Sound/Praxis
Auch wenn der von uns bereits getestete GVT-Combo aus derselben Baureihe stammt, so zeigen sich schon gleich nach dem Anschlagen der ersten Akkorde deutliche Unterschiede. Beim Sound des GVT15H regieren eindeutig die 70er, denn der Verstärker scheint wie geschaffen für das Spielen von vollen, brillanten und warmen Akkord-Voicings. Und auch der Schalldruck durch die geschlossene Box ist gegenüber der offenen Combo-Version natürlich ganz anders einzustufen. Schon bei moderaten Lautstärken drückt es hier von unten ganz gut und sorgt so bereits bei Zimmerlautstärke für einen dicken und satten Ton. Ganz hervorragend arbeitet hier auch wieder der sehr musikalische und auch mal beherzt ins Klanggeschehen eingreifende Baxandall-EQ, der aus unserem Testamp zwar leider keinen Mehrkanaler macht, dem Sound aber doch erstaunlich viele Facetten beschert.
High-Gain-Sounds gab es ja damals noch nicht wirklich serienmäßig und so ist auch der GVT15H alles andere als ein Kandidat für diese Kategorie, denn selbst bei Maximalstellung des Gain-Reglers sind höchstens ein paar leicht angeraute Riffs möglich – und dann auch nur mit einer Humbucker-bestückten Gitarre. Aber dafür ist der Amp nicht gemacht, viel mehr sollen hier die Fans des amerikanischen Sounds der Seventies bedient werden und diese Aufgabe meistert der GVT15H mit Bravour, denn angefangen vom „Surf-Twang“ bis zur Kategorie „Akkordschlachten“ sind nur wenige Handgriffe am EQ von Nöten. Wer aber gern mal ein Solo mit einem saftigen Leadsound spielt, sollte besser auf einen anderen Amp zurückgreifen, denn das gibt es hier leider nicht. Oder aber man greift zur klassischen Alternative, einem Overdrive/Boost-Pedal zum Übersteuern der Vorstufe. Für alles clean Gespielte aber bietet dieses kleine Top samt Box einen dynamischen und typisch amerikanischen Ton, nicht zuletzt auch wegen eines besonders gut klingenden Accutronics Federhalls, der sowohl in der Halldauer als auch in der Halldichte sehr gut abgestimmt wurde und frei von jeglichen Nebengeräuschen seine Arbeit verrichtet.
Mit zunehmender Erhöhung des Mastervolume-Reglers gerät dann auch die Endstufe mit ihren 6V6-Röhren immer mehr in die Sättigung und beschert dem Amp einen warmen und schön komprimierten Ton, der auch wie der GVT-Combo dieses leichte und typische „Vintage-Matschen“ im Bassbereich aufweist und dem kleinen Stack eine gute Durchsetzungskraft beschert. Will heißen, den GVT15H mit dieser 1×12″-Box könnte man ohne Weiteres durchaus auch im Proberaum und bei kleineren Live-Gigs einsetzen. Zur Not auch mit einer weiteren GVT112E im Schlepptau, denn Anschlüsse bietet der Amp ja dafür an seiner Rückseite mehr als genug.