Sound & Praxis
Zum Test wurde eine Marshall 2×12″ Box mit Celestion Vintage 30 Speakern benutzt und so schwarz das Äußere, so schwarz auch der Sound des Bugera G5 Infinium. Die Tendenz geht eindeutig in den Hardrock/Metalbereich, das zeigen auch schon die ungleich größeren Möglichkeiten, die sich beim Benutzen des Overdrive-Kanals gegenüber des unverzerrten ergeben. Die Dreiband-Klangregelung reißt in ihrer Effektivität zwar keine Bäume aus, muss sie aber auch nicht, denn der Grundsound des Amps an sich ist schon recht gut gelungen und kann bei Bedarf auch mit dem Morph-Regler noch zusätzlich erweitert werden.
Dieser Morph-Regler verspricht ja zwei verschiedene Grundcharakteristiken – so lautet es zumindest in der Werbung. Tatsächlich ändert sich das Soundverhalten des Verstärkers beim Benutzen dieses Potis, allerdings sollte man nicht erwarten, dass man mit einem kleinen Dreh entweder einen Fender-Dumble-Mesa/Boogie- oder aber einen knackig-britischen Marshall-Laney-Orange-Vox-Sound zur Hand bzw. im Ohr hat. Man sollte diesen Regler also besser als eine nützliche Erweiterung zum Dreiband-EQ betrachten.
— Mit einem Dreh von der Insel über den großen Teich und zurück? Na ja, fast … —
Im Clean-Channel dürften es etwas mehr Höhen sein, perlige und glasige Sounds sind dem Gerät nicht wirklich zu entlocken, wobei dem Amp aufgrund seiner geringen Leistung natürlich auch der entsprechende Headroom fehlt. Was wiederum bedeutet, dass die unverzerrten Sounds nicht lange unverzerrt bleiben, sondern schon etwa ab Hälfte des Volume-Potis anfangen erste harmonische Verzerrrungen zu entwickeln. Das kann sehr reizvoll sein, denn so können auch Licks von Singlecoil-Gitarren mit deutlich mehr Biss rüberkommen.
Die Stärken des kleinen Amps liegen aber ganz woanders, nämlich im Overdrive-Bereich. Klar, an die Tiefe und die „Aufgeräumtheit“ im Signal eines Boutique-Amps jenseits der 3000-Euro-Schallmauer kommt der kleine Bugera zwar nicht heran, in seiner Preisklasse aber ist das schon sehr fein, was der Amp an Distortion-Sounds zu bieten hat! Die Gain-Reserven dürften selbst die Hardcore-Metaller zufriedenstellen und mit der Möglichkeit, die Ausgangsleistung auf bis zu 0,1 Watt zu drosseln, kann man die Endstufe richtig schön in die Sättigung fahren – und das bei annehmbarer Zimmerlautstärke und einem akzeptablen Rauschpegel. Aufpassen sollte man nur mit dem Gain-Regler, denn bei sehr hohen Gain-Settings neigt der Amp dann schon zu einem unschönen Matschen.
Was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, sind die Bugera-Sachen wirklich sehr gut. Dennoch muss man gerade bei den Niedrig-Watt-Amps gut testen, denn die eigene Gitarre macht viel aus. Für mein Empfinden sind Gitarren mit niedrigem bis mittlerem Output deutlich besser für diese Amps geeignet als Gitarren mit aktiven Pickups. Alles wirkt sonst schnell komprimiert und drucklos. Da fehlen dann doch die Reserven, zumindest dann, wenn die Anpassung beim Gain nicht stimmt und deshalb vorne alles relativ weit zu gezogen ist und hinten auf. Hier kommen dann die 1-5 Watt Verstärker schnell an ihre Grenzen. Dennoch finde ich die Entwicklung erfreulich, weil man so auch endlich mal im Wohnzimmer bei gutem Sound üben kann.
Also wer den Unterschied zwischen den Morph-Regler-Einstellungen bei den Soundbeispielen nicht oder nur kaum hört, dem ist nicht zu helfen… :-D