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Test: GRP R24, Step-Sequencer

Maximale Schaltkraft

5. März 2017

GRP Synthesizer aus Italien ist als sogenannter „Boutique“-Hersteller hochwertiger Analogsynthesizer längst nicht mehr nur Enthusiasten ein Begriff. Neben dem neuen und kleinsten Synthesizer im Programm, dem GRP A2 – den wir einem separaten Test unterzogen haben – gibt es im gleichen Größenformat nun auch einen Hardware-Sequencer, den GRP R24.

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Der GRP R24 ist ein Step-Sequencer und damit gegenüber den umfassend ausgestatteten modernen Softwarelösungen in seinen Fähigkeiten prinzipiell erst mal deutlich beschränkt. Ob er das durch andere Vorzüge wettmacht, beleuchten wir in diesem Testbericht.

Überblick

Zwischen den edel wirkenden braunen Holzseitenteilen steckt ein schwarz lackiertes Desktop-Gehäuse, das bei Bedarf auch mittels gleich mitgelieferter Schienen in ein 19“-Rack eingebaut werden kann, wo es 5 HE belegt. Zielgruppe sind insbesondere Besitzer mittlerer und größerer Modularsysteme. Zudem lässt sich der GRP R24 auch direkt in ein 5 HE System (Dot.com/Club of the knobs /Moon) einbinden und nutzt dann auch dessen Stromversorgung, die ansonsten über ein mitgeliefertes externes 24 Volt Schaltnetzteil läuft.

Funktionsumfang und Komplexität des mit 8 kg für seine Größe recht schwer wirkenden Geräts sind gewaltig. Im Vergleich zum vor einigen Jahren getesteten Doepfer Dark Time hat man den Eindruck, von der Anfänger- auf die Expertenansicht umgeschaltet zu haben.

Es gibt drei Reihen mit jeweils acht Schritten, die seriell, parallel wie auch gemischt betrieben werden können. Für jeden Schritt und jede Reihe existieren diverse Modifikatoren. Es gibt komplexe Muster, die die Abspielreihenfolge modifizieren, Portamento, Sample & Hold, verschiedene Gates pro Reihe und pro Schritt, konfigurierbare CV, diverse externe Kontrolleingänge, Abspielmodi, Programmspeicher usw. Das alles kommt, ganz traditionell, ohne LCD-Bildschirm oder gar Touchscreen aus. Die einzigen Hinweisgeber sind Leuchtdioden und eine vierstellige LED-Anzeige. Aber jetzt mal schön der Reihe nach.

Rückseite

Fangen wir erst mal mit dem Einfachsten und Übersichtlichsten an, dem hinteren Teil des Geräts. Hier gibt es einen – derzeit noch inaktiven – USB-Port, je einen MIDI Ein- und Ausgang sowie einen Anschluss für das externe Netzteil. Einen Trafo hätte man wohl noch im Gehäuse unterbringen können, dann wäre aber der Einbau ins Modularsystem mit Anschluss an dessen Stromversorgung nicht so ohne weiteres möglich gewesen.

Funktionen

Drei Reihen mit jeweils acht Schritten gibt es wie gesagt. Die drei Reihen können in verschiedenen Modi („Seq Mode“), nämlich hintereinander (sequenziell), also insgesamt 24 Schritte, gemischt sequenziell (1x 16, 1x 8 Schritte) oder komplett parallel, d.h. 3 x 8 Schritte gleichzeitig, ablaufen.

Auswählen lässt sich dies im Bereich MAIN, bei SEQ MODE. Hier gibt es den GLOBAL LOOP Schalter, der darüber entscheidet, ob Sequenzen endlos durchlaufen oder nach einer definierten Anzahl Durchläufen anhalten. Außerdem den selbsterklärenden RUN/STOP-Knopf sowie einen für STEP ADV (manuelles Durchgehen der Schritte bei angehaltenem Sequenzer) und einen für RESET (zurück zum ersten aktiven Schritt).

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Die Reihenfolge ist im „Advance Mode“ einstellbar, hier gibt es die Modi vorwärts, rückwärts, abwechselnd vorwärts u. rückwärts, genauso aber ohne Schritt 1 und 8, alternativ (je nach Seq Mode auch vertikal) sowie zufällig.

Beim GRP R24 gibt es natürlich eine interne Clock, deren Frequenz über einen Drehregler eingestellt wird. Hier sind 30-300 BPM möglich. Der eigentliche Takt, d.h. der Teilungsfaktor, wird im Untermenü Time Division eingestellt. Hier kann aus den Werten 1, 1t, 2, 2t, 4, 4t, 8, 8t, 16, 16t, 32 gewählt werden. Eine externe Clock kommt über die Eingänge CV und MIDI ins Gerät.

Der Drehknopf PULSE WIDTH verändert die Pulsbreite der Schritte, d.h. deren Länge lässt sich stufenlos zwischen staccato und legato wählen.

Die Schritte können sowohl Gate als auch CV-Signale erzeugen. Der CV-Wert (bei einem Synthesizer steuert dieser meist die Tonhöhe) kann über die Drehknöpfe verstellt werden und wirkt entweder gerastert – d.h. chromatisch – oder stufenlos. Eingestellt wird dies pro Reihe zu deren Linken über den Schalter „QNT“, dort kann auch die Grundspannung (CV Range = „RNG“) zwischen X2 / X4 X8, d.h. 2, 4 oder 8 Volt umgestellt werden. Pro Reihe gibt es hier auch über einen Drehregler stufenlos einstellbares Portamento, sowie Ein/Aus der Sample & Hold Funktion („S&H“). Ist Letztere eingeschaltet, so wird ein Gate-Wert vom stummgeschalteten nachfolgenden Schritt übernommen.

Ausgänge für Gate Signale gibt es pro Reihe vier verschiedene: Eins für den ersten Schritt sowie eins für den letzten, außerdem zwei Gate Busse pro Schritt.

Zwischen Letzteren kann über einen Kippschalter (links) bei jedem Schritt umgeschaltet werden. Derselbe Schalter ermöglicht es auch, den Schritt stummzuschalten („Off“), in diesem Fall erfolgt kein Gate-Signal.

Komplett übersprungen wird ein Schritt beim GRP R24, wenn der rechte Kippschalter auf dem Schritt in der Position „Skip“ steht, d.h. es folgt sofort der übernächste Schritt. Bei der Position „End Step“ wird der Schritt noch gespielt, anschließend springt der Sequencer aber wieder zum ersten Schritt der Reihe. Die Einstellung „Norm“ ist selbsterklärend.

Der mittlere Schalter bietet Modifikatoren und ist zwischen den Positionen „Off“, „FNC 1“ sowie „FNC 2“ umschaltbar. Letztere sind grundsätzlich programmierbar, durch zukünftige Firmware-Versionen auch mit noch erweitertem Umfang. In der Grundeinstellung triggert „FNC 1“ denselben Schritt zwei Mal in der gleichen Zeit, bei „FNC 3“ drei Mal. Derzeit kann über ein Menü pro Reihe auch Portamento sowie ein vierfaches Antriggern auf die Funktionsschalter gelegt werden.

Der aktive Schritt wird mit einer LED angezeigt, die je nach gewähltem Gate-Bus entweder rot oder blau aufleuchtet.

Jede Reihe hat weitere Einstellmöglichkeiten gleich rechts von den Schritten, die „Interpretation Parameters“. Insoweit die einzelnen Reihen mit je 8 Schritten sequenziell zusammengeschaltet sind (je nach Advance Mode), werden damit auch die Einstellungen für die nachfolgenden Reihen gesteuert.

Zunächst gibt es die Möglichkeit, die Abfolge der Sequenzen über den Schalter „ORDER“ zu beeinflussen. Eine 8-Spur-Sequenz (1.2.3.4.5.6.7.8) kann so wie folgt modifiziert werden:

  • 1.2.; 1.2. 2.3. 3.4. 4.5. 5.6. 6.7. 7.8. etc. (Doppelte)
  • 1.2.1.; 1.2.1. 2.3.2. 3.4.3. 4.5.4. 5.6.5. 6.7.6. etc. (Dreier)
  • 1.3.5.; 1.3.5., 2.4.6., 3.5.7, 4.6.8.; etc.
  • 1.1.2.1; 1.1.2.1., 2.2.3.2., 3.3.4.3., 4.4.5.4., 5.5.6.5., 6.6.7.6., etc.
  • 1.2.3.2.1; 1.2.3.2.1, 2.3.4.3.2, 3.4.5.4.3, 4.5.6.5.4, 5.6.7.6.4, etc.

D., Display – über das Menü frei programmierbar

Weiter kann über STP RPT (“Step Repeat”) jeder Schritt wiederholt werden und zwar zwei, drei oder vier Mal.

Die „Row Repeat“ ROW RPT Funktion erlaubt es, die Anzahl der Wiederholungen pro Sequenz einzustellen, sofern im „Main“-Bereich die Funktion „Global Loop“ ausgeschaltet ist.

Über den ADV DIC („Advanced Division“) Schalter kann pro Reihe eine Veränderung der Abspielgeschwindigkeit im Verhältnis zur Clock eingestellt werden. Hier sind die Werte /2, /3, /4, /8, /16, sowie D wählbar, wobei Letzterer wiederum frei programmierbar ist.

Globale Ausgänge gibt es auch, diese sind unten rechts angeordnet. Vier Gate-Ausgänge: FIRST GATE (Signal bei erstem Schritt), LAST GATE (Signal bei letztem Schritt), GATE1B und GATE2B (Signal bei jedem aktiven Schritt der Reihe B sofern SEQ MODE auf A,B,C geschaltet ist) – sinnvoll beispielsweise für Hüllkurven.

Auch einen globalen CV OUT für Reihe B gibt es, dieser ist aktiv, sofern SEQ MODE auf A,B,C geschaltet ist.

Eingänge

Abgesehen vom MIDI-Eingang gibt es beim GRP R24 auch noch diverse externe CV-Eingänge, die ganz rechts von der jeweiligen Reihe angeordnet sind und Werte zwischen 0 und +5 Volt DC akzeptieren.

Zunächst gibt es den Eingang ORDER. Hierüber kann die Reihenfolge des ORDER Parameters wie oben beschrieben mittels CV gesteuert werden. Auch der Step Repeat Parameter ist extern steuerbar, ebenso wie Row Repeat. Zudem lässt sich auch Clock Div variabel über CV verändern.

Über den Eingang TRNP ist pro Reihe eine Transposition des Ausgangssignals per CV möglich.

Auch zur globalen Steuerung gibt es diverse CV Eingänge im Bereich REMOTE. Diese finden sich unten rechts.

ORDER dient der Fernsteuerung des ADVANCE Typs für alle Reihen. Über STEP REPEAT kann die Wiederholung aller Schritte und mittels des CV-Eingangs ROW REPEAT die Wiederholung aller Reihen eingestellt werden. Mittels des CLOCK DIV Eingangs lässt sich der Teilungsfaktor für alle Reihen einstellen. TRNP B dient wieder der Transposition der zweiten Reihe, sofern der Modus A, B, C gewählt wurde.

Weitere Funktionen

Im Menü eröffnen sich einem noch weitere Möglichkeiten. So kann beispielsweise Reihe C zur Erstellung von MIDI-Velocity verwendet werden. Das Menü erlaubt auch Zugriff auf die 64 internen Speicherplätze, mittels derer sich Sequenzen abspeichern und bei Bedarf wieder aufrufen lassen.

Weitere Funktionen sollen mit künftigen Firmware-Versionen eingeführt werden. Updates werden über eine SD-Karte (nicht im Lieferumfang) vorgenommen, für die es im Inneren des Geräts einen Slot gibt.

Praxis

Auch ohne ausgiebige Lektüre der funktional gehaltenen Anleitung kann man mit dem GRP R24 recht schnell etwas anfangen. Um aber wirklich in die Tiefe zu gehen, sollte doch einige Zeit investiert werden. Ein Sequencer dieses Umfangs ist schon fast ein eigenes Instrument, das natürlich erst mal beherrscht werden will.

Fertigungsqualität, Haptik und Struktur des R24 sind ausgezeichnet. Das Konzept ist sehr gut durchdacht und ausgeführt, zeitlos und durchweg professionell. Einzig die großen Druckknöpfe sind etwas hakelig.

Fans ausgefeilter Sequenz-Frickeleien kommen voll auf ihre Kosten. Die Programmspeicher erweitern die Möglichkeiten noch einmal beträchtlich, gerade auch für den Livebetrieb.

Wie im Modular-Bereich üblich, ist der GRP R24 nicht Plug and Play, sondern es obliegt dem Benutzer, dem Gerät Sinn- und Kunstvolles, Kreatives und Neuartiges zu entlocken.

Im Zusammenspiel mit analogen Synthesizern, insbesondere Modulargeräten, bietet der GRP R24 einen direkten Zugriff auf komplexe Sequenzen in unendlichen Variationen, dazu diverse Ein- und Ausgänge für das weitere Zusammenschalten, Ausprobieren, Modulieren. Durch Software kann man so etwas nicht ersetzen.

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Fazit

Der GRP R24 macht richtig Spaß und er ist ein machtvolles Werkzeug für die Elektronik-Produktion und Performance. Vorausgesetzt er befindet sich in den richtigen Händen, da er definitiv für Fortgeschrittene und Leute mit langem Atem gemacht ist. Touchscreens, Kontextmenüs oder Presets sucht man vergeblich. Die braucht die Zielgruppe – Modular-Aficionado und Live-Künstler – aber auch nicht.

Plus

  • Möglichkeiten!
  • Fertigungsqualität
  • Programmspeicher

Minus

  • einige Drucktaster etwas hakelig

Preis

  • 1.749,48 Euro
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Maximale Schaltkraft ohne Scalen? Für mich völlig unverständlich wie man nur Chromatisch in so ein Nobelteil packen kann. Major und Minor sollte das Mindeste sein. Und warum kann man den Notenwert nicht im Display ablesen? So z.B. Dmoll über 4 Oktaven … spaßfrei! War echt heiß auf das Teil. Ne ehrlich, Scalen kann jeder Poppelstepper!!!

    • Profilbild
      volcarock

      Skalen sind doch total überbewertet ;-)
      Im Ernst, ich hab die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Paolo Skalen noch nachliefern wird.
      Nach der letzten Superbooth wurde auch ein relativ grosses Update nachgeschoben (advance mode individuell für die Spuren und nicht global).
      DIesmal hoffe ich auf Skalen und den Notenwert im Display anzeigen.
      Das DIng macht einfach mega Spass!

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @volcarock Absolut, der R24 nimmt neben dem SAM 16 einen Ehrenplatz ein, den er ohne mindestens USER-Scales nicht ewig halten wird. Paolo bei jeder Möglichkeit nerven ist angesagt … ich tu das auch!!! Der hatet mich bestimmt schon …
        Cia Bello :)

  2. Profilbild
    Michael

    Ich mag vielleicht doch ein paar Kritikpunkte erwähnen: bei dem Preis kein Shuffle, Swing, nichts – außer über eine zu patchende Modulation der Clock …. hm.

    Die Leuchten sind so grell und auch nicht dimmbar, dass man besonders beim Einsatz auf dunklen Bühnen so geblendet wird, dass man nur unter Anstrengung sieht, was man tut. Im Vergleich zur Umsetzung etwa bei Genoqs ist das schon arg praxisfern.

    Die Kippschalter – da alle gleich und nahtlos aneinandergereiht – sind visuell nicht so organisiert, dass man auf Anhieb bei einem Blick auf die Reihe noch erkennt, was wie geschaltet ist. Schnelles Programmieren ist dadurch in vielen Situationen erschwert.

    Die CV-Range pro Step kann pro Reihe in 3 Stufen geschaltet werden, jedoch nicht kontinuierlich wie z.B. selbst beim MFB Urzwerg. Dadurch ist man oft genötigt, einen zu engen oder zu weiten Regelbereich zu nutzen.

    Sonst natürlich toll, auch verarbeitungsseitig, aber mit leichten Einschränkungen zu genießen.

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