Hot Rod 60s!
Die Fender Strat. Was ist nicht schon alles über sie geschrieben worden, wie oft schon wurde sie kopiert. In Fernen und im Osten, mal besser und mal schlechter. Auch Fender selbst hat seinen absoluten Topseller über die Jahrzehnte immer wieder überarbeitet, verbessert und für viele Stilistiken neu erfunden. Nichts blieb unangetastet: Hölzer, Hardware, Pickups und Finish wurden seit Entstehung dieses Modells immer wieder neu kombiniert und gemixt und verschafften der Strat somit Zugang zu allen nur denkbaren Musikrichtungen, vom Blues bis zum Metal und vom Country bis zu allem, was sich Rock’n’Roll nennt.
Und ein Ende scheint nicht abzusehen, denn zu viele mögliche Optionen spornen die Konstrukteure bei Fender immer wieder zu neuen Kreationen ihres ewigen Dauerbrenners an. Unser heutiges Testmodell, die aus der US-Fertigung stammende Fender Vintage Hot Rod 60s Stratocaster RW OWT, soll die „Swinging Sixties“ mit zeitgemäßen Features vereinen. Lassen wir die kleine also mal von der Leine.
Facts & Features
Das mit den „Swinging Sixties“ wird auch sofort klar, wenn man das im Lieferumfang befindliche Case der Fender Vintage Hot Rod 60s Stratocaster RW OWT zum ersten Mal öffnet. Ein cremefarbenes Finish, genannt „Olympic White“, sowie ein braunes, vierschichtiges Tortoise-Pickguard samt heller Kappen für die Singlecoil-Pickups versprühen auf Anhieb den Charme der 60er Jahre. Traditionell Strat zeigt sich auch der Korpus, für den Erle als Tonholz Verwendung findet und der sauber und deckend von dem weißen Hochglanz-Finish umschlossen wird. Immer wieder faszinierend, wie das Bodydesign samt der praktischen Shapings für die Armauflage und für die Rückseite auch nach über fünf Jahrzehnten immer noch so taufrisch wirkt – ein wahrer Geniestreich von Leo Fender.
Der einteilige Ahornhals wurde bombenfest mittels einer Vierpunkt-Verschraubung im Korpus der Gitarre verankert. Das „Mid-60s C-Shape“ Halsprofil ist nicht zu fett geraten, und für ein angenehmes Spielgefühl bekam die Halsrückseite eine griffige Satin-Lackierung ab. Ein Rosewood-Griffbrett von guter Qualität trägt 21 Jumbo-Bundstäbchen, die sauber in ihren Positionen eingesetzt und abgerichtet wurden. Die gute Verarbeitungsqualität zeigt sich auch am Sattel, der aus Knochen besteht und eine Breite von 42 mm aufweist.
Es wird aber wohl immer ein Mysterium bleiben, wieso Leo Fender auf die Idee kam, den Zugang zum Truss Rod an den Halsfuß zu verfrachten. Denn in der Praxis bedeutet dies nichts anderes, als dass bei einer nötigen Korrektur des Halswinkels der Hals vom Korpus abgeschraubt oder zumindest stark gelockert werden muss, um an die Kreuzschlitzschraube des Einstellstabes zu gelangen. Keine schöne und vor allem eine sehr zeitaufwendige Arbeit, das wissen wohl auch die Angestellten in der Endkontrolle bei Fender, denn auch unser Testmodell erschien mit einem eher dürftigen Setting und einer unbequem hohen Saitenlage, bedingt durch einen zu konkav gebogenen Hals. Jahre später machte Leo es aber dann ja richtig gut, als er bei seinen Music Man Instrumenten einfach eine große und bequem zugängliche Rändelschraube in den Halsfuß implantierte.