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Interview: Jörg Hüttner, Filmmusik-Komponist

(ID: 2501)

AMAZONA.de:
Wie kam es denn zu Deinem Wechsel nach USA?

JÖRG:
Das war letztendlich ein Aufbau von Kontakten über Jahre hinweg und viel Ehrgeiz in der Verwirklichung eines Ziels, das nicht einfach zu erreichen ist. Das erste mal war ich 1998 in Los Angeles. Das ist jetzt auch schon 11 Jahre her. Meine Güte. Die Kontakte zu Filmkomponisten in den USA kamen durch eine Mischung aus meiner Arbeit als Sound-Designer für Synthesizer-Hersteller sowie meinen eigenen Ambitionen, in diesen Bereich vorzustoßen. Im Prinzip habe ich die Kontakte über die Jahre immer weiter ausgebaut, bis es 2004 zum ersten Gig kam. Das war “Catwoman”, den der Komponist Klaus Badelt gemacht hatte. Klaus war damals noch bei Hans Zimmer. Die Produktionsfirma hieß zu diesem Zeitpunkt noch Media Ventures. Dieses Projekt war dann auch der ausschlaggebende Punkt, einen Umzug in die USA zu realisieren.

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Jörg Hüttner at work

Jörg Hüttner at work

 

AMAZONA.de
Ein kleiner Satz in einem Interview, aber ein großer Schritt für den Jörg! Hattest Du Bammel?

JÖRG:
Ob Du es glaubst oder nicht, aber nicht wirklich. Das Schlimmste war, als endlich klar war, dass die US Behörden mir das Visum erteilen. Das war mit Abstand das Schlimmste, da dies ein ziemlich krasser und teurer Papierkrieg mit den US Behörden ist. Der Rest war dann viel Organisationsarbeit mit Umzug, Behördengängen etc.  Da hast Du nicht wirklich Zeit zum “Bammel haben”. Mir war es zu diesem Zeitpunkt so oder so nach einer Veränderung. Da kam mir das mehr als gelegen. Ganz abgesehen davon war ich seit 1999 2 mal im Jahr in Los Angeles und kannte die Stadt schon. So hatte ich schon vor meinem Umzug quasi ein privates “Netzwerk”, zumal ich Musiker aus LA schon 1995 auf einer Deutschland-Tour kennengelernt hatte und 2 davon bis heute sehr enge Freunde von mir sind.

AMAZONA.de:
Stichwort Hans Zimmer. Wie kam es denn zu diesem Kontakt, und was genau hast du dann für Hans Zimmer gemacht?

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JÖRG:
Hans habe ich zum ersten Mal im Januar 2000 persönlich kennengelernt, als er mich durch seinen Studiokomplex geführt und mir Ausschnitte aus “Gladiator” vorgespielt hat, an dem er zu diesem Zeitpunkt arbeitete. Ab diesem Zeitpunkt ist der Kontakt auch eigentlich nie mehr abgebrochen. Wie gesagt war mein erster Gig dort für “Catwoman”, allerdings für Klaus Badelt. Hans läufst Du natürlich fast täglich über den Weg, wenn Du dort arbeitest. Ganz abgesehen davon haben wir uns natürlich viel über Synthesizer und viele andere Themen unterhalten. Im Frühjahr 2005 kam dann die Produktion von “The Ring 2”, den Hans zusammen mit dem deutschen Komponisten Henning Lohner und dem Schweizer Ausnahme-Cellisten und Komponisten Martin Tillmann gemacht hat. Ich habe dort Martin ausgeholfen. Kurz darauf folgte “Batman Begins”, wo ich direkt für Hans und James Newton Howard in den “Air Studios” in London arbeitete. Meine Jobs bei beiden Filmen waren eine Mischung aus technischer Assistenz für die Filmkomponisten, Synthesizer Programming, und für das Soundtrack-Album von “The Ring / The Ring 2” habe ich dort noch einen Remix gemacht.

AMAZONA.de:
Wie muss man sich denn das bei Hans Zimmer im Studio vorstellen.

JÖRG:
Wie ein Ameisenhaufen auf Speed. *lach*  Ich hoffe, das ließt Hans jetzt nicht. “Remote Control Productions”, wie Hans’ Produktionsfirma und der Studiokomplex bestehend aus 5 Gebäuden jetzt heißt, ist ein extrem kommerzielles Filmmusikproduktionshaus, in dem Arbeitszeiten an der Tagesordnung sind, die ein Privatleben nahezu ausschliessen, wenn es während laufenden Projekten rund geht. Und um es vorwegzunehmen: nein, (Drogen sind in der Firma kein Thema, trotz meines Kommentars zu Beginn).
Dort werden Filmmusiken zum Teil in einem Zeitrahmen gestemmt, der Dir im ersten Moment völlig unmöglich vorkommt. Ergo sitzt Du dann auch ohne weiteres 7 Tage die Woche bei mindestens 12-14 Stunden in dem Laden. Da kommen schon gern einmal Nachtschichten oder Tage ganz ohne Schlaf vor. Es geht im allgemeinen auf einem extrem professionellen Niveau her, was allerdings bei diesen Produktionen nicht wirklich verwundert. Du mußt schlicht nicht nur 100% liefern. Extremer Einsatz, Fleiß und Professionalität sind die Grundvoraussetzung. Das Team dort ist aber eine Ansammlung von Top Leuten der Branche, mit denen es aber auch wirklich Spass macht, zusammenzuarbeiten. Ein wirklich cooles Team.

AMAZONA.de:
Inzwischen hast Du ja Dein eigenes Studio in LA aufgemacht. Damit hast du dann wohl die musikalische Brücke nach Deutschland abgebrochen, oder?

JÖRG:
Nein, überhaupt nicht. Genau im Gegenteil. Ich arbeite weiterhin für deutsche Musikproduktionen oder auch Instrumenten- und Softwarehersteller. Erst im Dezember war ich noch in Deutschland bei einer Studiosession für ein neues deutsches Musikprojekt namens “Ape Einstein” unter dem Produzenten Uwe Baltrusch, der u.a. in 2008 mit den “Wise Guys” den Album-Charts Platz 2 belegte. Auch habe ich gerade noch Electronics und Orchestrationen für die deutsche Goth-Rock-Band “EverEve” gemacht und in 2008 fand die Kunstausstellung “Labyrinth” in der Berliner Gallerie “Strychnin” statt, für die ich ebenfalls die Musik beigesteuert habe. Für Native Instruments habe ich ab Sommer 2008 einige Sounds für deren Kore Soundpacks gemacht. Es hört also nicht auf. Ach ja, und da ist noch die Produktion des Albums eines englischen Pop Duos, an dem ich gerade parallel sitze.

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