Gleichschritt im Kraftwerk-Modus
Wow, der Doepfer MAQ16/3 Hardware Sequencer ist mal ein hübsches Gerät und hinterlässt gleich beim Auspacken einen wertigen Eindruck. Ob per MIDI oder CV/Gate, mit dem Doepfer lassen sich externe Klangerzeuger ansteuern und sequenzieren ohne Zuhilfenahme eines Computers. Für Vintage-Freunde ein alter Hut, für Neulinge aber durchaus eine Offenbarung. So oder so, mit dem MAQ16/3 hat Doepfer vor vielen, vielen Jahren einen Klassiker geschaffen (an dem nach Doepfers eigener Aussage bei der Entwicklung auch Kraftwerk seine Finger im Spiel hatte), und der heute noch exakt so gebaut wird wie „einst“. Also lassen wir uns überraschen:
Der nun seit 20 Jahren gebaute Doepfer MAQ16/3 Sequencer ist, auf 500 Stück limitiert, in einer Sonderserie als Doepfer MIDI Analog Sequencer MAQ16/3 Dark Edition optisch dem erfolgreichen Dark Time / Dark Engery System aus gleichem Hause angepasst. Aber schon einmal vorab: Die graue Standardversion ist mit 680,- Euro merklich preisgünstiger und unterscheidet sich in Hardware und Funktionsumfang nicht von der Dark Edition.
Aber was ist das ? Ein externes Steckernetzteil, welches mir aus der Verpackung entgegen plumpst, versaut mir kurzfristig die euphorische Stimmung. Ich mag die Dinger einfach nicht. Zu Recht, wie sich im Laufe des Test zeigen sollte.
In der beiliegenden Betriebsanleitung entschuldigt sich die Firma Doepfer für die teilweise komplexe Bedienung, die einen hier und da erwarten könnte, und erklärt das mit der fortschreitenden Funktionsvielfalt über die Updates hinweg. Im Laufe der Jahre und der Softwareupdates wurde aus einem einfachen Stepsequencer ein recht ausgefuchstes MIDI-Event-Werkzeug, das lt. Doepfer Website „in Zusammenarbeit mit Kraftwerk entwickelt“ wurde. Na, wenn das mal keine Referenz ist.
Einfach mal ein paar Instrumente anschließen und drauflos schrauben, bringt beim MAQ16/3 erstmal nur sinnloses Gebimmel. Intuitives Herantasten wird erschwert durch eine fehlende spontane Eingriffsmöglichkeiten. Ein Anlernen ist unumgänglich.
Die Fakten: 3 Reihen a 16 Steps sind beinah beliebig verknüpfbar. 3 CV Gate Ausgänge, Midi IN /OUT und 30 Programmspeicher sind gut verpackt hinter hochwertigen Bedienelementen, mit zuweisbaren MIDI-Events für jede der 3 Reihen:
- Note on/off
- Velocity
- Controller 0-19, 64-74, 84
- Pitch-Bend
- After-Touch (mono und poly)
- Program-Change (für dynamischen Klangwechsel)
- MIDI-Kanal einer anderen Reihe (für dynamischen Kanalwechsel)
- Transponierung
- Gate-Länge (Zeitdauer der Spalte)
Für jede der 3 Reihen sind folgende Parameter getrennt einstellbar:
- Betriebsart vor-/rückwärts/pendeln/one shot/Zufall
- Step-Weiterschaltung auch mit externem MIDI-Noten-Befehl (statt ständig laufender Clock)
- erster/letzter Schritt (first/last step = 1 . . . 16)
- Clock-Teilerfaktor (separates Tempo für jede Reihe)
- MIDI-Kanal
Die GATE-Ausgänge arbeiten mit 8 Volt und sind somit auch für die alten SH Synthesizer von Roland geeignet, können intern aber auch auf 5 Volt begrenzt werden. Die CV-Ausgänge arbeiten mit 1V/Oktave-Charakteristik und einem Umfang über 5 Oktaven. (absoluter Spannungsbereich ca. 0,3…5,3V, d.h. ca. 0,3V Offset)
Eine 48er Schrittsequenz ist also genauso möglich (seit der Software 3.0), wie diese dann laufenden Spiel via MIDI-In zu transponieren.
Hier wird einfach ein Ton der Basslinie per MIDI transponiert:
Für den Minimoog benötigt man einen Switch-Trigger Adapter, den es in Form eines 1 Meter Klinkenkabel für sportliche 25,- Euro (*hust) bei Doepfer zu bestellen gibt. Ein Switch -Interface benötigt lediglich einen Widerstand und Transistor. Alternativ kann man auch im Gerät selber einen Gate-Ausgang dauerhaft Moog-tauglich auf Switch-Trigger konfigurieren. Aber dazu muss das Gerät geöffnet und an der Hardware Hand angelegt werden.
Nun ist das naturgemäß so eine Sache mit dem Minimoog am MAQ16/3 MIDI-Sequencer. Der werksseitige Oktavabgleich passt unter Umständen nicht genau. Zum Beispiel driftet mein Minimoog in der Tonhöhe weg, wenn er mit dem Doepfer MAQ16/3 angesteuert wird. Die Einstellung der Tonhöhe folgt ja dem Halbtonraster, auch wenn am analogen CV/Gate abgegriffen wird. Das ist der Unterschied zu einem rein analogen Sequencer, bei dem man auch zwischen den Halbtönen justieren muss bzw. kann. Es ist jedoch möglich, beim MAQ16/3 intern einen Abgleich von der Firma Doepfer vornehmen zu lassen oder außerhalb der Garantiezeit auch selber vorzunehmen. Deshalb müsste ich hier nun noch zwei Jahre warten, bis der Moog tonhöhengenau rumzappeln darf, oder den Minimoog Doepfer zuschicken mit der Bitte um Abgleich an den MAQ16/3.
Vermisst habe ich am Doepfer MIDI Analog Sequencer MAQ16/3 dedidierte Schalter unter den jeweiligen Potis, so wie sie beim kleinen Bruder Doepfer Dark Time vorhanden sind, welche einen unmittelbaren Zugriff auf den einzelnen Step ermöglichen. Mute und Skip müssen also im Single Step Modus über das Dateneingaberad (auf Cooldeutsch auch „Datawheel“ genannt) angewählt werden.
Überhaupt muss man sich darüber im Klaren sein, dass der Großteil der Spielzeit an diesem Gerät mit der Dateneingabe verbracht wird. Das ist relativ geschmeidig gelöst, aber erlaubt kaum spontane Eingriffe während einer Liveperformance. Die Gefahr, dass durch einen falschen Dreh am Dateneingaberad die ganze Sequenz durchgewirbelt wird, ist einfach zu groß.
Eine einfache Sequenz wird zur Polyrhythmik, weil 2 Sequencer Linien sich gegenseitig beeinflussen. Damit spielt man beim ZDF Aspekte Künstlerportrait ganz vorne mit.
Die 3 Reihen werden üblicherweise bei der Dateneingabe nacheinander abgefragt. Wird ein Startpunkt für die Sequenz angewählt, blinkt zuerst Reihe 1 auf und erwartet die Dateneingabe, danach folgt Reihe 2 und schließlich Reihe 3. Es ist aber auch möglich, alle Reihen gleichzeitig zu beeinflussen. Dies muss im Stepmodus festgelegt werden.
Bei der Tonhöhenfindung triggert die interne Clock den einzelnen Step. Die Tonhöhe wird dann mit dem Potentiometer gewählt. Mit dem Dateneingaberad springt man nun händisch zum nächsten Step (vor oder zurück). Dabei muss man sich ganz auf sein Gehör verlassen. Eine Notenwertangabe erfolgt nicht. Am roten 3-fach 7-Segment Display sieht man dem Gerät sein lang zurückliegendes Erscheinungsjahr an, aber man kommt damit klar. Die kryptischen Anweisung sind schnell zu erlernen.
Wer ein Apple iPad oder Iphone besitzt, kann über eine App die Funktionen des MAQ 16/3 wesentlich intuitiver anwählen, als am Gerät selbst. Diese App gibt es auf der Doepfer Homepage.
Der Doepfer MIDI Analog Sequencer MAQ16/3 Dark Edition ist mit etwas größeren Potikappen als die graue MAQ16/3 Standardversion ausgestattet. Dies sollte man bedenken. Mir persönlich rücken sie dadurch zu eng aneinander. „Wer schön sein will, muss leiden“, passt hier also ganz gut.
Der Start/Stop-Button ist auch nur einer von vielen Buttons, weder optisch, noch durch seine Platzierung hervorgehoben und dadurch recht unscheinbar. Es kann daher etwas mehr Übung erfolgen, bis man die schnelle Bedienung zielsicher verinnerlicht hat. Die Potis sind übrigens nicht gerastert, springen aber beim Durchfahren des Wertebereichs präzise von Halbton zu Halbton. Ungewollte Wertesprünge habe ich nicht festgestellt. Die Spreizung liegt bei maximal 5 Oktaven.
Wie schon in der Einführung des Test erwähnt, wird das leider externe Netzteil dem wertigem Erscheinungsbild des Doepfer MAQ16/3 nicht gerecht. Es sitzt etwas locker in seiner Buchse und hat, wohl durch einen kurzzeitig fehlenden Kontakt, den Sequencer spontan zur Arbeitsniederlegung überredet. Da half dann auch nur ein Neustart. Nun fehlt dem MAQ16/3 ein Ein/Ausschaltknopf. Nicht auszudenken, wenn das im Olympiastadion vor 150.000 Zuschauern passiert.
Falls man sich mit mehreren Geräten rumschlagen muss, die solch ein externes Netzteil besitzen, kann man über ein Mehrfachnetzteil nachdenken, wie sie z.B. von T-Rex, Gartor, Artec und Voodoo angeboten werden. Durch die MIDI-Ausgabe aller Parameter steht einem Übertrag der MAQ16/3 Sequenzen in ein DAW-System nichts im Wege.
3 Synthis und eine Novation Drumstation: On the run
Das wäre doch jetzt die Gelegenheit gewesen, dem MAQ ein Upgrade zu verpassen, z. B. Notenanzeige, Song Funktion, mehr Speicher, USB-Programmierung und eben die anderen vermissten Sachen aus dem Artikel.
Ich hatte früher auch einen und habe ihn aufgrund eben dieser fehlenden Funktionen wieder verkauft.
Warten wir auf MFB, die ja hoffentlich in Hinblick auf den Tanzbär eine neue Version des Step64 in ähnlicher Aufmachung herausbringen werden.
Kann mich hier nur anschließen.
Ich hab in jungen Jahren mit dem SQ10 und einem Selbstbau-16-Stepper viel gemacht (und Spaß gehabt) und 20 Jahre später mir den MAQ16 zugelegt.
Nach einem knappen Jahr frustrierender „Rumspielerei“ hab ich das Ding wieder abgeschafft, da die Featuritis wirklich nervig und absolut uninspirierend ist.
Es wurde ja schon darauf hingewiesen (selbst im Manua, wenn ich mich recht erinnere), dass man schon wissen sollte, wo man hin will, bevor man mit dem MAQ anfängt zu arbeiten. Das ist richtig. Aber wenn ich schon von vorneherein fast alle Parameter für eine equenz im Kopf habe, bastel ich mir den Kram auch in der DAW zurecht und habe mit einer x-beliebigen Controllerbox mehr Spaß.
Alleine, dass ich im laufenden Betrieb keine Noten zu- oder abschalten kann ist ein KO für jedes Experimentieren.
Ich freue mich schon auf meinen vorbestellten Arturia Beatstep.
Sicherlich eine andere Geräteklasse, aber für meine Belange zum Rumschrauebn und Ausprobieren definitiv besser geeignet.
BTW: Den Step64 habe ich hier auch noch rumliegen (und werde ihn wohl, auch wegen des geringen Platzbedarfs im Musikalien-Archiv) auch erstmal behalten.
Ich hab damit auch nicht viel gemacht, und intuitiv ist das Ding sicherlich auch nicht soooo sehr, aber definitiv bedienbarer als der MAQ.
Somit kann ich mich Chromengel nur anschließen:
Eine neue Hardware-Revision stünde dem MAQ sicher besser an als die Aufstockung von 8fach- auf 9fach-Belegung der Funktionstasten in der bisherigen HW-Version.