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Test: Boss RV-200, Reverb-Pedal

Reverb-Allrounder in kompaktem Format

25. Februar 2024

Das neue Boss Reverb Pedal: Boss RV-200

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Nachdem das Boss DD-200 ja schon seit einiger Zeit auf dem Markt ist, habe ich schon sehnsüchtig auf einen RV-200 gewartet und Ende letzten Jahres war es dann endlich soweit. Das kompakte Reverb-Pedal mit einigen Extras dürfte so machen Gitarristen begeistern.

Gehäuse, Potis und Taster des Boss RV-200

Das Gehäuse des Boss RV-200 besteht aus gebogenem Metall, wie man es von Boss-Effekten gewohnt ist, absolut robust und mit seiner 13,8 x 10 x 6,3 cm (B x T x H) Gehäusegröße und 700 g Kampfgewicht recht kompakt. Die Oberseite ist in einem schicken glitzernden Schwarz-Grau lackiert und die verschraubte Unterseite präsentiert sich in schlichtem Schwarz.

An der vorderen abgeschrägten Oberfläche befinden sich zwei lautlose Fußtaster, die ab Werk für On/Off und Memory/Hold zuständig sind, sich jedoch auch frei belegen lassen. Der Winkel und die Druckintensität sind optimal gewählt. Bei einer Platzierung des Pedals in der zweiten Reihe des Pedalboards könnte die Bedienung allerdings etwas schwieriger werden. Hier dürfte eine leichte Erhöhung unter dem Pedal Abhilfe schaffen. Oberhalb der beiden Fußtaster zeigen zwei breite LEDs in hellem Rot den Status des Pedals an.

Der Status wird zusätzlich noch im 7-Segment-Display angezeigt. Dieses hat drei Zeichen und kann damit in roter Schrift Zahlenwerte der einzelnen Parameter, aber auch den Reverb-Typ in abgekürzter Form anzeigen. Das ist absolut verständlich und sehr gut umgesetzt.

BOSS RV 200 Reverb Pedal in der Praxis

Mit fünf Potis wird der Reverb-Sound eingestellt. Alle Potis sind mit dem Gehäuse verschraubt und haben einen Schaft aus Metall. Die Potiknöpfe sind aufgesteckt und bestehen aus Kunststoff in einem glänzenden Silber mit griffiger Riffelung und einer weißen Punktmarkierung für eine gute Ablesbarkeit. Die Potis unterteilen sich in zwei große Potis, die die wichtigen Parameter Pre-Delay und Effekt-Level regeln. Zwei kleinere Potis, die mit Low und High beschriftet sind, bestimmen den Bassanteil und die Höhen, ein Parameter-Poti übernimmt pro Algorithmus unterschiedliche Funktionen. Ein gerasterter Encoder  bestimmt mit Time die Ausklingzeit des Reverbs. Die Tasterfunktion dieses Encoders schaltet durch die Presets.

Ein gerasterter Endlos-Encoder dient zur Anwahl des gewünschten Algorithmus. Insgesamt stehen 12 Algorithmen zur Verfügung, von denen der Arpverb vollkommen neu entwickelt wurde.
Unterhalb der Potis sind noch zwei kleine schwarze Kunststofftaster platziert. Der linke Taster schaltet die Density in fünf Stufen und fünf danebenliegende rote LEDs geben Auskunft über die jeweilige Schaltung. Der rechte Taster schaltet zwischen den vier Onbord-Presets und dem Manual-Modus. Das gewählte Preset wird ebenfalls mit hellen LEDs angezeigt.

An der Stirnseite des Gehäuses sind die 6,3 mm Klinkenbuchsen für das Audiosignal angebracht, die den Stecker gut greifen. Hier stehen jeweils zwei Monobuchsen für den Eingang und zwei für den Ausgang bereit. Das Pedal kann also in Mono oder Stereo betrieben werden. eine weitere Klinkenbuchse ist für ein Expression-Pedal oder einen externen optionalen Fußtaster vorgesehen. Alle Buchsen bestehen aus Metall und mit dem Gehäuse verschraubt. Die Buchsen stehen aus dem Gehäuse heraus und nehmen daher etwas mehr Platz auf dem Pedalboard ein. Auf Pancake-Stecker muss man aufgrund des geringen Abstands der Buchsen zueinander also leider verzichten.

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BOSS RV 200 Input und Output

Neben den Klinkenbuchsen ist die 9 V Netzteilbuchse angebracht, die fest im Gehäuse sitzt und anscheinend zusätzlich noch verschraubt wurde. Ein Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang.

An der linken Gehäuseseite befinden sich noch zwei 3,5 mm TRS-Buchsen zum Anschluss von MIDI-Kabeln. Der MIDI-Eingang und der MIDI-Ausgang sind gut sichtbar beschriftet. Eine kleine USB-Buchse für künftige Firmware-Updates gehört ebenfalls zur Ausstattung.

Die Gehäuseunterseite ist flach und optimal, um die im Lieferumfang enthaltenen Klebefüße oder Klettband anzubringen. In einem Batteriefach mit einer Klappe aus Kunststoff können drei AA-Batterien, die im Lieferumfang enthalten sind, eingelegt werden. Sofern man das Pedal fest auf dem Pedalboard verbaut hat, stellt ein Batteriebetrieb dann eher keine Option dar, aber wenn man das Pedal mal schnell anschließen möchte, ist der Batteriebetrieb ein nützliches Feature.

BOSS RV 200 MIDI

Geliefert wird das Boss RV-200 gut gepolstert in einem Pappkarton mit grau-weißem Design. Neben den bereits erwähnten Klebefüßen und den Batterien liegen auch noch eine Gebrauchsanleitung und eine Garantiekarte bei.

Das Boss RV-200 in der Praxis

Das Boss RV-200 ist absolut selbsterklärend und abgesehen von einigen globalen Einstellungen gibt es keine Untermenüs. Das macht das kompakte Reverb übersichtlich und bedienerfreundlich.

Beim Aktivieren des Pedals fällt mir auf, dass die Potis aufgrund des Winkels der Fußtaster gut gegen versehentliche Tritte geschützt sind. Ich fange zunächst mit dem Room-Reverb an und hangele mich dann im Uhrzeigersinn durch die unterschiedlichen Algorithmen. Die Reverbs sind, wie ich es von Boss kenne, sehr klar und crisp. Während andere Reverb-Pedale oft etwas verwaschener klingen, haben für mich die Boss Reverb-Effekte immer eine Klarheit, die je nach Setup unterschiedlich wirken kann.

Es ist möglich, die Reverb-Sounds dezent in den Hintergrund zu mischen, sodass sie das Signal sehr gut unterstützen. Mit zurückgenommenen Höhen, etwas längerem Pre-Delay und geringem Effekt-Level werden sehr natürliche und dezente Räume erzeugt, die das Signal hervorragend tragen. Wenn man möchte, kann der Plate-Algorithmus aber auch sehr präsent scheppern und als gut hörbarer Effekt eingesetzt werden.

Während die ersten Algorithmen die Wald-und-Wiesen-Sounds und damit das Pflichtprogramm eines umfangreichen Reverb-Pedals mit Room, Hall, Plate und Spring abdecken, wird es dahinter experimenteller. Ein metallisches Shimmer kann ganz neue Sounds aus der guten, alten Gitarre hervorzaubern, die mit dem High-Poti klanglich etwas entschärft werden können. Diese Algorithmen und ihre Anordnung entspricht dem RV-500. Durch die jeweiligen Optionen des Parameter-Potis wird jeder Algorithmus sehr flexibel. Der Room- und der Hall-Reverb bieten zum Beispiel drei Raumgrößen. Vom kleinen und hellen Badezimmerklang bis zu einem großen, dunklen Raum kann man sich den Reverb-Effekt anpassen. Das Pre-Delay spielt hier natürlich auch eine entscheidende Rolle.

Der Spring-Reverb scheppert ordentlich und gerade in der Einstellung mit 3 Federn klingt er sehr gut. Der Plate-Algorithmus ist großartig. Ja, ich bin ein absoluter Fan des Boss Plate-Sounds. Vielleicht, weil er mich immer an ein Song-Intro von The XX erinnert. Dieser helle und flächige Sound ist einfach herrlich!

Mit dem Arpverb kommt der neue Algorithmus zum Vorschein. Hier werden, wie bei einem verwaschenen Arpeggiator einzelne Reverbs erzeugt. Gerade mit eingeblendeten und flächigen Sounds gefällt mir dieser Algorithmus sehr gut.

Mit den Algorithmen Slowverb, Modulate, Lo-Fi, Gate und Reverse kommen noch ein paar experimentelle Sounds dazu. Der Slowverb blendet das Signal ein und gehört klanglich zu meinen Lieblingen. Die Modulation des Modulate kann bis zu einem Vibratoeffekt treichen, mit einem Parameter-Setting auf etwa 9 Uhr wird man aber mit dezent modulierten und schwebenden Sounds belohnt. Der +Delay-Algorithmus ist ein Allrounder und Lo-Fi verwandelt den eigenen Amp in einen winzigen Transistorverstärker. Für den richtigen Song absolut klasse. Gate erzeugt den klassischen Gate-Effekt, der für Drums vielleicht interessanter ist als für Gitarren. Und mit Reverse bekommt man einen rückwärts gespielten Hall. Bei diesem ist die maximale Reverb-Zeit leider auf 1 Sekunde begrenzt.

Mit den beiden Klangreglern, dem variablen Parameter-Poti und dem Densitiy-Taster, mit dem der Hall verdichtet wird, kann jeder Algorithmus flexibel eingestellt werden. Vom dezenten Raum bis zur großen Fläche ist wirklich viel zu hören.

Das Level-Poti regelt leider nicht bis 100 % wet. Aber das Mischverhältnis lässt sich auch so sehr gut einstellen und es ist definitiv möglich, einen ausreichenden Effektanteil hinzuzumischen. Natürlich kann man im Menü mit dem Kill-Dry das direkte Signal ausschalten. Die Algorithmen bieten viele Ambient-Sounds, insbesondere, wenn man die Hold-Funktion nutzt. Mit dem Density-Taster wird der Reverb-Sound in fünf Stufen verdichtet.

Warp, Hold, Twist und Fade

Das ist kein neuer Song-Titel, sondern listet die Möglichkeiten auf, mit denen der Taster des RV-200 belegt werden kann. Mit Hold lässt sich der Reverb-Sound einfrieren und man kann über diese erzeugte Fläche spielen. Twist erzeugt den von Boss bekannten Rotationseffekt und Warp steigert das Feedback und die Lautstärke. Mit Fade kann der Reverb-Effekt langsam ausgeblendet werden.

BOSS RV 200 Effektpedal

Bei den Potis für Low und High hätte ich mir eine Mittelrasterung gewünscht, um die neutrale Einstellung schneller einzustellen, aber das ist letztlich Jammern auf hohem Niveau. Das Signal wird mit 32 Bit Floating und 96 kHz verarbeitet. Und sowohl beim Wechsel des Presets als auch beim Ausschalten ist ein Spillover, also das Ausklingen des Reverbs, aktiv.

Mir gefällt die Flexibilität des Boss RV-200 sehr gut und es ist ein perfekter Partner für das Boss DD-200. Auch wenn ein paar Boutique-Kollegen vielleicht etwas mehr Stereobreite anbieten, überzeugt das RV-200 durch seine einfache Bedienbarkeit und die große Sound-Palette, die von Brot-und-Butter-Reverbs, bis zu einem ganz großen Klanguniversum, alles abdeckt. Ein wirklich inspirierendes Pedal, das mit jedem Algorithmus wieder zu einem neuen Ideengeber wird.

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Boss RV-200 Reverb
Boss RV-200 Reverb
Kundenbewertung:
(6)

Boss RV-200 im Vergleich zum RV-500 und dem RV-6

Das Boss RV-200 bietet viele der Algorithmen des großen Bruders und ein paar neue, spannende Sounds. Die großen MIDI- und USB-Buchsen wurden etwas geschrumpft und ein Fußtaster wurde rausgekürzt. Dadurch wird das Reverb-Pedal Pedalboard-freundlicher. Da alle Parameter per MIDI gesteuert werden können, könnte das RV-200 daher die perfekte Wahl für große Pedalboards mit einem MIDI-Controller sein. Es eignet sich aber auch für kompakte Pedalboards, die durch ein umfangreiches Reverb erweitert werden sollen. Für das ganz kleine Board würde dann die 4 Presets ausreichen, per MIDI könnten 128 Presets gespeichert und abgerufen werden.

Das Boss RV-6 ist im Vergleich das kompakteste Reverb und liefert die 8 grundlegenden Algorithmen ohne Presets. Allerdings ist die Klangregelung nicht so flexibel und das Pre-Delay, was ich persönlich im Hinblick auf ein Reverb-Pedal sehr wichtig finde, ist nicht einstellbar.

Übrigens hat das RV-200 auch eine Lock-Funktion, damit Mitmusiker nicht boshafterweise den Lieblings-Sound verstellen können. Das globale Menü ist etwas kryptisch, um hier Einstellungen vorzunehmen, empfiehlt es sich daher, einen Blick in die Gebrauchsanweisung zu riskieren.

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Fazit

Von realistischen Räumen bis zu großen Ambient-Flächen präsentiert sich das Boss RV-200 als ein echter Allrounder in kompakten Format, der alle anderen Bereiche sehr gut abdeckt. Es  ist kinderleicht zu bedienenund mit vier Presets und 12 Algorithmen bietet das Reverb-Pedal ein breites Setup. Bei den klassischen Reverbs sollte für jeden etwas Passendes dabei sein und die experimentellen Reverb-Algorithmen sind ideal für Ambient-Sounds. Insbesondere die Klangregler und das Pre-Delay bieten die Möglichkeit, den Reverb-Sound individuell anzupassen. Die Klänge sind klar, direkt oder dezent und tragen das Gitarrenspiel, ganz wie man es wünscht. Der belegbare Taster und das Expression-Pedal holen gemeinsam mit MIDI alles aus dem kompakten Boss RV-200 heraus. Ein wirklich tolles Pedal.

Plus

  • große Auswahl an Reverb-Sounds
  • kinderleichte Bedienung
  • individuelle Anpassung der Sounds durch Klangregler möglich
  • MIDI-Anschluss

Preis

  • 279,- Euro
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    AMAZONA Archiv

    Ich bin ein bisschen unschlüssig, was ich von diesem neuen BOSS-Pedalformat halten soll.

    Es ist fast so gross wie das Core, also Platz sparen tut man schon mal nicht so viel. Wenn man jetzt mal davon ausgeht, dass die Reihe so fortgesetzt wird (Delay, Modulation, etc.), dann ist man doch eigentlich gleich besser mit dem Core bedient, welches wahrscheinlich auch alle (?) Algorithmen der Einzelpedale enthält (nehme ich jetzt an… ich habe es nicht geprüft). Zwei Pedale dieses Formats kosten fast soviel wie das Core und man kann den Sound direkt am Gerät tweaken und speichern.

    Nur ein Gedanke.

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