Test: Boss, Micro BR BR-80, Digital Recorder

Liverack und MTR

Dass sich Multitracker- und Stereoaufnahme unter zwei verschiedene Menüpunkten verbergen, ist sicher auch dem Marketingdenken von Roland geschuldet: Damit lässt sich der neue Kleine von Rolands Untermarke BOSS auch an Einsteiger oder Normalsterbliche verkaufen, die mit Mehrspuraufnahmen nichts oder noch nichts anfangen können. Für uns Musiker ist dies allerdings etwas unnötig, für uns ist das Einfache, gepaart mit einigen Optionen zusätzlich praxisnäher und wirkt eben auch professioneller.

Mit LIVE REC treffen wir auf die simpelste Variante unter den drei Betriebsmodi des neuen Micro BR BR-80. Sie ist als Stereoaufnahme-Funktion gedacht zum spontanen Mitschneiden von Konzerten oder Proberaumjams, tollen Ideen oder anderer Geistesblitze oder (nur) als Diktiergerät. Hier  trumpft der Kleine mit den beiden eingebauten Mikrophonen auf, die insgesamt gut klingen, auch wenn dem Autor andere Mikrophone in ähnlichen Geräten insgesamt etwas besser gefallen. Ist aber Geschmackssache, Roland hat auch in diesem Gerät das eigene Klangideal verwirklicht, und das muss man mögen. Mir fehlt da etwas Ehrlichkeit, aber Roland zielt ja insgesamt mehr auf Schönklang, und der ist für viele Bereiche ja auch gewollt. Im Zweifelsfall sollte man das Gerät also vor dem Kauf testen. Auch schön ist, dass man in MP3 und WAV aufnehmen kann und dass die Benutzerführung schön klar ist, erfreulich ist auch die sonstige Menüführung und das Display. Alle relevanten Angaben sind auf dem Display zu sehen, und das Display selber ist bei jedem Wetter gut ablesbar.

MTR ist der andere echte Aufnahme-Betriebsmodus und auch ein typisches Boss/Roland-Akronym und bedeutet logischerweise Multitrack-Recording, sprich Mehrspuraufnahme. Mit dem BR lassen sich auf acht Spuren eigene Aufnahmen mit dem Clicktrack (Metronom oder Rhythmusbüchse) verbinden und mit den eingebauten Effekten veredeln, mischen und mastern. Pro Audiospur kann man aus acht virtuellen Spuren auswählen, um beispielsweise aus verschiedenen Takes den Passendsten auszuwählen. Damit kommt der Micro BR BR-80 auf die 8*8=64 Spuren, die die Werbung so anpreist. Auf dem Hauptbildschirm erkennt man, auf welchen Spuren aufgenommen wird, wie hoch der Pegel ist und wie der Song heißt. Dazu kommt das Tempo der Rhythmuseinheit bzw. des Metronoms. Den aufzunehmenden Track wählt man mit vier Tastern unterhalb des Displays aus, wobei der Micro BR BR-80 über stereo oder mono entscheidet: lLegt ein Signal am Line-In oder USB-Port (man kann direkt vom Computer aufnehmen, damit ist der BR auch ein einfaches USB-Interface) an, wird stereo aufgenommen. Gleiches gilt, wenn die eingebauten Mikrophone arbeiten, ansonsten (Klinke-In) wird mono aufgenommen. Im Gegensatz zum LIVE REC-Modus muss hier vorsichtig ausgepegelt werden, denn die Aussteuerungsanzeige innerhalb des Display ist hier etwas klein. Für Letzteres dient ein Regler rechts des Gerätes, ein praktisches Detail. Insgesamt ist die Bedienung gelungen, da das Jog-Dial letztlich auch als Cursor fungiert und gut zu bedienen ist. Gleiches gilt für den Funktionsumfang. Für das genaue Arbeiten bietet der Micro BR BR-80 eigentlich alles, was man so braucht: automatisierbares Punch-In, Kopieren und Löschen von Tracks, WAV-Import, Bounce, recht ordentliches Mischen und schlussendlich ein brauchbares Mastering (s.u.).