Sound/Praxis
Overdrive/Fuzz
Ein Gerät dieser Kategorie verdient es, vor einem Röhrenamp betrieben zu werden! Im Test übernahm dies ein Ampeg GVT-Combo mit einem Celestion-Speaker, getestet wurde der Holy Stain sowohl mit einer Humbucker-bestückten Les Paul, als auch mit einer US-Strat und ihren Singlecoil-Pickups. Und ich gebe es zu: Schon allein der Name „Fuzz“ erweckt in mir den Gedanken nach Rasierapparat-ähnlicher, schneidender Verzerrung mit unsauberen Obertönen. Das kann der Holy Stain zur Not zwar auch, aber dank des hervorragend funktionierenden Tone-Reglers (der fast schon wie ein Filter wirkt), lassen sich auch wunderbar singende und wohlklingende Riffs und Akkorde entlocken. Vermissen tut man vielleicht noch einen Gain-Regler, allerdings ist die Distortion auch so schon ausreichend genug für Soli. Zur Not muss eben der Distortion-Kanal des angeschlossenen Amps nachhelfen. Mit dem Poti für die Charakteristiken Dark, Warm und Bright lassen sich so für beide Distortion-Modi eine Menge Overdrive-Sounds entlocken, welche sich wohltuend von den gewöhnlichen, glatt polierten Sounds der virtuell-analogen Klangbearbeitung abheben und somit für eine Menge Stilistiken geeignet sind, sei es nun Blues, Rock oder noch etwas härter. Weniger schön ist allerdings, dass der Overdrive/Fuzz deutlich lauter als der Cleansound ertönt. Also nicht erschrecken beim Umschalten zwischen den beiden Modi!
Effekte
Auch die Effektabteilung kann sich hören lassen. Der Room-Hall liefert vom „gekachelten Badezimmer“ bis hin zu kleinen Räumen erstaunlich gute Ergebnisse, wenn auch der Attack etwas verwaschen ist und somit speziell bei größeren Räumen eine Latenz mit sich bringt. Das gilt dann auch für den Hall-Reverb, welcher bei voll aufgeregeltem Amount-Regler eine fast unendliche Hallfahne liefert und auch nur dann anfängt, das Klangbild etwas „zuzumatschen“. Dezenter eingesetzt kann dieser Sound wirklich begeistern und lässt den Einsatz eines externen, zusätzlichen Halleffektes schlichtweg überflüssig erscheinen.
Der Pitch-Shifter fügt dem Sound (stufenlos) eine weitere Stimme von einer Quarte unter dem Originalsignal, bis zu einer großen Terz darüber hinzu. „Intelligent“ ist er nicht, für Gimmicks oder kurze Licks/Voicings aber gut zu gebrauchen. In 12-Uhr-Position des Amount-Reglers eignet er sich auch hervorragend zum Doppeln des Signals und kann somit brachiale Riffs noch eine Spur furchteinflößender gestalten. Allerdings besitzt das Signal eine deutliche Latenz, und gerade beim Spielen von schnelleren Läufen und Licks führt das zu einem eher seltsamen, verwaschenen Spielgefühl.
Auch der Tremolo-Effekt macht, was er soll, allerdings wurde diesem Effekt ein schwaches aber dennoch wahrnehmbares Hallsignal zugefügt. Die Intensität des Halls steigert sich mit zunehmender Geschwindigkeit des Tremolo-Effekts bis hin zu einem größeren Raum. Ein knochentrockenes und sauberes Signal ist also hier nicht möglich. Zufall oder Absicht? Das wissen wohl nur die klugen Köpfe bei Electro Harmonix.