Die flexible Kleine - D'Angelicos Excel DC MINI
Inhaltsverzeichnis
Neben den vielen Variationen von Solid-Body E-Gitarren von Strat- und Tele- über Paula- bis Heavy-Modellen und deren gefühlt doch sehr starken, hohen Marktanteil, übersieht man manchmal das weite und wunderbare Feld der Hollow- und Semi-Hollow-Body-Modelle. Diese eröffnen eine ganz andere Soundwelt als „Brettgitarren“. Auch D’Angelico bietet unter anderem mit den Instrumenten der Excel DC und Excel DC Mini-Serie – das sei vorweg genommen – großartig verarbeitete Semi-Hollow-Gitarren (zum Teil mit Centerblock) an. Heute nehmen wir die in diversen Lackierungen erhältliche und vor allem mit kleinerem Korpus, dafür nicht weniger Sound, ausgeführte D’Angelico Excel DC Mini Black Dog etwas genauer unter die Lupe. So let’s unbox this baby …
UNBOXING – D’Angelico Excel DC Mini Black Dog, E-Gitarre
Das Instrument kommt im Koffer verpackt und natürlich gut gepolstert im Firmenversandkarton an. Beim Öffnen des sehr hochwertigen Koffers erfährt man direkt den – zugegeben sehr subjektiven – Augenschmaus der Black Dog Lackierung in Kombination mit der goldenen Mechanik. Beigelegt sind dem Instrument zwei Inbusschlüssel zum Einstellen, Security-Locks für den Gitarrengurt, Schlüssel für den Gitarrenkoffer, Garantiekarte und ein Gutschein für den Merch-Online-Shop.
Der Hersteller selbst beschreibt die Serie auf seiner Website sehr treffend mit den Worten: „punchy vintage tone and unparalleled comfort“ sowie „lightweight design“ und „…offers a remarkable variety of rich tones and sweet sustain“.
Die Gitarre ist also für alle Vintage-Fans konzipiert, die dennoch ein mit modernen Features ausgestattetes Instrument haben wollen, das aber zudem kompakter als die gewohnten Archtops ist und den Spielkomfort einer Gitarre des 21. Jahrhunderts mitbringt. Das trifft übrigens auf viele D’Angelicos zu – wie eine kleine Auswahl der Schmuckstücke hier zeigt:
FACTS & SPECS – D’Angelico Excel DC Mini Black Dog, E-Gitarre
Die Semi-Hollow-Gitarre mit Centerblock der „Excel DC Serie“ kommt in der „Mini“-Version mit einer Mensur von 628 mm, einer Korpustiefe von 1,75“ (4,45 cm) und Breite von 14“ (35,56 cm) daher. Wie auch in der „großen“ Excel DC Reihe haben die Instrumente einen Double-Cutaway, der nicht nur schick aussieht, sondern auch eine angenehme Bespielbarkeit in den hohen Lagen ermöglicht. Der Korpus besteht aus laminiertem Mahagoni und hat in diesem Fall die schöne gemaserte Black Dog Lackierung.
Diese Gitarre sowie die große Schwester der Excel DC Baureihe ist außerdem noch in den Farben: black, vintage natural, trans cherry und viola erhältlich. Wobei hier „große Schwester“ nur auf die Korpusgröße bezogen ist. Die Mini-Modelle sind keinesfalle, die Billigserie der Hauptreihe. Sie überzeugen komplett und haben einfach etwas andere Features, unter anderem durch den kleineren Korpus.
Der dreistreifige, im C-Shape ausgeführte Ahorn-Walnuss-Ahornhals wird von einem Ebenholzgriffbrett mit Mother of Pearl/Abalone Split Block Griffbrett Inlays komplettiert. Der Sattel besteht aus Tusq und hat eine Sattelbreite von 43 mm. Der Hals misst in der Dicke am ersten Bund 20 mm und am zwölften Bund dann etwas mehr, nämlich 22 mm. Auf dem Griffbrett wurden 22 Medium-Jumbo-Bünde aus Jescar 47/104 Nickel Silver verbaut. Am Ende des Halses markieren Side-Marker die Bünde, um auch aus Spielerperspektive nie die Orientierung zu verlieren. Auf der Kopfplatte findet man das „Mother Of Pearl D’Angelico New York“ Logo sowie sechs Grover 109 Super Rotomatic Tuner Mechaniken.
Auf dem Korpus sitzen zwei splitbare USA Seymour Duncan 59 Humbucker Pickups mit optisch sehr edel und schick anmutenden goldenen Abdeckungen. Die Tonabnehmer sind über je ein Volume- und Tone-Poti mit Ebony-Knöpfen sowie einen 3-Wege Schalter miteinander verschaltet. Die Tone-Potis fungieren zusätzlich über eine Push/Pull-Funktion. Dieses Feature splittet die beiden Pickups einzeln zum Singlecoil. Man kann also individuell und unabhängig voneinander den Hals- und/oder Bridge-Humbucker in einen Singlecoil verwandeln. Praktisch!
Am Bridge-Ende der Saite wurde eine Gold Tune-O-Matic Bridge mit D‘Angelico Stopbar Tailpiece verbaut. Unterhalb der Saiten findet man ein fünflagiges Solid Black Scalini Pickguard. Nicht zuletzt findet man an gewohnter Stelle (unterer Rand des Korpus) natürlich eine obligatorische Standard-Mono-EG2P-Klinkenbuchse zum Anschluss der Gitarre an einen Verstärker. Nichts Außergewöhnliches alles in allem, aber dennoch moderne und vor allem praxisnahe, nützliche Funktionen.
Schön sind auch die mitgelieferten und verbauten Security-Locks für den Gitarrengurt und der passgenaue Koffer für den sicheren Transport samt Schloss zum Absperren des Cases. Die Gitarre wird ab Werk mit D’Angelico Electrozinc 10s (.10 – .46) Saiten besaitet geliefert.
PRAXISTEST 1: HANDLING – D’Angelico Excel DC Mini Black Dog, E-Gitarre
Die Gitarre fühlt sich direkt sehr hochwertig an, wenn man sie das erste Mal in der Hand hält. Der Hals schmiegt sich schön an die Hand an. Er ist allerdings relativ schmal und dünn (sehr schön, aber natürlich individuelle Geschmacksache). Vorteil hiervon: Weite Akkorde und überstreckte Skalen-Fingersätze lassen sich relativ einfach spielen. Man kämpft nicht mit dem Instrument, sondern es kommt einem beim Spielen entgegen und macht einiges einfacher, verzeiht aber auch manches nicht. Die glatte Oberflache der Lackierung fühlt sich „wertig“ und angenehm an. Die flache Bauweise des Semi-Hollow-Korpus erlaubt auch Solid-Body gewohnten Playern, das Instrument ohne große Umstellung (wie es oft durch den dicken Body bei Archtops zum Beispiel passiert) zu nutzen und die gewohnten Skills abzufeuern.
Das stabil montierte Schlagbrett lässt auch ein „Abstellen“ einiger Finger beim Anschlagen zu und gibt so Stabilität in der rechten Hand (wenn man nicht „offen“ picked).
Die Stimmmechaniken arbeiten sehr detailliert und butterweich und halten die Stimmung überdurchschnittlich gut stabil. Alle vier Potis für Volume und Tone und der 3-Wege Schalter zur Pickup-Wahl sind in angenehmer Entfernung, um weder beim Spielen zu stören, noch zu weit entfernt zu sein, um außer Reichweite zu sein, wenn man sie benötigt.
Einziger Wermutstropfen: Das Instrument hat (aufgrund des geringen Korpusgewichts und der doch recht großen Kopfplatte) ein Übergewicht in Richtung Hals, was gerade bei Spiel im Stehen mit Gurt auffällt. Man gewöhnt sich aber recht schnell daran, lernt es mühelos auszugleichen und (in meiner Wahrnehmung) stört das dann nicht weiter.
PRAXISTEST 2: SOUNDS – D’Angelico Excel DC Mini Black Dog, E-Gitarre
An den Amp angeschlossen zeigt sich direkt, was man schon aufgrund des Specs vermuten konnte: Durch die splitbaren Humbucker aus dem Hause Seymour Duncan – die von großartiger Qualität sind – ergeben sich acht verschiedene Grundsound-Einstellungen:
1. Bridge Humbucker
2. Bridge Singlecoil
3. Neck Humbucker
4. Neck Singlecoil
5. Beide Humbucker
6. Beide Singlecoil
7. Neck Humbucker & Bridge Singlecoil
8. Neck Singlecoil & Bridge Humbucker
Wenn man diese nun noch zusätzlich mit dem Tone-Poti bearbeitet und mit Hilfe der beiden Volume-Regler im Verhältnis zueinander einstellt, erweitern sich die Möglichkeiten schier endlos. Von perlig klaren Clean-Sounds im Singlecoil-„Modus“ bis hinzu warmen, jazzy Vibes ist fast alles möglich. Die Kombination aus beiden Pickups bietet einen ausgewogenen und dabei immer sehr direkten Sound.
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Im angezerrten Bereich macht die Axt einen guten Eindruck. Die Klarheit der Tonabnehmer macht sich spätestens hier bezahlt. Sie bilden auch komplexe Akkorde (natürlich mit einem entsprechenden Amp) gut ab, erhalten Details in Harmonie, Phrasing oder Dynamik und zeichnen so ein klares Bild des Gespielten. Klar, natürlich auch mit allen Ecken und Kanten des Spielers, aber das ist ja erst mal was Schönes. Die gute Bespielbarkeit der Gitarre macht es dem Spielenden sowieso relativ einfach „gut“ zu klingen (was auch immer das dann im individuellen Moment heißt). Das Instrument klingt für eine Semi-Hollow sehr straff und präzise. Großer Pluspunkt.
Was sie kann, ist auf jeden Fall saubere Wiedergabe. Ecken und Kanten hat das Excel DC Mini Modell im Sound (und in der Optik, haha) eher nicht. Aber mit dem richtigen Verstärker lassen sich schöne Indie-Rock-Sounds erzeugen.
Geht man im Gain weiter nach oben und wandert in Richtung Mid- bis High-Gain, bleibt alles weiterhin erhalten, was man schon bisher genießen durfte: Klarheit !
Die Klangbeispiele wurden folgendermaßen erstellt: D’Angelico Excel DC Mini -> Kemper Stage -> UAD Apollo Twin X -> aufgenommen Cubase 12 PRO (es gab kein Postprocessing). Kemper Profiles: Brunetti Mercury 50 (außer Hi-Gain: Bogner XTC & Lead: Suhr Badger).
Bei den Klangbeispielen „All positions“ wurde die oben genannte Reihenfolge der Pickup-Verschaltungen nacheinander angespielt. Die Tone-Potis sind in allen Klangbeispielen vollständig geöffnet.
Ich bin gar kein richtiger Gitarrist, aber ich sag zu dem Gerät einfach mal: SEXY, sieht wirklich mega toll aus
Eine schöne und vielseitige Semi-Hollow mit guter Austattung, insbesondere die splitbaren Humbucker.