst findet sich Amzona demnächst ganz weit oben in den Rankings der xxx Seiten.
Ja, du hast Recht. Habe schon gemerkt, dass euer Alarmsystem angegangen ist! Die Freischaltung hat etwas gedauert! ;-))
Zurück zum Thema:
Hans Zimmers Studio ist wie ein Adventskalender: Hinter jeder Tür eine Überraschung!
@JohnDrum @ JohnDrum
„Hans Zimmers Studio ist wie ein Adventskalender: Hinter jeder Tür eine Überraschung!“
Wenn ich jetzt gemein wäre, würde ich da dranhängen: „… was man von den Scores nicht sagen kann“ …. bin ich aber nicht, sonst kriege ich von Peter und den anderen Fans eins auf die Mütze.
Dieter Bohlen (von dem ich persönlich, nicht viel halte) hat mal, im Zusammenhang mit Neider und Leuten die seine Musik hassen, so etwas gesagt wie „Neider gehören zum Erfolg mit dazu!“ – Vielleicht sieht es Hans ja ähnlich und lächelt nur über solche Kommentare, wie man hier jetzt dutzendfach lesen kann. Darauf zieh ich mir jetzt erst mal den Interstellar-Soundtrack rein ;)
*hüstel* Du meinst sicher Koyaanistellar Intersqatsi? ;-)
Auch wenn einige Ähnlichkeiten vorhanden sind und es in Hollywood durchaus normal ist, alte Themen wieder aufzugreifen und neu / anders zu verfilmen, ist der Unterschied zwischen „Interstellar“ und „Koyaanisqatsi“ doch schon ziemlich groß. Ich würde ja sogar soweit gehen zu sagen, dass da nicht nur Welten dazwischen liegen, sondern eher noch ganze Galaxien ;)
@ knutinge
Zimmer brauchte da gar nicht mal so weit zurück, um sich „inspirieren“ zu lassen.
https://www.youtube.com/watch?v=Dusa4uMXGvo
Der Orgelklang ist in der Tat sehr ähnlich! Die Spielweise hat auch eine gewisse Ähnlichkeit, was aber bei Pfeifenorgelstücken durchaus nicht selten ist ;) Wenn du dir das Interstellar Main-Theme aber mal komplett anhörst und direkt danach das, dann müsste dir (theoretisch) schon auffallen, dass sich die Melodie „etwas“ unterscheidet und auch tonal ganz andere Wechsel hat. Im Notfall die Prozedur einfach 7 mal wiederholen, denn das Gehirn braucht (laut moderner Hirnforschung) meist 7 Anläufe, um etwas als „Fehler“ anzuerkennen. Ist aber auch ein schönes Musikstück :) Danke für den Link!
@ Wellenstrom
Stümmt! Auch Richter wurde unüberhörbar durch Mr. Glass inspiriert.
Schon Picasso wusste: „Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen.“
@ Trollblaster
Fakten verschwinden nicht, nur weil man sie leugnet oder ignoriert.
„Tatsache (Weitergeleitet von Fakten): Eine Tatsache (lateinisch factum, res facti; griechisch πράγματα) ist je nach Auffassung ein wirklicher, nachweisbarer, bestehender, wahrer oder anerkannter Sachverhalt.“ je nach Auffassung ;) „Tatsache ist ein unbestimmter Rechtsbegriff, der in Gesetzen zwar vorkommt, aber dort nicht definiert ist. Tatsachen sind sinnlich wahrnehmbare Vorgänge oder Zustände aus Gegenwart oder Vergangenheit. Tatsachen im Sinne von § 263 StGB (…) sind konkrete Zustände oder Vorgänge aus Gegenwart und Vergangenheit, die dem Beweis zugänglich sind.“ (…) „Tatsachenbehauptungen sind Aussagen über Tatsachen, wobei es an der Verifizierung noch fehlt.“ Quelle: Wikipedia
– Transkribiere doch bitte mal beide Stücke, oder zeig mir mal anhand einer akkuraten Transkription, wo die Ähnlichkeiten liegen bzw. wie viel Ähnlichkeit dort wirklich vorhanden ist. Andernfalls könnten auch Bücher oder Kurse, deren Schwerpunkt auf Gehörbildung liegt, weiterhelfen. Aber es stimmt! Diese ganze „Inspiration“ und alle Ideen sind nur geklaut! Die wahren Genies sind unbekannt oder nur wenig bekannt und kommen vielleicht einmal in einem Magazin zu Wort. In der Psychologie spricht man dann übrigens von „erfolglose Narzissten“. Und damit ist die Diskussion für mich beendet, da ich besseres zu tun habe. Ciao!
PS ergänzender Link der beweist dass ALLE nur untereinander die „Inspiration“ von anderen übernommen haben: https://www.youtube.com/watch?v=5pidokakU4I *ironie-aus*
Manchmal fühlt man sich so dünnhäutig, dass selbst die kleinste Stichelei direkt unter die Haut geht.
Kopf hoch, sonst kannst du die Sterne nicht mehr sehen.
Falls das auf dich bezogen war und du für dich gesprochen hast, kann es schon sein (liegt mir fern das zu beurteilen). Falls du mich damit meintest, ist diese Aussage eindeutig zu realitätsentfernt und gilt eigentlich schon als „Unterstellung“ ;) So und das war genug Futter. Sucht euch jemand anderen für „Diskussionen“ dieser Art.
Und leute die zitate verwenden, verwenden zitate…
Super Interview. Gerne mehr davon.
Gibts irgendwo eine Legende für die ganzen Namenskürzel in den Kommentaren?
Wer es noch nicht kennt… Durch die Nacht mit John Carpenter und Franka Potente. Beide besuchen Hans Zimmer im Studio. Minute 46:56 https://www.youtube.com/watch?v=7sUQtYxzmAA
@Anthony Rother Hehehe, besonders interessant fand ich ja J. Carpenters Kommentar ab 49:40 etwa… denke, ein Hans Zimmer Fan ist er nicht.
Übrigens, da dort ja „Assault on Precinct 13“ erwähnt wird. Das Gesamtbudget für diesen Film lag bei satten 100 000 $ (also wirklich mit allem Pipapo). Für das Geld würde ein Hans Zimmer nicht mal ’nen Praktikanten ein 20 Sekunden Jingle komponieren lassen.
Es ist schon interessant. Zimmer gehört auch nicht zu meinen Favoriten, aber definitiv hat er den meisten von uns hier eines voraus: er ist ein sehr erfolgreicher Musiker und ich denke, er weiss genau, wovon er spricht. Also ein Profi.
Nach dem Interview habe ich den Eindruck, dass er sowohl Musikprofi, als auch Sammler von Hardware ist. Und dabei hat offensichtlich das eine nicht unbedingt was mit dem anderen zu tun. Hat ein unbedarfter Leser dieser Seite nach ein, zwei Jahren den Eindruck er würde die richtige Musik machen, nachdem er möglichst einige der alten Synthies besitzt, hat dieser Mann mit keinem Wort erwähnt, dass er bei irgendeinem Film 9 MKS eingesetzt hätte. Er besitzt sie, aber offensichtlich wird sowas bei der Arbeit nicht eingesetzt. Nee, ein oft mitleidig belächeltes PlugIn, das nichtmal eine Synthlegende kopiert, wird oft eingesetzt. Da sollten einem schon mal ein paar Gedanken kommen
Erst jetzt gelesen. Wahnsinnig gutes Interview.
Ich finde das Interview klasse! Danke für die Einblicke. Bei der Kritik an H.Z. höre ich immer wieder „zu bombastisch“ etc. Ich sehe da eigentlich kein „Zukleistern“. Ich nehme seine Musik eher als Sound wahr. Mit wenigen Noten viel zu erreichen (siehe Dark Knight) das ist die hohe Kunst und das macht er imho richtig gut. Mich beeindruckt dabei sein Soundgefühl, was wohl auch der Grund ist, weshalb er Equipment geradezu inflationär behandelt :-) Kompositorisch, harmonisch, melodisch sind dagegen gar nicht wirklich komplizierte Dinge drin, wie ich finde. Und das nen Newton zur Inspiration auf dem Tisch liegt…menschlich! Kann ich gut nachvollziehen :-)
Eine Frage noch: Wie klingt eigentlich diese mega riesige Analog-Schrankwand im Hintergrund? Mich würde das mal interessieren, was man damit machen kann. Kennt da irgendwer Links oder Beispiele? Ich werde mir sowas nie leisten können, aber neugierig wäre ich schon, was bei solch bombastischer Hardware am Ende bei rauskommt. Oder eine Referenz auf eines der HZ Werke, wo dies zum Einsatz kommt und auch rausgehört werden kann?
@MichFisch00 Seit Kevin Lightner tot ist, dürfte diese 3D-Knopftapete immer mehr dekorative Zwecke erfüllen, weil sie sukzessive immer mehr kaputtsteht. Klang ist da schon lange nicht mehr rausgekommen, wenn überhaupt jemals, seit z. B. die Moog-Kabinette von Chris Franke dort gelandet sind (und der hatte sie schon Anfang der 1980er aussortiert).
Sein kann man durch Haben definieren. Muß man aber nicht.
„Kaputtstehen“, cooler Begriff :-) Aber hat HZ das nötig? Hmm, andererseits frage ich mich immer, wie die Leute das allein zeitlich unterbringen. So ein System muss installiert, verbunden, gewartet und auch verstanden werden. Das alleine ist schon ne Mammutaufgabe. Und in der „Abstellkammer“ sind gleich noch mehr davon. Ich sehe da auch nirgends ein Mischpult, wo denn die Kabel alle mal reingehen. Gilt auch für die anderen Synths , die da rumstehen. Komisch, hab ich aber vielleicht nur nicht entdeckt. Wie da „nebenher“ noch das Komponieren, Produzieren, Einspielen, Abmischen, Konzerte geben, Firmenanteilseigner sein (UJAM) , Sound programmieren, Vater sein etc geht ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Das wäre mal ne interessante Frage: Wie bekommt er das alles unter einen Hut? Und selbst bei wenig Schlaf…auch in LA hat der Tag nur 24 Std. :-) Er muss wahnsinnig schnell sein, sonst geht das nicht. Würde ihm da gerne mal bei der Arbeit über die Schulter schauen und lernen.
@MichFisch00 Hans Zimmer hat, wie allenthalben zu lesen ist, eine Werkstatt, wie sie im 17. Jahrhundert bei Malern Gang und Gäbe war — da sitzen zahlreiche Zuarbeiter, die für den Meister den Pinsel schwingen, und der Meister setzt seinen Friedrich Wilhelm drunter und somit ist es dann sein Werk — da muß also nicht so dermaßen viel koordiniert werden. Man braucht halt nur ein Team (so nennt man das heute), das eingespielt ist und die Marschrichtung kennt. Der Meister sagt, dieses oder jenes muß gemalt werden, schwingt die Pinsel, und am Ende macht er dann den finishing touch.
Wenn dann noch entsprechend viel Geld im Hintergrund vorhanden ist, kann man sich den Rücken freikaufen von so alltäglichen Ärgernissen und Leute dafür einstellen, die die lästigen Aspekte des Lebens für einen regeln, also Einkaufen, Saubermachen, Kinder erziehen und dergleichen.
So stelle ich mir das zumindest vor, als armer Schlucker, der ich bin.
Ob Hans Zimmer das nötig hat, weiß nur Hans Zimmer selbst — aus der Knopftapete ist schon seit langem kein Ton mehr gekommen, aber wenn ich es mir leisten kann, mir so eine Knopftapete zu dekorativen Zwecken hinzustellen? Warum nicht? Andere haben eine Armbanduhr für 250.000 Euro am Handgelenk, die nicht annähernd so beeindruckend aussieht.
Ja, macht Sinn. Anders könnte ich mir das auch nicht erklären. Und hey, ich gönne HZ seine Technikspielerei in Form der Tapete oder sonstigem Gear. Warum nicht. Ich würds auch so machen (statt der Uhr/Auto), wenn ich könnte und wählen müsste :-)
@MichFisch00 Mit einer Moog-Wand kann man sich nicht bei 300 km/h totfahren, mit einem Lamborghotti schon.
Und so eine blöde Uhr zeigt einem auch nur an, daß das Leben Sekunde um Sekunde endet.