Cello und Violine für die DAW
Eastwest erweitert seine Hollywood Solo Serie um „Eastwest Hollywood Solo Cello und Violin“. Nach dem Release der Solo-Harfe, geht es nun um die Solo-Streicher. Die Violine und das Cello sind klassische Instrumente für Soloeinsätze und spielen oft die erste Geige. Ha! Hab ich den Satz auch mal untergebracht!
Will man diese mit Samples an der Tastatur einspielen, gibt es unendlich viele Artikulationsmöglichkeiten, die man simulieren muss. Ohne detailreiche Aufnahmen der Spieltechniken kann man kaum eine vernünftige Performance simulieren. Genau für diesen Zweck sind diese Librarys gedacht.
Das sieht man auch sehr schnell an deren Größe (Diamond Edition). Die Solo-Violine wird mit etwa 36 GB ausgeliefert und das Cello sogar mit knapp 38 GB (ausgepackter Zustand lt. Ordnergröße), erhältlich als Download über die Eastwest Composer Cloud. Die Engine Play ist grundsätzlich ein fester Bestandteil der Eastwest-Auslieferungen und somit auch kostenlos. Einen iLok Account und den iLok 2-Dongle sollte man sich schon vorher zulegen.
Ich teste hier die Diamond Editionen. Zudem beinhaltet diese, im Gegensatz zur Gold- Edition, 24 Bit statt 16 Bit und fünf Mikrofon-Positionen statt nur einer. Die 16 Bit wären ja nicht so schlimm (den Unterschied hört ohnehin nur mein Hund), aber die verschiedenen Mikrofon-Positionen machen einen gewaltigen Unterschied im Klang.
Der Einfachheit halber teste ich beide Librarys in einem Zug. Es sind zwar verschiedene Instrumente, in der Handhabung und der Patches allerdings nahezu identisch.
HOLLYWOOD SOLO CELLO
Zum Einstimmen habe ich -und das wollte ich schon immer mal machen – die berühmte Titelmelodie von Schindlers Liste eingespielt. Diese Librarys sind dafür absolut prädestiniert! Ich habe mich für ein vierstimmiges Ensemble entschieden. Ihr hört hier ein Cello Slur und ein Cello Expressivo. Oben drüber als Melodie eine Violine Slur und eine Violine Lyric Vibrato. Abgerundet habe ich das Ganze mit einem Hall von QL Spaces (San Francisco Hall TS FR 3,4 Sekunden) Und bitteschön:
Gut, das geht sicher noch ein wenig feinfühliger und schöner, wenn ich mich mit den Librarys erst einmal ein paar Wochen beschäftigt habe. Denn es gibt viel Auswahl für nahezu jeden Zweck. Das würde hier allerdings den Rahmen sprengen, wenn wir jeden einzelnen Patch besprechen würden. Für den Anfang ist dieses Demo aber doch nicht schlecht!?
Das Ende habe ich nicht gefadet, um auf ein Manko hinzuweisen, nämlich dass manche Endings der Samples nicht astrein loopen. Da hört man hinten raus deutlich die unschönen Crossfades der Samples. Das Cello Sus Expressivo hingegen hat einen wunderschönen Ausklang! So sollten auch die anderen klingen. Hoffe, das wird im nächsten Update gelöst.
Da fällt mir natürlich gleich ein, dass Sample Modeling gerade mit „The Cello“ herausgekommen ist. Ein Vergleich wäre interessant.
http://www.samplemodeling.com/en/demos_cello.php
Habe gerade mal im Archiv geschaut – ihr habt noch nicht ein einziges Produkt dieser Firma besprochen. Wie kann das sein? Ist das für euch nicht relevant? Fühlt sich niemand zuständig?
@Chick Sangria Bei der Fülle an neuen Librarys können wir leider unmöglich alle Neuerscheinungen testen. Wir haben für die Tastenfraktion (und da fallen auch Libs drunter), nur zwei Slots jeweils am Mittwoch. Alle anderen Tage sind an andere Redaktionen vergeben. Wen Du alle Neuerscheinungen in diesem Bereich zusammen zählst, müssen unweigerlich 80% aller Lib-Neuerscheunungen aus dem Raster fallen.
@Tyrell Lustigerweise sind das ja – ähnlich wie Pianoteq – gar keine Libraries, sondern Modeling-Instrumente (The Trumpet braucht kaum ein halbes Gigabyte). Daher wäre es überhaupt mal interessant, so etwas mit einer führenden Library zu vergleichen. Vielleicht zur Anregung für eine künftige Rezension.
In diesem Zusammenhang: Es gibt auch eine sagenhaft neue Librarie von Virharmonic. Das nennt sich Bohemien Cello. Göttlicher Klang!
Aber wie du siehst, und Peter (Tyrell) schon gut beschrieben hat, können wir leider nicht alles testen was täglich auf den Markt kommt. Auch wenn wir das liebend gerne machen würden.
Mit diesen East West Produkten sind wir aus meiner Sicht an einem Punkt angelangt, wo man sich fragen muss, wie das weitergehen soll. Samplen kann man alles und das in bliebiger Qualität. Sogar bei den EastWest Demos hört man jedoch das zum Teil mühsame Umschalten zwischen den diversen Artikulationen. Als Komponist musst Du nicht nur eine Melodie, den Rhythmus und die Dynamik berücksichtigen, nein, man muss bei jedem Ton noch entscheiden welche Artikulation jetzt die richtige sein könnte. Qualitativ wird es nicht mehr viel weiter gehen, denn die Grenzen unseres Gehörs sind Sampletechnisch erreicht. Die gewaltige Entwicklung der letzten Jahre kann kann sich Meiner Meinung nach so nicht fortsetzten. Bis jetzt habe ich mir die grossen neuen Releases geleistet, aber jetzt, wo ich die für mich die perfekten Lybraries habe, werde ich kein guter Kunde mehr sein. Die beiden getesteten Instrumente werde ich nicht mehr kaufen. Das wird leztlich darauf herauskommen, dass nicht alle Samplinghersteller das überleben werden, denn wenn man nichts grundlegend Neues mehr verkaufen kann, versiegt die Existenzgrundlage. East West versucht mit der Composers Cloud diesem Schiksal zu entgehen. Ich hoffe das gelingt. Irgendwie traigsch oder?
Zunächst muss ich gestehen, dass ich lediglich für MICH sprechen kann. 36 GB für ein Cello solo sind einfach unakzeptabel. Und die Soundbeispiele sind alles andere als relevant. FÜR MICH handelt es sich bei den Beispielen um Kitsch, völlig nichtssagend. Die neusten solo Libraries, die ich habe, stammen noch aus der Horizon-Serie von VSL, die ich zudem konvertierte: für den E-mu Softwaresampler und sogar für meinen EIV! Eine Cloud oder ein spezieller Player kämen für mich nicht in Frage. Unter den berücksichtigten Spieltechniken werden auch bei den GB-Libraries nur Standards einbezogen. Ein Aufwand, sich die Samples zurechtzubiegen, lohnt sich in der Regel nicht. Es geht nach MEINEM Ermessen längst nicht mehr um Musik, sondern lediglich ums Geschäft.
@MidiDino Umso mehr würde mich interessieren, wie die Physical Modeling-Technik von „The Cello“ oder „The Viola“ bei Komponisten ankommt bzw. ob sie bessere Ergebnisse verspricht. Hier hat man ja den Vorteil wesentlich geringerer Datenmengen.
@Chick Sangria Danke für den Hinweis und die Frage: Generell stehe ich der Modelling-Technik offen gegenüber. Ich hatte mir vor Jahren sogar einen Piano-Expander gekauft, das RP-X von GEM, das eine solche Technik nutzte. Nachteil des RP-X ist: das Modelling ist stark begrenzt und unvollständig, lediglich ’normales‘ Spiel wird unterstützt, keine klanglichen Experimente, und der Ausklang ist für einen Flügel zu kurz. Dies ließe sich von mir nur durch eine besondere Spielweise ‚kompensieren‘, in der lange Ausklänge keine Rolle spielen (EP: Schneetage).
Das Cello-Modelling, auf das hingewiesen wurde, ist gleichfalls arg eingeschränkt: „Three main Play Modes are available, namely Bowed, Pizzicato & Col Legno.“ Das reicht allenfalls für einen Schlager … Aber unabhängig von diesem speziellen Produkt: Vielleicht gehört der Technik die Zukunft. Yamaha hatte ja auch bereits mit dieser experimentiert. Ich erinnere mich an: https://www.amazona.de/green-box-yamaha-vl1-vl1m-vl7/
Sie spielt Cello – bis das Kollophonium raucht. So dolle kann die Library nicht sein, wenn’s ein solches Teaserfoto braucht :)
@costello ich wollte ja erst zu diesem Teaserfoto nichts sagen – aber jetzt frage ich euch: Habt ihr solche Fotos wirklich nötig?
@costello Na ja, ich glaube nicht, dass die das Kolophonium zum Rauchen bringt. Aber wie auch das getestete Produkt beweist, braucht man zum Geigen nicht unbedingt eine Violine. Mir gefällt das Bild ;-)
@AQ Mir gefällts auch. ?
@costello Die Library ist in meinen Augen wirklich nicht dolle aber teuer.