DW-Sound zum Dumping-Preis?
DW Design Serie Shell Pack, Schlagzeug
Wenn man über DW Drums aus Oxnard in Kalifornien spricht, fallen mir dazu zwei Worte ein: saugut und sauteuer. Ich hatte immer wieder mal Gelegenheit, ein DW-Set zu spielen – meist aus der Collectors Serie – und die Dinger klingen einfach immer mega. Gekauft habe ich mir nie eins, einfach weil sie mir zu teuer waren. Die DW Design Serie ist preislich in weitaus zugänglicheren Gefilden angesiedelt. Schluss mit sauteuer. Aber auch mit saugut? Oder gibt es hier den typischen DW-Sound zum Dumping-Preis?
DW steht drauf und DW ist auch drin!
Überblick zur DW Design Serie
Zur Beantwortung dieser Frage hat uns DW ein Shell Set im schönen Tobacco Burst Finish geschickt. Die Größen der Trommeln sind 22×18 Bassdrum, 10×08, 12×09 Hängetoms und 16×14 Standtom. Snaredrum hatten wir leider keine zum Test. Aber Toms und Bassdrum reichen ja aus, um einen Eindruck von der Qualität der Trommeln zu bekommen.


DW Design Shell Pack Tobacco Bst.
Warum DW diese Serie „Design“ genannt hat, wurde mir erst klar, als ich mal auf der DW Website geschaut habe. Die Auswahl an Shell Packs und Einzeltrommeln für „normale“ Drumkits ist zwar relativ begrenzt, dafür bekommt ihr in der Design-Serie jede Menge Spezial-Trommeln: Concert Toms, Piccolo Toms, eine Gong-Bassdrum, das großartige Frequent Flyer Kit (mit 20×12 Bassdrum) und kleine Club-Sets mit 16 oder 18 Bassdrum. Außerdem gibt es das Standard Kit (22, 10, 12, 16) auch mit Acrylkesseln. Aus dieser Auswahl kann man sich wirklich ein ziemlich abgefahrenes Kit designen. Schaut mal selbst auf der DW Website vorbei.
Perfekt gemachtes Sunburst Finish
Dort könnt ihr euch auch von DW-Boss John Good in einem Video die Kesselkonstruktion erklären lassen. DW hat in den letzten 20 Jahren eine Wissenschaft daraus gemacht, wie man die einzelnen Lagen der Kessel verleimt, um bestimmte klangliche Eigenschaften hervorzuheben. Für diesen Test sollen uns erstmal die Infos reichen, dass die Kessel aus 8 Lagen nordamerikanischem Ahorn bestehen, 6,4 mm dick sind und ohne Verstärkungsreifen auskommen.
Beste Verarbeitung und hochwertige Hardware
Die Verarbeitung der Kessel ist erstklassig. Die inneren Lagen sind sauber geschnitten und Stoß an Stoß verleimt und verschliffen. Eine Naht ist erst bei genauer Inspektion zu entdecken. Da wurden keine Kompromisse gemacht. Die Fellauflagekanten sind ebenfalls perfekt (45 Grad) und absolut plan. Die Lackierung im sehr schönen Tobacco Burst Finish ist ebenfalls perfekt gemacht. Bei der Farbauswahl müsst ihr euch im Vergleich zu den DW Hi-End Serien etwas einschränken. Außer der Farbe des Testsets stehen laut DWs Website noch 6 weitere Finishes zur Wahl: Lackierungen in Cherry Stain, Gloss White, Steel Gray und Black Satin sowie die Folienfinishes Deep Blue Marine und Silver Slate Marine. Was mir bei der DW Design Serie besonders gut gefällt, sind die kleineren Böckchen. Ich war noch nie ein Fan von runden Böckchen an Schlagzeugen, insbesondere bei der Collectors-Serie sind sie mir einfach zu groß und klobig.
Optisches Unterscheidungsmerkmal: kleinere Böckchen
Die kleineren Varianten an diesem Set gefallen mir viel besser. Die Hardware an den Kesseln – Tomhalter, Floortom-Beine und -brackets, Bassdrum-Füße – entspricht ansonsten der der teureren Serien, ist superstabil und funktioniert einwandfrei. Die Spannreifen auf den Toms sind 2,3 mm starke Triple Flange Hoops. Bei kleineren Toms als 12″ verwendet DW übrigens dünnere Reifen mit nur 1.6 mm Stärke. Die Bassdrum-Spannreifen sind natürlich aus Holz und passend lackiert. Gestimmt werden alle Trommeln mit den DW-typischen „True-Pitch“-Stimmschrauben, die feiner geschnittene Gewinde haben und eine präzisere Stimmung erlauben. Dafür hat man beim Fellwechsel aber auch länger zu schrauben.
Aus jeder Perspektive schön anzuschauen – das Finish
Die Felle sind von Remo, wobei nicht ganz ersichtlich ist, ob es sich um USA-made Felle handelt, oder ob diese aus Asien kommen. Ich tippe auf Letzteres. Die Bassdrum ist mit einem Powerstroke-Schlagfell und einem Suede-Resofell mit kleinen Luftlöchern am Rand ausgestattet. Außerdem liefert DW zwei Dämpfungskissen mit, die ihr mittels Klettband in der Bassdrum befestigen könnt. Das ist eine super Sache und sollte Standard bei allen Drumsets dieser Welt sein. Auf den Toms finden wir klare, einlagige Felle in Ambassador-Stärke. Die Bassdrum musste ich erst noch zusammenbauen, aber die Toms kamen aus dem Karton heraus bereits so gut gestimmt, dass ich für das erste Klangbeispiel fast überhaupt nichts schrauben musste.
Schönes Extra: Kissen für die Bassdrum
Wie klingt das DW Design Set?
Nach so viel Lob stellt sich jetzt die Frage, wie das Set denn klingt und ob es ein „echtes“ DW ist. Die Antwort lautet: ja. Die Toms sprechen sehr fein und artikuliert an und entwickeln bei entsprechendem Einsatz eine schöne Lautstärke und klingen kräftig und präsent. Sie klingen über den gesamten Dynamikbereich gut, ausgewogen und melodisch. Die Bassdrum – mit den mitgelieferten Kissen gedämpft – klingt fett und macht ordentlich Wind. Im Vergleich mit einer klassischen DW Collectors Maple Bassdrum hat sie meinem Eindruck nach etwas weniger Tiefbass. Das macht aber nur akustisch einen Unterschied. Sobald man ein Mikro davor- bzw. reinstellt, ist der Unterschied zu vernachlässigen. Die Toms scheinen mir im Vergleich zu einem Collectors Maple etwas mehr Attack zu haben. Durch die etwas dickeren Kessel ohne Verstärkungsreifen klingen sie knalliger und direkter, lassen aber etwas Wärme im Sound vermissen. Das heißt aber nicht, dass das Design Set schlecht klingt, ganz im Gegenteil. Aber irgendwo muss ja ein Unterschied zur Collectors Serie sein, immerhin bezahlt ihr dort für ein vergleichbares Set mit Maple-Kesseln mindestens 4.000,- Euro.
Aufnahmeequipment: MacBook Pro, Presonus Interface, 2x AKG C 214, Audix D6