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Interview: Gavin Harrison, Schlagzeuger für King Crimson, Level 42, Porcupine Tree

Drums für Level 42, Iggy Pop & mehr

14. Juni 2019
king crimson gavin harrison

Interview: King Crimson, Gavin Harrison, Schlagzeuger

King Crimson feiern 2019 mit einer ausgedehnten Tour ihr 50-Jähriges und bespielen dabei ausgesuchte Venues. Wer in diesen schnelllebigen Zeiten noch immer gefeiert abliefert und sich konstant immer wieder neu erfindet, hat mit Sicherheit viel zu erzählen. King Crimson Drummer Gavin Harrison stand mir über eine geschlagene Stunde am Telefon Rede und Antwort und gab sehr interessante Einblicke und Sichtweisen zu seiner Arbeit als Session-Musiker, seiner Person und natürlich den Hauptdarsteller, die Band King Crimson zum Besten.

Dieses Interview ist aus Sicht eines Musikers und Recording-Engineers, aber auch aus Sicht des Konzertbesuchers und Musikliebhabers geführt und teils übergreifend in mehrere Themenbereiche unterteilt. Viel Vergnügen beim Durchlesen.

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An dieser Stelle ein Dankeschön an den örtlichen Veranstalter Shooter Promotions GmbH, Alexander Mantiz und Dirk Eisermann und dem Tourmanagement PACO Agency GmbH, Karina Kahl für das Ermöglichen des Interview-Termins. Die Tour-Termine findet ihr unten gelistet, diverse Links führen euch zu offiziellem Material über Gavin Harrison und King Crimson.

Gavin Harrison, Photo by David Singleton

King Crimson, der Mastermind Robert Fripp

Die britische Band um Mastermind Robert Fripp spielten 1969 ihr ersten Konzert, so sind die 50 Jahre Bandgeschichte 2019 festzumachen. Einziges konstantes Mitglied ist Gründer Robert Fripp. King Crimson spielten über die 5 Dekaden in wechselnden 4-8 Mann Besetzungen, veröffentlichten zahlreiche Studio- und Live-Alben und genießen den Ruf, stets ausgezeichnete und kantige Musiker zu beherbergen. Die extrem treue Fanschaft wird mit immer neuen Live-Performances belohnt, denn wenn eines der konstant rote Faden bei King Crimson ist, dann ist es das nie Identische.

Gavin Harrison

Jahrgang 1963, antwortet mir mit charmantem englischen Gentleman-Akzent am Telefon. Wer Gavin oder King Crimson nicht kennt, dem sei zuerst ein kleiner Schwenker zu Wikipedia empfohlen, die vielen Links und Querverweise geben einen Überblick über die Bandbreite der Band und deren Musiker. Jetzt wisst ihr, wer da antwortet.

Amazona:
Wie ist dein Status als Musiker bei King Crimson?

Gavin:
Ich bin einer von 3 Schlagzeugern.

Amazona:
In welchen Bands hast du bisher gespielt?

Gavin:
(lacht) Das wird ne ziemlich lange Antwort, ich bin Mitglied der Band The Pineapple Thief, ich war in der Band Porcupine Tree und davor habe ich als Session-Musiker mit vielen Leuten gearbeitet. Darunter Level 42, Paul Young, Lisa Stansfield oder Iggy Popp. Ich habe ne lange Liste von Leuten, mit denen ich gearbeitet habe, ich kann mich gar nicht an alle erinnern.

king crimson gavin harrison

Das Set von Gavin auf der aktuellen Tour

Amazona:
Hast du bei diesen Bands auch zum Songwriting beigetragen?

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Gavin:
Ich war bei Porcupine Tree am Songwriting involviert und ich mache Songwriting bei The Pineapple Thief.

Amazona:
Wie kamst du zu ersten Mal mit der Musik von King Crimson in Berührung?

Gavin:
Das Erste, was ich von King Crimson gehört hatte, war „Three of a Perfect Pair“, Mitte der 80er, das war und ist auch die einzige Platte, die ich von King Crimson besessen habe.

Amazona:
Was hast du damals zu dieser Art Musik für eine Meinung gehabt?

Gavin:
Interessant, offensichtlich nicht kommerziell, sie haben viele ungewöhnliche Songstrukturen gemacht, verglichen zu an anderen Sachen, die ich bis dahin gehört hatte. Bill Bruford hat auf dieser Scheibe gespielt.

Amazona:
Hast du King Crimson mal als normaler Konzertbesucher gesehen?

Gavin:
Nein, habe ich nicht.

Amazona:
Wie bist du mit Robert Fripp in Berührung gekommen? Wie ist der Kontakt entstanden?

king crimson gavin harrison

Gavin mit dem AMAZONA.de Autor Jochen Schur

Gavin:
 2006/2007 war Robert Fripp unser Support-Act für Porcupine Tree. Er hat 20-30 min gespielt und ca. 40-50 Shows eröffnet. Wir haben Robert dann gut kennengelernt, wir sahen uns ja jeden Tag und haben dann eine gute Beziehung aufbauen können. Eines Tages, nach den Gigs 2007, rief er mich an und lud mich ein King Crimson beizutreten, das war 2008.

Amazona:
Zu dieser Zeit spielte Robert die Soundscapes, oder?

Gavin:
Ja, das stimmt.

gavin harrison

Songwriting

Amazona:
Was kannst du uns über den Songwriting-Prozess in King Crimson erzählen? Tausch ihr Ideen aus oder kommt Robert Fripp mit fertigen Songs?

Gavin:
Als King Crimson haben wir bisher noch kein Studio-Album gespielt, aber neuere Songs sind meistens von Robert und Jakko (Jakszyk, Gitarrist und Sänger bei King Crimson) gemacht. Jakko gibt mir dann die rohe Fassung des Songs und ich versuche mir vorzustellen, was man da mit 3 Drummern spielen kann. Normalerweise arrangiere ich dann den Song für die 3 Schlagzeuger, mache Demos in meinem Studio zu Hause, dann kommen wir 3 Drummer zusammen und erarbeiten anhand der Demos die Arrangements. Danach kommen wir mit der kompletten Band zusammen, proben und starten als Band mit den neuen Songs.

Amazona:
Ihr trefft euch oder ihr schickt ihr euch die Sachen übers Internet zu?

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Das Drumkit von Jeremy Staceys

Gavin:
Wir teilen meistens die Files übers Netz, Bill (Rieflin, der zweite Drummer), lebt in Seattle, Pat Mastoletto, der dritte Drummer), lebt in Austin Texas und ich lebe in London. Sich treffen ist da nicht so leicht. In den letzten 2-3 Jahren spielte Jeremy Stacy anstelle von Bill Drums und Jeremy lebt in London. Gelegentlich schaut er bei mir den Tag über vorbei. Aber normalerweise machen wir das übers Netz und bevor wir mit der kompletten Band proben, haben wir eine ganze Woche mit nur Schlagzeug Proben. Nur die 3 Drummer sind in einem Raum und wir haben einen Computer, von dem  aus der Track läuft, zu dem wir dann spielen. Wir versuchen alles auszuarbeiten, wie wir dann zu dem Song spielen.

Amazona:
Wenn du einen rohen Track bekommst, ist da ein Klick oder Computer Drums drauf oder gar nichts?

Gavin:
Normalerweise ist da nichts drauf.

Amazona:
Hast du Vorgaben, wie die Drums zu spielen sind oder sollst du in deinem Stil bzw. wie immer du magst eintrommeln?

Gavin:
Glücklicherweise ist das, was ich mag, mein Stil, Schlagzeug zu spielen (lacht), aber wenn wir mit 3 Drummern spielen und einen alten King Crimson Song arrangieren, so ziemlich alle alten Songs sind mit nur einem Drummer gespielt bei den ursprünglichen Aufnahmen, ist die Herausforderung folgende: Wie bearbeiten 3 Drummer einen Song, der mit einem Drummer gespielt ist? Manchmal müssen wir nur mit 2 Drummern arrangieren, denn wenn Keyboard-Parts im Song enthalten sind, spielt Jeremy Keyboards, in gleicher Art wie auch Bill Keyboards statt Drums gespielt hat. 2008 waren Pat und ich die Drummer bei King Crimson, ich war es schon gewohnt, Drumpattern mit Pat auszuarbeiten. Wenn wir Songs spielen, die wir schon ab 2008 arrangiert hatten, spielen wir diese Arrangements noch immer und Jeremy spielt dann ggf. Keyboards, es hängt natürlich immer vom Song ab.

Aber Roberts Instruktion an uns war: „Macht euch über die originalen Drums keine Gedanken, macht einfach was Neues.“ Das ist eigentlich die einzige Anweisung, die er immer gibt.

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Das King Crimson Bühnen-Setup 2019

Drum Equipment/Studio Gear von Gavin Harrison

Amazona:
Stell uns doch mal dein Studio Gear vor.

Gavin:
Mein Studio Gear? Also erst mal bin ich in der glücklichen Lage, mein Studio zu Hause zu haben. Kürzlich habe ich mich von meinem großen Mackie 32:8 Bus Pult mit Apogee Wandlern verabschiedet. Ich habe die Presonus Box RM32 AI gekauft. Diese hat 32 Inputs, 16 Outputs, also kannst du 8 Stereo-Mixes erstellen und alle diese 8 individuell. Wenn ich im Studio mit The Pineapple Thief probe, sind 5 Leute bei der Band und wir bekommen alle einen individuellen Stereo-Mix von der Presonus Box. Jeder mit einem iPad, einem iPhone oder einem Mac bzw. PC kann seinen eigenen Mix unabhängig von den anderen generieren. Das ist fantastisch, es hat noch Kompression, EQ, Reverb, all diese Dinge. Die Box hat aber auch eine direkte Verbindung zu meinem Computer, so kann ich auch Multitrack-Aufnahmen machen. Das ist ein bisschen wie ein Wunder, man muss sich nicht mehr mit einem großen analogen Pult mit individuellen Wandlern mühen. Es klingt sehr gut und ist sehr bequem. Wir haben eine Kopie dieser Box, die wir bei The Pineapple Thief mit auf Tour haben, so generieren wir unseren Monitor-Sound auf der Bühne.

Amazona:
Spielt ihr mit InEar Monitor Systemen oder nutzt ihr noch Wedges?

Gavin:
Nein, nein, nein, nein, nein, wir spielen nur noch InEar Monitor Systeme, keine Bühnenmonitore mehr.

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Drumtechnik Gavin Harrison

Amazona:
Spielst du speziell entwickelte Techniken, die bei keinem anderen Drummer zu hören oder zu sehen sind?

Gavin:
Hmmm, ich kenne nicht alle anderen Drummer, da ist keine spezielle Technik, ich spiele die Art, die ich spiele, (lacht) ich habe wahrscheinlich keine Technik, die niemand anderes auf der Welt spielen könnte.

Amazona:
Ich formuliere die Frage etwas um. Du spielst sehr melodisch …

Gavin:
Ja, das stimmt, ich versuche so musikalisch wie möglich zu spielen. Ich sehe mich selbst als Musiker, der das Schlagzeug spielt. Ich spiele auch Piano und spiele E-Bass, ich versuche aus musikalischer Sicht das zu spielen, was ich mir vom Drummer wünschen würde, wenn ich der Sänger, Bassist oder Keyboarder wäre. Manchmal, wenn du wie ein Drummer denkst, ist das zu technisch und könnte nicht musikalisch genug sein.

Amazona:
Du bist also ein musikalisch gesehen ein Teamplayer?

Gavin:
Yeah!

Amazona:
Bist du ein Doppelbass-Drummer bzw. spielst du mit einer Doppel-Fußmaschine?

Gavin:
Ich nutze eine Doppel-Fußmaschine, die mit einer Bassdrum verbunden ist, viele, so um die 36 Jahre zurück, hatte ich 2 Bassdrums, also ein Doppelbass-Set.  Zitat: „It was just too much.“ (lacht)

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Jochen Schur und Jacko

Studiogear

Amazona:
Welches zusätzliche Equipment nutzt du für Sounds, die du nicht auf dem analogen Set erzeugst?

Gavin:
Ich habe 2 Nord Pads, eines heißt Nord Drum 2, das andere Nord Drum 3P, das ist direkt angeschlossen. Jedes Teil hat 6 Pads. Ich mag die Nord Drum Sachen, da es eher ein Synthesizer als ein Sample-Player ist. Wenn du die Pads spielst, spielst du wie auf einem Synthesizer, du kannst den Klang verändern, je nach dem wie hart du die Pads spielst, das Ganze klingt natürlich. Wenn du Samples spielst, dann spielst du ein einziges Sample mit verschiedenen Lautstärken und das fühlt sich an, als wärst du nicht Teil des Sounds. Du machst den Sound nicht, du triggerst ihn nur. Bei den Nord Drum Sachen ist man am Sound machen beteiligt, durch die Art, wie man die Pads mit den Sticks anspielt. Das spricht mich mehr an. Da gibt es viele Sounds, eben nicht nur die üblichen klassische Percussion-Sounds wie Congas, Bongos, Cowbells und diese Sachen, sondern perkussiv klingende andere Sounds.

Amazona:
Nutzt du noch anderes digitales Equipment auf der Bühne?

Gavin:
Nein, nicht auf der Bühne mit meinem normalen Drumkit, da nur die Nords.

Amazona:
Und im Studio? Setzt du da beispielsweise E-Drums ein?

Gavin:
Nicht mehr, das habe ich in der Vergangenheit gemacht, das ist sicher mehr als 20 Jahre her.

Amazona:
Spielt du gerne zu einem Klick oder einen Guide-Track, wenn du Aufnahmen machst?

Gavin:
Das hängt davon ab, heutzutage wird oft der Klick bevorzugt. Bei Porcupine Tree haben wir beispielsweise einen Klick benutzt, als wir einen Film zur Musik synchron zu bekommen hatten. Wir hatten eine große Leinwand hinter uns. Wir mussten alles synchron zum Film spielen und der Klick war der beste Weg, das zusammenzuführen.

Amazona:
Bist du als Studiodrummer bei der Post-Production deiner Drum-Aufnahmen involviert?

Gavin:
Absolut! Ich mische meine Drums, beispielsweise bei den letzten beiden The Pineapple Thief Alben habe ich Bruce Soord, Gitarrist und Sänger der Band, ein Stereo File gegeben, er hat dann die Tracks fertig gemischt. Nur so kann ich genau den Sound generieren, der zu meinem Spiel passt. Bruce mischt die Musik, aber ich die Drums. Ich sende das File übers Netz und er mischt seine Version des restlichen Songs dann zu den Drums.

Amazona:
Bevorzugst du im Studio eher Close-up-Mikrofonierung oder Raum-Mikrofonierung?

Gavin:
Ich nutze beides. Ich habe ein etwas ungewöhnliches Setup in meinem Studio. Da ist ein großen Regieraum, der recht tot klingt, gut schallgedämmt und dann habe ich ne recht große Halle, etwa wie eine Kirche (lacht kurz) direkt anschließend an meinem Regieraum. Dann habe ich diese sehr großen Türen, die öffne ich, während ich im schallgedämpften Raum spiele. In der Halle stehen zwei C414 AKG Mikros, mit denen ich unabhängig vom trockenen Raum und dessen Mikrofonierung den sehr großen Hallraum Sound meines Drumsets aufnehme. Macht das Sinn?

Amazona:
Oh ja! (beide lachen)

Gavin:
So habe ich die Möglichkeit, beide Aufnahmen im gewünschten Verhältnis zusammenzumischen. Das hängt natürlich vom Song und vom restlichen Mix ab oder auch wie viel Kompression auf dem trockenen Sound ist, aber es ist sehr schön, diesen natürlichen Hall zu haben, viel schöner als digitaler Hallraum (legt noch mal nach), das ist wirklich ein gehöriger bemerkenswerter Unterschied.

Amazona:
Welches Equipment nutzt du zum Recording?

Gavin:
Ich bin sehr glücklich, ein Endorsement mit AKG zu haben, so sind an allen meinen Toms AKG C414 Mikros, zwei  C12 als Overhead hinter mir und ein, ich denke, es heißt C12 VR in der Bassdrum.

Amazona:
Welche Mikrofon-Charakteristika nutzt du bei den Aufnahmen?

Gavin:
Das Tolle bei den C414 ist die Umschalt-Charakteristik, so hat man 9 Möglichkeiten von Hyperniere bis Kugel. Für die Nahaufnahme der Drums nutze ich nur die Niere, die Overheads und der Ambient Room (besagte Halle) ist eher mit breiter Mikrofonie aufgenommen, Kugel oder Acht oder auch die Kombination aus beidem. Gerade bei der Halle kann man gefühlt die Raumgröße nur durch die Verwendung unterschiedlicher Charakteristiken erzielen. Das macht so viel aus und ist fantastisch.

Plugins für Drummer

Amazona:
Unsere Fragen gehen in viele Richtungen, da unsere Leser aus allen Bereichen der Musik kommen.

Gavin:
Ja und was sehr interessant für mich ist, ist das Plugin Auto-Align. Auto-Align bedeutet, dass du Phasen korrigieren und ändern kannst. Ich nutze 15 Mikrofone für meinen Drum-Sound, da hast du jede Menge Übersprechungen. Es könnte ja das Tom-Tom-Mikro einen Meter von dem Snare-Drum-Mikro stehen, man hört beide Signale auf beiden Mikros und hat eventuell ne Phase.

Nun lege ich das Auto-Align Plugin auf jede einzelne Spur meiner Aufnahmen und kann Phasen korrigieren und Distanzen ändern, das verändert und verbessert den Gesamtsound ziemlich gewaltig. Meine Ambient-Mikros sind etwa 4-5 Meter von den Drums entfernt positioniert, natürlich hast du da eine gewaltige Verzögerung bzw. Zeitverschiebung (Latency). Wenn ich einen Schlag mache, kommt der viel früher bei den Close-up-Mikros an als bei den Ambient-Mikros. Mit dem Plugin kannst du bis zu einem Sample-genau korrigieren und das ändert den Klang entscheidend. Du kannst den Drumsound so enorm verändern, nur durch Rumspielen mit dem Plugin, das hat noch nichts mit EQing zu tun.

Amazona:
Das ist ein guter Tipp für unsere Studio-Interessierten.

Gavin:
Ja, ich arbeite nicht mal für Auto-Align (lacht heftig), aber man kann das als Demo downloaden und einige Zeit testen. Ich arbeite jetzt ungefähr 3 Jahre mit dem Plugin und nutze es für alle meine Live- und Studio-Drum-Aufnahmen.

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Das Rack von Mastermind Robert Fripp

Tipps für Dummer

Amazona:
Hast du eine guten Tipp für Schlagzeuger, die das erst Mal im Studio sind?

Gavin:
Ja! Geh sicher, dass du mit Klick spielen kannst. 99 % aller Sessions (Aufnahmen) werden mit Klick gespielt. Es ist einfach von unschätzbarem Wert, wenn du sicher klingst mit einem Klick. So hast du Erfolg als Session Drummer. Wenn du Timing-Probleme hast, deine Bassdrum nicht mit der HiHat übereinstimmt oder die Snare ist immer out of time zur Bassdrum und HiHat, wird es wie ne Katastrophe klingen (beide lachen).

Wenn du an Präzision und Genauigkeit arbeitest, mach dir keinen Kopf um schnelles Spielen, ich bin in 40 Jahren mit unzähligen Sessions noch nie zu super schnellem Spielen aufgefordert worden. Noch nie! Verschwende nicht 10 Stunden von deinem Tag zu versuchen schnell zu spielen. Versuche akkurat zu spielen. Das ist die größte Hilfe, die ich geben kann.

Live Drums King Crimson

Amazona:
Dein erstes Erscheinen bei King Crimson war, du als alleiniger Drummer oder du mit Pat Mastoletto als zwei Drummer?

Gavin:
Das war zusammen mit Pat 2008.

Amazona:
Da wart ihr beide klassisch im hinteren Teil der Bühne mit euren Schlagzeugen aufgebaut?

Gavin:
In dieser Zeit, bei dem Konzert,  ja.

Amazona:
Jetzt spielt ihr mit 3 Drummern, alle vorn in der Bühnenfront aufgereiht, wie fühlt sich das an?

Gavin:
Komisch zuerst, ich mache das jetzt 6 Jahre mit King Crimson, es ist jetzt nicht mehr seltsam.

Es ist seltsam, vorn zu sitzen, aber das Tolle daran ist, es ändert die Dynamik einer Rock ’n‘ Roll Band dramatisch. Normalerweise, 99 % aller Rock ’n‘ Roll Bands haben einen Sänger bzw. Sängerin, diese Person steht vorn in der Mitte. Der Bezugspunkt der Band ist der Sänger und die Band ist um den Sänger geschart. Der Sänger ist der einzige, der mit dem Publikum redet und eine Beziehung mit dem Publikum hat.

Bei King Crimson ist der Sänger hinter den Drummern und der Sänger spricht nie mit dem Publikum. Der Fokus ist nicht mehr nur auf einer Person, so wie sonst bei fast jeder anderen Rock ’n’Roll Band. King Crimson ist eine Art Rock ’n‘ Roll Orchester, wir haben keinerlei Produktionstricks, wir haben weißes Licht, das beim Konzertbeginn angeht und die ganze Zeit bis Konzertende konstant an ist. Da ist nichts anderes, kein Nebel, keine Tiere, keine Jongleure, keine Trapez-Artisten, keine Explosionen, keine Blitze, keine Projektionen. Nur weißes Licht, als wenn du optisch ein Orchester erwarten würdest.

Amazona:
Ich stelle mir gerade Elephant Talk Talk mit nem echten Elefanten auf der Bühne vor (lacht).

Gavin:
(lacht)

Amazona:
Wie arrangiert ihr die 3 Drummer, gibt es viel Platz für Improvisation oder versucht ihr jeden Tag identisch zu spielen?

Gavin:
Es gibt einige Song, die Teile haben, die improvisiert werden sollen, einige, die versucht genau gleich gespielt zu werden, weil diese Songs sehr strenge Strukturen haben. Ein Song etwa wie Discipline, wir versuchen das jeden Abend so gleich wie möglich zu spielen, weil da alles ineinander greifen muss, das ist wie ein 1000 Teile Puzzle. Es sind sonst viele Improvisationsparts im Konzert, da ist von allem etwas.

Amazona:
Eine Band wie mit 3 Drummern kann purer Groove oder  schlicht ein Albtraum sein, wie löst King Crimson die Balance von Harmonik und komplexer Rhythmik?

Gavin:
Offensichtlich, 3 Drummer können sehr chaotisch klingen, deshalb schreiben wir Arrangements. Die meiste Zeit spielen wir nicht das Gleiche, das wäre unsinnig, wenn alle 3 das Gleiche spielen würden. Wir denken wie ein Drummer mit 6 Händen und 6 Beinen. Wir machen rhythmische Arrangements, die für jeden Song designt sind, um mit dem Rest der Band gut zusammen zu spielen und zu klingen.

Amazona:
Wie ist des für dich als Drummer, mit jemandem wie Tony Levin am Bass zu spielen? Alleine diese Rhythmus-Sektion lässt doch keine Wünsche offen.

Gavin:
Yeah, das ist aufregend, denn er ist unberechenbar.

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King Crimson 2019, Besetzung mit 8 Musikern

Amazona:
50 ist eine starke Zahl, für einige bedeutet sie Halbzeit, für andere den halben Weg oder ein Jubiläum, nicht viele Bands können eine Beziehung mit dieser Zahl aufweisen. Was bedeutet diese Zahl für King Crimson?

Gavin:
Es bedeutet, wir sind auf halbem Weg da (lacht), ruf mich in 50 Jahren noch mal an und ich sage dir, was in den zweiten 50 los war.

Amazona:
Alles klar, ich notier‘ es im Kalender (lacht)

Gavin:
Yeah!

Amazona:
Denkest du, der zeitlose Stil bzw. die Einzigartigkeit der Musik von King Crimson ist die Basis, um diese Zeitspanne überlebt zu haben? Heutzutage werden Bands gehypt und verschwinden dann plötzlich wieder in der Versenkung.

Gavin:
Ja, es ist ein Tribut zu Robert Fripp, der die Band als Mastermind (Gavin gebraucht das Adjektiv masterminded) entwickelt hat. Er hat die Band in vielerlei Richtungen geführt und mit vielerlei Besetzungen immer die Identität von King Crimson gemanagt. Das Konzept, der Geist von solch einer Band, es sind ja keine 50 Jahre für mich, es sind 11 Jahre für mich und offensichtlich sind es 50 Jahre für Robert, der von Anfang an dabei ist, er ist die Person, der die Vision hat, was King Crimson ist, was King Crimson sein sollte und wohin Kind Crimson gehen soll. Es ist wie die großen Feierlichkeiten seiner Vision.

Amazona:
King Crimson war nie eine typische Genre-Band, zwar meist als progressiv eingeordnet, doch wie würdest du Stil und Typus der Musik von King Crimson über die Jahre beschreiben?

Gavin:
Die Musik ist offensichtlich sehr experimentell und progressiv in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes progressiv. Ich bin nicht so involviert im Schubladendenken mit den ganzen Genres und ich bin sicher, Robert Fripp hat seine Band nie in das Genre progressiv gesteckt. Es war einfach eine interessante Band. Das Progressiv-Genre gab es nicht, als King Crimson oder Pink Floyd, Genesis und Yes angefangen hatten. Da alles waren Rock Bands, die interessante Sachen gemacht haben, genauso kannst du sagen, Led Zeppelin war progressiv. Die Idee von Prog ist ja nicht vor den späten 80ern aufgekommen, wahrscheinlich haben manche Musikjournalisten entschieden, das so zu nennen, dass dies die korrekte Bezeichnung für eine solche Band sei. Robert denkt nicht über seine Musik, sie sei Prog, ich denke nicht in Genres, weil ich so viele verschiedene Arten von Musik spiele, es ist alles nur Musik für mich.

Amazona:
Verfolgt ihr immer noch den Gedanken der Doppel Trio Band bzw. jetzt des Doppel Quartetts, 2 Bands spielen dieselben Songs?

Gavin:
Nein.

Amazona:
Wenn du in einer Band nur eine Person ersetzt, klingt diese Band anders: Bei King Crimson ist über die Jahre wohl jede Position verändert worden, aber der Sound ist immer noch King Crimson. Bitte erzähl uns etwas über dieses Phoenix Konzept von King Crimson.

Gavin:
Nun, diese Band klingt offensichtlich anders als frühere Versionen von King Crimson, aber wie schon bei deiner Frage vorhin, die Essenz von King Crimson liegt bei Robert Fripp. Er ist die Person, die sieht, welcher Musiker was macht, er ist der Casting Agent, er wählt die Musiker aus, von denen er denkt, dass diese ein interessantes Zusammenspiel liefern. Das hat er jetzt bereits seit 1969 gemacht und so die 8 bis 9 Versionen der Band zusammengeführt. Robert ist an allem Songwriting beteiligt, er hat seine Vision von King Crimson bewahrt und das ist auch der Grund, wieso King Crimson immer ein wenig  wie King Crimson klingt, wegen ihm.

Amazona:
Was ist deiner Meinung nach der Hauptunterschied zwischen Adrian Belews und Jakko Jakszyks Art zu singen?

Gavin:
Meiner Meinung nach, es sind zwei verschiedene Sänger, zwei komplett verschiedene Sänger, ich kenne Jakko eine sehr lange Zeit, wir arbeiten seit den 80ern zusammen, dagegen hatte ich nur einen Hauch, ich glaube es waren 11 Konzerte mit Adrian, deswegen bin ich mit Adrian nicht so vertraut wie mit Jakkos Stimme, ich denke, Jakko macht einen großartigen Job.

Amazona:
Versucht ihr alte Song so wie auf Vinyl/CD zu spiele, oder lasst ihr diese Songs aktuell klingen?

Gavin:
Roberts Idee ist folgende: Jeder Song ist ein neuer Song, ganz egal wann er geschrieben wurde, behandelt ihn, als wäre es ein brandneuer Song, auch wenn er vielleicht vor 40 Jahren geschrieben wurde. Aus Sicht des Drummers versuchen wir nicht, den originalen Drumsound und die originalen Drums wiederzugeben, es ist nicht Teil des Konzepts, dass du kommst und genau die originalen Sachen von einst hörst, die Michael Giles 1969 gespielt hat. Das wird nicht da sein, wir versuchen nichts zu emulieren oder zu reproduzieren, wie es einst war.

Amazona:
Kommen alle zu hörenden Sounds bei einem Konzert von der Bühne oder addiert der Mensch am Mischpult Klänge wie Sounddesign dazu?

Gavin:
Alles was du hörst, kommt von der Bühne. Es gibt Sounddesign, das macht Robert Fripp von der Bühne aus.

Amazona:
Gibt es so eine Art King Crimson Code, wie man als Musiker ticken muss, um in der Band spielen zu können?

Gavin:
Robert ist kein Bandleader im eigentlichen Sinne, er sagt uns nicht, was wir spielen sollen, er dirigiert nicht, er zählt die Songs nicht ein, aber er hat eine allumspannende Philosophie über Musik und das Leben, das, da bin ich sicher, findet man mit vielen Beispielen im Internet. Ich denke die Musiker in der Band respektieren seine Vision von King Crimson und wir fühlen eine Verantwortung, wenn wir in der Band sind, Teil des Geistes von King Crimson zu sein. Ein Beispiel: Wir spielen jeden Abend den Song „21 century schizoid man“ und ich spiele jeden Abend ein Drum-Solo in dem Song, aber im Geiste von King Crimson versuche ich jeden Abend das Solo neu zu improvisieren. Es wäre ein Leichtes für mich, eine Menge cleveres Zeug, nette, dem Publikum gefällige Ding zu spielen und das jedem Abend gleich zu reproduzieren, um eine gute Resonanz vom Publikum zu bekommen. Doch das wäre nicht der Geist von King Crimson. Der Geist von King Crimson ist zu improvisieren und jedes Konzert einzig zu machen. Es wird von mir allabendlich kein identisches Drumsolo geben. Ich versuche, gezielt Sachen zu spielen, die ich noch nicht gespielt habe und einfach Neues auszuprobieren, jeden einzelnen Abend.

Amazona:
Welcher Song ist dein für dich Schwierigster am Abend?

Gavin:
(überlegt recht lange, wiederholt sich die Frage) Hmm, die sind alle hart, aus unterschiedlichen Gründen (lacht) wahrscheinlich ist Discipline der heftigste Song aus Sicht des Drummers, weil der soooo kompliziert ist. Du hast du so zu konzentrieren, wenn du dich für ne Sekunde nicht konzentrierst, bist du verloren (sattes Satzende, danach Schweigen).

Amazona:
Wie habt ihr denn die Tour geprobt? Halle mit voller Ausstattung der Bühne, Licht und PA?

Gavin:
Normalerweise proben wir eine Woche oder auch 10 Tage in einem großen Produktionsstudio mit unserem Bühnen-Setup, mit PA, all das. Und dann, direkt bevor der Tourstart ist, proben wir in einer Halle, um  das Gefühl für Bühne und Zusammenspiel unter Konzertbedingungen zu haben.

Amazona:
Wie wichtig sind die Lyrics für King Crimson, um die Songs zu transportieren?

Gavin:
Ich muss gestehen, ich achte nicht zu sehr auf die Texte, gerade wenn wir auf der Bühne sind, versuche ich den Rhythmus am Laufen zu halten, die Melodie und die Vocals sind sehr wichtig und ich versuche, Drum Parts zu schreiben, die die Vocals und die Melodie nicht zerstören oder zu gegensätzlich sind.

Amazona:
Wie beschreibst du den typischen King Crimson Hörer?

Gavin:
Den gibt es nicht. Wenn ich ins Publikum schaue, sehe ich sehr alte Leute, sehr junge Leute und auch Pärchen, alles ist vertreten.

Amazona:
Wie ist es für dich als Musiker, mit anderen Musiker dieses Niveaus zu spielen?

Gavin:
Das hilft dir selbst zu spielen, es kommt alles zurück und macht alles viel einfacher.

Neue Medien, Social Media, Fans

Amazona:
Wie relevant sind die neuen Medien für King Crimson?

Gavin:
King Crimson ist eine Band, die lange Zeit vor Social Media groß geworden ist. Ich denke, King Crimson macht einen guten Job, in den neuen Medien präsent zu sein. Wir haben dafür ein Social Media Team, die die Website DGM am Laufen hält und füttert, die Website ist sehr gut, Facebook und Instagram und all diese Sachen. Viele King Crimson Fans sind ältere Leute, die mit der Band zusammen aufgewachsen sind, aber wir sind auch an der neuen jüngeren Generation von Zuhörern interessiert, die noch nicht mal geboren waren, als viele Songs entstanden sind. Das können auch junge Leute sein, die King Crimson das allererste Mal hören, es ist wichtig, mit den Leuten über Social Media in Kontakt zu sein.

Amazona:
King Crimson ist ein Global Player, wenn du euer Publikum vergleichst, wo erhältst du welche Reaktionen?

Gavin:
Es wäre unfair, mit Klischees zu antworten, so als wären einige Länder verrückter oder reservierter als andere. Weil genau das passiert auch innerhalb eines Landes. Wenn du in Norditalien spielst, ist die Reaktion komplett anders als in Süditalien. England, Deutschland, ganz egal, es ist eher mehr so eine lokale Sache, in der einen Region sind sie eben etwas mehr enthusiastisch als in der anderen. Manche Regionen klatschen, schreien und jubeln eher reserviert. In Mexico Stadt, die drehen völlig durch, das ganze Konzert von vorn bis hinten, schreien, rufen, tanzen, das ist ziemlich beeindruckend (lacht).

Musik-Business

Amazona:
Einige Bands transportieren eine Attitüde, sind politisch oder versuchen, einen Lifestyle rüberzubringen, für was steht King Crimson?

Gavin:
Für keine politische Message.

Amazona:
Wie hat sich deiner Meinung nach das Business seit der Digitalisierung verändert?

Gavin:
Oh ja, da hat sich viel verändert, oder? Das ist fantastisch und schrecklich. Aus geschäftlicher Sicht schrecklich, weil keiner mehr Musik kaufen möchte und es ist fantastisch, weil du Leute treffen kannst, Files teilen und modern aufnehmen kannst. Ich habe in den letzten 20 Jahren viel aufgenommen für Leute, die ich nie getroffen oder gesprochen habe. Wir haben Daten übers Netz ausgetauscht  und über E-Mail kommuniziert. Das ist wie ein Wunder und fantastisch. Es hat ne gute und ne schlechte Seite, weißt du, ich sitze nicht hier und schwenke die Fahne „Bringt mir Analog zurück“, ich erfreue mich genauso an allen Annehmlichkeiten der Digitalisierung von Musik. Leute haben vielleicht nur wegen des Internets King Crimson, Porcupine Tree oder The Pineapple Tief überhaupt entdeckt. Das bedeutet nicht, dass sie losziehen und deine Platte kaufen, weil kaum noch Leute Platten und CDs kaufen, außer es sind ausgesprochene Vinyl-Freunde oder sie sammeln CDs. Die meisten Leute streamen Musik und zahlen nichts.

Amazona:
Habt ihr Einfluss, welche Hallen ihr auf der Tour bespielt, gerade auch wegen der unterschiedlichen Akustik?

Gavin:
Das ist nicht meine Entscheidung, Robert entscheidet über die Hallengröße und zusammen mit dem Agenten diskutiert er die bestmögliche verfügbare Konzert-Location für das jeweilige Datum und die jeweilige Stadt.

Amazona:
Bist du mit den Venues bisher glücklich?

Gavin:
Ja, absolut. Das waren bisher tolle Locations.

King Crimson, die Musiker 2019

Amazona:
Bitte gib und zu jedem deiner Bandkollegen ein kurzes Profil ab, was jeden als deiner Sicht, der Sicht des Musikers, für King Crimson so wertvoll macht.

Tony Levin (Bass/Chapman Stick/Backing Vocals):

Gavin:
Er macht unglaubliche und einzigartige Basslinien. Als ich Tony 1992 getroffen habe, sah und lernte ich da schon, dass er ein Meister imKkreieren von interessanten Basslinien ist.

Jakko Jakszyk (Gitarrist/Sänger)

Gavin:
Jakko ist ein großartiger Sänger und Gitarrist, er spielt bei unseren Konzerten keine Gitarrensoli, aber er kann großartigen Gitarrensoli spielen.

Pat Mastoletto (Drums)

Gavin:
Pat ist der netteste Kerl, er spielt ohne jegliches Ego und er ist völlig konkurrenzlos in der Art, wie er spielt. Wenn Pat nur einen Triangel-Schlag zu spielen hätte, würde er überglücklich nur einen Triangel-Schlag spielen.

Bill Rieflin (Keyboards)

Gavin:
Bill ist ein sehr interessanter Musiker und jetzt oder in einigen Besetzungen der Band hat er ausschließlich Keyboards gespielt. Er bringt sehr interessante Klangfarben zu King Crimson, die vorher nicht da waren.

Mel Collins (Saxophon)

Gavin:
Mel ist ein außergewöhnlicher Saxophonist. Er spielt sehr unorthodox, die meisten Saxophonisten kommen irgendwie aus der Jazz-Richtung und spielen, wenn sie Jazz-Licks und Scales solieren, Mel macht das nicht. Er ist eine Naturgewalt, die Art, wie er so viele Sounds aus seinem Instrument holt, unterscheidet ihn von den anderen Saxophonisten.

Jeremy Stacey (Drums, Keyboards)

Gavin:
Jeremy ist ein alter Freund von mir, wir kennen uns schon eine lange Zeit. Als Bill Rieflin die Band verlassen hatte, wusste ich, dass Jeremy die richtige Person war, um zur Band zu stoßen, weil er richtig gut Keyboard und Drums spielt.

Robert Fripp (Gitarre/Sounddesign)

Gavin:
Robert ist ein sehr interessanter Gitarrist, der viel mehr improvisiert, als man es vermuten würde. Ich höre ihn jeden Abend, wenn wir 50 Konzerte spielen, höre ich 50 Versionen von Robert. Er ist auf der konstanten Suche nach neu zu spielenden Dingen und er findet sie auch ziemlich erfolgreich.

Amazona:
Weißt du, ob er immer noch seine 59er Gibson mit der Seriennummer 9 spielt?

Gavin:
Nein, die spielt er nicht, soweit ich weiß, spielt er eine Fenandez Gitarre.

Amazona:
Wie kannst du King Crimson jemandem beschreiben, der euch nicht kennt?

Gavin:
Ich habe das noch nie jemandem beschrieben, der King Crimson nicht kennt. Ich denke, es ist ein eigenes Genre, du musst es einfach hören.

Amazona:
Gibt es Plänen einer Live DVD dieser Tour?

Gavin:
Nicht dass ich wüsste, aber wir filmen und recorden jedes einzelne Konzert. Es wäre also möglich.

Amazona:
Danke für das nette, gut gelaunte und offene Gespräch und danke für das Bereitstellen der Fotos, die von David Singleton geschossen wurden. Es waren gefühlt 50 Fragen, danke für deine Zeit.

Gavin:
Gerne Jochen, wir sehen uns bei der Show.

Gavin Harrison mit King Crimson — Photo by David Singleton

King Crimson, 50th anniversary, 2019er Tourdaten im deutschsprachigen Raum und angrenzend:

10.06 Leipzig, 12.06 Frankfurt, 13.06 Frankfurt, 15.06 Stuttgart, 16.06 Stuttgart, 18/19/20.06 GB-London, 22/23.06 NL-Nijmegen, 26/27.06 PL-Warschau, 29.06 Berlin, 02.07 F-Lyon, 04.07 CH-Basel, 06.07 I-Palmanova, 08.06 I-Verona, 10.06 I-Turin

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Forum
  1. Profilbild
    liquid orange AHU

    Suuuper! Danke für das tolle Interview. Ne Menge Arbeit das dann auch noch alles zu übersetzen!

    Auf Gavin bin ich damals gekommen, als er Chris Maitland bei Porcupine Tree ablöste. War für uns PT-Fans nicht einfach diesen neuen, kräftigeren, melodiöseren Drum-Sound aufzunehmen, aber der Dynamik der Band hat es sehr gut getan. Dann sah ich ihn auch schon bei seinen Drum-Clinics, da kann man Gavin absolut frei und offen erleben und er macht coole, typisch english-trockene-gentlemanlike Sprüche. Und auch jetzt bei The Pineapple Thief bringt er viel Power in die Band, bei ihm kann man sehr deutlich erkennen was ein hervorragender Drummer einer Band bringen kann.

    • Profilbild
      jochen_schnur RED

      @liquid orange Hi Marcel, danke und gerne doch, hat viel Spaß gemacht, was die Arbeit voll rechtfertigt. Habe ihn gestern in Frankfurt vor und nach der Show getroffen, King Crimson waren schlicht ein Brett!!! Die Tour spielen sie mit 7 Mann Besetzung.

  2. Profilbild
    0gravity

    Klasse Interview, schön ausführlich und viele Aspekte beleuchtet, vielen Dank.
    Für mich ist Harrison im Augenblick DER Rock-Schlagzeuger und nicht erst seit seiner Zusammenarbeit mit Steven Wilson. Ganz hervorragend finde ich auch seinen Beitrag zum Solo-Album von Gleb Kolyadin.

    • Profilbild
      jochen_schnur RED

      @0gravity Hi Ogravity, danke für den Hinwesie auf weitere Performances. Gavin nutzt aktuell speziell für Ihn gebaute stimmbare 21″ Toms, die er per Fusspunpe mit Luft befüllen kann. Zum Thema viele Aspekte: Er hat zu allem ne klare Meinung und auch ganz erhebliches Fachwissen, das in allen Band- und Studiobereichen zum Tragen kommt, das macht Ihn aus.

  3. Profilbild
    Tai AHU

    Eine meiner alltime favs. Habe die Larks Tongues und eine der Doppeltrio Tour gesehen, ich glaube Vroom! Fripp ist einer der wenigen Gitarristen, die ich wirklich gut finde. Schönes Interview.

    • Profilbild
      jochen_schnur RED

      @Tai Hi gaffer, Fripp ist Fripp, keiner ist so wie er, großes Kino, weil er es eben ist. Die Karte der Doppeltrio Tour liegt bei mir auch noch irgendwo feinsäuberlich aufbewahrt, eines meiner Top 10 Konzerte. Es war denke ich seinerzeit in der Alten Oper Frankfurt 1995 die Thrak Tour, rede heute ab und an noch drüber.

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    AMAZONA Archiv

    Danke für das spannende Interview! Ich freue mich schon auf das KC Open-Air in Berlin :-)

    • Profilbild
      jochen_schnur RED

      Hi psv-ddv, gerne und um nochmehr Vorfreude für KC in Berlin zu generieren: Robert Fripp teilt an jedem Gig Tag NEUE Setlists aus, die Band hat einen Pool von 44 Songs parat. ca. 8 werden täglich getauscht. Ne Wahnsinnsleistung.

  5. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Ich habe das Crimson ProjeKCt während der 25. Zappanale 2014 erlebt, mit Adrian Belew, Tony Levin und Pat Mastelotto u.a. Ein Highlight war dabei auch das ausgezeichnete Double-Drumming mit Tobias Ralph. Zudem beendeten sie wie viele Bands ihren Auftritt mit ihrer Version von Stravinskys Firebird-Finale; absolut meisterhaft! Am nächsten Tag spielten dann noch die „Stick Men“, ein auf ein Trio reduziertes ProjeKCt, mit Markus Reuter sowie Levin und Mastelotto, auf der kleinen Bühne. Der Chapman Stick ist hier das Haupt-Instrument, daher der Bandname…
    King Crimson ist für mich eine der vielseitigsten Bands des Progs, ohne an Qualität einzubüßen.
    Gavin Harrison kannte ich bisher nur als Drummer von Porcupine Tree; wieder etwas dazugelernt, danke.

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