Endlich synchron: Delay-Pedale per MIDI-Clock synchronisieren
Inhaltsverzeichnis
- Sync oder nicht Sync – das ist hier die Frage
- MIDI-Anschlüsse: Wo geht’s rein?
- Die MIDI-Clock aktivieren
- Analog und MIDI-Sync
- Looper und Delay-Pedale
- Delay-Pedale per MIDI in Serie schalten?
- Dein PC und die Frage: Wie kann ich Delay-Pedale per MIDI synchronisieren?
- Looper als MIDI-Clock für Delay-Pedale
- Es gibt auch Exoten
Kaum etwas hat mir das Leben als Gitarrist so vereinfacht wie die Entdeckung, dass man Delay-Pedale per MIDI-Clock synchronisieren kann. Aber wie so oft bei guten Sachen, war der Weg dahin ein etwas längerer. Und das eigentlich vollkommen unbegründet.
Für uns Gitarristen scheint MIDI nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln zu sein und viele bekommen bereits kalte Schweißausbrüche, wenn sie das Wort nur hören.
Nachdem du in diesem Workshop schon einiges zum Thema MIDI für Gitarristen gelernt hast, möchte ich mich in diesem Workshop mit der Frage beschäftigen, wie man Delays und Tremolos via MIDI-Clock synchronisieren kann.
Immer mehr Delays haben einen MIDI-Anschluss und bieten die Möglichkeit zur Synchronisation. Daher wird mir zunehmend häufiger die Frage gestellt, wie man Delay X mit Delay Y am besten synchronisieren kann.
Dementsprechend möchte ich euch mitnehmen auf eine Reise durch die Möglichkeiten und die Gefahrenquellen der Synchronisation von Delay-Pedalen via MIDI-Clock.
Sync oder nicht Sync – das ist hier die Frage
Zunächst stellt sich die Frage, ob ich beim Delay wirklich die exakte Geschwindigkeit des Songs eingestellt haben möchte.
Denn,wenn beide exakt die gleichen BPM (Beats per Minute) haben, kann dies auch zu einem ungewollten Resultat führen. Zum einen gehen die Wiederholungen, die dann oft auf den Drums liegen, im Mix etwas unter. Für Math Rock oder ähnlichem ist das sicher eine großartige Sache, aber Blues Rock Songs können dadurch schnell ganz schön steril klingen.
Ein Sound kann viel organischer wirken, wenn das Tempo eingetappt wird und so UNGEFÄHR dem gewünschten Wert entspricht. Die Repeats umtänzeln dann den Beat und grooven mehr.
Spannend und nützlich wird das Synchronisieren vor allem dann, wenn der Song auch Tempowechsel hat. Diese können dann automatisch erfolgen.
MIDI-Anschlüsse: Wo geht’s rein?
Bei größeren Effektpedalen ist der Anschluss für eine MIDI-Clock als bekannte DIN-Buchse verbaut, kleinere Pedale bieten nur Platz für kompakte 3,5 mm TRS-Anschlüsse.
TRS steht hier für Tip, Ring und Sleeve – also für die drei Kontakte bei einem handelsüblichen Stereostecker.
Aber keine Angst, beide Anschlüsse können das Gleiche. Da beim großen, alten MIDI-Stecker ja ohnehin nur drei Pins belegt sind, können diese auch mit einem kleinen TRS-Stecker übermittelt werden.
Was die 3,5 mm TRS angeht, ist jedoch Vorsicht geboten, denn 3,5 mm TRS ist nicht gleich 3,5 mm TRS. Es haben sich zwei Standards etabliert: TRS MIDI A und TRS MIODI B.
Diese beiden sind nicht kompatibel, da sie eine verdrehte Belegung des Steckers haben.
Und da lauert dann auch schon die erste Falle: Man hat zwei Pedale mit einem TRS-MIDI-Anschluss auf dem Pedalboard, verbindet diese mit einem entsprechenden Kabel und sie kommunizieren doch nicht miteinander. Dann lohnt sich ein Blick in das Handbuch, um nachzusehen, ob eine TRS MI DI A oder TRS MIDI B Buche verbaut ist.
Mit einem entsprechenden DIN zu TRS MIDFI können übrigens auch herkömmliche MIDI-Anschlüsse mit den kompakten TRS-Buchsen verbunden werden.
Die MIDI-Clock aktivieren
Wenn das Kabel das richtige ist, beide Geräte trotzdem nicht miteinander sprechen wollen, muss wohl wieder die Gebrauchsanweisung herhalten.
Die MIDI-Clock muss zwar keinem MIDI-Kanal zugeordnet werden, da sie global arbeitet, allerdings ist bei einigen Effektgeräten eine MIDI-Sync-Option deaktiviert. Der Grund hierfür ist ganz simpel: Viele Gitarristen möchten die Presets per MIDI schalten, Delay-Pedale via MIDI-Clock zu synchronisieren, würde diese Presets jedoch eher verstellen. Klappe zu, Affe tot.
Also sollte man, entsprechend dem jeweiligen Pedal, ins Menü gehen oder die entsprechend gewünschte Tastenkombination drücken, um die Synchronisierungsmöglichkeit zu aktivieren und so richtig schön synchron loslegen zu können.
Analog und MIDI-Sync
Eine spezielle Angelegenheit sind diesbezüglich die analogen Delay-Pedale. Wir alle lieben eine Modulation des analogen Delays. Diese wird durch leichte Gleichlaufschwankungen der Delay-Zeit erzeugt. Da fast keine MIDI-Clock wirklich exakt konstant läuft (siehe MIDI-Jitter), wenn du ein analoges Delay per MIDI-Clock synchronisiert willst, wird es immer ein wenig Modulation in Form von Gleichlaufschwankungen erzeugen.
Diese sind jedoch auch leider nicht gleichmäßig und können beim Starten des Songs bzw. der Clock in einer Art „Bandanlaufgeräusch“ enden. Das ist dann nicht sehr musikalisch und kann ganz schön frustrieren.
Die Lösung hierfür könnte die Disaster Area Smart Clock sein. Sie kann MIDI-Signale empfangen und gefiltert weitergeben. So könnte man das analoge Delay lieber per Tap-Output an die Smart-Clock anschließen und diesen Anschluss so konfigurieren, dass nur drei Taps erzeugt werden.
Auf diese Weise ist das Pedal exakt im Timing, ignoriert jedoch die Schwankungen.
Auch der Selah Quartz Timer kann entsprechend tolerant eingestellt werden und dient so als genügsamer Übersetzer der ungenauen MIDI-Clock.
Um analoge Delay-Pedale zu synchronisieren, würde ich also immer ein entsprechendes Pedal zwischen die MIDI-Clock und Delay einsetzen, das das MIDI-Signal in ein Tap-Signal umwandeln kann.
Das erspart viel Ärger. Und, was gut zu wissen ist: Alle Delay-Pedale, die einen MIDI-Anschluss haben, haben auch eine Buchse für ein externes Tap-Pedal oder können, wenn sie einen Tap-Tempo-Taster haben, dahingehend modifiziert werden. Frag mich gerne, wenn du über so eine Modifikation nachdenkst.
Looper und Delay-Pedale
Eine weitere Frage, die immer wieder aufkommt ist, wie man einen Looper mit dem Delay-Pedal per MIDI-Clock synchronisieren kann. Da Looper und Delays keine MIDI-Clock generieren und nur als MIDI-Slave agieren, braucht mal eine externe MIDI-Clock.
Drumcomputer, DAWs und so praktische Pedale wie der Digitech SDRUM können MIDI-Clocks erzeugen.
Aber nicht jeder Looper kann zu einer Clock synchronisiert werden. Man erkennt die Kompatibilität am entsprechenden Anschluss (siehe oben) oder es gibt einen Hinweis im Handbuch.
Einige digitale Delays haben heutzutage bereits einen Looper integriert. Diese können jedoch nur in den seltensten Fällen zu einer MIDI-Clock synchronisiert werden. Sie sind eher geeignet, um Ideen sammeln, zu jammen und um Soundsloops zu erstellen.
Delay-Pedale per MIDI in Serie schalten?
MIDI-Experten würden ihre MIDI-Geräte nicht in Serie schalten, da sie so nicht synchron starten würden. Da ein Delay-Pedal im Unterschied zu einem Sampler keine Audiospuren abspielen muss, ist dieses Problem auf dem Pedalboard zu vernachlässigen.
Wenn man die Pedale in Serie schaltet, sollte man jedoch testen, ob der MIDI-Output des jeweiligen Pedals auch die Clock weiterleiten kann.
Dies ist meist der Fall, wenn der MIDI-Output auch ein MIDI Thru ist, sprich, die empfangenen Daten durchlassen kann. Ein reiner MIDI-Output würde nur die Informationen weiterleiten, die das entsprechende Pedal erzeugt.
Dein PC und die Frage: Wie kann ich Delay-Pedale per MIDI synchronisieren?
Eine weitere Möglichkeit, deine Delay-Pedale per MIDI-Clock zu synchronisieren, lauert in deinem heimischen Computer.
Eine DAW im PC ist sowohl die angenehmste, als auch die unangenehmste Möglichkeit, MIDI zu senden. Während die oben erwähnten MIDI-Schwankungen das Leben des naiven Gitarristen schwer machen können, bietet ein PC auf der anderen Seite viele Möglichkeiten des MIDI-Routings. Und gerade die Möglichkeit des Filterns des gesendeten MIDI-Signals kann manchmal lebenswichtig sein. Denn es werden ja nicht nur die Clock-Signale gesendet, sondern zusätzlich noch viele weitere Program-Change- und Control-Change-Informationen, die schon mal einfach das Setting des Pedals komplett verstellen kann.
Also sollte man das ausgehende Signal gut filtern und nur die gewollten Signale zielgenau an das Pedalboard schicken.
Wenn man seine Songs zu einem Backing-Track auf einer DAW spielt und zusätzlich einen MIDI-Controller wie den Morningstar MC6 verwendet, kann dies auch zu ungewollten Geschwindigkeitsschwierigkeiten führen.
Der Morningstar und viele andere MIDI-Controller können auch eine MIDI-Clock senden. Und wenn zwei MIDI-Clocks hintereinandergeschaltet werden, kommt beim Pedal die doppelte Geschwindigkeit an. Also ist es ratsam, beim MIDI-Controller die Clock zu deaktivieren und die externen Clock-Signale durchzuschleifen.
Apropos Schleife: Auf gar keinen Fall darf die MIDI-Kette eine Schleife bilden, indem das Pedalboard wieder mit dem PC verbunden wird. Anderenfalls sind technischen Problemen definitiv vorprogrammiert. Ähnlich wie bei einem Feedback-Loop wird das MIDI-Signal immer wieder gesendet und die MIDI-Geräte strecken dann einfach irgendwann ihre Waffen.
Looper als MIDI-Clock für Delay-Pedale
Nicht jedes Gerät, das MIDI empfängt, kann auch eine Clock senden. Looper können generell als MIDI-Slave agieren, nicht jedoch als Master. Sie senden also keine MIDI-Clock. Und ohne MIDI-Clock kein Sync-Signal. Man benötigt also eine externe MIDI-Clock. Diese gibt es auch von Molten Voltage in Form des Tempode.
Es gibt auch Exoten
Verwirrend wird es dann, wenn das Pedal einen CLK In hat. Dies habe ich zum ersten Mal beim EHX Super Pulsar gesehen und zunächst gedacht, dass es sich um einen MIDI-Clock-Anschluss handelt.
Es ist aber ein Click-Input, der sonst eher in der Synthesizer-Welt zu finden ist. Um solche Exoten per MIDI zu synchronisieren, braucht man also weiteres Gerät, wie zum Beispiel den Doepfer MSY2, der MIDI-Clock-Signale in Click-Signale umwandeln kann.
Kleine Anmerkung, für die EHX Pedale kann man das EHX Clockworks und den Eight Step wunderbar ins Setup integrieren. Dafür sind auch der Clock In oder Tap und Expression/ CV In da. Ich nutze recht viele von den Pedalen im Setup und hab die teilweise auch ins Modulare Setup integriert. Clockworks nehme ich gerne für Spielereien mit Clicktracks. Der Eight Stepper ist für mich unverzichtbar, wenn es um Filtersteppereien geht.
@TobyB Das stelle ich mir ziemlich cool vor. Mit dem 8 Step und dem Clockworks als Schnittstelle zum Modular Setup. Ich liebe es, wenn alles synchron ist. Der 8 Step mit einem Filter kommt bestimmt dem Moogerfooger MuRF ziemlich nahe, oder? Das muss ich auch mal probieren.
@DelayDude Da gibts schon Gemeinsamkeiten zum MuRF. Zum Eight Step gibts noch den Programmer. Manchmal ist MIDI einfach nicht das probate Mittel. Ich nutze diese Kombi zB. in Verbindung mit LFO oder der Sequenzer Clock. Dann kann man dann noch andere Sachen machen. wenn ich einen Logik Sequenzer(Oberkorn) einpatche. Start der Sequenz auf E0, Ende auf E1. Oder so ähnlich.
Wenn es um die Verarbeitung von MidiClk über USB geht, sind die Arduino Pro Minis unschlagbar. Mit einem Miniprogrämmchen und einem angelöteten Klinkenkabel, kann man damit für ca. 10 € prima Sync-Clicks aus der MididClk erzeugen.
Für ein paar Euros mehr (mit z.B. ’nem PhotoMOS Relais) kann der Pro Mini dann auch als externer Tap-Tempo Switch agieren, der von der MidiClk gesteuert wird.
@camarillo Jawoll! Mit DIY kann man so einiges an Geld sparen…👍 (Seit Sommer ´22 nicht mehr so leicht.) 😇
Mit Ableton Live drahtlos zu kommunizieren ist mit LINK einfach der Knaller. Ein sehr guter Freund hat mir ein SPINK fertig gelötet. Weiteres zu dem Gerät gibt es hier: http://seismic.industries/spink-0/
@CDRowell Ableton Link finde ich auch ohne Live ganz prima! Ich nutze das in zahlreichen Pure Data Projekten.
@camarillo Coole Idee. Das werde ich mal ausprobieren. Ich habe meinen Arduino immer noch ungenutzt in der Schublade liegen. Spannendes Projekt für den Winter. Danke!
Hello, vielleicht kann mir das mal technisch jemand runterbrechen:
ich habe ein Delay-Pedal mit Tap-Tempo-Taster (Akai Headrush II). Theoretisch sollte doch nix dagegen sprechen, hier in der Seite des Gehäuses eine Klinkenbuchse einzusetzen und das Pedal dann per CV/Gate Output (0V/5V) zu synchen, oder? Baue mir gerade eine Midi-Clock per Arduino, und wollte genau das hier beschriebene in meinem Setup auch noch umsetzen, damit nicht nur die Synths und die Drum-Machines synchen, sondern das Delay ebenfalls.
@eisen-uli Da müsstest du noch irgendeine Art Optokoppler zwischenbauen. Da das Tap Tempo meist eine Spannung beim Tapvorgang an Masse legt, könnte das mit einem per CV gesteuerten Optokoppler funktionieren (oder zumindest müsstest du herausfinden, wieviel Volt das Headrush verträgt und eventuell die 5V Spannung reduzieren). Ähnlich wird es bei vielen Tremolo Pedalen umgesetzt. Aber vielleicht kann noch jemand einen genauen Schaltplan posten. Ich selbst habe das noch nicht gebaut und möchte auch keine falschen Ratschläge geben, die das Pedal ggf. zerstören.
Aber ein Headrush II, das per Midi synchronisiert werden könnte würde ich auch klasse finden.
@eisen-uli Genau, ein üblicher Tap-Tempo-Switch ist ein temporärer Schließer. Du brauchst also ein Relais o.ä., das vom Arduino/Gate gesteuert wird. Ich benutze dafür PhotoMOS Relais, bei mir Panasonic AQY212GH (davon hatte ich noch ein paar, als ich das für mich gebaut habe).
Es braucht dann noch einen Vorwiderstand zwischen Arduino (bzw. GateSignal-Quelle) und PhotoMOS (intern wird da halt eine IR LED getrieben), das war’s dann schon.