Neue Muse für Mid Budget!
Der südkoreanische Gitarrenhersteller Cort gehört zu den international beliebtesten Gitarrenherstellern. Vor allem im mittleren Preisbereich konnte Cort echte Schätze zustande bringen: Die von Axel Ritt getestete Cort KX 300 ist inzwischen in meinem persönlich Besitz, weil das gute Stück für den Preis eine tolle Gratwanderung zwischen Strat-Dynamik und Metal-Charakteristik leistet. Eine weitere Mid-Budget-Gitarre, die aus dem Hause Cort stammte und gut abschnitt: die Cort G290. 50 Jahre ist Cort nun schon am Markt, mit Werken in Indonesien und China. Das lässt einen dann ers tmal an brüchige oder billige Ware denken, aber die Qualitätsprüfer bei Cort standen stramm und haben dafür gesorgt, dass die Marke international einen tollen Ruf ausbauen konnte.
Die Cort MBM-1 ist eine Besonderheit – denn sie ist im Großen und Ganzen das „Brainchild“ des Muse-Gitarristen und Frontmanns Matthew Bellamy. Dessen hypermelodisches Spiel und Gesang sind durchaus als Markenzeichen zu verstehen. Bei der Konzeption und Entwicklung der Gitarre hat Cort wenig mitgewirkt – man ließ dem Musiker freie Hand, seine persönlichen Präferenzen und Visionen in dieser Sechssaiter unterzubringen und beriet sich dabei mit Hugh Manson, einem der wichtigsten Gitarrenbauer bei Cort. Das Gute dabei? Wieder der Preis. Für knapp über 600,- Euro gibt’s diese Cort, die mich im Vorfeld als (früherer) Fan von Muse dann doch recht neugierig gemacht hat.
Cort MBM-1 Manson E-Gitarre – Facts & Features
Der Korpus – eine leicht entschlackte Singlecut-Form, ist auf den zweiten Blick dann doch etwas ungewöhnlich. Auch wirkt die Mensur auf den ersten Blick optisch zumindest kleiner als bei vielen Strats oder Paulas. Doch ein Blick auf die Specs verrät: 648 mm, normale Maße also. Auch das niedrige Gewicht und die dann doch sehr ergonomisch ausgerichtete Rückseite fallen mir sofort positiv auf – die Hanhabung der Cort MBM-1 Manson ist sehr angepasst, die Vertiefung sehr ergonomisch. Kein durchgehender, sondern geschraubter Hals aus Ahorn, der auf einem Linde-Korpus aufgesetzt wurde – der Tuss-Rod ist problemlos zugänglich. Sustain ist nicht unbedingt die Stärke eines Linde-Korpus – zumindest auf dem Papier. Es wird gut und gerne diskutiert, wie sehr das Sustain von der Holzart abhängig ist – wir haben das in mehreren Workshops besprochen und auch wenn der Unterschied zwischen einem schweren Mahagonikorpus und einem weichten Pappelholz für viele nicht von der Hand zu weisen ist, man bleibt unentschieden. Das Lindeholz sorgt zumindest für ein leichteres Gewicht, und auch im Unplugged-Modus fällt die Gitarre in Sachen Sustain nicht negativ auf.
Das Griffbrett lässt mein Herz kurz höher schlagen – könnte es … ist es etwa … meine Güte, ist es … ein Ahorn-Griffbrett? Leider nicht, aber es ist ähnlich geschmeidig: Indian Laurel ist ein weiches Laubholz, das aus Regionen wie Burma kommt. Fühlt sich sehr weich und entgegenkommend an. Die Halsform hat mich ebenfalls aufhorchen lassen: Soft-V lautet die Bezeichnung, schmal, dünn, in den höheren Bundregionen weitend, um den Grip zu gewährleisten. In Sachen Finish kommt wieder die Geschmacksfrage zum Tragen: Ich persönlich feiere minimalistisches, monochromes und mattes Finish – genau wie bei dieser Matthew Bellamy Signature. Meinen Geschmack trifft es also allemal, aber sämtliche Features sind schon sehr reduziert, muss man sagen. Auch schön: Keinerlei Lackierung am Ahornhals, stattdessen ist dieser leicht satiniert, um das geschmeidige Gefühl zu verstärken. Der Radius des Griffbretts beträgt übrigens 304 bis 406 mm und streckt sich über 22 Bünde hinweg. Keine Inlays, keine Schnörkel – die Cort MBM-1 ist funktionalistisch, aber elegant.
Cort MBM-1 Manson E-Gitarre – Hardware & Elektronik
Endlich ein Killswitch! Bislang ist mir tatsächlich eine Gitarre mit einem solchen Schmankerl noch nicht in die Hände geraten – was der Knopf im linken Cut-Flügel macht, darauf gehen wir gleich ein. Die Pickups sind natürlich bei so einer Preisklasse besonders interessant. Da gibt’s Eigennamen – die Manson Humbucker Pickups. Keine aktiven EMGs, keine Powersounds. Hätte mich auch gewundert – aktive Tonabnehmer würden nicht so recht zu einer Matthew Bellamy Signature passen und der Sound des Muse-Frontmanns soll hier definitiv abgebildet werden. Was das genau bedeutet, werden wir im Praxisteil nachvollziehen, aber prinzipiell soll ein offener, weicher Sound den Ton angeben.
Ein Volume-Poti, ein Tone-Poti, ein Dreiwegeschalter, in der Hinsicht also keinerlei Überraschungen. Generell ist die Cort MBM-1 Manson wie gesagt puristisch und reduziert. Cort Klemmtechniken arbeiten mit der Rädelwicklung, die sich sehr günstig auf die Stimmstabilität auswirken – auch hier hat man auf Sperenzchen verzichtet und es so einfach wie möglich gehalten. Die silbern verchromte und schwarze Hardware harmonieren prächtig miteinander – das matte Schwarz und das deutliche Chrom passen gut zusammen und ergeben ein stimmiges Gesamtbild. Darüber hinaus kennt man die Kombination aus Tune-O-Matic-Brücke und Stop-Tail-Piece aus unzähligen anderen Paula- und Singlecut-Modellen. Die Cort MBM-1 reißt sich also in Sachen Design und Features kein Bein aus – die Gitarre bietet in Sachen Umfang alles knapp über Mindestanforderung. Knapp über, weil nämlich der Killbutton die Gitarre durchaus zu etwas Besonderem macht. Ein bisschen unscheinbar steckt dieser im linken Flügel und ist in der Lage, den Sound der Humbucker momentan zu unterbrechen – dass sich dadurch dynamische Momente und gar Stakkato-Riffs gestalten lassen, sei dahingestellt. Es ist zumindest ein untypisches Werkzeug, mit dem sich kreativ arbeiten lässt – und so was ist immer gern gesehen.
Cort MBM-1 Manson E-Gitarre – in der Praxis
Um den Sound der Cort MBM-1 darzustellen, arbeiten wir in diesem Falle mit dem Kemper Rack und nutzen mehrere Profiles, um sowohl cleane, crunchige als auch High-Gain-Sounds mit der Gitarre zu produzieren. Die Reaktivität und Genauigkeit der Profiles erlauben es, ein repräsentatives Bild der Gitarre zu schaffen.
Wir arbeiten zunächst mit der cleanen Version eines Soldano Amps, dann drehen wir das Crunch ein bisschen rein und orientieren uns am Bridge-Pickup.
Dann bleiben wir bei einem Peavey-Profil und nutzen im ersten Beispiel für beide Pickups ein bisschen Delay und garnieren die tiefere Gitarre mit ein ganz bisschen Hall. Auch im klaren Bereich mit beiden Pickups macht die Cort MBM 1 eine durchaus gute Figur – die bislang unbekannten Manson-Pickups haben einen warmen, „scoopigen“ Frequenzgang und sind im Charakter ganz klar passiv.
Naturgemäß erklingt die Cort MBM-1 um einiges muffiger und ein bisschen komprimierter, wenn wir nur den Neck-Pickup benutzen. Auch nach der Verwendung anderer Profile kann ausgeschlossen werden, dass es an dem Peavey-Profil liegt: Agiert er im cleanen Bereich durchaus warm und dynamisch, gibt sich der Neck-Pickup im Zerrbereich ein bisschen widerspenstig und undifferenziert. Der Killswitch ist erwartungsgemäß ein eigenes Feature, das mit der nötigen Routine beeindruckend in das Spiel eingebaut werden kann, um Drop-offs oder unerwartete Momente zu erzeugen. Auch für das Sustain gilt: Bei Weitem nicht schlecht und im Abgang der Frequenzen recht gleichmäßig. Klanglich also rundum verlässlich, mit warmem Grundcharakter und einem äußerst angenehm bespielbaren Griffbrett aus Laubholz. Geschmacksfrage – aber ich persönlich weiß dieses natürliche Ahorn-Feeling sehr zu schätzen.
Insgesamt ist das der tragende Eindruck der Cort MBM-1: Für eine Gitarre im preislichen Mittelbereich klingt sie zufriedenstellend – sie versucht nicht etwas zu sein, was sie nicht ist: ein Allrounder, der für High-Gain geeignet ist, nicht zu knackig ist und im Clean-Bereich eine natürliche, wärmere Note entfaltet als die KX300 im unmittelbaren Vergleich. Daran knüpft sich auch der einzige echte Kritikpunkt an der Cort MBM-1: Ihr fehlt der Biss der KX-Reihe, sie hat zwar einen warmen, runden Grundcharakter, wirkt aber ein bisschen charakterlos. Das muss nicht schlecht sein – wer seinen Sound vor allem durch Pedale und den Amp definieren und formen möchte, profitiert von einem neutralen, aber dynamischen Klangbild.
„[…] mit Hugh Manson, einem der wichtigsten Gitarrenbauern bei Cort. “
:-D ein herrlicher Typo – wirft aber die sicherlich berechtigte Frage auf, warum Gitarrenbauern bis heute nur in seltenen Fällen Traktor nutzen!