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Test: Electro Harmonix Oceans 12, Hall-Pedal für Gitarre

Ozeanien in Stereo!

2. August 2020
Electro Harmonix Oceans 12

Test: Electro Harmonix Oceans 12

Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, da präsentierte Electro Harmonix mit dem Oceans 11 einen Reverb, der eine gut klingende Rundumversorgung mit den wichtigsten Hall-Sounds zu einem sehr fairen Preis bot, wir berichteten. Mike Matthews und seine Leute haben nachgelegt – und dabei neben Stereo-Betrieb auch noch andere Schmankerl dazugelegt. Wer jetzt eine Reverb-Workstation für 400,- Euro erwartet – in keinster Weise. EHX haben den Preis niedrig gehalten – 233,- Euro kostet der Oceans 12 – ordentlich, wenn man bedenkt, was das Pedal so mit sich bringt. Doch ist der Aufschlag gerechtfertigt im unmittelbaren Vergleich mit dem Oceans 11? Das wollen wir in diesem Review erschöpfend klären.

Electro Harmonix Oceans 12 – Facts & Features

EHX verstehen es, auch nach all den Jahren, relevante Pedale auf den Markt zu bringen. Im überaus saturierten Reverb-Pedal-Markt könnte sich das Electro Harmonix Oceans 12 vor allem durch sein enormes Preis-Leistungs-Verhältnis bemerkbar machen – auf den Klang wird es ankommen, doch dazu später. Erst wollen wir uns ein Bild machen, weshalb das Oceans 12 100,- Euro mehr kostet als das Oceans 11 – obwohl es nur eine Reverb-Engine mehr hat.

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Test: Electro Harmonix Oceans 12

Das Electro Harmonix Oceans 12 arbeitet mit zwei Hall-Kanälen – A und B, die mit den jeweiligen Fußschaltern aktiviert werden können. Es ist ein Stereo-Reverb, dessen Kanäle unabhängig voneinander agieren. Das heißt weiterhin: Serielles und paralleles Routing der beiden Reverb-Kanäle ist möglich, läuft im Standard jedoch parallel. Die Doppelhall-Konfiguration erlaubt es wie gesagt, seriell eine Engine durch die nächste zu bearbeiten oder in der Endstufe nach paralleler Signalführung zusammenzumischen.

Darüber hinaus lässt sich ein Satz von Anschlüssen statt für die Stereo-Kapazität als FX-Loop nutzen – so können in Pre- oder Post-Position zusätzliche Effekte in Mono eingeschleift werden. Doch das ist bei weitem nicht alles: Das Pedal besitzt einige Kontrollregler. Wichtigster Punkt ist jedoch der: Obwohl mit zwölf Typen ausgestattet, besitzt jeder Hall-Typ des EHX Oceans 12 noch mal zwei Modi, zum Teil drei Modi. Diese Modi unterscheiden sich zum Teil stark – so hat das Oceans 12 also insgesamt 28 Reverb-Sounds unter der Haube – für diesen Preis definitiv beachtlich.

Test: Electro Harmonix Oceans 12

Hinzukommt, dass das Electro Harmonix Oceans 12 einen Anschluss für ein Expression-Pedal besitzt, mit dem entweder das Verhältnis von Wet- und Dry-Signal oder eine beliebige Anzahl von Parametern angesteuert werden kann. Insgesamt ist der EHX Oceans 12 für seinen Preis fast schon unverschämt komplex – zu all dem kommt nämlich noch eine zusätzliche zweite Bedienebene, die durch den Function-Knopf angesteuert werden kann. Die vier weißen Hauptregler decken in der ersten und zweiten Bedienebene folgende Parameter ab:

  • FX Level: Das Verhältnis von Dry- und Wet-Signal wird hier eingestellt. Der Oceans 12 besitzt die Möglichkeit, in den kompletten Wet-Modus zu gehen. Inf Level ist eine Art Dämpfungsregler für den Infinite-Hall und dessen Lautstärke.
  • Pre-Delay: Hier wird der Predelay eingestellt, das heißt konkret: den zeitlichen Abstand zwischen der angeschlagenen Note und dem Einsetzen des Halls – von 0 bis 1 Sekunde. Send Level kümmert sich um die Stärke, mit der das Signal in den FX Loop eingeschleift wird.
  • Time: Kümmert sich bei fast allen Engines um das Decay und die Abklingzeit der Hallfahne. Im maximalen Anschlag bedeutet das: Infinite Sustain. Lo-Fi kümmert sich um den Grad der Diffusion bei der Hallfahne – was durchaus Low-Fidelity-Charakter annehmen kann und dem Spiel einen verwaschenden, knisternden Charakter geben kann.
  • Tone: Die Klangfarbe bzw. der EQ des Halls kann hier eingestellt werden. Im Uhrzeigersinn wird es heller, gegen den Uhrzeigersinn wird die Klangfarbe dunkler. Tide ist für das Stereobild zuständig: Das Klangpanorama wird durch diesen Regler eingestellt und moduliert.

Das sind also acht Parameter, die hier am Electro Harmonix Oceans 12 eingestellt werden können. Speziell die Tide-Funktion macht neugierig. Die schwarzen Regler erlauben das Anwählen der Engines und die zwei kleineren Regler erlauben das Ansteuern für den jeweiligen Hall-Typ spezifischer Parameter. Der obere weiße Knopf wählt zwischen den jeweiligen Modi des Typen hin und her und der untere weiße Knopf erlaubt es, für die Einstellung der Parameter zwischen Hall A und Hall B zu wechseln. Der Exp-Mode-Knopf aktiviert, dass man per Expression Pedal die zugewiesenen Parameter pro Hall-Typ ansteuern kann – das sind in der Werkeinstellung bei den meisten Halltypen entweder Effektpegel, Decay oder eben auch Modulationsgrad. Der Tails-Knopf aktiviert – wie der Name verrät – das Beibehalten und Abklingen der Hallfahnen, wenn man  das Electro Harmonix Oceans 12 in den Bypass-Modus versetzt und der Function-Knopf muss wie gesagt gedrückt gehalten werden, wenn man die zweite Bedienebene erreichen will. Für diesen Preis also eine erhebliche Liste: Expression-Pedal, zwei Bedienebenen, zwei bis drei Modi pro Reverb-Typ, Tails-Funktion, FX-Loop – und? Ach so – die Fußschalter übernehmen pro Reverb-Typ auch entweder eine Infinite-Sustain-Funktion oder beim Echo-Reverb eine Tap-Funktion für das Delay. Das ist schon erschlagend viel für den Preis – da darf man nur hoffen, dass an der Klangqualität nicht gespart wurde.

Electro Harmonix Oceans 12 – die Engines

Die Engines decken sich über weite Teile komplett mit denen des Oceans 11. Sie wurden auch nicht komplett überarbeitet oder derartiges, sondern wurden einfach auf Stereo getrimmt und mit einer Schwester-Engine versehen. Sie lauten wie folgt:

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  • Room: die beim Oceans 11 genannte Hall-Engine, entweder halboffener Raum oder großräumiger Saal vom Klangempfinden her
  • Spring: Klassische Emulationen gibt’s hier; entweder der 1962 Fender 6G15 oder der Federhall-Algorithmus des EHX Holy Grail
  • Reverse: Rückwärtshall, dessen Modulation eingestellt werden kann
  • Plate: Zwei Emulationen klassischer Plattenhalls, die durchaus an das Klangbild der 60er- und 70er-Jahre angelehnt sind
  • Echo: Strenggenommen kein Reverb, sondern ein Digital-Delay, das von einer leichten Hallfahne begleitet wird
  • Trem: Ein Tremolo-Reverb, der durchaus Spring-Charakter hat und dessen Lautstärke-Modulation ebenfalls eingestellt werden kann
  • Mod: Ein modulierter Hall, dessen Variationen mehrere Kombinationen von Hall, Chorus und Vibe darstellen
  • Dyna: Drei klar und deutlich von einander abgegrenzte dynamische Hall-Typen: Swell, Gate und Duck, die von der eigenen Spielsensitivität abhängig sind (die wiederum mit rechten kleinen schwarzen Regler eingestellt werden kann)
  • Auto-Inf: Endloser Hall, der mit starker Modulation angereichert ist und sich stetig auf- oder abbauen kann, abhängig von der Dämpfung des Inf-Levels.
  • Shimmer: Der typische helle Shimmer-Sound, der sich aus Oktaven und einer deutlichen Hallwolke zusammensetzt
  • Poly: Hier können zwei Hallfahnen in ihrer Tonhöhe eingestellt werden – vor allem im Stereo-Bild ein sehr interessanter und nützlicher Effekt
  • Resonant: Die einzige wirklich „neue“ Engine, die das Oceans 12 dem Oceans 11 voraus hat: ein mit oszillierenden Filtern arbeitender, sehr weitläufiger Hall

Insgesamt also – zumindest auf dem Papier, eine ziemliche Ansammlung an Features, Sounds und Flexibilität. Für nicht mal 250 Euro, also kommt es jetzt vor allem auf eins an: den Klang. Und den schauen wir uns jetzt im Praxisteil an.

EHX Oceans 12 – in der Praxis

Wir spielen das EHX Oceans 12 über das Audient Sono-Interface in Stereo. Zum Einsatz kommt eine Schecter Hellraiser.

Test: Electro Harmonix Oceans 12

Wir belassen es in erster Linie bei der parallelen Schaltung – denn allein dort tun sich bereits so viele Kombinationsmöglichkeiten auf, dass es den Rahmen sprengen könnte, zusätzlich die serielle Seite zu beleuchten. Also? Wie klingt das Electro Harmonix Oceans 12? Genau wie das Oceans 11 – gut, aber nicht fantastisch. Ein Stück weit ist der Klangcharakter künstlich, ein bisschen flach auf der Brust, möchte man meinen. Schuldig im Sinne der Anklage: Man ist in Sachen Hall ungemein verwöhnt, aber Tatsache ist: In Sachen Klangtiefe und Dynamik gibt es noch mal feine, aber wichtige Unterschiede zwischen einem Context 2 von Red Panda und dem Oceans 12. Doch das gleicht der Oceans 12 aus. Zum einen ist der Preis für diese Kombinationsvielfalt fast unverschämt – so was bringt eben dann doch nur die New Yorker Schmiede EHX zustande. Die Kombinationen, die der Oceans 12 in Stereo leistet und die Klangtiefe, die aus diesen Kombinationen resultiert, bleibt zudem spannend und das auch nach längerer Zeit. Zugegeben: Das Potential wird nicht völlig ausgeschöpft. Der Mod-Reverb ist in sämtlichen Modi ein bisschen charakterlos und viele Sounds überschneiden sich und klingen ähnlich. Doch es kommt auf die Feinheiten der Kalibrierung an: Wie weit lässt man die Klangwolke diffundieren, wie hoch ist das Feedback, die Modulationsgeschwindigkeit? Speziell mit dem Tremolo lässt sich dann doch einiges rausholen und die Reverse-Engine klingt absolut großartig und eignet sich ebenfalls sehr dafür, mit anderen kombiniert zu werden. Durch die Kombination von Echo und Resonant lassen sich beispielsweise auch endlose Delay-Rhythmen übereinander legen.

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Fazit

Was für ein Preis-Leistungs-Verhältnis! Das EHX Oceans 12 baut auf den guten Engines des Oceans 11 auf und funktioniert in Stereo vorzüglich. Die Kombinationsmöglichkeiten sind zahlreich, die Klangqualität gut, die Features und die Flexibilität auch. Abstriche gibt’s für die etwas künstlichen Klangfarben, die für den Preis aber trotzdem ohne Frage klargehen. Daumen hoch, EHX!

Plus

  • zahlreiche Engines
  • viele Kombinationsmöglichkeiten
  • Expression-Pedal
  • Stereo-Vielfalt

Minus

  • künstlicher Klangcharakter

Preis

  • 233,- Euro
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