Ratgeber: Welche Gitarre passt zu welchem Amp?
Inhaltsverzeichnis
In unserem Special „Clever einkaufen – Gitarristen-Komplettausstattung für 1000,-“ stellten wir eine einfache Frage: Wie schafft man es, den Sound, den man sucht, für einen irdischen Preis zu finden? Anstatt euch dann eine große Anzahl von Amps und Gitarren aufzulisten und euch euch selbst zu überlassen, ordneten wir unsere Kaufberatung anhand der Sound-Schubladen, die es gibt.
- Sound und Equipment des Grunge
- Sound und Equipment des Stoner Rock
- Kaufberatung: Pedalboard-Zubehör und Equipment für Gitarristen
Welche Gitarre passt zu welchem Amp?
Auf der Suche nach dem perfekten Gitarrenset kommt man gut und gerne an seine Grenzen – man muss am besten im Vorfeld wissen, was man eigentlich will. Wir führen unser Gedankenspiel also weiter: Mit 1000 € in der Hand, wie weit kommt man damit? Die Idee dahinter bleibt, ein hypothetisches Setup zusammenzustellen, das in eine bestimmte Rubrik passt, eine bestimmte Soundausrichtung erlaubt oder in eine klangliche Strömung passt. Dabei erfüllen wir bestimmte Bedingungen mit unserem Setup:
- Gitarre und Verstärker sollten mindestens dabei sein
- Auftritte in kleinen bis mittleren Clubs sollten möglich sein
- ein Gesamtcharakter sollte erkennbar sein
- insgesamt weniger oder ungefähr 1000 € kosten.
Bescheiden und gleichzeitig kompromisslos – geht das überhaupt? Und sind 1000 € nicht ebenfalls ein ordentlicher Happen? Klar – für viele ist selbst ein 1000 € Budget nicht wenig – um die Sache aber spannend zu halten, orientierten wir uns nach wie vor an dieser Zahl.
Grunge – das Nirvana / Soundgarden / AiC Package
Grunge is dead – or is it? Nun, für viele junge Hörer ist Neo-Grunge aktuell eine Offenbarung. Es handelt sich um eine musikalische Strömung, die durchaus die eine oder andere spannende Band hervorbringt. Aber wenn man vom Sound des Grunge spricht, orientieren wir uns an den Größen der frühen 90er/späten 80er. Auch hier gilt: Wie weit komme ich mit 1000 €? In Stein gemeißelt ist hier nichts, Kombinationsmöglichkeiten gibt es viele, aber an eine Jaguar kommt man nicht vorbei. Aufgrund des Budget muss es eine Squier sein.


In Sachen Amps gehen wir einen waghalsigen Kompromiss ein – anstatt auf typische Transistor-Verschnitte zu verweisen, empfehlen wir stattdessen, auf die großartige Klangdynamik des UAFX Dream ’65 zu setzen, dessen simulierter Federhall und Vibrato eine Klasse für sich sind und euren Amp in dem Setup ersetzen können.


Das UAFX Dream ’65 harmoniert fantastisch mit anderen Pedalen – und da darf ein Boss SD-1 Overdrive selbstverständlich nicht fehlen – das wichtigste Distortion- und Overdrive-Pedal der Ära.


Auch eine unverzichtbare Ergänzung zu eurem Grunge-Setup: Ein Electro-Harmonix Small Clone, den wichtigsten Modulations-Sound, der die Ära prägte. Doch wer eine noch hochwertigere Modulation will, sollte auf das Julia V2 von Walrus Audio setzen.


Stoner Rock – der Sound der Wüste
Gleich vorweg – man kann sich auch alles sparen, einfach nen Ampeg-Bass-Kombo kaufen, die nächstbeste Billig-Paula, Höhen und Mitten rausdrehen und schon klingt man wie Kyuss. Aber es soll bestenfalls hier noch ein bisschen flexibler zugehen – also schauen wir genauer hin. Bei einem guten Stoner Setup braucht ihr vor allem gute Lautsprecher und einen charakteristischen Amp – die Gitarre ist fast schon zu vernachlässigen. Für die Preisriege von ca. 1000,- Euro ist meines Erachtens folgende Kombination ungeschlagen. Legt euch einen Orange Dark Terror zu.


Und macht bei den Lautsprechern keine Kompromisse, sondern setzt auf Qualität. Eine Orange PPC112 ist mehr wert als viel 412er anderer Namen – und ist in Kombination mit dem Dark Terror einfach ungeschlagen.


Lassen wir Effekte außen vor (wobei ihr einfach eine gebrauchte RAT auf eBay-Kleinanzeigen mit draufpacken könnt) und werfen wir einen Blick auf eine preisgünstige Gitarre. Euer Fundament steht – keine Faxen also. Die Harley Benton DC-60 Junior ist perfekt für dieses Setup und so bleibt ihr in eurem Budget-Rahmen.


Soul & Funk – das passende Equipment
Zugegeben – ein Funk-Spezialist oder Connaisseur bin ich nicht. Doch auch ich weiß, dass eine vernünftige Tele, ein guter Kompressor und ein kristallklarer Amp hier den Weg der Wahrheit darstellen. Also – worauf kommt es hier besonders an? Im Gegensatz zum muffeligen Stoner-Sound beispielsweise seid ihr hier auf eine starke Gitarre angewiesen. Und auch der Amp muss passen. In Sachen Gitarre muss an dieser Stelle auf Larry Carlton verwiesen werden.


Beim Amp geht es leider auch nur ein bisschen hochwertiger – also setzen wir auf VOX und zwar auf den Combo mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis der Firma – den Vox AC10C1 Custom.


Da kratzen wir schon über unserem Budget – aber ein guter Kompressor muss trotzdem her. Zeit, dem Hypergravity von TC Electronic ein bisschen „Love“ zu zeigen – für den Preis ein ungeschlagener Vintage-Kompressor.


Sound & Equipment des Rockabilly
Vielleicht wird jetzt jemand einwenden, dass Rockabilly mehr eine generelle Ästhetik bezeichnet, weniger eine Soundrichtung. Dem widerspreche ich nicht per se, aber es gibt sicher auch hier eine gewisse Richtung, wenn es darum geht, sich seine Gitarren und Amps auszusuchen. Wer Rockabilly kennt, weiß, dass vor allem ein Gitarren-Name in dem Genre vorkommt: Gretsch. Mit unserem Budget im Hinterkopf entscheiden wir uns für die Gretsch mit dem vielleicht besten Preis-Leistungs-Verhältnis aktuell – der die G2622T GM:


In Sachen Amp kann man sich durchaus freier bewegen, doch für die generelle Ästhetik und Klangrichtung ist ein Tweed-Amp sicher keine schlechte Wahl. Hier überschreiten wir nicht unerheblich unser Budget, zugegeben, aber passable bis gute Tweed-Amps kosten eben. Die naheliegende Wahl, die auch vor allem einen integrierten Hall besitzt, der für den Rockabilly-Sound nicht unwichtig ist, ist der Peavey Classic 30. Damit sollte man aber vollends bedient sein.

Djent Metal – welche Gitarre, welches Effektboard?
Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit diesen Bericht zum Thema Djent Metal verfasst. Dabei streifte ich auch die Equipment-Frage. Ich bin mir bewusst, dass ein Djent-Setup für 1000,- Euro eigentlich eine Unmöglichkeit darstellt – ich will es trotzdem versuchen und es auf eine extrem einfache Formel herunterbrechen – siebensaitige Gitarre plus Multieffektboard mit integrierten Cab-Sims und Amp-Simulationen. Für 1000,- Euro? Nicht einfach, vor allem wenn man das Verhältnis 50/50 halten möchte. Würde ich mich in dem Preisrahmen jedoch entscheiden müssen für eine Gitarre, käme ich an ein RG-Modell von Ibanez nicht vorbei.


Jetzt ist die Menge an Multieffektpedalen, die vernünftige Amp-Modelle haben, die man auch in die PA speisen kann notfalls, gar nicht so rar gesät, wie man es meinen möchte. Aber in diesem Falle würde ich bei dem Budget jedem raten, hier zum Klassiker zu greifen: der Line6 HX Stomp. Die High-Gain- und EQ-Optionen sind für den Preis immer noch unangefochten unserer Meinung nach.


Indie Folk & Indie Rock – Equipment & Kauftipps
Indie Rock & Folk ist eine etwas breite Rubrik, unter die ziemlich viel fallen kann. Und der Indie Gitarrensound ist keineswegs in Stein gemeißelt. Von Radiohead bis Morrissey fällt so ziemlich alles unter Indie Rock, wenn man denn so will und die Sounds dieser Bands unterscheiden sich dann doch frappierend. Es gibt aber den einen oder anderen gemeinsamen Nenner sowie eine ganz konkrete Anforderung an unser Setup: Es muss sehr flexibel sein und viele Experimente erlauben. Das heißt also – Gitarrenpedale spielen hier eine Rolle. Für 1000,- Euro könnte ein experimentelles Indie Rock Setup in etwa so aussehen. Eine Jazzmaster muss sein, am besten mit Lead- und Rhythm-Schaltkreisen:


An Fuzz kommt ihr nicht vorbei – bei unserem Budget am besten noch den Electro Harmonix Bigmuff Pi USA Distortion Sustainer – ein Klassiker und verlässlicher Kumpane.


Jetzt die große Frage – bei begrenztem Budget muss es eine goldene Mitte geben zwischen Amp und Pedalen, die irgendwie alle Fäden zusammenhält, immer noch in das „Feeling“ der Strömung passt und optisch was hergibt. Nach reichlich überlegen kommt man beim Thema Indie hier dran nicht vorbei – Fender Champion 100. Die integrierten Effekte sind eine Sache, aber ein zentrales Ding ist gegeben: ein guter, flexibler Clean-Sound – und aufgrund dessen eine gute Pedal-Plattform.
Ein bisschen Budget haben wir noch, also packen wir einen digitalen Alleskönner drauf, der euch in Sachen Modulation breitflächig mit allem ausstattet, was nötig ist. Der Hotone Binary Mod ist und bleibt ein Geheimfavorit in unserer Redaktion – das Teil kann so ziemlich alles und das auf engstem Raum und ist bei der Menge an Features, Sounds und Einstellungsmöglichkeiten für den Preis einfach unerreicht.
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Naja, deine Lanze für Squier Jaguar und Jazzmaster in allen Ehren, aber bei beiden Squiers kannst nochmal locker 200-300€ draufpacken: Mustang Bridge, original Fender Vibrato, dickere Saiten, Neck Shim und Setup von jemandem, der sich mit diesen Gitarren auskennt. Da sind meiner Erfahrung nach Anfänger schnell überfordert. Ab Werk sind die beiden eigentlich nicht wirklich zu gebrauchen, zu mindestens nicht wenn man wirklich haben will und eine zuverlässige Gitarre schätzt.
Der Spieler macht den Sound – nicht das verwendete Equipment.
Alle berühmten Gitarristen haben sich sicher nicht gefragt, was muss ich kaufen, um so oder so zu klingen. Sie das genommen, was eben grad da war.
Ich finde deine Zusammenstellung unterscheidet sich kaum von den vollmundigen Versprechungen, die die Musikindustrie tagtäglich auf ihre mögliche Kundschaft los lässt.
Selber hören, selber entscheiden👍
@harrymudd So ist das !👍
Da fehlen aber noch so einige Musikrichtungen – und trotzdem wieder was gelernt und Hilfestellung bekommen.
Vielen Dank für diesen kompakten Überblick! Gibt es ähnliches auch für eine Bassaustattung?
Interessanter und spannender Überblick! Danke. 🙂
Ich schließe mich Joste an … was würdet ihr denn beim Bass empfehlen? 😎