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Test: ESP LTD TL-6 BLK, Akustikgitarre

Thinline Extravaganza - die ESP LTD Thinline

28. März 2021

Test: ESP LTD TL-6 BLK, Akustikgitarre

Akustische Gitarren sind beim Einsatz auf der Bühne gelegentlich schwierig zu handhaben, da es vor allem bei hoher Bühnenlautstärke gerne mal zu lästigen Rückkopplungen kommt. Hier kommt die neue Serie von ESP gerade rechtzeitig ins Spiel, da das elektrifizierte Thinline-Modell TL-6 einerseits vollkommen rückkopplungsunanfällig ist und andererseits durch eine interessante Optik auffällt. Ziel dieser Entwicklung war dabei, unserem heutigen Testobjekt das Spielgefühl einer E-Gitarre zu verleihen. Unseren Tests fallen bei Instrumenten aus dem Hause ESP LTD meist sehr positiv aus, da die Verarbeitung stimmt und ESP ein Auge auf die speziellen Bedürfnisse von Gitarristen hat. Schauen wir uns an, was die rabenschwarze Schönheit zu bieten hat.

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ESP LTD TL-6 – Facts & Features

Die TL-Serie von ESP LTD ist eine völlig neue elektrische Serie, welche akustischen Sound mit dem Komfort und der Haptik einer E-Gitarre bieten soll. Die TL-6 ist ein Thinline Modell mit Cutaway und erinnert designmäßig an eine schwarze „akustische Les Paul“, wobei sich die Formen der Kopfplatte und des Cutaways etwas unterscheiden und die Maße der TL-6 vergleichsweise etwas größer ausfallen. Das Instrument ist eindeutig für die Bühne ausgerichtet, da beim Spiel ein nicht gerade lautes akustisches Signal erreicht wird. Dank des integrierten Sustainblocks ist sie quasi unempfindlich gegenüber Rückkopplungen und wird vermutlich auch von einem lauten Monitor nicht in „Selbstoszillation“ versetzt werden können. Das verbaute Tonholz (Mahagoni, Ahorn, Jatoba) ist durchweg hochwertig. Für die elektrische Abnahme sorgt ein Fishman SONICORE-Tonabnehmer und ein TL-3-Vorverstärker. Auch ein Stimmgerät ist eingebaut. Da die TL-6 in Indonesien hergestellt wird, ist sie recht kostengünstig. Abstriche in der Qualität muss man nicht hinnehmen, da die Verarbeitung ausgezeichnet ist, wie wir später noch lesen können. Wem die rabenschwarze Farbgebung nicht zusagt, könnte dieses Instrument alternativ auch in den Farbgebungen Tiger Eye Burst , Aqua Marine Burst oder Natur erstehen.

Korpus der ESP Limited Westerngitarre in schwarz

Der Korpus bzw. die Zargen und der Boden der ESP LTD TL-6 wurde aus Mahagoni hergestellt. Anschließend wurde eine Decke aus Ahorn aufgeleimt, was ein gutes Sustain sicherlich begünstigt, wie wir später noch hören werden. Der Korpus wird von einem cremefarbigen Binding umrahmt, was der Gitarre einen klassischen Look verpasst. Man könnte fast meinen, es mit einer schwarzen Les Paul zu tun zu haben, wenn da nicht das Schallloch und das etwas spitzere Cutaway zu sehen wäre. Der aufgeleimte Steg besteht (wie auch das Griffbrett) aus Jatoba und wurde mit einer Nubone XB Stegeinlage von Graphtech bestückt. Die Form des  „Schalllochs“ erinnert an den Schnabel eines Vogels, man kennt diese u. a. auch von der Firma Rickenbacker.

Der Korpus der TL-6 wurde komplett schwarz lackiert. Hierbei ist man sehr sorgfältig vorgegangen. Auch ein schmales Elektrikfach ist von hinten zu sehen, somit ist auch ein Batteriewechsel schnell und unkompliziert vorzunehmen. Die schwarze Plastikabdeckung schließt plan mit dem Niveau des Bodens ab.

ESP LTD TL-6 BLK Thinline Akustik – der Hals

Auch der eingeleimte und der aus drei Teilen bestehende Hals der TL-6 wurde schwarz lackiert. Das aufgeleimte Griffbrett aus Jatoba wurde geröstet, sieht sehr ansprechend aus, fühlt sich gut an und besitzt einen leicht rötlichen Touch. Die 22 Bünde sind angenehm hoch und fett und wurden präzise verarbeitet. Auch bei genauem Hinsehen findet man keinen Grat, schlecht abgerichtete Bünde oder irgendetwas, was bemängelt werden müsste. Das ist man vom Hersteller ESP erfreulicherweise auch durchaus gewohnt. Die Sattelbreite mit 43 mm entspricht einem weitverbreiteten Standard, das Halsprofil wird vom Hersteller mit „Thin U“ angegeben. Ein cremefarbenes Binding umschließt die Griffbrettkanten und verleiht auch dem Hals einen recht klassischen Look.

Test: ESP LTD TL-6 BLK, Akustikgitarre

Fette und hohe Bünde, das Griffbrett besitzt einen leicht rötlichen Anteil, perfekte Verarbeitung

Die Griffbretteinlagen (kleine Dots aus Abalone) machen sich optisch sehr gut und wirken lebendiger als beispielsweise schlichte weiße Dots. An der dem Sattel gegenüberliegende Seite fällt ein „Knubbel“ bzw. eine „verdickte Stelle“ auf. Das sieht nicht unbedingt sehr schön aus, sorgt aber sicherlich für ein Mehr an Stabilität und würde die Gitarre im Falle eines Sturzes wahrscheinlich vor einem Kopfplattenbruch bewahren. Auch der Sound könnte geringfügig davon profitieren.

Die ESP LTD TL-6 BLK – Elektrik & Hardware

Das Ausgangssignal wird mithilfe eines eingebauten Fishman Preamps und eines Piezo SONICORE Tonabnehmers erzeugt.

Klangregelung

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Die drei Regler der Klangregelung (Bass, Mitten, Höhen) rasten in ihrer Mittelstellung ein, somit fühlt man auch, dass in diesem Fall die Klangregelung „linear“ arbeitet.

Tuner

Das eingebaute Stimmgerät spricht gut an, arbeitet zuverlässig und besitzt scheinbar ein sogenanntes „Sweeten Tuning“. Zumindest die h- und g-Saiten sollten gerade auch bei akustischen Gitarren etwas tiefer gestimmt werden, damit die Gitarre „in tune“ klingt. Würde man beispielsweise die leere h-Saite genau auf die 440 Hz stimmen, klänge dies falsch bzw. „sharp“.

Liefert die eingebaute Batterie (9 Volt-Block) einmal zu wenig Spannung für den Stimmvorgang, erinnert eine kleine Leuchtdiode an ein baldiges Wechseln, damit der Tuner wieder ordnungsgemäß seinem Job nachgehen kann.

Test: ESP LTD TL-6 BLK, Akustikgitarre

Die Elektrik, Fishman SONICORE-Tonabnehmer und TL-3-Vorverstärker

Mechaniken

Auch die schönen bernsteinfarbenen Grover Mechaniken harmonieren optisch ausgezeichnet mit der Gitarre. Diese sprechen recht langsam an, arbeiten aber genau und zuverlässig.

In folgendem Video sind auch die weiteren Farbvarianten der TL-6 gut su sehen:

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Mehr Informationen

Werkssetting & Handling der ESP Westerngitarre

Die ESP LTD TL-6 kommt ausgewogen auf den Knien zu liegen, ohne den Drang zu haben, sich zu einer Seite hingezogen zu fühlen. Eine Kopflastigkeit ist nicht festzustellen, was sicherlich auch dem Sustainblock zuzuschreiben ist, der für ein etwas höheres Gewicht des Korpus sorgt. Die Gitarre ist nicht bedeutend leichter als eine gewöhnliche elektrische Gitarre (wie beispielsweise eine Strat oder Telecaster), da man ja auch nicht viel Material aus dem Korpus herausgefräst hat.

Kommen wir zum häufig unbefriedigenden Thema Werkseinstellung. Diese ist leider gar nicht komfortabel. Die Saitenlage ist deutlich zu hoch, um sie als vernünftig, geschweige denn optimal bezeichnen zu können. Ohne zusätzliche Maßnahmen wird man keinen großen Spaß beim Spielen haben. Die Stegeinlagen sollten etwas heruntergefeilt werde, auch der Sattel könnte eine kleine Nachbearbeitung der Kerben gebrauchen. Ohne Zuhilfenahme eines entsprechenden Fachmannes ist der Spielspaß zunächst begrenzt, da man mit dem Instrument etwas kämpfen muss, um ihm saubere Signale zu entlocken. Die Halsspannung war dagegen optimal eingestellt und auch die Intonation bzw. Bundreinheit ist perfekt.

Der Hals ist kräftig, aber keinesfalls zu fett. Er liegt sehr angenehm in der Greifhand. Die schwarze, glänzende Lackierung des Halses fühlt sich nicht klebrig an und macht Lagenwechsel unkompliziert. Das Spielgefühl gleicht dem, als hätte man eine elektrische Gitarre in der Hand; dies war auch Teil des Plans bei der Entwicklung dieses Instruments und wurde gut umgesetzt.

Die Gitarre ist eindeutig für die Bühne konzipiert, da sie „trocken gespielt“ einen nur sehr geringen Output hat. Dieser ist mit dem einer rein akustischen Westerngitarre nicht zu vergleichen; wer also die klanglichen Eigenschaften eines akustischen Instruments erwartet, greift besser zu einer Westerngitarre.

Sound der ESP LTD TL-6 BLK, Akustikgitarre

Für die Klangbeispiele wurde die TL-6 direkt an mein Apogee Interface angeschlossen, in Logic aufgenommen und mit etwas „Gnadenhall“ versehen.

Was sofort auffällt: Die ESP LTD TL-6 besitzt ein außergewöhnlich gutes Sustain. Dies kann man auch in der Ausklingphase einiger Hörbeispiele wahrnehmen (ein Kompressor kam nicht zum Einsatz, obwohl man dies aufgrund des ausgezeichneten Sustains durchaus vermuten könnte). Der Tonabnehmer klingt bereits in der „linearen“ Reglerstellung ausgewogen, kann aber mithilfe der dreibandigen Klangregelung bei Bedarf natürlich darüber hinaus weiter an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden.

Wir hören einige „gestrummte“ Akkorde, wobei die drei Regler der Klangregelung ausnahmslos auf ihrer Mittelposition eingerastet sind. Der Fishman SONICORE Pickup macht einen guten Job:

Nun hören wir ein Picking, auch hier ist die Klangregelung „linear“.

Gelegentlich kann es vonnöten sein, für eine bessere Durchsetzungskraft, die Mitten etwas zu boosten. Im folgenden Beispiel hören wir einige „gepickte“ Phrasen, der Mittenregler wurde weiter aufgedreht (4h).

Im folgenden Beispiel wurden die Höhen angehoben, um die Attack des Klangs etwas mehr zu fördern. Wir hören wieder gepickte Noten:

An dieser Stelle sei noch das Folgende erwähnt: Selbst ein sehr hochwertiger Piezo-Tonabnehmer wird nie vollständig die klangliche Lebendigkeit einer gut mikofonierten akustischen Gitarre erreichen, für die Bühne aber ist das Konzept und das Thinline-Design dieses Instruments geradezu ideal. Darauf haben sicherlich viele Gitarristen gewartet.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

ESP LTD TL-6 – Apogee Duett – Apple iMac mit Logic. Etwas Hall hinzugefügt mittels Plug-In.

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Fazit

Die ESP LTD TL-6 eignet sich perfekt für den Einsatz auf der Bühne, da sie aufgrund des Sustainblocks komplett rückkopplungsunempfindlich ist. Sound, Design, Verarbeitung und das Preis-Leistungs-Verhältnis sind ausgezeichnet, lediglich das Werkssetting war enttäuschend, dieses sollte aber bei einem Fachmann schnell auf Optimum (ca. € 35,-) gebracht werden können. Trotzdem schade, da es die Freude über das ansonsten perfekte Instrument etwas trübt.

Plus

  • Sound
  • Design
  • Handling
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • Werkssetting

Preis

  • Euro 639,-
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Anguish

    Danke für den interessanten Testbericht!
    Mich wundert nur, dass die Gitarre hier als Teil einer völlig neuen Serie bezeichnet wird.
    Ich selbst habe genau diese Gitarre aus dem Test seit Oktober 2016 und auf diesem Video sieht man sie 2004 im Live-Einsatz bei Judas Priest: https://youtu.be/u22kX5rFjv8

    • Profilbild
      ctrotzkowski

      @Anguish :-) die Antwort auf Deine Frage ist doch ganz klar: Alle eingefleischten E-Gitarristen – so sicherlich auch der gute Johannes – halten Instrumente, die nach Leo Fender’s CBS Deal 1964 gebaut wurden, für neue Baureihen! (+:

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