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Test: Electro Harmonix 5MM, Gitarrenendstufe

Die Gesäßtaschenendstufe für kleine Lautstärken!

31. Mai 2020

Test: Electro Harmonix 5MM

Es gibt Produkte, bei denen sich jeder Autor erst einmal die Frage stellt: „Was soll das“, wobei die Aussage keineswegs despektierlich gemeint ist. Auf der anderen Seite, wenn es sich bei dem Produkt um ein Pedal von Electro Harmonix handelt, zeigen die Erfahrungswerte, dass man sehr vorsichtig mit dieser Äußerung sein sollte. Wie oft hat ein Kästchen aus der Firma von Mike Matthews schon auf den zweiten Blick und den ersten Höreindruck für großes Erstaunen und noch größere Bewunderung insbesondere unter Gitarristen gesorgt. Ob auch der Electro Harmonix 5MM Power Amp aus der Schmiede des charakteristischen Vorzeigeunternehmers, der laut eigener Aussage auch heute noch alle 11 Minuten einen Big Muff verkauft, erneut diese Assoziationen auslöst, wird sich in diesem Test zeigen.

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Die Konstruktion des Electro Harmonix 5MM

Bei dem Electro Harmonix 5MM handelt es sich um eine winzige Endstufe, die vom Ansatz her jedoch weit mehr kann als eine klassische Gitarrenendstufe der gehobenen Leistungsklasse. Aktuelle Endstufen für Gitarristen als Einzelbausteine gibt es in zwei Varianten, zum einen in Pedalform für das persönliche Pedalboard oder aber als 19 Zoll Einschub für das Rack. Zudem können nahezu alle Verstärker, die über einen seriellen FX-Loop verfügen, im reinen Endstufenbetrieb laufen, sofern man dies für sinnvoll hält.

Ziel und Zweck ist es jedoch bei Endstufen dieser Art nahezu immer, in einem praxisgerechten Bühnen- oder Proberaum-Setup eine entsprechende Lautstärke erzeugen zu können, d. h. unter einer Leistungsklasse von ca. 20 Watt aufwärts hat man eigentlich keine Chance, sich gegen einen dynamisch spielenden Drummer behaupten zu können. Gelegentlich werden auch gerne einstellige Wattzahlen bei Röhrenendstufen genutzt, um sie entsprechend in die Sättigung zu fahren, ohne dass man aufgrund der immensen Lautstärke entsprechende Raum-im-Raum Konstruktionen bauen muss. Was aber treibt einen Unternehmer dazu, eine Transistor-Endstufe von nur 2,5 Watt auf den Markt zu bringen?

Bevor es zum eigentlichen Test geht, eine an sich selbsterklärende Aussage, aber dennoch extrem wichtig. Das Electro Harmonix 5MM ist eine Endstufe, KEIN FX PEDAL! DER BETRIEB DES PEDALS VOR EINEM REGULÄREN AMP BEDEUTET DEN UMGEHENDEN TOD DES VERSTÄRKERS! Das Einzige, was sich hinter dem Electro Harmonix 5MM von der Verkabelung her befinden darf, ist eine Lautsprecherbox (8 – 16 Ohm) oder aber ein Lastwiderstand!

Electro Harmonix 5MM Aufsicht Test

Electro Harmonix 5MM Stirnseite

Der Aufbau des Electro Harmonix 5MM

Der Electro Harmonix 5MM ist klein, sehr klein, um nicht zu sagen lächerlich klein, zumindest für eine Endstufe. Das selbst für ein Pedal kleine, aus Guss gefertigte Gehäuse besitzt gerade einmal die Abmessungen von 70 x 114 x 51 mm (B x T x H) und ein Gewicht von knapp 180 g. Ich besitze Bottlenecks, die mehr wiegen! Das Gehäuse an sich ruht auf vier vergleichsweise weichen Gummifüßen, die selbst auf einer Glasplatte einen hervorragenden Halt bieten, von der Anordnung her allerdings etwas hemdsärmelig verklebt sind. Ansonsten haben wir noch Eingang/Ausgang, einen Volume-Regler und einen Bright-Schalter, der zusätzliche Höhen auf das Signal gibt.

Zum Lieferumfang gehört zudem ein 9 V/500 mA Multispannungsnetzteil, das etwas lieblos mit einem simplen EU-Aufsatz aus dem US-Stecker einen EU-Stecker formt. Kann man so machen, ist aber an Billiglösung nicht mehr zu unterbieten. Immerhin, welches Produkt mit einem Ladenpreis von nur 69 Euro hat heutzutage noch ein eigenes Netzteil dabei. Dürfte an den geforderten 500 mA liegen, die im Pedalbereich eher unüblich sind, sofern man ältere Digitech Pedale mit ihren aberwitzigen 1,4 A Forderungen beiseitelässt.

Electro Harmonix 5MM Aufsicht Test

Electro Harmonix 5MM Unterseite

Die Endstufen-Praxis

Nun denn, wofür will man denn überhaupt eine Endstufe mit einer solch winzigen Ausgangsleistung benutzen? Im Prinzip kann man sich die Antwort selber geben, für alle Bereiche, wo hohe Lautstärken nicht nur nicht benötigt werden, sondern kontraproduktiv sind. Hatte man zu Beginn des Rock ’n’ Rolls immer das Problem, dass alle Verstärker zu leise waren, hat man heutzutage immer das Problem, dass aufgrund hocheffektiver PA-Systeme alle Verstärker immer zu laut sind. Den persönliche Sweetspot im Bezug auf die bewegte Luft eines Lautsprechers und die finale Lautstärke muss natürlich jeder für sich selber finden, die Vorstellung einer leisen, aber erwachsen klingenden Endstufe ist so alt wie die Bedroom-Amp Modebewegung an sich.

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Noch bevor der erste Ton aus dem Lautsprecher quillt, muss man sich noch einmal kurz die „Transportabilität“ (kann man bei 180 g eigentlich noch von „Transport“ sprechen …) der Electro Harmonix 5MM vor Augen führen. Dieser Amp passt nicht nur in jedes Gigbag, das Teil kann je nachdem, wie viel Spiel man seinem Allerwertesten in der Jeans zugesteht, sogar in der Gesäßtasche transportiert werden. Diesen Zwerg plus Gitarre plus 2 Kabel und ab zur Probe oder zum Gartenparty-Gig, sofern der Rest der Band gnädig genug war, ein passendes Cabinet einzupacken. Ein Setup, das an Transportabilität nicht zu überbieten ist.

Der eine oder andere wird mir jetzt allerdings zu Recht ins geschriebene Wort fallen. „Moment mal, braucht es nicht im Normalfall für einen Endstufenbetrieb auch immer einen Preamp oder zumindest ein vorgeschaltetes Pedal, um den Pegel des Instruments entsprechend anzuheben?“ Völlig richtig, aber hier schlägt die typische EHX Genialität mit voller Wucht in die Kerbe. Der Electro Harmonix 5MM wird zwar als Endstufe verkauft, kann allerdings trotz fehlender Regelmöglichkeiten noch viel mehr.

In der Tat kann man mit der Gitarre auch direkt in das Pedal gehen und erhält bis ca. 9 Uhr je nach verbautem Pickup einen mehr oder minder cleanen Ton, der sich vergleichsweise unspektakulär, aber brauchbar gestaltet. Ab ca. 11 Uhr fährt die Endstufe nun in die Sättigung, die sich sehr „Endstufen-artig“ verhält, sprich mit einem hohen Kompressionsanteil und ungemein weich im Klang. Insbesondere im Anbetracht der Tatsache, dass es sich um eine Transistorschaltung handelt, ein unerwarteter Pluspunkt. Ab 3 Uhr haben wir es dann schon mit einem kräftigen Crunch zu tun, der bereits ein kräftiges Classic-Rock-Brett zulässt und vor allen Dingen ganz hervorragend am Volume-Regler der Gitarre hängt.

Viele Gitarristen der „Next Generation“ haben aufgrund der Kemper-Preset-Switcher-Kultur erst gar nicht die Möglichkeit erhalten, sich mit der interaktiven Wirkungsweise der einzelnen Gitarren-Parameter auseinander zu setzen. Von daher kann ich nur jedem dringend empfehlen, nimm beispielsweise einen Crunch- oder Lead-Sound an deinem Setup und drehe den Volume-Regler der Gitarre zurück. Erhältst du dann nicht einen sehr guten cleanen bzw. cruchigen Sound, ist dein Setup Müll!

Der Electro Harmonix 5MM hingegen hängt ganz hervorragend am Volume-Regler und lässt sich tatsächlich von Crunch auf Clean herunterfahren, sprich du hast bereits zwei Sounds am Start und das nur mit dem Volume-Regler. Wer möchte, kann jetzt noch ein Overdrive/Distortion-Pedal vor die Endstufe schalten und hat somit vier (!) verschiedene Sounds am Start. Gerade für kleine Gigs, wo im Prinzip alles immer zu laut ist, kann ein solches Setup wahre Wunder bewirken.

Die beigefügten Sounds wurden allesamt nur mit meiner ’79 Anniversary Strat, ausgerüstet mit einem EMG DG Set im Setup Gitarre – Instrumentenkabel – Electro Harmonix 5MM – Lautsprecherkabel – Cabinet eingespielt. Die Flexibilität spricht meines Erachtens für sich. Es ist schon beeindruckend, was man mit wenigen Stellungswechseln an den Reglern alles erreichen kann.

Als einziger Minuspunkt kann das Ein- und Ausschaltknacken des Pedals gewertet werden, da es in diesem Preissegment wohl nicht mehr für eine entsprechende Verzögerungsschaltung gereicht hat. Aufgrund der geringen Leistungsabgabe der Endstufe fällt das Knacken aber sehr moderat aus und gefährdet den Lautsprecher zu keiner Zeit. Einen Ein- oder Ausschalter besitzt das Electro Harmonix 5MM übrigens nicht.

Electro Harmonix 5MM Aufsicht Test

Electro Harmonix 5MM im Einsatz

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Fazit

Mit dem Electro Harmonix 5MM hat das Unternehmen um Gitarrenlegende Mike Matthews einen echten Knaller gelandet. Das unscheinbare Kistchen entpuppt sich bei genauem Hinsehen als die ultimative Lösung, wenn es um Transportabilität geht. In irgendeiner winzigen Tasche platziert, kann man das Pedal problemlos für kleine Gigs, Proben mit mäßiger Lautstärke oder aber als Not-Backup mit sich führen.

Das Pedal hängt einer „erwachsenen“ Endstufe gleich hervorragend am Voume-Regler der Gitarre und überzeugt abhängig vom verwendeten Lautsprecher mit einem gefälligen Klang. Zudem punktet das Pedal mit einem sehr günstigen Preis.

Auf jeden Fall antesten!

Plus

  • Abmessungen
  • Konzept
  • auch ohne Preamp zu betreiben
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Preis

  • 69,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Sokrates

    Ich habe den Kemper ohne Endstufe und dachte damals, es sei eine gute Idee, von Electro Harmonics die Endstufe 44 Magnum zu kaufen. Ich habe das Teil wieder verkauft, weil die Verstärkung nicht linear einsetzte, sondern auf einen Schlag ziemlich kräftig. Die vielen Kabel waren mir auch zu umständlich, obwohl man alles im Kemper auf der Rückseite verstauen kann.
    Als ich festgestellt hatte, dass ich den Kemper auch direkt an eine Gitarrenbox ohne Endstufe anschließen kann, habe ich das Teil wieder verkauft.

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