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Interview: Peter Zettl, Drummer bei BESIDOS

The Working Musician.

29. Juni 2014

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Ich hatte vor Kurzem das Vergnügen, mich mit Peter Zettl von der Band BESIDOS treffen zu dürfen. „Moment mal! Den Namen kenne ich doch!“ werden viele von euch sagen. Und ihr habt natürlich Recht. Peter schreibt nicht nur fleißig für den Drums-Bereich auf AMAZONA.de, er leitet ihn auch noch als verantwortlicher Redakteur.

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Als wir uns 2014 auf der Musikmesse trafen, zeigte mir Peter ein paar YouTube Clips seiner aktuellen Band „BESIDOS“. Ihren Stil bezeichnen sie selbst als „Balkan-Gypsie-Pop-Kur“.

Da ich persönlich total auf „Balkan“ stehe, war ich nach den ersten Live-Clips komplett begeistert – und mal ehrlich, wo findet man schon eine Band aus Deutschland, die so ne fette Balkan Party abbrennt?

So kam mir die Idee, Peter mal ein paar Fragen über sich und seinen musikalischen Werdegang zu stellen. Ich würde sagen „1… 2… 1, 2, 3, 4“ und los!

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Marcus:
Hi Peter, erzähl unseren Lesern, die dich noch nicht kennen, etwas über dich.

PETER:
Ich bin das, was die Engländer als Working Musician bezeichnen. Ich lebe vom Trommeln in allen Variationen: Gigs, Unterricht, Studiojobs, Projekte, außerdem bin ich seit 2013 Redakteur bei Amazona. Meine Hauptband und mein Herzensding sind die Besidos. Da spiele ich mit drei meiner besten und ältesten Freunde zusammen, die ich seit 30 Jahren kenne. So etwas zu haben ist unbezahlbar.

MARCUS:
Wie bist du zum Schlagzeug gekommen und wie sah dein bisheriger Werdegang aus?

PETER:
Ich spiele eigentlich schon mein ganzes Leben lang Schlagzeug, irgendwie wurde mir das wohl in die Wiege gelegt. Mit 6 bekam ich mein erstes Schlagzeug, später dann Unterricht. Mit 20 habe ich gemerkt, dass ich Trommeln zu meinem Lebensinhalt machen muss, um ein glücklicher Mensch zu werden. Und das habe ich dann gemacht.

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MARCUS:
Haben es deine Eltern zwischenzeitlich bereut, dir ein Drumset gekauft zu haben?

PETER:
Nein. Die haben mich immer unterstützt und freuen sich, dass ich jetzt genau das mache, was ich immer machen wollte.

MARCUS:
Du hast am Dr. Hochs Konservatorium studiert, welche Fachrichtung genau?

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PETER:
Das war ein normales klassisches Studium mit Hauptfach Schlagzeug. Das umfasst dann eben auch Mallets, Pauken, kleine Trommel – das ganze Orchester-Schlagwerk plus einen Haufen Theorie: Kompositionslehre, Musikgeschichte, Formenlehre. Mein Gott, was ich da alles lernen musste! Habe ich aber zu 90% wieder vergessen.

MARCUS:
Wie alt warst du, als du deine erste Band gegründet hast?

PETER:
Selbst gegründet habe ich eigentlich nie eine Band, aber in meine erste Band eingestiegen bin ich mit 13 oder 14. Die hatten aber schon einen Schlagzeuger, also musste ich irgendwas anderes machen. Der Bass war noch frei, also habe ich Bass gespielt.

MARCUS:
Ich stelle mir den Einstieg als Berufsmusiker extrem hart vor, musstest du am Anfang viel Musik machen, hinter der du nicht 100% gestanden hast?

PETER:
Eigentlich nicht. Die Jobs, bei denen ich gedacht habe: „Mein Gott, was mach‘ ich hier?“, kann ich an einer Hand abzählen. Gerade am Anfang habe ich zusätzlich zum Spielen und Unterrichten noch in einer Computerfirma gearbeitet. Das hat mich davor bewahrt, Gigs wegen des Geldes annehmen zu müssen, auf die ich überhaupt keine Lust hatte. Heute unterrichte ich 35 Schüler pro Woche, das finanziert mir schon mal alle Basics. Und Gigs spiele ich nur mit Leuten und Musik, auf die ich Lust habe.

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MARCUS:
Du spielst außerdem noch Bass? Inwiefern würdest du sagen, ist es von Vorteil, wenn man als Schlagzeuger selber weiß, wie sich der Bassist am besten an dem Beat orientieren kann und hat das deinen Spielstil verändert?

PETER:
Ich weiß nicht, ob das meine Art zu spielen verändert hat, aber es hat bestimmt meine Art zu hören beeinflusst. Generell höre ich immer auf den Bass und auf alles andere natürlich auch. Aber andere Instrumente zu spielen ist immer eine gute Sache, weil es den Horizont erweitert und man auch mal mitreden kann, wenn sich die anderen Musiker unterhalten.

MARCUS:
Du hast ein Paiste Endorsement. Ich glaube viele Nachwuchsdrummer würden sich nach dem Equipment die Finger lecken. Wie kommt man an so einen Deal?

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PETER:
Wenn man mit dem Gedanken spielt, sich an Firmen zu wenden, sollte man sich und sein „Standing“ erst mal einem Realitäts-Check unterziehen. Firmen geben einem nichts einfach zum Spaß oder weil man auf Youtube ein Video aus dem Proberaum reingestellt hat, auf dem man rumballert wie ein Verrückter. Ich war 35, als ich überhaupt das erste Mal eine Firma kontaktiert habe. Zu der Zeit hatte ich auf einigen erfolgreichen Alben getrommelt und hatte viele Gigs im In- und Ausland, d.h. ich hatte auch was zu bieten. Paiste war dann die einzige Firma, die ich überhaupt angeschrieben habe – einfach, weil ich seit meiner Kindheit nichts als Paiste gespielt habe. Das sind einfach „meine“ Becken. Hätte der Deal nicht geklappt, würde ich heute immer noch Paiste spielen und sie ganz normal kaufen. Es ist wichtig, dass man hinter den Firmen steht, von denen man unterstützt wird. Es bringt überhaupt nichts, einen Bettelbrief an 20 verschiedene Firmen zu schreiben – Hauptsache es gibt irgendwas umsonst. Die AR-Leute kennen sich auch alle untereinander und kriegen so etwas mit.

MARCUS:
Du spielst in einer Balkan Band, in der ihr Pop Songs im Balkan/Reggae Style spielt.
Wie bist du dazu gekommen?

PETER:
Wir haben eigentlich als normale Coverband angefangen und wollten Songs spielen, auf die wir Bock hatten, um ein bisschen Geld zu verdienen. Als dann Daniel (Geige, Mandoline) eingestiegen ist, hat das unsere musikalischen Möglichkeiten plötzlich vervielfacht. Dann hat Hüseyin, unser Gitarrist und Sänger, tief in seiner Plattensammlung gewühlt und viele coole türkische und griechische Songs ausgegraben, die hier keiner kennt, darunter viele Traditionals. So nahm alles seinen Lauf. Es war ein langer Prozess. Mittlerweile haben wir kaum noch richtige Pop-Songs im Programm, es werden immer mehr Traditionals oder auch Eigenkompositionen.

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On Tour mit BESIDOS

MARCUS:
Ihr bezeichnet euren Musikstil als Traditional Gangster Music, wie kommt ihr auf diese Bezeichnung?

PETER:
Irgendeinen Namen mussten wir dem Kind ja geben. Wir spielen viele Rembetiko-Songs, das ist der „griechische Blues“, die Musik der Griechen in Kleinasien zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Songs handeln meistens von Liebe und Leid, Knast und Drogen. Zudem haben wir zweimal mit dem Ensemble des Staatstheaters Darmstadt einen Abend gestaltet, bei dem wir eine Gangster-Story als Rahmenhandlung hatten. Wir waren dann die Band auf einer Mafia-Hochzeit, so kam der Begriff zustande. Wir fanden es irgendwie passend.

MARCUS:
Wie lange dauert es, bis ihr einen Song umgebaut habt? Weil nur mit „E“ durch Akustik Gitarre ersetzen und Balkan Beat drunter legen, ist es ja nicht getan. Ich habe mir euer „Killing in the Name“ (Rage Against The Machine) Cover angehört, und finde es sehr mutig, den markanten Basslauf rauszuwerfen und das Lied von Null aufzubauen.

PETER:
‚Killing‘ war in der Tat etwas aufwändiger, weil wir es ja auch in 9/8 spielen. Hüseyin hatte die zündende Idee dazu, dann haben wir’s erst mal im Studio aufgenommen und dann gelernt, es live zu spielen.

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BESIDOS beim tüfteln.

MARCUS:
Ich könnte mir vorstellen. dass es dann manchmal Uneinigkeit gibt, was weggelassen wird, was verändert wird. Gibt es bei euch einen musikalischen Leiter im klassischen Sinne oder entstehen die Songs in Gemeinschaftsarbeit?

PETER:
Wir 4 (Hüseyin Köroglu, Wendelin Hejny, Daniel Malkmus, ich) kennen uns seit 30 Jahren, mit Hüseyin habe ich in meiner ersten Band gespielt, Hüseyin, Wendelin und ich feiern dieses Jahr unser 25-jähriges Bühnenjubiläum – da passiert vieles intuitiv und ohne dass viel diskutiert werden muss. Meistens bringt jemand einen Songvorschlag mit, dann probieren wir’s im Proberaum aus und wissen meistens nach 5 Minuten, ob die Nummer funktioniert oder nicht.

MARCUS:
Im Vergleich zu eurer Platte von 2011 geht es wenn ihr live spielt, ganz schön ab. Was taugt euch mehr? Studioarbeit oder live spielen?

PETER:
Beides macht großen Spaß. Der eigentliche kreative Prozess findet eher im Studio statt. Wenn die Songs erst mal stehen, spielt man sie live eben immer so. Aber wir halten uns bei Gigs immer Räume zum Improvisieren offen, damit es nicht langweilig wird. Ich mag das Gefühl auf der Bühne, wenn man was ausprobiert und nicht weiß, wo es endet.

MARCUS:
Wie schön ist es zu sehen, wenn die Leute vor der Bühne einen Song in eurer Version erkennen und wie fallen die Reaktionen aus?

PETER:
Meistens freuen sich die Leute, wenn der „Aha“-Effekt eintritt. Bei Songs in 9/8 oder 7/8 ist es auch lustig zu beobachten, wie das Tanzen plötzlich etwas stockt. Zumindest hier. In Osteuropa legen die Leute dann erst richtig los.

MARCUS:
Wie kommst du am besten nach einem Konzert runter?

PETER:
Raki und Ruhe!

MARCUS:
Ihr seid seit eurer Gründung 2009 ganz schön weit rumgekommen. Ich wette, wenn man mit der Band auf Tour ist, passieren bestimmt lustige Sachen. Was war euer lustigstes Erlebnis auf Tour?

PETER:
Es ist eigentlich immer lustig. Neulich ist uns kurz vor Spielbeginn unser schönes Digitalpult verreckt, da mussten wir schnell improvisieren und haben den Gig dann mit meinem 4-Kanal Behringer Pult bestritten, was ich zufällig dabei hatte. Na ja, ist jetzt keine Kracher-Story, aber dafür jugendfrei!

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Live mit BESIDOS

MARCUS:
Ihr singt auf Englisch, Deutsch, Italienisch und Türkisch, wenn ich das richtig erkannt habe. Seid ihr wirklich so international aufgestellt oder seid ihr nur sehr sprachtalentiert?

PETER:
Wir sind zwar alle hier geboren, aber unsere Familien haben alle ausländische Wurzeln. Türkei, Tschechien, Ungarn, vielleicht haben wir alle etwas Balkan im Blut. Und Hüseyin spricht schon mal Deutsch, Türkisch und Englisch. Und Texte in Italienisch, Mazedonisch und Griechisch kriegt er auch noch hin.

MARCUS:
Was für Kessel spielst du aktuell?

PETER:
Meine Sets haben alle Birkenkessel. Die haben für meinen Geschmack etwas mehr Punch und klingen knalliger. Außerdem spiele ich bei kleinen Gigs ein günstiges Bop-Kit von Sonor. Das hat Kessel aus Pappel, glaube ich. Mit guten Fellen klingt das aber auch sehr gut. Wenn die Kessel gut gemacht sind, bringt man eigentlich alles zum Klingen.

MARCUS:
Du hast in deinen Testberichten für AMAZONA.de immer sehr schöne Soundbeispiele. Wie und wo nimmst du auf? Ist ja nicht grad immer Zimmerlautstärke.

PETER:
Recordings für die Testberichte mache ich in meinem Proberaum mit Studio One. Dazu Standard Mikros wie das SM 57, Beta 52, verschieden Overheads. Alles nichts Besonderes sozusagen. Als ich bei Amazona angefangen habe, war ich noch alleine und hatte nur wenig Ahnung von Recording-Software und Mikro-Positionierung und solchen Dingen. Ich musste mich einfach nie damit beschäftigen. Aber ich lerne dazu.

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MARCUS:
Schreibst du auch eigene Songs?

PETER:
Eigene Songs schreibe ich nicht. Dazu fehlt mir wohl das Talent. Manchmal entstehen aus Jams neue Songs, dann habe ich daran meinen Anteil, ansonsten habe ich eher Ideen für Arrangement-Details. 

MARCUS:
Ok, zum Schluss gebe ich dir immer zwei Möglichkeiten vor und du musst schnell entscheiden. Bereit? Ok.
Ärzte oder Hosen?

PETER:
Ärzte.

MARCUS:
Stewart Copeland oder John Bonham?

PETER:
Puuh. Copeland ist mein All-Time-Favorite, Bonham mein Rock-God. Unentschieden.

MARCUS:
Star Wars oder Star Trek?

PETER:
Star Wars.

MARCUS:
Hund oder Katze?

PETER:
Ich esse lieber Hühnchen.

MARCUS:
Bumm oder Tschack?

PETER:
Hä? Bumm!

MARCUS:
Super! Peter, vielen, vielen Dank für deine Zeit und deine Arbeit als AMAZONA.de Autor.
Ich wünsche dir natürlich weiterhin viel Spaß und Erfolg in allen deinen Projekten.
Wiederschaun, reingehaun!

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