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Ratgeber: Delay-Pedale richtig benutzen

Hol alles aus dem deinem Delay raus!

19. Februar 2023

Ratgeber: Delay-Pedale richtig benutzen

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Heute geht es um die Frage aller Fragen „Wie kann ich meine Delay-Pedale optimal nutzen?“ Die Zeiten der schlichten Delay-Pedale mit maximal drei Potis für Delay-Zeit, Repeats und Mix sind lange vorbei und so bevölkern zahlreiche Feature-bepackte Boliden die Pedalboards weltweit. Aber trotzdem werden viele der Features nur sehr stiefmütterlich behandelt oder sogar gar nicht genutzt. Ob Modulation, MIDI-Steuerung oder Expression-Pedal-Kontrolle, den Möglichkeiten des modernen Delay-Pedals sind fast keine Grenzen gesetzt. Nachdem Dimi hier schon mal einen Artikel über den kreativen Einsatz von Delay-Pedalen & Co. geschrieben hat, möchte ich mich heute mal darauf konzentrieren, wie man die zum Teil erschlagenden Features eines Delay-Pedals richtig nutzt und das Beste aus seinem Delay Pedal rausholt.

Delay-Pedale optimal nutzen mit Booster oder Preamp

So wie Verstärker fast immer besser klingen, wenn man sie weiter aufdreht und je nach Geschmack vielleicht sogar noch leicht anzerrt, so kann auch ein Preamp im oder vor dem Delay einen entscheidenden klanglichen Vorteil mitbringen. Ich persönliche liebe es, einen Preamp, also einen Booster, Kompressor oder ein Low-Gain-Overdrive-Pedal vor dem Delay zu nutzen. Delay-Pedale mit Preamp sind aber keine ganz neue Erfindung, denn zahlreiche Vintage-Pedale kamen mit einem eingebauten Preamp daher. Der Electro Harmonix Deluxe Memory Man hatte zum Beispiel so einen eingebauten Preamp und dieser hat ihn zur Legende gemacht. Auch der Sound sämtlicher Tape-Echogeräte basiert zu großen Teilen auf den jeweiligen markanten Transistor- oder Röhren-Preamps. Und natürlich auch bei Rack-Geräten wie dem TC Electronic 2290 oder dem Korg SD-3000 haben die integrierten Preamps den Unterschied gemacht.

Workshop: Delay-Pedale richtig benutzen

Electro Harmonix Deluxe Memory Man

Preamps bringen den Vorteil, dass die mit ihnen bestückten Delays das Signal leicht boosten können, so dass es durchsetzungsfähiger wird. Denn wenn wir mal ehrlich mit uns sind, ist es doch so, dass jeder Gitarrist es liebt, wenn mit dem Tritt auf ein Pedal ein Effekt aktiviert und das Signal zudem auch noch ein bisschen angepustet wird. Eine leichte Klangverfärbung ist natürlich ebenfalls ein gewünschter Effekt. Die oben genannten Preamps waren keinesfalls klangneutral und das Korg SD-3000 wurde oft sogar nur wegen des Klangs des Preamps genutzt. Manche Pedale haben die Mitten geboostet oder die Höhen leicht angehoben. Auf jeden Fall machen viele dieser Preamps das Signal klarer und verleihen ihm Charakter.

Aber auch für die Qualität des Delay-Signals selbst ist der Preamp extrem wichtig. Viele Delays, gerade analoge Geräte, haben am Eingang ihres Schaltkreises einen Kompander. Diese Mischung aus Kompressor und Expander sind für BBD (Bucket Brigade Delay) basierte Delays wichtig, um eine bestmögliche Signalverarbeitung zu ermöglichen und das Rauschen zu minimieren. Ein kräftiges Eingangssignal unterstützt diesen Effekt und das starke zu bearbeitende Signal kann rauschfreier weitergeleitet werden. Insgesamt wirkt es dadurch sehr viel voller, kräftiger und dynamischer und man kann sein Delay-Pedal optimal ausnutzen. Wie bei allen Audioeingängen ist die richtige Aussteuerung des Pegels für die optimale Verarbeitung essentiell. Also kann ein Booster oder Preamp vor beziehungsweise in dem Delay-Pedal, egal ob Analog- oder Digital-Delay, niemals schaden. Je nach gewünschtem Sound können hier statt Boostern auch EQ-Pedale ideal eingesetzt werden. Sie sind in der Lage, das Gitarrensignal in bestimmten Frequenzbereichen zu boosten. Hiermit kann man gleich die Bässe etwas kappen, wenn das Delay von sich aus zu sehr wummert oder man kann die Höhen kappen, wenn es zu brillant klingt. Einen ähnlichen Trick nutzt The Edge von U2, um seine Delays anzupusten. In seinem Fall ist es der Boss FA-1 FET-Amplifier, der leider nicht mehr erhältlich ist. Der JHS Pedals The Clover basiert auf diesem Schaltkreis.

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JHS Pedals The Clover Preamp
JHS Pedals The Clover Preamp
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(14)

Aber auch J.Rockett bietet mit seinem APE einen Preamp, der extra für Delays konzipiert wurde. Bekannte Echoplex Preamps in Pedalformat kommen von Dunlop in Form des Echoplex Preamp und von Catalinbread mit ihrem Epoch pre. Es lohnt sich also, sein Delay-Pedal mal etwas mehr Dampf zu machen.

Effektpedale im Effektweg des Delay-Pedals

Sehr viele Delay-Pedale haben einen eingebauten Effekt-Loop, der meist ungenutzt sein Dasein fristet. Ja, hier kann man Modulationspedale einschleifen, um dem Delay-Signal etwas mehr in Bewegung zu versetzen. Aber es geht auch noch mehr.

Wenn man den Effekt-Loop des Delays mit einem zweiten Amp verbindet, wird beim Aktivieren des Pedals das Delay-Signal an diesen zweiten Amp geleitet, der normale Ausgang bleibt ohne Delay-Effekt. Also ist es möglich, ein einfaches Wet/Dry-Setup aufzubauen. Das Delay selbst agiert hier als Splitter. Ist das Delay-Signal erstmal abgegriffen, kann es nach Belieben angezerrt oder mit Reverb garniert werden. Die Laustärke lässt sich dann über den zweiten Amp einstellen. Bei Effekt-Loops mit einer TRS-Buchse müsste man hierfür ein spezielles Splitterkabel nutzen, aber möglich müsste es trotzdem sein. Einfach mal mit dem Lieblingspedal ausprobieren.

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Electro Harmonix Deluxe Memory Boy

Mit einem Volume-Pedal im Effektloop lässt sich das Feedback des Delays per Pedal steuern. Hier musst du mit dem Setting etwas experimentieren. Wenn das Volume-Pedal voll aufgedreht ist, ist ein maximale Feedback der Delays möglich. Entsprechend des Settings des Repeats-Reglers kann hier bis zur aufschaukelnden Oszillation die gewünschte maximale Einstellung vorgenommen werden. Regelt man nun das Volume-Pedal zurück, so wird das Signal im Effekt-Loop verringert und somit werden auch die Repeats reduziert. Klasse ist auch ein EQ-Pedal im Effekt-Loop. Hiermit lässt sich das Delay-Signal nach Wunsch shapen. Auch wenn das Pedal selbst also keine Klangregelung hat, erweitert der Equalizer im Effektweg die Möglichkeiten enorm. Sicherlich, hier kann nichts mehr hinzugefügt werden, was vorher nicht da war. Sprich, ein eher dunkles Delay bleibt auch dunkel, aber hier könnten die Mitten geboostet oder die Bässe gekappt werden. So lässt sich selbst der dunkle Muffel formen und du kannst dein Delay-Pedal optimal nutzen.

Ratgeber: Delay-Pedale richtig benutzen

Ein Preamp im Effekt-Loop bringt etwas Schmutz ins Signal, ein Wah- oder Filter-Pedal bietet die Möglichkeit, ein schmales Frequenzband zu betonen. Für ganz Mutige ist natürlich ein Pitch-Pedal wie der EHX POG oder andere Pitch-Shifter eine Option, um das Signal zu bearbeiten und kreativ zu werden. Wenn der Effektloop schon vorhanden ist, lohnt es sich, ihn auch mal auszuprobieren.

Platzierung des Delay-Pedals auf dem Pedalboard

Auch wenn Delays für mich an erster Stelle stehen, so sind sie in der Reihenfolge auf dem Pedal-Board fast immer Vorletzter, gerade noch vor dem Reverb. Wenn man sich Gitarristen anhört, die exzessiv mit dem Roland Space Echo oder dem Maestro Echoplex gespielt haben, hört man, dass diese Delays oft vor leicht angezerrte Amps gepackt wurden. Da es gerade bei der Nutzung größerer Pedal-Boards sinnvoll ist, einen möglichst cleanen Amp zu spielen und die Verzerrung über mehrere Drive-Pedale zu erzeugen, muss man auch hier kreativ werden. Warum nicht mal ein analoges Delay-Pedal vor den Overdrive-Pedalen platzieren? Sicherlich, beim digitalen Multidelay mit Stereo-Ein- und Ausgängen ist das eher schwierig. Aber als reines Effektpedal für bestimmte Momente, könnte man ein schlichtes Delay mal hierher verschieben. Das Spielgefühl und natürlich das klangliche Resultat sind komplett anders. Doch selbst wenn das Delay-Pedal einen eingebauten Looper hat, ist es durchaus sinnvoll, es weiter vorne in der Signalkette zu platzieren. Dann kann der Loop abgespielt und mit den nachfolgenden Effektgeräten manipuliert werden.

Delay-Pedale optimal nutzen durch MIDI-Steuerung

Sehr viele digitale Delays, aber auch viele analoge Delays, können per MIDI gesteuert werden. Das ist ein riesiger Fortschritt und auch ich nutze es noch viel zu wenig. Bevor nahezu jedes Delay-Pedal diese umfangreiche Steuerungsmöglichkeit bot, gab es nur zwei Möglichkeiten, um beim Spielen die Einstellung zu ändern, ohne die Hände von der Gitarre zu nehmen. Entweder das Delay-Pedal wurde aufwändig modifiziert und die Potis durch Klinkenbuchsen ersetzt, die per Expression-Pedal gesteuert werden konnten, oder man hat sich das seltene Pedal „Third Hand“ gekauft. Dies konnte über eine Kurbel an jedes beliebige Poti montiert werden und dann ließ es sich bequem per Fuß steuern.

Ratgeber: Delay-Pedale richtig benutzen

Source Audio Nemesis mit MC6 MIDI-Controller

Per MIDI kann nicht nur die Delay-Geschwindigkeit geregelt werden. Mit einer Steuerung des Volumes wird das Delay zu einem Tremolo-Pedal. Hat das Delay eine Klangregelung, so könnte per LFO sogar ein Filtersweep programmiert werden. Ob per DAW oder mit einem kleinen MIDI-Controller wie dem Morningstar MC6, es lohnt sich, hier mal etwas Arbeit reinzustecken und das Delay zu programmieren. Es wäre doch schade, wenn mit den zahlreichen Möglichkeiten der MIDI-Steuerung nur zwischen Preset 1, 2 und 3 gewählt wird. Auch interessant wäre ein Verändern der Subdivisions während des Songs. Von rhythmischen Patterns bis zu Pitch-Effekten kann hier einiges an Überraschungen kreiert werden. Expression-Pedale lassen sich auch oft auf unterschiedlichste Parameter routen. Also nicht nur für die Delay-Zeit oder die Anzahl der Repeats, obwohl das auch schon echt praktisch ist. Aber gerade bei Delay-Pedalen, die über eine MIDI-Steuerung verfügen, kann das Expression-Pedal oft sehr viele Parameter steuern. Von der Modulation über das Klang-Shaping, also die Bässe und Höhen der Repeats, bis zur Verzerrung, die mit jedem folgenden Repeat weiter zunimmt. Hierdurch wird das Delay-Pedal zu echten Soundzentrale.

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Source Audio One Series Nemesis Delay
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(101)

Was per Expression-Pedal möglich ist, lässt sich auch meist per CV, also einer Control Voltage, steuern. Gitarristen haben auf ihrem Board nur selten eine CV-Quelle, aber wenn man in seiner Band auch einen Keyboarder mit Synthesizer hat, könnte man sein Signal abzweigen und das CV-Signal nutzen, um das Delay damit zu steuern. Damit gibt man zwar die Kontrolle aus der Hand, aber der Keyboarder dreht ja eh an seinen Potis rum, dann kann er diese Aufgabe doch gefälligst auch mal mit übernehmen.

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Fazit

Bevor man auf das nächste fancy Boutique-Pedal schielt, um sein Workhorse auf dem Pedalboard zu ersetzen, lohnt sich oft ein Experimentieren mit den vorhandenen Möglichkeiten. Meist kann man seine Delay-Pedale durch einfach Tricks richtig optimal nutzen. Ein Delay, das zunächst eher dünn und steril klingt, kann schnell mit den vorhandenen Mitteln aufgepeppt werden. Abgefahrene Modulations- und Pitch-Effekte kannst du selbst kreieren. So werden aus den beliebten Presets für Analog- und Tape-Simulation sowie dem Digital-Delay mit Modulation kreative Sounds, die einzigartig sind und so manchen Hörer aufmerksam hinhören lassen.
Oft lohnt sich ein Blick in die Gebrauchsanweisung, um mal zu schauen, welche Spielereien mit der MIDI-Steuerung möglich sind. Die Hersteller geben sich so viel Mühe, diese Steuerung zu integrieren und so mancher würde sich sicherlich freuen, wenn es mal komplett ausgenutzt wird.
Und auch mit der entsprechenden Positionierung des Delays auf dem Board und Preamps wird der Klang geformt. Das digitale Delay gibt ja, wie es das auch soll, exakt das wieder, was es angeboten bekommt. Wenn das Signal also schon etwas Schmutz hat, bevor es in das Delay gelangt, wird der gesamte Klang etwas musikalischer und jede Sterilität weggewaschen.

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Forum
  1. Profilbild
    THo65

    Sehr schöner Artikel, vielen Dank.

    Da geh‘ ich doch gleich mal experimentieren…

  2. Profilbild
    Hal Jam

    Moin
    Ich bin auf der Suche nach einem Delay mit einem echten Einschleifweg in der Feedbackschleife.
    Da hier im Artikel darauf verwiesen wird – welche Geräte haben denn sowas?
    Klar kann ich den Ausgang mit einem anderen Gerät verbinden, aber was ich mir vorstelle – ein FX, der bei jeder Wiederholung dazu gerechnet wird, also ähnlich dem „Tape-Effekt“ Filter in den späteren Wiederholungen intensiver wird – habe ich bisher nicht gefunden.

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