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Test: LAVA Music ME 4 Carbon, Akustik-Gitarre

Luxus-Traveller

16. Januar 2024
LAVA Music ME 4 Carbon

LAVA Music ME 4 Carbon

Nach Nummer 2 und Nummer 3 folgt nun also jetzt das vierte Upgrade der Traveller Carbon-Gitarren des chinesischen Herstellers Lava Music. Dabei unterscheidet sich die neue LAVA Music ME 4 Carbon auf den ersten Blick in keiner Weise von ihrer Vorgängerin ME3, sieht man einmal von den neuen Farben ab, die Lava der vierten Generation mit auf den Weg gibt. Die Änderungen fanden mehr oder weniger unter der Haube statt und da vor allem beim „HILAVA“ Betriebssystem, das nun in der aktuellen Version 2.0 über noch mehr Tools und Features verfügt und wie zuvor über ein farbiges Touchscreen-Display im oberen Zargen bedient wird.

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Am FreeBoost-System wurden ebenfalls Verbesserungen vorgenommen, der Speaker befindet sich nun in der Version 3 unter der Haube bzw. im Boden versteckt. Für alle, die sich bislang noch nicht mit den Gitarren von Lava beschäftigt haben: Als „FreeBoost“ wird der Lautsprecher im Innern des Korpus und die Technologie dahinter bezeichnet, die ein Erzeugen von Effekten und die Verstärkung des Klangs ohne weitere Gerätschaften ermöglicht. Geblieben ist das eigenwillige Design, über das man sich nach wie vor streiten kann. Gestiegen ist jedoch der Preis – und das deutlich spürbar. Ob es die Sache dennoch wert ist und was man mit der neuesten Carbon-Traveller aus dem Hause Lava so alles anfangen kann, werden wir im folgenden Artikel versuchen herauszufinden.

LAVA Music ME 4 Carbon

LAVA Music ME 4 Carbon – Facts & Features

Auf den ersten flüchtigen Blick scheint sich vom Äußeren gegenüber dem Vorgänger tatsächlich nichts getan zu haben. Beim genaueren Betrachten fällt dann doch etwas auf, nämlich eine kleine Abdeckplatte an der Kopfplatte, über die man Zugang zum Halseinstellstab erhält. Um den „cleanen“ Look der Gitarre beizubehalten und nicht etwa durch Schrauben an dieser exponierten Stelle zu verunstalten, wird die kleine Platte über einen Magneten in ihrer Position gehalten. Bei der Gelegenheit werfen wir auch gleich mal einen Blick auf die Mechaniken, die aus Lava-eigener Produktion stammen, passend zum Space Grey des Korpus in einem Aluminiumgehäuse sitzen und mit verchromten Flügeln ausgestattet wurden. Ihre Funktion kann man als zufriedenstellend bezeichnen, ärgerlich ist jedoch ihr hohes Gewicht, was sich in einer unangenehmen Kopflastigkeit widerspiegelt.

Das Griffbrett besteht auch hier wieder aus HPL (High Pressure Laminate) und trägt dazu 18 Bünde, die über eine Mensur von 597 mm spielbar sind. Unser Testmodell besitzt eine Größe von 36″, das gleiche Modell ist aber auch in 38″ und einer entsprechend größeren Mensur zu bekommen. Ansonsten sind die technischen Daten beider Typen identisch, lediglich 100,- Euro muss man als Aufpreis einkalkulieren. Sowohl beim Griffbrett als auch bei der Bundierung fallen leichte Verarbeitungsmängel ins Auge, so ist an beiden Seiten des Bretts ein deutlicher Versatz zu spüren, zudem wollten wohl ein Paar Bundstäbchen nicht so ganz in ihrer endgültigen Position Platz nehmen. In der Praxis ist davon aber nichts zu bemerken, die Finger gleiten ohne nennenswerten Widerstand durch die Lagen.

HILAVA 2.0 – Darf ich bitte ihre Daten erhalten?

Nun geht es aber rüber zum Herzstück der LAVA Music ME 4 Carbon, dem Hilava 2.0 Sound-System, das der metallicgrauen Traveller ihre klangliche Flexibilität verleiht. Voller Freude starten wir das System durch Drücken auf den im Schallloch versteckten Power-Button – und werden erst einmal aufgefordert, mittels Smartphone und der Lava App oder auf der Website von Lava Music eine Registrierung vorzunehmen. Denn vorher ist das System nicht zur Arbeit zu bewegen, kein Sound, keines der zahlreichen Features oder irgendetwas ist ohne diese Prozedur nutzbar. Und die ist nicht ohne, denn neben persönlichen Daten ist sogar ein Foto erforderlich, um die Registrierung abzuschließen. Da fragt man sich schon, wie so etwas in einem Laden praktisch funktionieren soll: Nutzt man dafür einen Account vom Inhaber? Oder vielleicht gibt es für Musikläden einen „Master-Account“ zu Testzwecken?

Abgesehen davon dürfte allein der Umstand mit der Registrierung und die damit verbundene Eingabe sensibler Daten für viele unter uns vermutlich ein No-Go sein. Für mich ist das ebenfalls ein deutlicher Rückschritt im Vergleich zu den Vorgängermodellen, die auf Knopfdruck ihre Arbeit aufnahmen. Aber wie klingen die zahlreichen neuen Sounds und wie verhält sich die LAVA Music ME 4 Carbon so ganz ohne aktivierte Elektronik? Das erfahren wir jetzt im Praxisteil.

LAVA Music ME 4 Carbon Display

Erst mal ein Uodate, bevor es losgehen kann

Die LAVA Music ME 4 Carbon in der Praxis

Gut, dass die neue ME-Serie über einen Halseinstellstab verfügt, denn das Setting ab Werk ist schon eher auf Akkord-Strumming in den ersten drei Lagen als auf flüssiges Solospiel auf dem Rest des Halses eingestellt. Will heißen: Die Saitenlage ist unangenehm hoch und bremst damit leider den Spielfluss deutlich. Für mich persönlich zeigt sich die kurze Mensur zusammen mit dem schmalen Griffbrett als weitere Bremse beim Bespielen des Halses, das kann man der Gitarre aber natürlich nicht ankreiden. Spieler mit größeren Händen und größerer Statur sollten es hier besser mit dem 38″ Modell und dessen längerer Mensur versuchen. Der akustische Grundsound ist wie zu erwarten war kaum anders wie bei den Vorgängern. Auch der Werkstoff Carbon kann die Grenzen der Physik nicht überlisten – ein kleiner Korpus bedeutet eben auch einen nicht so warmen Klang in den Bässen. Dafür bietet die LAVA Music ME 4 Carbon aber eine hohe Durchsetzungskraft weit oberhalb der Definition von Zimmerlautstärke.

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Das HILAVA System scheint mittlerweile an seine Grenzen gelangt zu sein. Einfache Effekte, wie etwa Hall, Chorus oder Delay, vermag der kleine Lautsprecher im Innern des Korpus noch gut zu vermitteln. Geht es jedoch an die zahlreichen Mix-Presets, gelangt das System dann doch recht schnell an seine Grenzen. Ich kann mich noch gut an die LAVA ME2 erinnern, die lediglich mit einem festen Reverb- und Delay-Preset auskommen musste, was aber damals richtig gut funktionierte und einen offenen und luftigen Sound erzeugte. Ein etwas besseres Bild gibt der Sound der Effekte beim direkten Anschließen der Gitarre an einen (Line-) Verstärker ab. In unserem Fall habe ich die ME 4 Carbon mit einem UAD-Interface verbunden und damit auch die Klangbeispiele aufgenommen.

Wie man hören kann, sind viele der Presets überfrachtet mit Effekten, da ist also in den meisten Fällen ein Ausdünnen angesagt. Dazu stehen jede Menge Parameter bereit, die allerdings erst dann zugänglich werden, wenn man den gewünschten Effekt in ein sogenanntes „Template“ portiert. Ein unnötiger Schritt zu viel. Neu mit dem HILAVA 2.0 System erscheinen auch zwei Pedale im Programm von Lava Music, mit denen sich die Effekt-Presets auswählen lassen oder der Live-Drummer zum Mitspielen bewegen lässt. So lassen sich die Drum-Begleitung, der Looper und viele weitere Features, bei deren Aktivierung man gerne die Hände frei hätte, per Fußdruck schalten und verwalten.

LAVA Music ME 4 Carbon

LAVA Music ME 4 Klangbeispiele

Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die ME 4 Carbon direkt mit einem Interface verbunden und in Logic Audio aufgezeichnet. Weitere Effekte, außer die der ME4, wurden keine verwendet.

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Mehr Informationen

 

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Fazit

Meiner Meinung nach hat Lava Music mit der vierten Generation ihrer Carbon-Gitarren den Zenith überschritten. Die vierte Generation der Carbon-Traveller bietet keine wirklich überraschenden Neuerungen gegenüber ihren Vorgängern. Klar, das mit den Fußschaltern ist ganz praktisch und für den Live-Einsatz sinnvoll. Ob das allerdings diesen hohen Preis rechtfertigt, möge jeder für sich selbst entscheiden. Hinzu kommt die notwendige Prozedur der Registrierung, ohne die das HILAVA-System leider keinen Ton von sich gibt.

Plus

  • durchsetzungsfreudiger Sound
  • umfangreiche Möglichkeiten
  • einfache Bedienung
  • jede Menge Effekte & Werkzeuge
  • außergewöhnliche Optik

Minus

  • leichte Verarbeitungsmängel
  • kopflastig
  • FreeBoost-System am Limit
  • Registrierung notwendig

Preis

  • 1.299,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    TomH

    Das hat nichts mit dem Instrument zu tun. Aber wie krank ist die Zwangsregistrierung?

    Sorry, egal was es ist, so kommt es mir nicht ins Haus. Für mich ich schon die Apple ID eine Zumutung. Die nutze ich dann im Grunde nicht, nur für das absolut notwendige. Auch die Tendenzen am PC in diese Richtung gehen gar nicht. (Windows 11 Installation mit Microsoft Account) Dann lieber Linux. Ketten brauche ich nicht.

    Diese Marketing Nasen gehen mit dieser „Verdongelung“ auf den Nerv.
    Hier und genau hier lobe ich mir die analoge Welt. Wenn digital bedeutet. Zwangsregistrierung, dann Bye Bye.

    • Profilbild
      ctrotzkowski

      @TomH ..ach Leute, Ihr verkennt die Vision und Vorzüge des volksrepublikanischen Social Scoring hinter diesem System!

      Ab sofort werden unsauberes Spiel und schlechter Musikgeschmack mit direkten Abzügen auf Insta, WeChat und den Rasterfahndungsdateien des Ministeriums für Terrorabwehr und Musikalische Hygiene bestraft.

      Das hat für uns Künstler den klaren Vorteil, dass bei der Suche nach dem nächsten Gitarristen unserer Band nur eine kleinere Bewerberzahl zur Audition eingeladen werden muß!

      Andererseits: Ein vierstelliger Betrag für ein paar Kilo seelenlosen Elektroschrotts….

  2. Profilbild
    dAS hEIKO AHU

    Mal abgesehen von euren zumeist berechtigten Einwänden: Hat überhaupt schon mal jemand angemerkt, daß das Ding für 1300Euro viel zu hässliche ist um es bei Tageslicht zu spielen?🤢

    Eine Bond Electra Glide war auch aus Carbon… sogar noch viel viel teurer. War aber gut verarbeitet, wenn auch die „seltsamen“ Frets bemängelt wurden. Und gekauft haben die Klampfe mit dem LED Display bestimmt auch nicht viele.

    Aber dieses Lavagedöhns: „Das kannste schon so machen – aber dann isses halt scheiße“

    ‚tschuldigung😁

    • Profilbild
      Aljen AHU

      @dAS hEIKO Die ersten Steinberger Spirit waren auch aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (aka „Carbon“). So ganz ohne LED. Sofern ich weiß, werden gut erhaltene Exemplare bis heute gesucht und entsprechend gehandelt.

      Ich mag meine 2019er, nur noch hölzerne, Spirit Deluxe trotzdem. Auch da sind Meinungen geteilt. Ich kann meine wenigstens nicht nur emotional ausdrücken, sondern auch rational begründen. Jedenfalls in diesem Fall. :-) Aber ich mag auch einige Keytars.

      Das Äußere dieser Lava-Reihe hat mich schon vom Anfang an angesprochen. Minimalistisch, eigen, aber doch traditionell – jede Flying V ist abgefahrener. Auf das Wesentliche reduziert, jede allzu prosaisch anmutende Technik diskret versteckt – ein bisschen wie die BRAUN-HiFi-Anlage aus den 1980er.

      In den teureren Lava-Modellen ist allerdings das Display und das Panel drumherum in der Tat grob stilbrüchig.

  3. Profilbild
    Aljen AHU

    Jegliche GAS-Anflüge werden hier sowieso schon im Ansatz durch die Klangbeispiele unterdrückt – so wirkungsvoll stelle ich mir sonst nur noch IRIS-T gegen russische Raketenangriffe vor.

    Bitte richtig verstehen – der Autor hat natürlich alles richtig gemacht, der Hersteller hingegen alles falsch.

    Da braucht man sich nicht auch noch künstlich im Kommentar wegen Online-Freischaltung zu empören. Du meine Güte, was interessiert mich, ob eine Sack-Reis-Fabrik meine einmalig generierte EMail-Adresse und „mein“ Foto (durch KI generiertes hübsches Mädl oder meinetwegen Deern im Dirndl, Samuel Beckett, The First Doctor…) samt ausgedachter Personalien irgendwo aufbewahrt. Im Gegenteil, wenn mich dann jemand per „Hello dear Wujek Chujek…“ anschreibt, weiß ich, welcher Registierung ich die Zuordnung zuzuschreiben habe. :-) Außerdem macht es Spaß, die zu verarschen.

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