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Test: API Audio Select T12, Röhren-Mikrofonvorverstärker

Die moderne Legende

8. April 2022
api audio select t12 test

API Audio Select T12, Röhren-Mikrofonvorverstärker

Der API T12 Röhrenvorverstärker ist Teil der neuen Select-Serie der Amerikaner, die aus vier 19“-Studiogeräten besteht: Dem SR24 Equalizer, dem SR22 Channel Compressor, dem T25 Röhrenkompressor und dem T12, der in reiner Class-A-Technologie konstruiert wurde und so eine ganz eigenen Klangcharakter im Vergleich zu den klassischen API-Geräten haben soll – ohne jedoch den Wiedererkennungswert des typischen API Klanges zu verlieren. Puh – wie jetzt? Ein neuer Klang, aber doch irgendwie der klassische? Wir werden sehen.

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api audio t12 select

Die Ausstattung des API Audio Select T12

Der API T12 ist ein 19“ Rackmount-Gerät (2 HE) mit sehr klassischer Ausstattung. Ohne die Details des zuvor getesteten Sonic Farm Berliner zu nennen, präsentiert sich die Bedienung des T12 sehr geradlinig und für Studio-Spezies wohl bekannt. Das Zweikanalgerät ist – bis auf den ON/OFF-Schalter in jedem Kanal identisch und diskret aufgebaut. Nur die Stromversorgung ist natürlich zentral.

API_T12_fside

Die Mikrofonimpedanz ist von 500 – 2.500 Ohm in 500er Schritten anpassbar und der Lowcut ist in vier Stufen von

  • aus
  • 60 Hz
  • 120 Hz
  • 240 Hz

schaltbar. Dabei verwendet API sehr präzise Drehschalter mit klarer Rasterung.

Auch Gain und Level sind in jeweils 10 Stufen verstellbar, wobei API hier auf eine Skala oder eine Markierung am Drehknopf verzichtet hat. Man ist wohl der Meinung, dass das Gehör das beste Messgerät ist. Durch die Rasterung ist ein sehr schöner Abgleich im Zweikanalbetrieb möglich, allerdings wäre eine etwas feinere Abstufung noch schöner gewesen. Bei einem Pegelabgleich war bei meinen Tests manchmal der eingestellte Wert zu leise und einen Step weiter schon wieder zu laut. Dies lässt sich allerdings nachher im Mix noch korrigieren.

API_T12_left

Unter dem in sehr angenehmen orange/gelb gehaltenen VU-Meter (Output-Level) sind vier Schalter angebracht: Polarität, 48 V Phantomspeisung, PAD (Absenkung um 20 dB) sowie der Line/Mic-Umschalter. Zudem findet sich bei jedem Kanal noch eine 6,3 mm Klinkenbuchse für Instrumente (HI-Z). Eine rotleuchtende LED zeigt dem Anwender, dass das Gerät zu heiß angefahren wird.

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API_T12_VU

Die Rückseite ist ebenso klar gezeichnet: Das Netzteil mit Spannungsselektor, Sicherung und Kaltgerätebuchse. Die Ein- und Ausgänge sind jeweils als XLR und TRS (Klinke) ausgeführt, beide symmetrisch.

API_T12_backx

Die Verarbeitung des T12

Die Verarbeitung ist allererste Güte. Die bereits erwähnten Drehschalter sind aus Metall und haben genau den richtigen Grad an Widerstand. Jeder Klick ist klar wahrnehmbar – haptisch und akustisch. Die mit LEDs hinterlegten Schalter zeigen den Schaltzustand deutlich an und das VU-Meter ist schön gezeichnet und gut ablesbar. Die Buchsen auf der Rückseite sind stabil verschraubt, nur eine Verriegelung der Eingangsbuchsen wäre noch schön gewesen.

API_T12_backr

Das Gehäuse ist sehr massiv und die Frontplatte ist in sehr schönem API-Blau lackiert. Anders als Sonic Farm verzichtet API auf die Lackierung des restlichen Gehäuses, was für den Rack-Einbau völlig ausreichend ist.

API_T12_Tube

Ich finde es darüber hinaus sehr schön, dass API dem T12 zwei kleine „vergitterte Fenster“ spendiert hat, damit man die glühenden Röhren (12AT7WC und 12BH7 Dual-Trioden Vakuumröhren) sehen kann. Das gibt dem Gerät einen ganz besonderen Touch und ich weiß von einigen Toningenieuren, dass sie auf solchen „Klimbim“ stehen. Und ja, auch ich liebe das, denn das gibt mir das Gefühl, dass die Arbeit im Studio nicht nur das Nutzen profaner Technik ist, sondern dass wir Musik produzieren – aus meiner Sicht eine der intensivsten Emotion, die uns Menschen gegönnt ist. Sehr gut, liebe API Produktdesigner!

API_T12_vutubex

Technische Informationen zum API Select T12

In Sachen Technik geht API auch eigene Wege – das kann man sich leisten, denn so wie Neve oder SSL kann API auf eine lange Tradition (seit 1967) und einen sehr charakteristischen Klang zurückgreifen. Hier, liebe Leser, haben wir es nicht mit einem Klon zu tun, sondern mit einem Original.

Deswegen verwenden die Amerikaner aus New York proprietäre AP2516 Übertrager im Eingangsbereich und einen speziellen, von API selber gefertigten, Ausgangsübertrager. Im Pressetext spricht man sogar von einem sehr breiten Einsatzgebiet inklusive Stereobetrieb, wobei wir es – wenn wir es ganz genau nehmen – mit einem Doppelmono-Gerät zu tun haben. Die beiden Kanäle sind nicht hardwaremäßig zu verbinden und so haben wir auch kein Kanalübersprechen. Hier streiten sich zwar die Geister, ich sehe es aber so: Der API T12 ist kein HiFi, sondern ein Werkzeug (wenn auch ein sehr schönes) zur Musikproduktion. Die Platzierung im Stereofeld findet in der DAW oder im Mischpult über Panning und andere Möglichkeiten statt.

Wenn ich den T12 an meinem Audiointerface (Universal Audio Apollo X6) zwischen die Ein- und Ausgänge packe und bei einem Digitalsignal (z. B. YouTube Video, Hires-File) hin- und herschalte, dann ist hier schon ein Unterschied in der Stereobasis festzustellen. Nur über das Interface klingen fertige Stereoproduktionen im virtuellen Raum harmonischer, während beim Zuschalten des T12 die Aufteilung tendenziell grober wirkt. Deutlich wird dies beispielsweise beim formidablen Cover von „Sultans of Swing“ von Mary Spender und Josh Turner in 4K YouTube:

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API_T12_knob

Die Technik des API Audio Select T12 Tube Mic Preamps

Auch ganz bodenständig kann der API Select T12 auch mit  technischen Daten überzeugen. Er ist überaus rauscharm und bietet bis zu 70 dB Gain. Das Ein- und Ausschalten geschieht ohne monitormordendes Plopp und durch die Anpassung an verschiedene Mikrofonimpedanzen kann der T12 an praktisch allen gängigen Mikrofonen betrieben werden. Dazu bleibt das Gehäuse maximal handwarm. Auch in thermischer Hinsicht macht der Röhren-Preamp eine sehr gute Figur. Hier die weiteren technischen Daten:

  • Output Impedanz: 75 Ohm
  • Max. Input Level: -24 dB (mit -20 dB Pad)
  • Max. Output-Level: +24 dBu
  • Frequenzantwort von 20 Hz bis 30 kHz: +0 dB / -1 dB
  • Gewicht: 6,35 kg

Die Ausführung in Class-A sorgt ohnehin für einen sehr verzerrungsfreien Sound und so bietet der T12 auch technisch ein sorgenfreies Studioleben.

API_T12_zert

Wie klingt der API Select T12 Tube Mic Preamp?

Auch wenn dem Klang der Röhren immer eine gewisse Gemütlichkeit vorgeworfen wird, spielt der T12 dynamisch auf sehr hohem Niveau. Punch, Wärme und Klarheit sind keine Prospektversprechen, sondern Realität. Der T12 liefert hier sehr klar ab.

API_T12_poti

Ein Vergleich mit dem Universal Audio API Vision Channel Strip Plug-in (nur der 212L Preamp) zeigen einen sehr deutlichen Vorteil der Hardware. An die klangliche Fülle kommt der alleinige Einsatz des 212L nicht hin. Dieses Plug-in zeigt erst, was es kann, wenn man die Komponenten klug miteinander kombiniert.

Nutzt man den HI-Z-Input, dann zeigt der T12 eine sehr breite Bandbreite an Nuancen und insbesondere die Transienten im Anschlag der akustischen Gitarre (Fender Newporter Classic mit Fishman Pickup System) kommen sehr scharf und detailliert aus den Röhren. Im Sustain gibt es nichts zu bemäkeln, auch wenn ich im direkten Vergleich mehr auf den Charakter von SSL stehe – eine sehr persönliche Note. Absolut gesehen liefert der T12 auf höchstem professionellem Niveau ab.

API_T12_sidex

An meinem Sennheiser e865 (Kondensatormikrofon) klingt die Fender ebenfalls sehr voll und dynamisch. Je nach Gain-Einstellung kann man von analytisch bis hin zu warm und voll einen großen Bereich abdecken. Aber stets ist der API-typische Charakter im positivsten Sinne hörbar.

Ich kann mir vorstellen, dass man insbesondere mit dem API Select T25 Kompressor ein tolles Duo für ein professionelles Studio aufbauen kann, das hohen Ansprüchen genügt. Vielleicht würde man dann alternativ noch einen Transistor-Channelstrip für elektronische Musik (beispielsweise Neve oder SSL) vorhalten – aber dann kann man klanglich ganz vorne mithalten.

In meinen Klangbeispielen habe ich den T12 mit dem Audiointerface UAD Apollo X6 verbunden. Zuerst die Aufnahmen pur in das Apollo eingespielt (Audiobeispiel 01 & 02), dann durch den T12 laufen lassen (03 & 04) und zuletzt noch mit dem Universal Audio API Vision Channel Strip Plug-in verglichen (05 & 06).

universal audio api vision console plug in

Das Apollo pur klingt überaus neutral und das T12 gibt dem Signal eine Spur Wärme. Mit dem Plug-in wird das Signal tonal etwas aufgehellt. Das gilt gleichermaßen für die Mikrofonaufnahme wie für das HI-Z-Signal.

Aufnahmen 07 und 08 sind dann schließlich direkt ins API T12 eingespielt. So kann man sich einen guten Überblick über die unterschiedlichen Nuancen machen.

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Fazit

Das API T12 wird dem Ruf des im Studiobereich legendären Herstellers API gerecht. Es ist wirklich sehr gut verarbeitet, hat eine praxisgerechte Ausstattung und klingt wirklich sehr gut. Das 2 HE Rack-System genügt somit höchsten Ansprüchen und Profis wie auch alle Fans von API können sich über die neue Select-Serie der Amerikaner richtig freuen. Zumindest der Preamp T12 hat uns bei AMAZONA.de vollends überzeugt – sehr gut!

Plus

  • sehr guter Klang
  • tolle Verarbeitung
  • praxisgerechte Ausstattung
  • sehr schönes Röhren-Flair

Minus

  • Gain-Rasterung etwas zu grob

Preis

  • ca. 2.200,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Garfield Modular AHU

    Hi Jörg,

    Herzlichen Dank für den interessanten Artikel! Das hört und sieht sich an wie ein sehr guten Mikrofonvorverstärker!

    Ich brauche es zwar jetzt nicht, ich werde es aber auf meiner Watchliste setzten, viele Grüße, Garfield.

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