Sound & Praxis
Vor dem elektrischen Test folgt immer der akustische und bereits dort glänzt unsere Fender AM STD HSS Strat Shaw RW 3TS mit den typischen Attributen einer guten Strat – knackig in der Tonansprache, durchsetzungskräftig und knurrig-drahtig im Mittenbereich, ausgeglichen in den Bässen und dabei mit einem brillanten Höhenspektrum ausgestattet. Auch die Bespielbarkeit mit der griffigen Halsrückseite und dem schlanken Halsprofil könnte besser nicht sein, zumindest wenn man sich die Mühe macht, die Gitarre ordentlich einzustellen. Ich persönlich bin nach wie vor der Meinung, dass eine optimale Bespielbarkeit für eine Gitarre jenseits der 1000-Euro-Grenze ab Werk bzw. Händler einfach dazugehören sollte.
Der elektrische Sound zeigt sich dank des Shawbuckers am Steg bzw. Vibrato zunächst einmal sehr flexibel. Dabei fällt das kräftige Mitten-Höhenspektrum des Humbuckers auf, was den Grundcharakter der Strat bestens unterstützt. Irgendwie schwebt trotz des drückenden und klar differenzierten Sounds dieses Humbuckers immer auch ein Stückchen Singlecoil-Sound im Klang des Shawbucker mit. Ob dies nun bewusst so designt wurde oder aber die nur wenige Zentimeter weiter weg eingeschraubten Custom Shop Fat ’50s Singlecoils hier ihren Charakter aufgrund der Schaltung mit dem Doppelwert-Volumepoti dazu beisteuern, kann nur vermutet werden.
— Der Vater des Shawbucker: Tim Shaw —
Tatsache ist aber, dass die beiden Singlecoils tatsächlich einen ordentlichen Boost erfahren. Und das nicht nur in ihrer Lautstärke, die übrigens kaum von der des Shawbuckers abweicht. Auch die gewonnene Dynamik und ein deutlich ausgeprägteres Attack-Verhalten bei gleichzeitig weniger verwaschener Signalqualität bestimmen den Sound dieser Einzelspuler. Verblüffend, wenn auch nicht ganz ohne Wermutstropfen. Denn auch hier entstehen, zumindest wenn man die Singlecoils wirklich einzeln betreibt, die üblichen Brummgeräusche beim Nutzen von Crunch- und Overdrive-Sounds.
Und noch etwas fällt leider negativ auf, nämlich die Lautstärkeunterschiede der hohen E- und der H-Saite gegenüber dem Rest der Drähte. Das Problem trat bei unserem Testinstrument ausschließlich beim Nutzen der beiden Singlecoils auf, die nicht nur sehr tief versenkte Polepieces besitzen, sondern auch noch ein deutliches Stück neben den benannten Saiten positioniert sind. Im Overdrive-Betrieb und bei der dort herrschenden, hohen Kompression erscheint dieses Problem nicht so stark wie beispielsweise bei sauber gepickten Noten oder Akkorden. Hier sollte unbedingt nachgebessert werden!
Also damit hast Du Dich vergaloppiert: „…auch die Schaltung wurde durch ein 250K/500K Volume-Poti so angepasst, dass der Klang und die Power des Humbuckers auch beim Benutzen der Singlecoils hör- und spürbar bleibt.“
Keineswegs. Sind die Singlecoils eingeschaltet, ist der Shawbucker komplett außen vor, er „boostet“ diese auch nicht. Beim Doppelpoti sind die beiden „Stockwerke“ elektrisch völlig getrennt, sie werden nur von der gleichen Achse gedreht.
So werden die Einspuler vom üblichen 250 KOhm-Teil geregelt, während der Humbucker am 500 KOhm-Poti hängt und nicht so dumpf klingt, wie es beim Standardwert für Strats der Fall wäre. Ich verstehe den Aufwand allerdings nicht ganz, da es eigentlich gereicht hätte, ein 500 Kohm-Standardpoti zu nehmen und in den Singlecoil-Schaltstellungen einen 500 KOhm-Widerstand parallel zu diesem zu schalten.
Dass Fender es nicht fertig bringt, das Tremolo ab Werk stimmstabil einzustellen, ist echt ein dickes Minus. Das liegt aber vermutlich weniger an den Mechaniken (wobei ich Dir recht gebe, dass es zu diesem Preis schon Locking Tuner sein dürften) als an einem nachlässig gekerbten Sattel. Nachdem ich das auch schon deutlich besser vorgefunden habe, gehe ich davon aus, dass man das nachbessern könnte. Sollte bei dem Preis aber eben nicht nötig sein.